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FRITZ MÜHLEMANN «FÖHN.STURM»

das Zugseil besteht aus hundertzwei Drähten
und einer Kunststoffseele
die garantierte Bruchfestigkeit
bei zweiundfünfzigtausend Kilogramm
gewährt zehnfache Sicherheit
doch die Drahtseilbahn zur Heimwehfluh
nimmt den Betrieb erst im Mai auf

ein Kiesweg führt durchs Wäldchen
hoch zur Fluh
ich pfeife alte Schlagermelodien vor mich hin
‚Ein Schiff wird kommen‘
‚Junge, komm bald wieder‘
bedenke vor dem Ameisenhaufen
die Sorgen der Mütter
und das Abwesen

die Emsen ein und aus
immer strebend und gelassen sich bemühn
verschwinden in schwarze Löcher
tauchen auf aus schwarzen Löchern
Larven Insekten Raupen Stöckchen
in den Kieferzangen

das Chaos bleibt staufrei organisiert

tägliche Bewegung
beugt der Demenzerkrankung vor

den Abgrund zum Vater zur Mutter das Weh
zu Füssen zwei Seen
thront die Fluh

mein Blick schweift über das Bödeli
das behäbig Heimat verspricht
und mir doch fremd bleibt
grell leuchtende Farben
der Ruf der Ahnen
feudale Schlösser
Landsitze
Trauben
Feigen

zum Greifen nah legen sich mir die Firne
silbern verklärt ins Zwischenhirn

Föhn
Sturm

tobt der trockene Fallwind
über das Bödeli
deckt er Häuser und Ställe ab
entwurzelt Bäume
reisst Felsstücke los
wirft Boote auf den Seen umher

am Himmel dräuen Zeppelinwolkenschiffe
Glockentöne und Wildbachtosen
dringen von weither ans Ohr
Kreuzottern verlassen ihre Schlupfwinkel
zischeln giftig
die Hornissen sind reizbar
kein Singvogel zu hören

der unergründliche Atem des Herrn
bricht aus der Stille

der Balg hat es abgesehen auf irgendein Glütlein
bläst es an
bis so mancher First eingeäschert ist

Horn und Sturmglocken rufen zum Einsatz
auch Brandmeister und Schlauchlenker
sind nicht gefeit vor Föhnkrankheit
einer Mischung aus geistiger Apathie
und sexueller Erregung

nach erfolgtem Löschdienst
wird auf Kosten der Gemeinde ein Trunk getan
bei dem auch mal Unberechtigte
einen über den Durst bechern

das muss ein Föhnsturm sein
der mir zur Nacht ein Licht ansteckt
Aufruhr stiftet im Gehirn
wirre Dramen inszeniert

wild jagend meinen Text zerzaust
die Zeiten durcheinander wirbelt
mich über den Rand hinausschreiben lässt
bei den Göttern unterbringt

aufgewühlt blättere ich morgens
in diesem ungebärdigen Bilderbuch
bis mein Blick sich durch Klarheit trübt
Frühstückskaffee meine Welt ins Lot bringt



Fritz Mühlemann wurde 1950 in Bern geboren. Er ist Fotograf, Schriftsteller,
Psychologe, Rentner und Traumwanderer mit Heimatort Bönigen auf dem Bödeli
zwischen Thuner- und Brienzersee. Über die Jahre hat er zahlreiche Ausstellungen
realisiert und Bücher veröffentlicht, unter anderem den Wiener Roman «dort
wohnen die Narren» (edition clandestin, 2015), eine Spurenmontage aus
Fotografien und Prosagedicht oder «kein ort aber krähengelächter», (Dendron
Verlag, 2015), eine Sammlung, die Bilder und Texte vereint, die im Austausch mit
Romie Lie entstanden. Neu bei edition clandestin: «Föhn.Sturm»

Fritz Mühlemann «Föhn.Sturm», Edition Clandestin, 2024, 176 Seiten, CHF ca.
38.90, 978-3-907262-57-3

Klaus Merz, Träger des Schweizer Grand Prix Literatur 2024 über «Föhn.Sturm»:
Lieber Fritz Mühlemann, das sitzt! Auf dem Hintergrund von Historie und eigener
Familiengeschichte entsteht vor unseren Augen ein buchstäblich illustrer Bericht
und grosser Bericht.

Webseite des Autors

Beitragsbild © privat

Veröffentlicht am 1. Juli 202420. Mai 2024Kategorien AutorIn, Fritz Mühlemann
CHTags edition clandestin, Föhn.Sturm, Fritz Mühlemann


HELGA BÜRSTER «STEINE»

Der Alte kniete auf dem Platz vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude, in dem
jetzt die Anderen wohnten. Er arbeitete immer hier, wenn die Galeerensklaven mit
ihren brüllenden Gesängen aufzogen. Sie fingen schon wieder an, die Pflasterung
aufzureißen, als er unten auf der Straße angekommen war. Vom Balkon aus hatte er
den Platz im Blick, nur kam er nicht mehr so schnell die Treppe runter. Es war
nicht der erste Aufzug vor dem Gebäude und er kannte den einen und die andere.
Nachbarssöhne und Töchter. Er war selbst ein Galeerensklave gewesen, damals, er
kannte sich aus. Wenn sie kamen, ging er mit seinem Fäustel auf die Straße. Er 
musste wieder in Ordnung bringen, was sie anrichteten. Einer musste die Löcher
flicken, die sie rissen. Einer musste das alles wieder heil machen. Wozu war er
Steinsetzer gewesen. Einer der Besten. Er räumte auf, setzte Stein um Stein an
seinen Platz zurück, und kümmerte sich nicht um die 

Vorwärts! vorwärts! 

Schlacht, die um herum tobte. Er hörte nicht hin, langte nach einem weiteren
Basaltstein, der lose herumlag, und drückt ihn in ein Loch. Dann nahm er den
Fäustel und klopfte Stein um Stein im Sandbett fest. Ein Knallkörper zischte
dicht an seinem Ohr vorbei, eine Weile hörte er nichts mehr. Er sah nicht auf.
Er arbeitete weiter, immer weiter, von Loch zu Loch, während um ihn herum neue
aufgerissen wurden. Er wollte das nicht sehen, auch dann nicht, als die Polizei
kam und alle aufforderte, den Ort zu verlassen. Niemand hörte darauf. Ein
Wasserwerfer schleuderte einen Strahl über ihn hinweg. Harte Tropfen regneten
auf seinen Rücken nieder. Er bückte sich nach einem weiteren   

mögen wir auch untergehn

Stein, obwohl sein Kreuz schmerzte. Berufskrankheit. Er war längst zu alt zum
Kriechen, aber er hatte Schuld zu begleichen.   
Ein junger Kerl riss ihm den Stein aus der Hand, den er gerade 

Mann für Mann!

aufgehoben hatte. Einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und er sah sich
selbst, seinen alten Hass, die Angst und Wut. Er wusste noch gut, wie sich das
angefühlt hatte. Der Junge mit dem Stein war in dem Alter, in dem er selbst ein 
Galeerensklave geworden war. Er packte den Jungen am Handgelenk. 
„Ich kenne dich.“
„Fresse halten!“
Der Junge riss sich los, nahm Anlauf, streckte sich, holte in einer eleganten
Bewegung aus, als ob er das tausend Jahre geübt hatte, und 

durch unsere Fäuste 

schleuderte den Stein gegen das brennende Haus. Ein Tier im Sprung,
blutberauscht, schön und abscheulich. Das dachte der Alte, obwohl er sich das
Denken lange abgewöhnt hatte. Der Stein prallte gegen die Wand aus
Plexiglasschilden, hinter der sich die Ordnungshüter so schnell verschanzt
hatten. Dahinter turnten die Anderen schutzlos auf den Simsen und Balkonen,
einer hing wie eine Bettdecke von einer Brüstung, Scheiben barsten und Flammen
schlugen aus Fensterlöchern. Das Haus schrie. Ein Feuerwehrwagen blieb im Gewühl
stecken. Eine sprang aus dem dritten Stock, angefeuert noch und beklatscht.
„Immer schön runter! In den Dreck. Dreckspack!“
Er hatte nur kurz hingesehen und den Kopf dann wieder gesenkt. Er hatte besseres
zu tun, er flickte 

durch Nacht und durch Not 

die Löcher, die gerissen wurden und auch diejenigen, die gerissen worden waren.
Alle Löcher dieser Welt zu flicken, etwas Besseres hatte er nicht zu bieten.

„Fünf Millimeter, wenn´s recht ist. Ein deutscher Mann sieht nicht aus wie ein
Zigeuner oder Jud!“ 
Der Friseur, der einen Kerl aus ihm machen sollte, war ein schmächtiges
Bürschchen gewesen, einer mit flottem Führerbärtchen und zackiger Pose. Er
selbst hatte auf dem Stuhl im Herrensalon gesessen, die Haut klebrig vom
Schweiß, das rissige Kunstleder kratzte im Rücken. Im Spiegel lief ein Film mit
ihm als bestem Nebendarsteller. Wie ich zu dem wurde, was ich zu sein habe. Sein
Vater hatte hinter ihm gestanden, stramm auf den Beinen, während der Friseur auf
dem Jungenflaum tänzelte, der auf den Boden schneite. Als er ihm schließlich den
Nacken ausrasierte, wurde ihm kalt. In der Geschichtsstunde hatte der Lehrer
Bilder von römischen Galeerensklaven gezeigt.  Abbildungen alter Ölgemälde. Die
Sklaven hatten ausgesehen, wie er jetzt, wie sein Vater schon lange. Wie alle.
Der Lehrer hatte gesagt, der geschorene Kopf sei das Mal der Unterwerfung unter
die römischen Herren gewesen. Bestimmt hatte er gelogen, denn sein Vater
behauptete doch, sie seien jetzt und immerdar

Kamraden, dir! 

die Herren der Welt. 
Ein leiser Zweifel hatte ihn damals befallen, der bohrte seitdem in ihm, ob er
nämlich Worten trauen konnte. Je nachdem, wer sie aussprach und wer sie hörte,
bedeuteten sie mal dies und mal das. Dazu kamen die Spitzfindigkeiten, die er
nicht begriff.  Also war er lieber Steinsetzer geworden, denn ein Stein ist ein
Stein. Heute wusste er, dass selbst das nicht immer stimmte. 
Er kroch auf Knien weiter und sammelte einen Armvoll ausgerissener Balastquader
ein. Sorgfältig reihte er sie neben dem Loch auf, das er zu flicken begonnen
hatte. Er erkannte mit bloßem Auge, dass alles passen würde, denn er hatte schon
zu viel geflickt, da konnte ihm niemand etwas vormachen. Jemand stieß ihn in den
Rücken. Sirenen heulten. Gelbblaues Licht zuckte über den Platz. Er arbeitete
bedächtig. Sein Herz schlug im Takt des Fäustels. Er atmete ruhig. Aus dem Dach
schlug 

die neue Zeit

das Feuer. Balken krachten, Scheiben klirrten und er hob für einen Moment den
Blick, um zu sehen, was da los war. An einem Fenster stand eine Frau, ihr Umriss
zeichnete sich vor den Flammen ab, die hinter ihr loderten. Unten breitete die
Feuerwehr Sprungtücher aus. Sie hielt ein Kind im Arm. Wie damals, dachte er und
verfluchte sich fürs Hinschauen, aber es war nicht mehr zu ändern. Die Bilder
schoben sich übereinander. Die alten und die neuen. Es gab ein Hier und ein Da.
Die Frau von damals hatte auch ein Kind gehalten, Flammen im Haar, die heilige
Barbara, während unten die Galeerensklaven Löcher rissen. Die Frau hatte ihn
angesehen und das Kind 

flattert uns voran 

geworfen. Und er? 

Der nächste Stein passte in das nächste Loch. So ist es gut, dachte er. Sein
Herz schlug wild, denn der Führer persönlich hatte ihm damals die Hand
geschüttelt, war aus seinem Bunker gestiegen, hatte ihm zugelächelt mit
zuckenden Mundwinkeln, ihm und ein paar anderen Jungs, die eilig
zusammengekratzt worden waren, den Krieg noch zu gewinnen, so kurz vor dem Ende,
Kanonenfutter, das man dem Schüttelgelähmten vor die Füße stellte, um seinen
Tremor zu besänftigen. Ein schöner Frühlingstag war das gewesen und so voller
Hoffnung, denn die Kirschbäume hatten geblüht. An diesem wunderschönen
Frühlingstag verlieh 

wirst leuchtend stehn

der Führer ihnen Orden. Warum hatte die Frau damals ausgerechnet ihn angesehen?
Er war nur ein kleiner Galeerensklave gewesen, der von nichts gewusst hatte.
Seine Knie schmerzten. Der Stein, den er gerade hielt, fiel ihm   

als der Tod 

aus der Hand. Er hob ihn auf und legte ihn in das Loch, das er für den Stein
vorgesehen hatte, aber er passte nicht hinein. Alles tat ihm weh, der Nacken am
allermeisten. Er streckte seine schmerzenden Glieder. Die Frau mit dem Kind
stand immer noch da. Sie blickte ihn in

Ewigkeit! 

an. 

 

Helga Bürster, geboren 1961, ist in einem Dorf bei Bremen aufgewachsen, wo sie
auch heute wieder lebt. Sie studierte Theaterwissenschaften, Literaturgeschichte
und Geschichte in Erlangen, war als Rundfunk- und Fernsehredakteurin tätig, seit
1996 ist sie freiberufliche Autorin. Zu ihren Veröffentlichungen zählen
Sachbücher und Regionalkrimis, zudem wurden von Radio Bremen/ NDR sowie vom SWR
Hörspiele von ihr ausgestrahlt. 2019 erschien ihr literarisches Debüt «Luzies
Erbe» und 2023 ihr Roman «Als wir an Wunder glaubten«, beide bei Insel/Suhrkamp.

Beitragsbild © Uwe Stalf/Insel 

Veröffentlicht am 15. Juni 202417. April 2024Kategorien AutorIn, Helga Bürster
DTags Als wir an Wunder glaubten, Helga Bürster, Insel, Lucies Erbe


KARIN PRUCHA «WAS WÄRE HÄTTEN WIR DIE GRENZEN NICHT» GRENZZYKLUS

1

der grenzen ohne

was wäre 
wenn die grenzen nicht 
gewesen
dein butterblumenkleid 
verschmölze
unter meinen füßen
nicht
zu dunklen flecken
dein warmes lachen
wäre 
keine einbildung
und
flöße
ohne halt ins 
meer
wär 
deine stimme noch
so frisch und ohne zaudern
hätt 
ich sie noch
gefangen
in meinem
land
in meinem 
eigenen
das vorher 
doch ein ganzes war
ein einziges
ein großes
ein immerdar
und immer fort
verfließt
dein lachen
deine worte
kenn ich 
als
ob sie gestern
noch gesprochen
dein klang so zauberhaft
in meinem ohr
sind meine worte
auch in deinen
so klanghaft
wie die 
schätze
aus 
den sagen
wölben sich
die neuen 
grenzen
ein 
in deine worte
und machen 
meine
kalt
und bin 
sie los
wohl 
ob
der grenze
gehe ich
ins neunte jahr
und höre 
deine stimme
im flüstern
aller meere
im salzigen
und süßen
wird sie 
nimmer ganz
und ich
bin 
ohne
deine worte
nicht 
mehr 
ich

«lavant v morju» Foto © Karin Prucha

 

2

was wäre hätten wir die grenzen nicht

ich läg nicht brach
in deinem mutterschoß
verschlöss nicht meine augen
hätt nicht diese angst
zu leben
auf die welt
zu kommen
in der das andere
das fremde 
ist
so grausam
abgelehnt
so voller 
wut
so voller 
hass
so voll
von anderssein
das 
ich
nicht
kenn
den hass
noch 
nicht 
bin 
ich 
schon 
fort
am anderen ufer
teste ich 
mein 
leben
im 
anderen
im
neuen
und
wünschte 
meine
fremdheit
nicht
ich möchte weg hier
dein verdammen
ist mir heilig
du
bist
mein letzter grenzpfahl

«in tiefen landen» © Karin Prucha

 

3

hätten wir die grenze nicht

ich wäre anders
hier
geboren
mein kopf
wär
frei und ohne balken
kein fremdes
machte angst
die 
furcht
vor eignem
wäre 
weg
nicht hier
im heute
sind 
die leute
voll 
von abwehr
und der grenze
im kopf
im 
eignen
ist ohne denken
ohne sehnsucht
das
ohne
ander
und das eine
such ich
immer
noch
im zweifeln
in der angst
und hass
und
lass nicht 
zu
dass
andere
das eine
kriegen 
von dem sie träumten
dass es
doch
das ihre
ist

«zeiten.gehen» © Karin Prucha

 

4

hätt deine worte nicht

ich würd sie finden
im graben umgedreht
tief eingepfercht
in dunkle erde
hätt keine ruh
ausgraben würd ich sie
und nehmen
was mir zusteht
du
wärst nicht hier
an meiner seite
ich fänd dich nicht
an diesem ort
dein heiliges
wär schon gegangen
mich hättest du nicht
mitgenommen
an deinen 
anderen
ort
wär zuchthaus mir
und auch verwesung
an einem andern
heilgen ort
die schande fühlbar
für das
was war
und doch im eignen
wohnt

© Karin Pruche

 

5

ich grabe aus

was nicht zu finden
im dunklen tann
im wald beim ort
dort hört ich
deine schreie
du schliefst für stunden
nicht zuhaus
hast deine sachen
ruhig genommen
dein feld
war ausgegrenzt
vom jäger
er hatte
nicht an dich
gedacht

du folgtest
einer fährte
weiß
im schnee
so weiß
im dunklen
war das blut
viel heller
als im morgenschein

du hörtest 
deine stimme
rufen
im morgengrauen
voll angst
die jäger
sahen deine spuren
und 
hielten
eingeweide
andacht
an deinem grab
dem ausgegrabenen

© Karin Prucha

 

6

dein atem ist jetzt

zum schluss
war deine spur
im weißen
aufgelöst
das
was du umgegraben
ruht
jetzt
im schweigen

in ruhe
unheilvoller stille
verschwindet diese zeit
fehlt der erinnerung 
das gedächtnis
der grausamen erlebnisse

und doch 
fühl ich dich heute noch
die zeit ist hier

im wasser fließt
dein atem immer noch
an einem fleck
geschmolzen 
mit offnen wunden
zweigeteilt
bereit 
in würde
und gerechtigeit
zu tauen

die wichtigkeit des fühlens
der umarmung
der klang der beiden sprachen 
eins

dein atem jetzt

(veröffentlicht Karin Pruchas Buch «Anderland I druga dežela»),

(Auf literaturblatt.ch finden Sie aktuell einen Auszug aus Karin Pruchas
entstehenden Roman «Das Salzige an den Rändern»)

Karin Prucha «Anderland druga dežela», der wolf verlag, 2021, 216 Seiten,
Klappbroschur, ISBN 978-3-903354-07-4

Karin Prucha, geboren 1964 in Wien, mit rumänischen, slowenischen und
tschechischen Wurzeln, aufgewachsen in Kärnten/Koroška und Wien. Schreibt seit
der Kindheit Lyrik und Prosa. Studien der Germanistik, Philosphie, Kultur- und
Kommunikationswissenschaften. Coaching-, schauspielerische und
Flamencotanz-Ausbildungen. Lebt in Klagenfurt/Celovec. Schriftstellerin,
Dramaturgin und Regieassistentin am Theater. 2021 erscheint das jüngste Buch
«Anderland I druga dežela» mit literarischen Wasser-Inszenierungen. 2023 das
literarisch-musikalisches «Duett asche und haut» als neue performative Form und
Zusammenarbeit mit der Musikerin Lena Kolter.

Derzeit Arbeit am Roman «Das Salzige an den Rändern», Lyrikprojekt «Medea»,
Stück «Anderland I druga dežela» für Poesie, Tanz und Musik.

Webseite der Autorin

Beitragsbild © Karin Prucha

Veröffentlicht am 1. Juni 20241. Juni 2024Kategorien AutorIn, Karin Prucha ATags
Anderland druga dežela, der wolf verlag, Karin Prucha, was wäre hätten wir die
grenzen nicht


JULIA KULEWATZ «AN DER WORTGRENZE»

Es gab eine Unzeit, in der mein schmal gewordenes Fenster zu einer
fremdbestimmten Außenwelt in einem ungewollten Briefschlitz in einer fremden
Halbstadt ohne Hafen, in einem noch fremderen Rathaus bestand. Als Strandgut war
ich zunächst unerwartet angespült worden, und es gab Menschen, die mich über den
Schlitz fütterten.

Währenddessen bewohnte ich ein mir zugeschriebenes Zimmerquadrat, einen
Container in Beton auf Zeit in einem Hinterhaus, vor dem das zweigeteilte
Rathaus stand, in dem alle Mitbewohner einen ständigen Wechselreigen vollzogen,
der einem absurd bedrohlichen Tanz ohne Syntax glich. Nur ich blieb, weil das
vertraglich eben so geregelt war, und schrieb um mein Leben. Andere hatten
dieses bereits abgeschrieben. Das Rathaus stand auf einer steinernen Brücke,
unter der ein träge reißender Fluss floss, der seine Fließrichtung dem
politischen Geschehen anpasste. Wann und wie das geschah, entschied allein der
Fluss. Ich aber ernährte mich von verzweifelten Briefen.

Nachts wurden Stimmen als Gewirr an mir laut. Alles kratzte an Beton. Sie von
außen, ich von innen. Strukturen und Risse bekamen einen eigenen
mitternachtslangen Atem. Die Verlebendigung der Dinge lauerte in jeder Ecke, und
an den vier Betonquadratflächen wuchs ein vielstimmiges Brummen aus männlich
anmutenden Hohlkörpern, die ein dissoziatives Klangkollektiv bildeten, von dem
ich wusste, dass es mich mit der Zeit auflösen würde, je näher es kam. Jemanden
abschreiben ist ein pathologischer Prozess. Das wusste auch der Fluss unter der
steinernen Brücke, in den ich mich nicht stürzen konnte. Unter-Wasser-Sein war
einer meiner wenigen, völlig freien Gedanken, den ich gleichzeitig auf meinem
Trommelfell tanzend fühlen konnte. Wenn die Stimmen aufrückten, begann ich,
bereits ausgelesene Briefe unbeantwortet in mich hineinzustopfen. Meine
Stopfbewegungen während des Fressvorganges waren wie alles andere hier streng
durchchoreographiert. Gut, dass das niemals irgendjemand zu sehen bekam. Papier
war wertvoll, Zeile-für-Zeile-Zweifel. Ich-hungrig. Hunger-Ich. Hungrich. Zurück
blieb alles Einverleibte, Schalldämmung, als sei ich ein luftloses Gummiboot,
dem man weder Pumpe noch Atem hätte spenden können.

Ich erblickte das Licht der Welt unter Wasser an einem Freitag, dem 13. Es war
der Tag, an dem meine Schwester an mir ertrank. Ich habe vergessen, wie
Schwimmen geht, wie man sich oben, den Kopf über Wasser hält. Alle erinnerten
Bewegungen, die damit in Zusammenhang stehen, sind ohne Hoffnung auf Bergung
hinter meiner Stirn verschwommen. Wasserwege kennt auch die Urgroßmutter im
Mittelmeer. Nur noch ein halber Mensch, vielmehr im Unterleib schon eine
weiterhin sinkende Fürstin zur Tiefsee. Wir trieben voreinander her, immer dann,
wenn ich meine Gedanken an den Fluss trug.

Jetzt halte ich ein Meermahl mit Briefen ab, und wir verschlingen einander, bis
es um uns stiller wird. Bis ich ganz voll bin und mit dem Platzen drohe,
Wortfetzen spuckend, so will es das Bild. Ich sehe ein, der Schlitz ist mir nur
ein halber Freund, das Rathaus gar keiner, der Fluss ein ferner Geliebter auf
Reisen, wie die verschleierte Sonne, aber manchmal mit Perlenkoffer und dann mit
für immer verschlossenen Süßwassermuscheln in den Geheimtaschen eines
verwaschenen Fracks. In Salz reingewaschen, kann man nicht lügen, das ist wie
Tränentrinken.

Neben mir war das Quadrat von Büchern bewohnt. Ein wackliger
Turmbau-zu-Babel-Versuch wankte in jeder der vier Zimmerecken eigenmächtig
rufend vor sich hin. Ich war und blieb nicht mehr als ein Geist unter ihren
durchsichtigen Stimmen, mit denen sie unaufhörlich auf mich einsprachen, um
Berührung baten. Man wollte mich zum Lesen bewegen. Keinen einzigen Brief hatte
ich verdaut, am schwersten aber wogen die Handschriften in mir, die hatten, so
ahnte ich es, ganze Schiffe versenkt, aber was sonst hätte ich hier essen
können? Schließlich wusste man nie, was der Fluss trieb und wie weit.

Ein einziges Wochenende im Jahr stand der Fluss in bunten Flammen, war nach oben
und unten hin in allen Farben verspiegelt und die betrunkenen Gummiboote meiner
Erinnerung trieben munter und völlig unkoordiniert durch das von Nord- und
Südseerauch begleitete Feuerwerk des Flusses. Das Feuerwerk war ein
menschgöttlicher Frevel und strebte wie die Buchtürme meines Containers dem
Himmel entgegen, bevor es ganz in sich zusammenfiel, bevor alles auslief. Mir
war es dann, als würde die Urgroßmutter, die ich liebevoll „Tiefsee“ nannte, den
spitzen, dauerhaft aufgeweichten Zeigefinger heben. Ich stellte mir vor, wie ihr
alle Fische gehorchten, selbst die auf dem Wasser treibenden, wenn sie auf ihrem
Thron aus Knochen und Gräten saß, eine eigene Ahnenlinie aus Fischen und
Menschenleibern in jeder Silberschuppe. Mit diesem Gedanken schlage ich die
Augenlider nieder, und meine Wimpern werden mir selbst ein fadenscheiniger
Vorhang aus feinsten Haarkurven, das ein oder andere Mal sogar lückenlos und
wasserfest getuscht. Ich weiß es nun ganz sicher: In Salz rein gewaschen, kann
man nicht lügen, das ist wie Tränentrinken.

Die Zeit floss träge an mir vorüber, solange ich gut zu schweigen übte. Die
Stimmen verschwanden nicht, vielmehr fanden sie einander und kreierten neue
Geschichten aus unbelebten Texten. Jedes Buch war ein Zuschlag, Briefe von
Fremden, gelandet im Briefschlitz mehr oder weniger schmackhafter Nachschlag.
Wie hätte ich auch nur an Befreiung aus dem Betonquader denken können, jetzt, wo
mir nachts die Tiefsee sang? Jetzt, wo mir unser aller Urgroßmutter den Kopf
höchstpersönlich schüttelte?

Es ist nicht so, dass ich das Schwimmen inzwischen neu hätte erlernen können.
Alles, was ich tat, waren Übungen auf dem Trockenen, oft ohne Sinn und Verstand.
Ich wusste mit aller Klarheit, dass selbst ein sehr kleines Aquarium im Zimmer
mir eine Art Rettung hätte bedeuten können. Natürlich hätte die Grundform ein
Quadrat sein müssen. Es wäre bestenfalls ein Schweigen mit befreundeten Fischen
geworden, alles hinter Glas, durchsichtig, wie ich. Mondscheinfadenfische oder
Mosaike wäre schön gewesen, eine Kommunikation über Fäden und Finger, über
Augenpaare und glänzende, zuckende Leibeigenschaft. Wie gut, dass es hier um
mich keine Spiegel gibt. Es ist seltsam, wenn auch der Wasserhahn zu krähen
aufhört, im Schweigen ist er lauter geworden, rostig gar und kalkig verhärtet
war sein Gesang. Jedem Fisch hätte ich einen quarzigen Stein der Anbetung
geschenkt, und gemeinsam hätten wir alle Gebete geschwiegen.

Ich hätte weiter von Weltenflucht träumen können, wäre da nicht eines Tages
plötzlich das Boot gewesen …

Eines Tages steckte man durch den Briefschlitz des inzwischen modernisierten,
aber noch immer geteilten Rathauses ein sehr eng zusammengefaltetes Gummiboot.
Es passte nach der Entnahme genau auf meine linke Hand, die sich der Welt durch
ungewollte Wassereinlagerungen beachtlich angeschwollen darbot. Man verschloss
wie im Vorübergleiten meine Sicht mit dieser freundlich anmutenden Geste ganz,
ich sah noch die fremde Hand, wie sie an einem schwarzen Anzug herabhing und im
Schlendergang von mir ging. Auch das Boot war ein Geteiltes: Die Unterseite war
von himmelblauer Farbe, die obere gab sich wie ein weites, gelbstinkendes
Rapsfeld. Ich könnte Teil des Flusses werden, wenn mir nur nicht zu früh die
Puste ausginge, schoss es mir augenblicklich durch den Kopf. Der spitze,
aufgeweichte Zeigefinger meldete sich daraufhin kurz. Ich erinnerte mich an ein
Bild der Urgroßmutter, Tiefsee, mit knöchellangen, schwarzfließenden Haaren auf
einem durchnässten Kleid. Das Boot kam überraschend und ohne Zubehör, aber mit
eindeutigem Slogan: „LASST UNS ALLE DIE ZÄHNE FLETSCHEN!“ stand in serifenlosen
Capital Lettern zwischen falschem Himmelblau und stinkendem Rapsgelb als
wasserfeste Wortgrenze in drohend glänzendem Schwarz auf dreieinhalb Metern
weichgemachtem PVC geschrieben. Ich wusste; die Tiefsee hatte bis zu ihrem Tod
alle Weisheitszähne behalten.

Übereilt beschloss ich eine Flucht in Wortfetzen, von mir gesponserter Atemluft
und in mir gelagertem Wasser, denn ein eigenes Aquarium, so musste ich einsehen,
blieb ein unerfüllbarer Traum vom artübergreifenden, allumfassend gemeinsamen
Schweigeerleben. Ich befürchtete, einem aufgeblasenen Tierkörper Leben
einzuhauchen, das Boot hatte Zähne, das wusste ich bereits. Jeden Tag befüllte
ich das Rettungsmittel, bis ich keinen Atem mehr hatte. Ich würde schwimmfähig
werden durch Luftverkehr. Es kam der Tag, an dem das Boot beinahe mein ganzes
Zimmer füllte. Ich aber war weniger als ein luftloses Geistwesen, das noch immer
schwere Briefe zu verdauen hatte. Mit der Atemluft waren Buchstaben aus den
Briefen aus meinem Verdauungstrakt in das Innere des Schlauchbootes gewandert,
Rapsgelb und Himmelblau hatten einander buchstäblich eingetrübt. Die Wortgrenze
verschwamm. Doch ich war sicher, alles unter mir würde dem Flusswasser
standhalten. Meine Befreiung gestaltete sich unerwartet leicht. Der Vertrag lief
aus, und man gestattete mir nicht länger, ein „überteuertes Pensionszimmer“
hinter dem Rathaus zu bewohnen, auch die Büchertürme müssten schnellstmöglich
verschwinden, sagte eine Altfrauenstimme hinter dem mir zugeteilten Briefschlitz
barsch, während sie einen letzten unverdaulichen Brief in meinen Rachen einwarf.
Ich trennte das Zimmerquadrat auf die sanfteste Art von mir ab und ließ nichts
zurück, das man mit mir hätte verbinden können. Ich war nicht traurig, denn in
Salz reingewaschen, spricht man die Wahrheit, das ist ein Tränentrocknen.
Befreit trug ich alle meine Bücher im Schlauchboot auf den Fluss hin zu. Die
Tiefsee aber schwieg in mir.

Julia Kulewatz wuchs abwechselnd in Berlin und Erfurt auf. Es folgte das Studium
(Literaturwissenschaft, Philosophie, Modezeichnen, Choreografie) in Erfurt und
Seoul mit weiteren Studienaufenthalten in Shang Hai und Tokyo. In Seoul
arbeitete sie für das Goethe-Institut sowie an der Sungkyunkwan University für
den internationalen Austausch unter Studenten und Lehrenden. Neben eigener
Kreativarbeit oblag ihr die Programmarbeit und Betreuung von Künstlern im
Goethe-Institut, u. a. von Herta Müller und Christian Kracht. Zudem ist sie
Dozentin für Kreatives Schreiben an der Universität Erfurt und an verschiedenen
Volkshochschulen. 

Offizielles literarisches Debüt 2017 mit dem Kurzgeschichtenband Vom lustvollen
Seufzer des Sudankäfers (ed[ition]. cetera). 2018 Regiearbeit für das
Theaterstück „50 Shoes of Grey“, basierend auf der gleichnamigen Kurzgeschichte,
Uraufführung in Erfurt. 2019 Gründung des unabhängigen Publikumsverlag, kul-ja!
publishing. 2020 zweiter Erzählband, Jenseits BlassBlau (Edition Roter Drache).
Literarischer Schwerpunkt lag zunächst auf Kurzprosa mit zum Teil stark
lyrischen Elementen. 2021 zweisprachiger Lyrikband Orkaniden. Sturmgedichte,
counting magpies (ebenfalls zweisprachig, kul-ja! publishing). 2022 Auszeichnung
der Stadt Neu-Ulm mit dem Stadtschreiberstipendium, auch veröffentlichte sie
ihren Essay Königin der Nacht. Wider den schönen Schein in Mozarts „Zauberflöte“
(kul-ja! publishing). Anfang 2023 Debütroman Dysfunctional Woman. 2024
Fortsetzung Dysfunctional. Dieses Jahr erscheinen die beiden Gedichtbände O Nyx
und Nereiden reden nicht. Für 2025 sind vorgesehen Woman (Roman) und Fast so
traurig wie Linda (Lyrik).

Beitragsbild © privat

Veröffentlicht am 16. Mai 202416. Mai 2024Kategorien AutorIn, Julia Kulewatz
DTags An der Wortgrenze, Dysfunctional Woman, Julia Kulewatz, kul-ja! publishing


NATHALIE SCHMID «WACHOLDER»

Wacholder

Kratzer vom Windspiel an der Haustüre
ein verstopfter Tränenkanal & Treppenhausgeschwätz.
Von irgendwo die Erinnerung an Wacholder. Wirst du
mich auch lieben wenn ich das Gedächtnis verliere?
Über die Küchenablage flattern Dämonen wie kleine
schwarze Schmetterlinge ihre Schuppen fächern auf.
Nie weiss man wo als nächstes das Licht hin fällt und was
im Schatten liegen bleibt aber man bittet weiter
um die Zuversicht des Himmels.

(aus dem Gedichtband «Gletscherstück»)

 

In Spuren

Am späten Sonntagnachmittag ist es still
in der Siedlung man hört nur selten
eine Stimme die etwas ruft ein schwaches
Zirpen von einem Vogel. Die Septembersonne
wärmt noch einmal kräftig und die Sonnenblumen
der Nachbarin leuchten. Von Weitem hörst du
das Knattern eines Mopeds bis es sich am
Waldrand verliert du denkst an deine
Schwiegermutter wie sie auf ihrem Solex
über die Grenze fuhr um sich eine Dauerwelle
machen zu lassen vor über sechzig Jahren.
Du besuchst sie oft in diesem Herbst du kannst
ihre verbleibende Zeit sehen ein Haufen Schnee
der in der Septembersonne glitzert. Sie würde
noch immer all deine Pflanzen retten das hat sie
schon oft getan mit Stirnrunzeln und grosser Hingabe.
Gebt mir noch einen Frühling und einen Sommer in
diesem Haus sagt sie seit Jahren. Ich halte doch alles
in einem tadellosen Zustand. Eine Hornisse
knallt gegen das Fenster und von irgendwo
kommt Glockengeläut. Du denkst an die Karpfen
im Lengnauer Weiher wie langsam sie
an die Oberfläche schwimmen fast bewegungslos
lassen sie sich treiben im Sonnenlicht. Du versuchst
dir vorzustellen wie sie Zeit wahrnehmen die Tage
im Regen fallende Blätter die Dunkelheit. Wieder Tage.
Eisschichten auf dem Weiher die unterschiedlichen
Temperaturen von Wasser. Du hast es gesehen
ganz nahe kommen sie einander als folgten sie
einer Spur als vergewisserten sie sich ständig
um die Anwesenheit des Anderen.

(aus dem Gedichtband «Gletscherstück»)

 

mutters legende grace

mit vornehmer distanz wollte sie
für ihren vater von bedeutung sein
im gegensatz zu ihrem vater war sie
mehr eine künstlernatur versprühte
mal eleganz mal insektenmittel
ein neuer formtyp grace
hat eine schwäche für vaterfiguren bringt
diese aus dem gleichgewicht wenn
das brave mädchen plötzlich im nachthemd
und das war diese art von heldin
ich brauche damen die im schlafzimmer
zu nutten werden

man hält an sich mit disziplin
wird es möglich einen leibhaftigen
fürsten für den vater wie gross 
ist monaco? 4 schrankkoffer 56 weitere 
gepäckstücke 72 verwandte freunde
und 110 journalisten
hat sie besondere gedanken 
wenn sie ihre heimat verlässt? 
sie muss viele qualitäten haben 
weil er einen fürchterlichen charakter hat

überflüssig und unterbeschäftigt
und einfach kein glücksgefühl mehr
fällt zur staatskrise das comeback aus
bleiben gepresste blumen einer liebenden 
aber strengen mutter
auf bettwäsche und tapeten
es gab keinen grund für diesen unfall
es gab den ersten trauergottesdienst 
für eine frau der im fernsehen
übertragen worden ist

(aus dem Gedichtband «Die Kindheit ist eine Libelle»)

 

Nathalie Schmid, geboren 1974 in Aarau (CH). Sie studierte am Deutschen
Literaturinstitut Leipzig und arbeitet als Schriftstellerin und
Erwachsenenbildnerin. Bisher sind von ihr drei Gedichtbände erschienen, zuletzt
«Gletscherstück» (Wolfbach, 2019), «Atlantis lokalisieren» (Wolfbach, 2011);
davor «Die Kindheit ist eine Libelle» (Lyrikedition 2000, 2005).. «Lass es gut
sein» (Geparden Verlag) ist ihr Debütroman. Für ihre Texte hat sie u.a. den
Publikumspreis des MDR-Literatur-Wettbewerbs und ein Aufenthaltsstipendium der
Stiftung Landis & Gyr in London erhalten.

Webseite der Autorin

Beitragsbild © Claudia Herzog

Veröffentlicht am 30. April 202410. April 2024Kategorien AutorIn, Nathalie
Schmid CHTags Geparden, Lass es gut sein, Nathalie Schmid


EVA STRAUTMANN «FARBKLANG»

Farbklang

Im strahlenden Licht
fremden Augenscheins
blendet sich wider stilles Verwesen grellen Nimmerseins
Sich zu erzürnen im weissen Klang entgangener Farbenpracht
lasse ich liegen eigene Weltenlosigkeit
Und gehe ich hinaus über himmlische Farbenpracht,
höre ich ein gelbes Stelzen
im farbdurchdrungenen Nimmerfliehen.



«Akt 1», Öl auf Leinwand, © Eva Strautmann



Im Schauen

Im Schauen
ohne einen Gegenstand,
eine grüne Wiese, still
im Nachholen,
von dem, was nicht gewesen ist,
eine Spur, wie das Unerhörte,
unverschämt, klingt
grämt sich in etwas hinein,
das keiner kennt und
verschwindet, gleich wieder
ohne ein Wort und wartet.
Lange



«Begegnungen», Öl auf Pappe, © Eva Strautmann



In den Höhen

das in die Höhe Schäumen,
das Hinausreichen, Hinüberreichen in das Andere, in die andere Welt?
Das Verlieren jedes einzelnen Schrittes im Stein, im festen Boden gedachter
Körper?
Ein Hinübergleiten im Finsteren, im Verborgenen?
Das Herabglitzern erhabener Pracht,
ein Leuchten stummen Sonnenwinkels,
das warm und hoch alles verbietet, alles lichtet und alles auslöscht
im lauten Dämmer, im Sprechen über sich selbst,
ein Verzweifeln über nichts,
im Angesicht hoher Steinwände, kalter Felswände,
im Angesicht seiner Selbst, ohne Selbst,
im Fraglichen verloren….

 

Eva Strautmann lebte nach dem Abitur in Großbritannien. Sie ist Autorin,
Künstlerin und Dozentin. Während des Studiums der Literaturwissenschaft an der
Freien Universität Berlin war sie zunächst als Tutorin und anschliessend als
künstlerische Mitarbeiterin an der Hochschule der Künste Berlin tätig. Nach
ihrer Tätigkeit als Regie-Assistentin am Berliner Ensemble folgte ein Umzug nach
Frankfurt am Main. Im September 2005 hatte sie eine grosse Einzelausstellung in
der Heussenstamm – Galerie am Römer in Frankfurt am Main unter dem Titel „Im
Schreiben gehen – Im Malen schauen», bei der sie Bilder und Prosa-Texte
kombinierte.

Webseite der Künstlerin

Veröffentlicht am 15. April 202412. April 2024Kategorien AutorIn, Eva Strautmann
DTags Eva Strautmann, Farbklang


HANNA SUKARE «GRÜN WIRD WEISS»

anfangen

„Der schwierigste Teil des Schreibens ist das Nichtschreiben“, sagt Ilse
Aichinger(1). Vielleicht ist mir deshalb das Anfangen wichtig. Anfangen in dem
nebligen Vertrauen, eines Tages wird aus der Ahnung ein Text werden. Am Anfang
kann der Titel eines Bildes stehen, zum Beispiel Schwedenreiter. Manchmal
schenkt mir ein Nachttraum den ersten und letzten Satz, wie für den Roman
Staubzunge. Dieser Traum kam allerdings erst, nachdem ich mich zur Erforschung
des Materials auf mehrere Reisen nach Polen begeben hatte. Womöglich war ich,
als diese Traumsätze kamen, schon mitten drin in der Geschichte, über den Anfang
weit hinaus.

Oft war Anfangen das Recherchieren in Archiven und Bibliotheken, weil ich etwa
die Geschichte des Wehrmachtssoldaten Rechermacher erzählen wollte und dafür
zuerst einiges über dessen militärische Laufbahn sowie über die Gefängnisse und
Feldstrafgefangenenlager der Wehrmacht lernen musste. Der Anfang ist lesen:
Bücher, Zeitungen, Stadt- und Fahrpläne, Rezepte, Landkarten, Theaterzettel etc.
Anfang ist Anschauung gewinnen, zum Beispiel von dem Beruf des Brückenmeisters,
der mir unbekannt war, bis ich den Schwedenreiter (2) kennenlernte. Zur
Gewinnung dieser Anschauung trieb ich mich manchmal nachts auf Bahngleisen
herum, die wegen der Reparatur einer Brücke gesperrt waren, oder ich geriet
unter der Stadt in weitläufige Tunnels, die mir bis dahin unbekannt gewesen
waren. Solche Ausflüge begeistern mich und lassen mich vergessen, dass ich einen
Text vorbereite. Nach einiger Zeit türmt sich auf meinen Tischen das Material,
meist zu viel.

Dann beginnt erst das eigentliche Anfangen, dem ich, wie Foucault sagt,
„enthoben“ sein möchte, mich lieber, hinter meinem Rücken, ins Schreiben
„verstohlen einschleichen“ würde. Foucault sehnt sich nach einer „Stimme ohne
Namen“, die ihm „immer schon voraus war“ und in deren Fugen er sich „unbemerkt
einnisten“ möchte, er spricht von seinem „Verlangen, nicht anfangen zu müssen“
(3). In diesem zweiten Anfang meldet sich eine Angst, vor dem Nichtkönnen, dem
Versagen, vor endgültigem Scheitern. Gedanklich und körperlich umkreise ich mein
Material, ähnlich einer Schwammerlsucherin, die in einem bestimmten Waldstück
Schwammerln zwar vermutet, aber noch nicht sieht: Circumambulatio. Das Umkreisen
erzeugt ein oft fast unerträgliches Spannungsgefühl – C.G. Jung hat das Phänomen
beschrieben –, ich bin auf den potentiellen Mittelpunkt zwar konzentriert, kenne
ihn aber noch nicht.(4) Ich taste mich voran, meistens blind. Verbales Schweigen
(tacere) und die Abwesenheit von Lärm (silere), schreibt Roland Barthes, seien
zur Aufrechterhaltung dieses „Zustands ohne Paradigma“ nötig.(5) Wird mir dieser
Zustand zu streng, sticke ich, zum Beispiel das Umkreisen. Ich sticke, bis ich
statt der Nadel wieder einen Bleistift – am liebsten den grünen Faber-Castell B
– in die Hand nehmen will; ich sticke und schreibe (die ersten Textfassungen)
mit der Hand. In der Anfangsphase umgibt ein „Zaun der Hoffnung“, wie Nietzsche
ihn nennt (6), den inneren Raum. Es mag jener Raum sein, den die alten Griechen
Temenos nannten. Dieser Zaun schützt mich, bis sich Sätze und Stiche gebildet
haben, die eine mögliche Form andeuten.

I circle around, 78 x 65,5 cm, Seide und Leinen auf Leinen, Detail

Zuerst gestatte ich den Sätzen alles. Sie können als Fetzen daherkommen,
gebrochen, gestottert, dürfen aus einem Wort bestehen oder sich verschachteln.
Sie nehmen das Material vorerst schwammartig auf. Bald beginnt das Umschreiben.
Bis zum letzten Satz bleibt das Schreiben dann Umschreiben, Überschreiben,
Neuschreiben, Verwerfen, Neuschreiben, Umschreiben. „Zwischen der Haltung zu den
wirklichen Personen und der Haltung zum Wort entscheidet sich der Satz, bis er,
gänzlich erfunden, das wirklich Gewesene einigermaßen streifen kann“, beschreibt
Herta Müller (7) die langsame Suchbewegung. Das Umkreisen, die Bewegung verwende
ich hier nicht als bloße Metaphern. Zum Schreiben brauche ich nicht nur weiche
Bleistifte, Ruhe und Papier, sondern auch bequeme Schuhe. Schuhe kommen in
meinen Träumen vor, zwei der Exemplare habe ich gestickt. Hier eines, das mir
(im Traum) in der Wiener Josefstadt geschenkt wurde. Der tägliche Spaziergang,
möglichst ausgedehnt in unverbautem Gebiet und ohne Begleitung, fördert das
Anfangen, fördert die gedankliche Suchbewegung, bringt Einfälle.

Verirrt in Josefstadt, 121 x 121 cm, Seide und Leinen auf Leinen, Detail

verwandeln

Der Einfall lässt sich nicht ausdenken. Von außen fällt oder fliegt er ins
Gehirn, ins Gemüt. Ein Windstoß kann den Einfall bringen, eine Geste, die Form
eines Steinbruchs, der Laut eines Tieres, der Lichtpunkt auf einem Gegenstand,
ein Stern auch oder die Nacht bringen Einfälle. Das geschieht oft. Und doch
bleibt die Verbindung zwischen dem Außen und dem Innen so dunkel, dass niemand
den Einfall bewusst erzeugen kann. Er bleibt Zufall, Geschenk von irgendwo, von
irgendwas oder irgendwem, unentbehrlich fürs Schreiben. Aufmerksamkeit und
Offenheit sind nötig, den Einfall wahrzunehmen und schnell genug zu Papier zu
bringen, er entwischt leicht wie ein Hauch. Zu Papier bringen, das von außen ins
Innere Gefallene zurück nach außen tragen, schreiben also. Das Geheimnis des
Schreibens erinnert mich mehr und mehr an das Geheimnis der Transsubstantiation
in der römisch-katholischen Messe: Oblate werde Fleisch, Wein werde Blut
Christi, behaupten Gläubige. Wie die Gläubigen, die sich wandlungsfähige Oblaten
auf der Zunge zergehen lassen, muss auch ich glauben. Vorbehaltlos muss ich
glauben und vertrauen, dass aus sieben Buchstaben ein Lächeln wird.

Schreiben ist Stoffwechsel, Alchemie, Verwandlung. Damit ich überhaupt schreiben
kann, muss ich mir den Versuch versagen, den Vorgang zu analysieren. Sobald ich
frage: Wo entstehen die Buchstaben? Wie finden sie zusammen in ein Wort? Wie
gelangt das Wort aus dem Gehirn durch den Kehlkopf in den Arm, in die Hand, aufs
Papier? Sobald ich diese oder Thomas Manns Frage stelle: „Wie wird aus einer
Sache ein Satz?“ (8), kann ich kein Wort mehr schreiben. Ich stocke und stecke
fest. Das Schreibwunder darf ich ebenso wenig hinterfragen, wie die Entstehung
der Milch: Grün wird Weiß, Festes flüssig, Unverdauliches (für manche)
bekömmlich. Oder der Slibowitz. Sein Duft lässt mich vertrauen, dass dieser
durchsichtig brennende Geist einmal als Festes, Kerniges an einem Baum hing,
purpurn und süß. Das Schreibwunder zu ergründen, gleicht dem Versuch,
herauszufinden, welcher Grashalm die Milch süß oder welche Zwetschke den
Slibowitz mild gemacht hat. Literarische Chemie, unentschlüsselbar.

Das Ausgangsmaterial muss sich innerlich – den genauen Ort vermag ich nicht
auszumachen, weiß nur, dass dies nicht allein im Kopf geschieht – langsam
verdauen. Entlang eines Plots will ich nicht schreiben, es erschiene mir wie
Malen nach Zahlen. Der Plot nimmt dem Schreiben sein Bestes, seine
„ursprüngliche Bestimmung, der Ort einer Erfahrung, eines Versuchs zu sein“, wie
Foucault angesichts seines Überdrusses an Büchern bemerkt, die konzipiert sind,
lange bevor sie geschrieben werden. Beim Schreiben ohne Plot bleibt bis zum
letzten Satz Ungewissheit, das Scheitern des gesamten Vorhabens ist möglich.
Statt eines Plots verwende ich Figuren, kleine Figuren aus Holz oder Stoff, jede
Geschichte hat ihr eigenes Personal.

Personal des Romans Staubzunge

Das Personal bleibt auf dem Schreibtisch, bis eine Geschichte ihr Ende gefunden
hat. Mit dem Personal rede ich, wenn ich nicht weiß, wie die Geschichte
weitergeht. Das Personal gibt Antworten. Erst wenn die Geschichte einmal ganz
erzählt ist und handgeschrieben auf dem Tisch liegt, nehme ich bewusster
Einfluss auf das Stoffwechselendprodukt: Ich übertrage den Text in den Computer,
suche treffendere Ausdrücke, stelle Worte um, überprüfe die Anschlüsse zwischen
den Sätzen, feile. Alles anfangs unbewusst Gesetzte sollte den Text nach der
letzten Durchsicht verlassen haben. Das gelingt nie ganz. Selbst nach etlichen
Überarbeitungen entdecke ich im gedruckten Text Worte oder Sätze, die mich
stören. Diese Störungen sind nicht immer als Fehler zu bezeichnen, aber diese
Textstellen habe ich offenbar nicht sorgsam genug überprüft. Mittels dieser
Störungen sagt die Sprache: Ich bin die Meisterin, frei, ich lass mich nicht
beherrschen. Ihren Primat anzuerkennen entlastet Schreibende ebenso wie die
Bewusstmachung der Herkunft des Einfalls. Die wundersame Metamorphose der
Wirklichkeit kann ich nicht ergründen, und doch hat sie mich immer wieder so
beschäftigt, dass ich einmal ein Gedicht über sie geschrieben und ihr eine
Stickerei gewidmet habe.

Aus den Händen der Luft

Du löst dich aus Dickicht
Und nimmst deinen Weg
Dir unbekannt
Du lässt dich ein mit dem Speichel
Einer Zunge vertraust du dich an
Und fällst in die Hände der Luft
Vereint macht ihr euch Lippen untertan
Und du setzt den Fuß ins Helle
Du Wort.

Dieses Gedicht widmete ich Marica Bodrožić, nachdem ich ihre Betrachtungen Das
Auge hinter dem Auge. Über das Erscheinen des Wortes im Raum (9) gelesen hatte.
Bodrožić hört nicht auf zu staunen, sie staunt über die Entstehung von Worten
und Sätzen.

Innere Angelegenheiten, 94 x 71 cm, Seide und Leinen auf Leinen

Gerhard Fritsch verglich die Entstehung der Texte mit Winzerarbeit. Literatur
sei gekelterte Trauer, meinte er. Das Keltern verändert nicht nur den
Ausgangsstoff, sondern auch die Schreibende.

Einsamer und freier hat mich das Schreiben gemacht, auch unsicherer. Ist das
letzte Wort geschrieben, kommt gleich die Frage, ob der Text nicht eine ganz
andere Gestalt bräuchte, ob seine Sätze nicht klarer und einfacher sein könnten?

zweifeln

Routine stellt sich nicht ein. Jeder neue Textversuch macht mich wieder zur
Anfängerin, zur Nichtkönnerin, ausgeliefert dem Nichtwissen. Mit jedem neuen
Text wächst meine Unsicherheit. Und wieder meldet sich die Angst vor dem
Nichtkönnen, dem Versagen, vor dem endgültigen Scheitern. Nicht nur die Sätze
und die ihnen zugrunde liegenden Gedanken bezweifle ich, sondern das Schreiben
selbst. Seit die Gewalt den Planeten wieder einmal epidemisch überzieht, ganze
Landstriche verwüstet, Leiber und Lieben zerreißt, will mir Paul Flemings Sei
dennoch unverzagt nicht mehr recht gelingen. Eine Figur meines Romans
Rechermacher behauptet: Erzählt muss werden, hin zu den Gegenden jenseits der
Angst etc. Ich zögere, dieser Behauptung zuzustimmen. Wozu noch Geschichten? Und
Geschichten worüber? Unterhaltende lenken ab. Tröstende beschönigen. Politische
ergreifen Partei. Berichte über die Gewalt verdoppeln die Realität, undsoweiter.
Wozu noch Worte? Und wenn noch Worte, welche? Wäre es nicht dieser Zeit und
meiner Ohnmacht in ihr angemessener, täglich der Toten zu gedenken, der
Verwundeten und Obdachlosen? Schweigend. Doch Flemings Zeitgenosse, Andreas
Gryphius, schrieb, dass ihm gerade „die scharfe Not die Federn in die Faust
zwang. Bestürzt durch Schwert und Feuer, durch liebster Freunde Tod, durch
Blutsverwandter Flucht und Elend“ beschrieb er in seinen Sonetten „was itzt
kommt vor“. „Itzt“ meinte das 17. Jahrhundert, in dem Fleming und Gryphius
lebten, jenes Jahrhundert, das in Europa nur neun Friedensjahre hatte.

Ja, der Toten gedenken. Schweigend. Doch die Tage des hiesigen Friedens auch
nützen für poetische Pirouetten. Beim Drehen und Kreiseln entstehen Gesten des
Öffnens, Gebens und Umarmens, die auf ein selbstbestimmtes, zärtliches Leben
verweisen. In dem nebligen Vertrauen, dass eines Tages aus der Ahnung ein Text
wird, stets von Neuem anfangen.

Anmerkungen:
1 Simone Fässler (Hg.): Ilse Aichinger. Es muss gar nichts bleiben. Interviews.
Wien 2011, S. 22
2 Hauptfigur von Sukares gleichnamigen Romans 
3 Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses. Frankfurt a. M., 1991, S. 9
4 Carl Gustav Jung: Psychologie und Alchemie, Zürich 1944, S. 264f
5 Roland Barthes: Das Neutrum, Frankfurt a. M., 2005, S. 55 f
6 Friedrich Nietzsche: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben,
Stuttgart 1964, S. 50
7 Herta Müller: Die Anwendung der dünnen Straßen. Klagenfurter Rede zur
Literatur, 2004 
8 Thomas Mann: Bilse und ich. In: Th. Mann: Gesammelte Werke, Bd. 9, Frankfurt
a.M., 1925, S. 3–17
9 Marica Bodrožić: Das Auge hinter dem Auge. Betrachtungen. Otto Müller Verlag
Salzburg 2015

Hanna Sukare, geboren 1957 in Freiburg im Breisgau. Seit ihrer Jugend lebt sie
meistens in Wien. Für «Staubzunge» (2016) wurde die Autorin mit dem Rauriser
Literaturpreis für das beste Debüt in deutscher Sprache ausgezeichnet und war
mit «Schwedenreiter» (2019) auf der Shortlist für den European Union Prize for
Literature. 2022 erschien ihr dritter Roman «Rechermacher«.

Beitragsbild © Milan Boehm

Veröffentlicht am 31. März 202431. März 2024Kategorien Allgemein, Hanna Sukare
ATags Grün wird Weiß, Hanna Sukare, Otto Müller Verlag, Regenmacher,
Schwedenreiter, Staubzunge


KUNO ROTH «ALLEIN MIT DEM SCHREIBEN UND MIT SICH IN IRLAND»

Oktober 2023, dort oben im Nordwesten Irlands, an der Küste, entspricht das
Wetter dem Vorurteil: Wind, Wolken, Regen und ab und zu die Sonne. Dort in
Glencolmcille*, wo ich mich für vier Wochen zum lyrischen Schreiben niederlasse:

Nun stehe ich hier.
Habe mich 
an den Rand der Welt gestellt.
Blicke 
auf Klippen und das Meer
für Rückblicke, Einblicke, Ausblicke.
Augenblicke, die mir gehören.
Möge mich dieser Schatz 
auf Empfang stellen.

Empfänglich war ich der Wind- und Grautöne wegen namentlich auch für
melancholische Stimmungen. Was zum Schreiben treiben kann:

Der Nebel nähert sich
auf leisen Pfoten.
Schleicht über den Hügel,
breitet seinen grauen Schal 
über Bucht und Dorf
aus.
Liegt auf der Lauer, 
lugt,
steigt unvermittelt ab.

Glencolmcille? Der Name Glencolmcille bedeutet ‘das Tal von Colm Cille’. Colm
Cille ist einer der drei Schutzheiligen Irlands; ein Priester, der im 6.
Jahrhundert eine Zeit lang hier lebte. Es gibt noch ein paar Spuren von ihm, zu
welchen ein nach ihm benannter Pilgerweg führt. 
Mein Pilgern verläuft auf anderen Wegen. Man kann sie er-fahren: Die Strassen
sind verkehrsarm, das mit dem Linksverkehr kriegt man hin. Man kann sie
er-wandern: Eine der Wanderungen führt weglos nach Port. Und dort den Wellen
zusehen und zuhören:

Kommt die Flut,
rollen die Kiesel uferwärts,
rollen zurück, lässt die Welle wieder locker,
reiben sich.
Glatt geworden vom vielen Rollen.
Die nächste Welle rollt sie abermals hinauf.
Das Meer als Sisyphus?
Nein, nur Meer.
Gelassen 
Dinge ins Rollen bringen.

Illustration: Markus Reich (Ausschnitt «zurück, lässt die Welle …)

Und einem Schaf zuzusehen, das sich unbeobachtet fühlt:

Das Schaf sucht 
maulunten
nach Grashalmen, 
kommt auf ein Stück Weide,
wie zuvor schon Mähscharen.
Es zupft und rupft und zupft.
Unablässig wie ein Friseur,
der einen weiteren Millimeter Haar
über seinen Kamm schert.

Es ist ein Pilgern abseits der ausgetretenen Pfade des Alltags. Offenen Sinnes
absichtslos durch die Natur, sodann durch Wörter und Zeilen streifen, die aus
der Feder tropfen. Äussere Landschaften, die sich zu inneren verdichten:



Eine Oase der Ruhe, trotz oder wegen dem Rauschen des Meeres und des Windes. Das
Licht ändert sich minütlich. Eine atemberaubend schöne Gegend mit hohen Klippen,
eine raue, heidenreiche Landschaft, die bei Sonnenuntergang himmlisch leuchtet,
freilich eher selten:



Schreiben hautnah an der Sache. Zum Beispiel eine Krähe betrachten und plötzlich
taucht eine Frage auf:

Man versteht nicht,
warum die Krähe im Regen 
und gegen den Wind fliegt.
Mühelos, scheint es.
Was gewinnt sie, das zu tun?
Längst ist sie weiter,
lässt den Gedanken,
den sie nicht hat,
beim Beobachter zurück.

Dieses Hautnahe machte es auch, dass ich Schreibblockaden kaum bemerkte. Ging es
nicht weiter, ging ich nach draussen, streckte die Fühler aus und beobachte, was
geschah. Ging das nicht, ging ich nach drinnen, Fühler weiterhin ausgestreckt:
Auszeit ist auch Inzeit. 
Vier Wochen alleine mit mir und dem Schreiben und ohne News, sind ein enormes
Privileg. Nicht immer nur einfach, die Stimmungen schwankten zwar nicht wie das
Wetter, aber doch auch. 
Und ich hatte zwei Anker: Rückmeldungen von Zuhause und von Schreibfreund:innen
sowie als Abwechslung die bereits verfassten Gedichte, die ich mitnahm und die
fürs neue Buch noch gehobelt und geschliffen werden wollten.

* Glencolmcille ist zwar klein und abgelegen, und doch auch ein Kulturort mit
einem Zentrum für gälische Sprache und keltische Kultur, einem Freilichtmuseum,
einer Schafwoll-Manufaktur sowie zwei Pubs mit Musik am Wochenende. Und im
Winterhalbjahr gibt es ein Angebot für einmonatige ‘Art-Residencies’ –
Informationen bei stefanhofmann7@gmail.com.

Kuno Roth schreibt Gedichte, Aphorismen und Kolumnen (letztere bei
Kampagnenforum und BVM). Seine letzten Veröffentlichungen sind «Im Rosten viel
Neues» (Gedichte, 2016), «Aussicht von der Einsicht» (Aphorismen, 2018) sowie
‹KL!MA VISTA – Die Schneefallgrenze steigt› (2. Aufl. 2022, bei ProLyrica). Sein
nächstes Buch – ‘seelensee’ mit u.a. einigen Gedichten aus Glen – erscheint im
Herbst 2024.
Jahrgang 57, Dr. rer. nat., ehemaliger Chemiker, nunmehr Humanökologe, Experte
für Lernprozesse sowie Schriftsteller, arbeitete zuletzt als Leiter des globalen
Mentoring-Programms bei Greenpeace International. Zuvor war er 25 Jahre lang
Bildungsverantwortlicher von Greenpeace Schweiz. Frisch pensioniert ist er
weiterhin als Berater tätig und Co-Präsident von Solafrica.

Beitragsbild © privat

Veröffentlicht am 16. März 202416. März 2024Kategorien AutorIn, Kuno Roth CHTags
Allein mit dem Schreiben und mit sich in Irland, Kuno Roth, seelensee


WASEEM HUSSAIN «VERHINDERTER EKLAT AN DER XVII. TRIENNALE SÜDASIATISCHER
HÜHNEREINBALSAMIERER»

Wie alle drei Jahre haben sich auch heuer die Mitglieder des Südasiatischen
Kongresses der Hühnereinbalsamierer (SAKHBAL) getroffen. Als Austragungsort
ihrer diesjährigen Zusammenkunft hatte der Kongressvorstand das denkwürdige Fort
Abbas bestimmt, welches auf halbem Weg zwischen Bahawalpur in Pakistan und
Ganganagar in Indien liegt. Die Wahl des Austragungsortes war nicht zufällig,
haben doch jüngere Ausgrabungen in und um Fort Abbas zum Teil gut erhaltene
Überreste einbalsamierter Hühner zutage befördert, die auf ca. 3500 v. Chr.
datiert sind und zu den kostbarsten Exemplaren ihrer Art zählen.

Auf der Traktandenliste standen diesmal, neben routinemässigen Pendenzen wie die
Wahl des Präsidenten und des Vorstandes des SAKHBAL, vor allem die Fragen
einerseits nach der “wissenschaftlich korrekten” und andererseits der
“zeitgeistig angemessenen Zusammensetzung” des Balsams. Das Thema ist bereits
mehrmals in “Tikka”, der halbjährlich erscheinenden SAKHBAL-Publikation,
aufgegriffen worden. Sowohl die darin veröffentlichten Forschungsberichte als
auch die Leserbriefe, die in der jeweils nachfolgenden Ausgabe abgedruckt
wurden, haben gezeigt, dass insbesondere die zweite Fragestellung die
Expertengeister bewegt.

Grundsätzlich besteht der Balsam aus Rapsöl, Malzessig und Limettensaft,
gemahlenem Gelbwurz, geriebenem Ingwer, Kreuzkümmel, zerstossenen Senf-,
Pfeffer- und Korianderkörnern, Bockshornkleesamen, Chili, Zimtrinde, Knoblauch,
Paprika, Zwiebeln und Salz; wer unorthodox war, gab zusätzlich roten,
natürlichen Farbstoff dazu.

Vor nunmehr fünfeinhalb tausend Jahren war das Klima in Südasien deutlich milder
als heute. Es soll die damaligen Südasiaten in ihrer Mentalität beeinflusst
haben, sodass sie vor allem die scharfen Balsamzutaten geringer dosierten als
ihre Nachkommen es heute tun. Die SAKHBAL-Mitglieder einigten sich darauf, eine
für jede Epoche standardisierte Rezeptur verfassen zu lassen und diese bei ihrer
nächsten Zusammenkunft in drei Jahren zu verabschieden. Nur am Rande sei
erwähnt, dass dem Wetteifern, welche Universitäten welcher Länder, südasiatische
oder nicht, damit beauftragt werden sollten, die Rezepte zu Papier zu bringen,
unter “Varia” am Ende der Versammlung Raum eingeräumt werden musste.

In den antiken Hochkulturen Südasiens wurden Hühner in einem mehrere Stunden
dauernden, von Schamanen und Priestern angeleiteten Ritual mit einem Balsam
eingerieben und zu Ehren der darüber wachenden Göttin Murgdevi geopfert. Dies
geschah, indem man eine ungefähr 21 mal 17 Zentimeter kleine Gruft aus der Erde
hob, dort glühende Asche hineinlegte, auf diese die einbalsamierten Hühner
platzierte und das Erdloch in einem bei Sonnenaufgang mündenden Zeremoniell
zuschüttete. So hofften die Südasiaten von damals auf ein langes Leben, wenn
nicht gar auf ein ewiges. Wie ernsthaft dieser Brauch gelebt wurde, zeigt die
imposante Nekropolis einbalsamierter Hühner, die ein niederländisches Team von
Archäologen vor rund sechzig Jahren unweit der südindischen Hafenstadt Cochin
ausgegraben hat.

Der Kongress ist zweifellos unverzichtbar für die akademische Pflege der oft als
“Orchideenfach” belächelten Wissenschaft der südasiatischen
Hühnereinbalsamierung. Um so bedauerlicher ist es, dass es unter gewissen
Mitgliedern des SAKHBAL bereits im Vorfeld der Triennale zu nutzlosen
Differenzen gekommen war. Den Anstoss gab die Wahl des Kongressortes Fort Abbas.
Dieses ist sowohl den Pakistanern als auch den Indern ein wichtiges Symbol ihres
jeweiligen kulturhistorischen Erbes, wenn auch aufgrund politisch bedingt
unterschiedlicher Geschichtsauffassung. Zwar waren sich die Experten von hüben
wie drüben darin einig, dass die alte Festung zur Abwehr “extremistischer Gegner
der Einbalsamierungsrituale” erbaut worden war, doch konnten sich die Experten
nicht darauf einigen, ob es sich bei den Gegnern um fremde Invasoren aus Persien
und vom Indischen Ozean her gehandelt hat, oder ob die Bedrohung von inneren
Feinden zu erwarten war. Dass dies aber keine qualifizierte Debatte unter
Historikern war, zeigt sich schon daran, dass sich die Streitenden über die
Tatsache hinwegsetzten, dass die phalanx-ähnliche Anlage von Fort Abbas klar
darauf hindeutet, dass der Feind von allen vier Himmelsrichtungen her erwartet
wurde. Ebenso ist es aber belegt, dass die Herrscher von Fort Abbas drei
parallel operierende, sich gegenseitig kontrollierende Innengeheimdienste
unterhielten, um Überläufer und andere Verräter frühzeitig festzumachen.

Wie es scheint, waren auch die Organisatoren des XVII. Kongresses Südasiatischer
Hühnereinbalsamierer bei ihrem Gezänk derselben Paranoia verfallen. Immerhin
aber wurde ihrem offen ausgetragenen Streit ein so grosses Gewicht zuteil, dass
die Veranstalter sich nun überlegen, die Triennale an einen Ort ausserhalb
Südasiens zu verlegen. Als mögliche Alternative wird die portugiesische
Kleinstadt Sines genannt, wo der Seefahrer Vasco da Gama geboren wurde. Dieser
erwähnte nämlich in seinen indischen Tagebüchern “rot geschärfte Frangos”; das
portugiesische Wort Frango heisst nichts anderes als Huhn.

Dem ganzen sei lediglich angemerkt, dass die Mitgliederorganisationen der
übrigen südasiatischen Länder, also Afghanistan, Bangladesch, Nepal, Sri Lanka,
Bhutan und die Malediven, sich aus dem Hahnenkampf ihrer beiden Nachbarländer
herausgehalten haben. Man begegnete ihren Delegierten am Buffet mit den
Tandoori-Spezialitäten.

Waseem Hussain, 1966 in Karachi, Pakistan, geboren, wuchs in Kilchberg am
Zürichsee auf. Er war Gastdozent für internationales und interkulturelles
Management und leitete die Stabsstelle Internationales im Rektorat einer
Fachhochschule. In jungen Jahren kuratierte er Kunstausstellungen, organisierte
kulturelle Veranstaltungen und drehte den mehrfach prämierten Kurzspielfilm
“Larry”. Er war Mitglied der regionalen Expertengruppe bei Pro Helvetia sowie
freier Südasienkorrespondent für Presse, Funk und Fernsehen. Aktuell lebt er als
Autor und Songwriter nahe Zürich und schreibt an seinem ersten Roman.

Webseite des Autors

Veröffentlicht am 2. März 202412. Februar 2024Kategorien AutorIn, Waseem Hussain
CH / PKTags Verhinderter Eklat an der XVII. Triennale Südasiatischer
Hühnereinbalsamierer, Waseem Hussain


NORA GOMRINGER «IN MIR TAUCHT DER KRIEG AUF»

In
mir
taucht
der
Krieg
auf

Fragt: Du bist überrascht?

Ich sag: Na, der Form halber.

Sagt er: Ich hab Konjunktur. Schreib drüber!

Sag ich: Angeber. Hat Brecht schon.

Sagt er (mit lauter Monsterstimme):
Ich bin der Vernichter.

Sag ich: Du bist in mir ein Hall und Jammer.
Ich halt dich ein, werd innen schwarz,
bleib außen Alabaster, bis die Glut durch dringt.
Dann stehst du da. Verbrennst
die mir zu Hilfe eilen wollten.
So vermehrst du dich als Infektion,
Entzündung aller Wunden.

Sagt er: Du hast es dir schon ausgemalt.

Sag ich: Kenn’ dich wie Abel. Kenn’ dich doch ewig.

Sagt er mir (sanft an mich gelehnt, sein Atem köstlich, so warm im Nacken
alles wie immer alles, nicht ohne Melodie):
Ich bin der Funke.
Im Dunkeln bin ich der hellste Punkt.

(aus Nora Gomringer «Gottesanbieterin», Voland & Quist, Berlin, Dresden &
Leipzig, 2020)
Immer öfter lässt sich Nora Gomringer die Gretchen-Frage stellen, sie antwortet
in Essays, Reden, Geschichten und natürlich: in Gedichten. Das geschieht oft
komisch und mit einem Augenzwinkern, ihr und jedes Gläubigsein ist persönlich.
Die Lyrikerin hat sich zuletzt mit irdischen Ängsten, Krankheiten und Phänomenen
des Oberflächlichen beschäftigt, doch das Metaphysische wohnte dem schon immer
inne – und denken wir an Gomringers Wanderung mit einem lispelnden, über die
Einsamkeit des Menschen sprechenden Hermelin, so wundert es kaum, dass erneut
eine tierische Begegnung Auslöser für die in diesem Band versammelten Gedichte
ist: Schon vor vielen Jahren traf die Dichterin auf eine riesige Heuschrecke im
US-amerikanischen Hinterhof ihrer damaligen Gastfamilie: die Gottesanbeterin. Es
war diese einstündige Begegnung des Schweigens, die Gomringer zur Hinterfragung
des irdischen Seins und der Vielgestaltigkeit von Religion gebracht hat, jenem
»geschmacksverstärkenden, mal verträglichen, mal unverträglichen Glutamat des
Seins«. (Verlagstext)

 

Liebesrost

Liebesrost
Über Nacht
Bist du oxidiert
Neben mir

Hast auf mich reagiert
Bist rostig geworden
Du sagst
Golden
Ich lecke an deinem Hals
Du schmeckst wie der
Wetterhahn

(aus Nora Gomringer «Mein Gedicht fragt nicht lange reloaded», Voland & Quist,
Dresden & Leipzig. 2015. S. 168)
Nora Gomringers Gedichte sind viel herumgekommen. Daher haben sie
Sieben-Meilen-Stiefel an den Versfüßen und manchmal einen recht breitbeinigen
Gang. Dazu eine laute Stimme und manchmal ganz schön viel Attitüde. Doch manche
von ihnen haben Katzensohlen, zarte, bebende Haut, sind verweht, fast noch bevor
sie ausgesprochen wurden, sind zum Still-für-sich-Lesen statt zum Deklamieren
geeignet. (Verlagstext)

Nora Gomringer, geboren 1980, hat zahlreiche Lyrikbände vorgelegt und schreibt
für Rundfunk und Feuilleton. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen sowie
Aufenthaltsstipendien in Venedig, New York, Ahrenshoop, Nowosibirsk und Kyoto
wurde ihr 2012 der Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik zuerkannt. 2015 erhielt
sie den Ingeborg-Bachmann-Preis und 2019 war sie Max-Kade-Professorin des
Oberlin College and Conservatory in Ohio. 2022 wurde Nora Gomringer mit dem Else
Lasker-Schüler-Preis ausgezeichnet. Nora Gomringer lebt in Bamberg, wo sie das
Internationale Künstlerhaus Villa Concordia als Direktorin leitet.

Webseite der Autorin

Beitragsbild © Judith Kinitz

Veröffentlicht am 16. Februar 202421. Februar 2024Kategorien AutorIn, Nora
Gomringer CH / DTags Gottesanbieterin, In mir taucht der Krieg auf, Mein Gedicht
fragt nicht lange reloaded, Nora Gomringer, Voland und Quist


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