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Da er den Infobrief in den letzten Jahren als alleiniger Redakteur herausgab, müssen wir Ihnen schweren Herzens mitteilen, dass ein Weiterbetrieb nicht möglich ist. Es werden also keine neuen Ausgaben mehr erscheinen. Damit Rainer Falks Lebenswerk für die Nachwelt erhalten bleibt, suchen wir aktuell nach einer Möglichkeit, alle digital verfügbaren Ausgaben des Infobriefs sowie die Online-Artikel in Form eines Archivs der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Darüber werden wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden halten. Falls Sie als Abonnent*in Fragen haben, kontaktieren Sie uns gerne unter folgender E-Mail-Adresse: kolss@weltwirtschaft-und-entwicklung.org Agnes Nüchtern-Falk und Sarah Kolß (Tochter) -------------------------------------------------------------------------------- NACHRUF AUF RAINER FALK Rainer Falk, geboren am 26. Mai 1952 in Edenkoben (Rheinland-Pfalz), starb am 6. August 2022 nach kurzer schwerer Krankheit in Luxemburg. Mit ihm verlieren wir einen scharfsinnigen Analytiker und Publizisten, der sich seit langem auf Fragen der Weltwirtschaft, auf strukturelle Abhängigkeitsverhältnisse und Emanzipationsstrategien für Länder des sog. „Globalen Südens“ spezialisiert hatte. Sein Studium begann Rainer in Heidelberg, wechselte aber bereits bald nach Marburg, wo er Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte studierte und als Diplom-Soziologe sein Studium abschloss. Schon früh zeigte sich bei ihm die Neigung und Fähigkeit, seine Kenntnisse publizistisch umzusetzen, MitstreiterInnen zu gewinnen und Tagungen/Kongresse zu organisieren, um eine möglichst große politische Wirkung zu erzielen. Nach dem Studium arbeitete er mehrere Jahre in Marburg im „Antiimperialistischen Informationsbulletin“, später in „AIB-Dritte-Welt-Zeitschrift“ bzw. „Dritte Welt“ umbenannt, als stellvertretender Chefredakteur. Gegen Ende der 80er Jahre zog es ihn nach Bonn, wo er – näher an den damaligen Entscheidungszentren – sich kritisch mit der herrschenden Entwicklungspolitik befasste und in der Afrika-Solidaritätsbewegung aktiv wurde. Vor allem während der 80er Jahre hat er mehrere wichtige und einflussreiche Arbeiten publiziert: Die breite Darstellung und Dokumentation „Befreiungsbewegungen in Afrika: Politische Programme, Grundsätze und Ziele von 1945 bis zur Gegenwart“ (1980, gemeinsam mit Peter Wahl). Es folgte eine Biographie über Nelson Mandela („Nelson Mandela. Biographisches Porträt mit Selbstzeugnissen“, 1986; darauf aufbauend „Nelson Mandela. Unser Weg in die Freiheit“, 1990). Eine theoretisch angeleitete und empirisch gut belegte Kritik der bundesrepublikanischen Dritte-Welt-Politik war schon 1985 erschienen („Die heimliche Kolonialmacht. Bundesrepublik und Dritte Welt“). Die größte Resonanz erzielten Rainer und seine MitstreiterInnen Ende September 1988, als sie einen Gegenkongress und eine Großdemonstration (mit 80.000 TeilnehmerInnen) zum Treffen von IWF und Weltbank in Berlin organisierten. Die sehr breite Trägerschaft war ebenso ein Höhepunkt der bisherigen „Dritte Welt“-Solidaritätsbewegung wie die sehr hohe nationale und internationale Referentenbeteiligung („Gegen IWF und Weltbank. Beiträge vom Internationalen Gegenkongreß“, 1989). In Luxemburg, von wo aus Rainer seit 1999 arbeitete, engagierte er sich gleichfalls wissenschaftlich und politisch. Im Auftrag dortiger Entwicklungs-NGOs (vor allem des Dachverbandes „Cercle de coopération“) erstellte Rainer eine Studie, in der er nachwies, dass Luxemburg deutliche Züge einer Steueroase besitzt und auch dessen Rolle im Nord-Süd-Verhältnis kritikwürdig sei. Es folgten seitens der betroffenen Finanzlobbyisten und der führenden Politiker heftige Reaktionen, die monatelange Diskussionen auslösten. Seit 1989 gab Rainer (zunächst angelehnt an die neu entstandene, bald führende Nichtregierungsorganisation in Entwicklungsfragen: WEED= World Economy, Ecology & Development, dann bald in autonomer Verantwortung) den „Informationsbrief Weltwirtschaft und Entwicklung“ heraus. Dieser erschien von 1989 bis 2022, also etwa 32 Jahre, mit hunderten Berichten von Tagungen, Hintergrundanalysen, Buchbesprechungen und Kommentaren zu zentralen Themen von Entwicklung bzw. von Barrieren für eine selbsttätige und nachhaltige Entwicklungsperspektive. Dazu steuerte Rainer selbst einen erheblichen Teil bei. Seit einigen Jahren hat er neben den herkömmlichen Themen sich auch mit Kunst und KünstlerInnen u.a. aus Afrika und Lateinamerika beschäftigt und deren Aktivitäten im Informationsbrief vorgestellt. Auf diese beständige und zuverlässige, theoretisch wohl fundierte Aufklärung werden wir nun mit dem Ableben Rainer Falks verzichten müssen. Mit Agnes, Sarah und Familie, FreundInnen, LeserInnen sind wir in Trauer vereint und verneigen uns vor ihm ein letztes Mal. Dieter Boris -------------------------------------------------------------------------------- WILLKOMMEN BEI W&E LESEN SIE HIER UNSERE JÜNGSTEN ANALYSEN UND BERICHTE ZU GLOBALISIERUNG, NORD-SÜD-POLITIK UND INTERNATIONALER ÖKOLOGIE EINE NEUE GLOBALE NAHRUNGSMITTELKRISE? Die Bilder aus der Ukraine sind bedrückend. Die Bomben bringen Tod und Leid, Millionen Ukrainer*innen sind auf der Flucht. Weil die Ukraine und Russland bedeutende Exporteure von Weizen, Mais und pflanzlichen Ölen sind, wächst auch die Sorge vor globalen Versorgungsengpässen. Innerhalb weniger Tage sind die Preise für Weizen an der Chicagoer Börse stark gestiegen. Kommt eine globale Nahrungsmittelkrise auf uns zu? Wir dokumentieren ein Oxfam-Dossier von Marita Wiggerthale. zum Artikel WIE PUTINS KRIEG DEN ENTWICKLUNGSLÄNDERN SCHADET Es ist schwierig, in dem anhaltenden Krieg, der durch Russlands irrationalen und verheerenden Einmarsch in die Ukraine ausgelöst wurde, Gewinner zu sehen. Aber zu den Verlierern gehören weit mehr als die angegriffenen Ukrainer und die Menschen in Russland, die sich diesen Krieg nicht ausgesucht haben. Diese müssen nun eine Wirtschaft ertragen, die durch Handels- und Finanzsanktionen demontiert wird. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts werden auf der ganzen Welt zu spüren sein, auch in vielen Entwicklungsländern, die bereits damit zu kämpfen haben, sich von der Covid-19-Pandemie zu erholen, schreibt Jayati Ghosh. zum Artikel WARNUNG VOR NEUEN SCHULDENKRISEN NACH DER COVID-KRISE Wer gedacht hatte, dass sich die Covid-19-Krise langsam dem Ende zuneigt, könnte bei Lektüre des neuen World Development Reports (WDR) der Weltbank umgestimmt werden. Der WDR, das Flaggschiff in der Flotte der Weltbank-Publikationen, trägt dieses Jahr den Titel „Finance for an Equitable Recovery“. Auf den 282 Seiten geht es allerdings weniger um „Erholung“ als um das Navigieren durch die neuen Krisenrisiken. Im Nachklang werden auch innovative Finanzierungsinstrumente wie die SDG-Bonds angesprochen. Eine Übersicht von Bodo Ellmers. zum Artikel CARMEN HERRERA – EIN LEUCHTSTERN DER LATINA-KUNSTSZENE Die kubanisch-amerikanische Künstlerin Carmen Herrera verbrachte die längste Zeit ihres Lebens mit der Bewunderung der geraden Linie, doch der Pfad ihrer triumphalen Karriere war alles andere als linear. Während sie über ein halbes Jahrhundert ihren inzwischen ikonographischen Stil entwickelte, verkaufte sie ihr erstes Bild erst 2004 im Alter von 89 Jahren. Am Samstag, den 12. Februar 2022, verstarb sie im Schlaf in ihrem Apartment und Atelier in New York, wo sie fast 55 Jahre lebte und arbeitete. Ein Nachruf von Salomé Gómez-Upegui. zum Artikel DEKOLONISIERUNG DER DEUTSCHEN MUSEEN Die neue deutsche Kulturministerin Claudia Roth hat ihr Amt mit dem Versprechen angetreten, die Arbeit ihrer Vorgängerin zur Dekolonisierung der Museen fortzusetzen, ein „grünes Kulturbüro“ zu schaffen, um die Finanzierung der Künste zu fördern und sowohl das Humboldt-Forum als auch ein geplantes neues Deutsches Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin zu überdenken, berichtet Catherine Hickley. zum Artikel ARGENTINIEN VOR EINEM NEUEN DEFAULT? Im Frühjahr dieses Jahres wird Argentinien entweder erneut (nach 2002) in eine umfassende Staatspleite („default“) geraten – oder es wird mit mindestens zwei seiner Gläubiger(-Gruppen) zu einer Umschuldungsvereinbarung kommen müssen. Nachdem die 2019 an die Macht gekommene peronistische Regierung unter Alberto Fernandez sich noch im gleichen Jahr mit den Anleihezeichnern des Landes auf eine umfassende Schuldenrestrukturierung geeinigt hat, sind der IWF und der Pariser Club die kritischsten Gläubiger des Landes, schreibt Jürgen Kaiser. zum Artikel NEU! W&E 11-12/2021 In dieser Ausgabe lesen Sie: Über die neue West-Ost-Konfrontation von Branko Milanovic +++ Warum die chinesische Entwicklungshilfe nützlich ist +++ Dieter Boris über den Wahlsieg der Linken in Chile +++ Die WTO in gefährlichem Fahrwasser +++ Nobelpreis für Mindestlohn-Ökonomen von Rudolf Hickel +++ Nach dem Scheitern der Klimafinanzierung in Glasgow zum Artikel CHILE: VON DER ERLEICHTERUNG ZUR HOFFNUNG? Mit dem deutlichen Wahlsieg (56%) von Gabriel Boric in den Stichwahlen zur Präsidentschaft am 19. Dezember 2021 sind die schlimmsten Befürchtungen nicht eingetreten. Die bis zuletzt hohe Spannung ist der Erleichterung und der Hoffnung gewichen. Ein zunächst als sicher, dann als bedroht angesehener Etappensieg im Prozess der weiteren Demokratisierung des Landes und der Stabilisierung der Linken (im weitesten Sinne) ist schließlich doch zu registrieren. Allerdings werfen die unmittelbare Vorgeschichte, Hintergründe und Kontexte eine Reihe von Fragen auf, denen Dieter Boris nachgeht. zum Artikel NEUE KONFRONTATION UND GEOPOLITISCHE SPALTUNG Präsidenten, Premierminister und Könige aus über 100 Nationen trafen sich am 9. und 10. Dezember 2021 zum ‚Gipfel für Demokratie‘. Es war das erste Treffen dieses Ausmaßes, bei dem die Anwendung – oder die vorgebliche Anwendung – des demokratischen Governance-Prinzips in nationalen Angelegenheiten als Kriterium verwendet wurde, um zu einem internationalen Treffen einzuladen. Für Branko Milanovic kann das nur zur Vertiefung der geopolitischen Spaltung führen. zum Artikel DIE WTO IN GEFÄHRLICHEM FAHRWASSER Obwohl die 12. Ministerkonferenz (MC12) der Welthandelsorganisation wegen Corona-bedingter Reiserestriktionen erneut verschoben wurde, gehen die Bemühungen weiter, das multilaterale Handelssystem im Interesse der Mächtigsten, darunter der Konzernlobbies, umzubauen. Während die Aussetzung der handelsbezogenen Patentrechte (TRIPS) in Sachen Covid-19 seit einem Jahr durch verschiedene Strategien und Taktiken blockiert wird, ist zunehmend klar, dass die Interessen der Industrieländer in der WTO auf die Etablierung von zwei Prozessen orientiert sind. Ein TWN-Briefing. zum Artikel NACH DEM FINANZDEBAKEL IN GLASGOW Die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) bleiben weit hinter dem zurück, was für einen sicheren Planeten als notwendig erachtet wird. Und das liegt vor allem an demselben Mangel an Vertrauen, der die globalen Klimaverhandlungen seit fast drei Jahrzehnten belastet. Die Entwicklungsländer betrachten den Klimawandel als eine Krise, die größtenteils von den reichen Ländern verursacht wird, die sich ihrer Ansicht nach auch vor ihrer historischen und aktuellen Verantwortung für die Krise drücken. Von Jeffrey D. Sachs. zum Artikel WARUM CHINAS AUSLANDSHILFE VON NUTZEN IST Kritiker*innen haben China lange Zeit angeklagt, seine Auslandshilfe zur Förderung seiner geopolitischen Ziele zu nutzen, statt den Armen der Welt zu helfen. Doch jüngste Studien lassen die Schlussfolgerung zu, dass chinesische Entwicklungshilfe eines der seltenen Beispiele für Hilfe ist, die systematisch und substantiell den Empfängerländern zugutekommt, schreibt Nancy Qian. zum Artikel ÖKONOMIE-NOBELPREIS FÜR ARBEITSMARKTFORSCHER Mit dem diesjährigen Wirtschafts-Nobelpreis ehrt das Komitee drei Spezialisten auf dem Gebiet der experimentellen Ökonomik für ihre Forschungen zum Arbeitsmarkt. Es sind die drei Ökonomen David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens. Der aus dem US-Staat Ohio stammende Angrist und der in Eindhoven geborene niederländisch-amerikanische Wissenschaftler Imbens teilen sich die eine Hälfte für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalbeziehungen. Der Kanadier David Card erhält die andere Hälfte des Preises. Rudolf Hickel würdigt die Preisträger. zum Artikel EINE STRATEGIE DES SÜDENS FÜR GLASGOW Vor allem die Anpassungsfinanzierung der Entwicklungsländer an den Klimawandel muss drastisch erhöht werden, wenn die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention vom 1. bis 12.11.2021 zur COP 26 in Glasgow zusammenkommen. Zugleich muss die Anpassung an den Klimawandel im Süden aus einer Entwicklungsperspektive angegangen werden. Dazu gehören Reformen des internationalen Finanzsystems, um mehr Anpassungsfonds in die Entwicklungsländer zu lenken. Von Rainer Falk. zum Artikel W&E 10/2021 In dieser Ausgabe: AI Weiweis egozentrischer Aktivismus vor Glasgow +++ Eine zweite Chance für die globale Entwicklung +++ UNCTAD XV: Beschlüsse zu Covid-19, Handel, Schulden und Klima zum Artikel AI WEIWEIS EGOZENTRISCHER AKTIVISMUS VOR GLASGOW Ai Weiwei, einer der profiliertesten und kontroversesten lebenden Künstler, braucht kaum eine Einführung. Vor der 26. Vertragsstaatenkonferenz (COP26) der Klimarahmenkonvention vom 31. Oktober-12. November in Glasgow/Schottland hinterfragt Sarah Messerschmidt das Engagement eines Künstlers, der allgemein als Apostel der Menschenrechte und des Klima- und Umweltschutzes gilt. zum Artikel EINE ZWEITE CHANCE FÜR DIE GLOBALE ENTWICKLUNG Zweite Chancen sind in dieser Welt nicht alltäglich, aber eine gibt es jetzt. Der Umfang und das Ausmaß der staatlichen Unterstützung für Unternehmen und Arbeitnehmer während der Corona-Krise in den letzten 18 Monaten haben festgefahrene politische Dogmen beiseite geräumt. Dies hat in allen fortgeschrittenen und sich entwickelnden Volkswirtschaften eine politische Dynamik ausgelöst, die das Kräfteverhältnis zwischen Staat und Markt verändert, was wiederum einen neuen Konsens für ein gerechteres und nachhaltigeres Wachstum fördert. Wenn wir auf diesen Impulsen aufbauen, können wir eine Wiederholung der politischen Fehler der letzten Jahrzehnte vermeiden, schreibt Rebeca Grynspan. zum Artikel UNCTAD XV: BESCHLÜSSE ZU COVID-19, HANDEL, SCHULDEN UND KLIMA Die 15. Vollversammlung der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD XV) erzielte eine Vereinbarung zur Förderung einer inklusiven und widerstandsfähigen Erholung in den Entwicklungsländern, die derzeit mit einem ungleichen Zugang zu Covid-19-Impfstoffen, einer Schuldenkrise, dem Klimanotstand und anderen präzedenzlosen Herausforderungen kämpfen müssen. Eine W&E-Zusammenfassung. zum Artikel W&E 09/2021 In dieser Ausgabe: UNCTAD XV in Barbados: Politische Transformation jenseits von Rettungspaketen +++ Industrialisierung in Afrika. Ein Teufelskreis? +++ Kartographie der Unterdrückung und Migration. Mark Bradford in Menorca zum Artikel POLITISCHE TRANSFORMATION JENSEITS VON RETTUNGSPAKETEN Im Zusammenhang mit ihrer XV. Vollversammlung, die alle vier Jahre stattfindet und diesmal vom 3.-7. Oktober in Barbados unter dem Motto „From Inequality and Vulnerability to Prosperity for All” tagte, demonstrierte die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD), nicht zuletzt durch eine Anzahl politischer Berichte, wie die kommende Dekade trotz Corona zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) genutzt werden könnte. Rainer Falk hat sich die Materialien angesehen. zum Artikel REGIONALE INTEGRATION UND INDUSTRIALISIERUNG IN AFRIKA Die vergleichsweise hohen Wachstumsraten vieler afrikanischer Länder überdecken die strukturellen Entwicklungsprobleme des Kontinents. Dies ist die Ausgangsthese eines neuen Buchs des Afrika-Ökonomen Helmut Asche (siehe Hinweis). Ein wichtiger Faktor ist dabei der geringe Grad der handels- und wirtschaftspolitischen Integration des Kontinents – die meisten afrikanischen Länder handeln mehr mit entfernten außerafrikanischen Regionen als mit den Nachbarländern. Von Jörg Goldberg. zum Artikel KARTOGRAPHIE DER UNTERDRÜCKUNG UND DER MIGRATION Wie oft waren wir an den Gestaden der Balearen. Und wie oft hat sich unsere Faszination von der Schönheit und Natur dieser Region in Traurigkeit und kalte Wut verwandelt angesichts der ungezählten Migrant*innen, die Tag für Tag im Mittelmeer ertrinken. Der amerikanische Weltklasse-Künstler Mark Bradford hat jetzt den Versuch unternommen, die Kartographie der globalen Unterdrückung und Migration zu entschlüsseln. Als Standort der Ausstellung ‚Masses and Movements‘ fungiert nicht zufällig Menorca. Von Rainer Falk. zum Artikel W&E 07-08/2021 In dieser Ausgabe: Klimawandel Alarmstufe Rot für die Menschheit +++ UN-Ernährungsgipfel als Trojanisches Pferd? +++ Neoliberalismus oder neuer Kapitalismus? +++ Gewalt über Südafrika +++ SZR: Neuer IWF-Geldsegen für wen? +++ Global Governance: Von der G20 zur G21 zum Artikel GLOBAL GOVERNANCE: VON DER G20 ZUR G21? Die Gruppe der 20 (G20) Hauptwirtschaftsmächte hat sich zu einer Säule des Multilateralismus entwickelt. Obwohl es weltweit viele hochrangige Gesprächsforen gibt, stehen die G20 für die beste Art von allen: Auf globaler Ebene bieten sie aktive Unterstützung für Dialog, Debatten und – am wichtigsten – die Lösung wirtschaftlicher Probleme. Glücklicherweise kann die Ländergruppe ihre größte Schwäche – dass sie 96% der afrikanischen Bevölkerung außen vor lässt – leicht dadurch beheben, dass sie die Afrikanische Union (AU) als Mitglied aufnimmt, schreibt Jeffrey D. Sachs. zum Artikel KLIMAWANDEL: ALARMSTUFE ROT FÜR DIE MENSCHHEIT Ein Meilenstein-Report über die Gefahren des Klimawandels sagt eine verheerende Zukunft für die gesamte Welt voraus. Die vom Internationalen Panel zum Klimawandel (IPCC) verfasste und am 9. August 2021 veröffentlichte Studie warnt u.a. davor, dass die Erderwärmung noch im 21. Jahrhundert 1,5 und 2° C überschreiten wird, wenn keine radikalen Reduktionen des CO2-Ausstosses vorgenommen werden. Viele Veränderungen werden irreversibel sein. Ein W&E-Feature. zum Artikel POST-APARTHEID-DEMOKRATIE AM ABGRUND 27 Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen in Südafrika zerbricht sich das Land den Kopf darüber, was zu den Plünderungen und Zerstörungen von Eigentum geführt hat, die in einer Woche mehr als 200 Tote und Sachschäden in Höhe von 1,3 Mrd. Dollar gebracht haben. Präsident Cyril Ramaphosa beschrieb die eine Woche anhaltenden Unruhen Ende Juli als gescheiterten Aufstand. Kevin Humphrey berichtet. zum Artikel NEUER IWF-GELDSEGEN FÜR WEN? Anfang August 2021 hat der Gouverneursrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach mehrjährigen Diskussionen die Ausgabe neuer Sonderziehungsrechte (SDR) in Höhe von 650 Mrd. Dollar (1 US-Dollar = 0,700641 SDR) beschlossen. Der Beschluss folgt einer Vorgabe des Executive Boards vom Juni. Vorgenommen werden soll die Neuallokation am 23. August. Es ist die größte SDR-Allokation in der Geschichte des IWF. Doch es bleiben Bedenken, schreibt Rainer Falk mit Informationen von Chiara Mariotti. zum Artikel DER UN-ERNÄHRUNGSGIPFEL ALS TROJANISCHES PFERD? Zweifellos braucht die Welt eine Reform der existierenden Ernährungssysteme. Doch der Welternährungsgipfel der Vereinten Nationen (UNFSS: United Nations World Food Systems Summit) muss vereinbar sein mit einem UN-geführten Multilateralismus. Unterdessen ist das Weltwirtschaftsforum (WEF) – eine Plattform der mächtigsten Konzerne der Welt – erstmals eine Partnerschaft mit den UN in Vorbereitung des Gipfels eingegangen, der jetzt für September geplant ist. Ein Kommentar von Jomo Kwame Sundaram. zum Artikel DER NEOLIBERALISMUS UND DIE NEUE GLOBALE UNORDNUNG Hatte die „Kleine Weltwirtschaftskrise“ 1973/75 mit der Öffnung der Kapitalmärkte dem Globalisierungsprozess neue Dimensionen eröffnet, so hat die Krisenperiode 2008/2020 diesen Trend zwar nicht umgekehrt, seine Formen aber doch verändert. Dazu gehören zunächst eine Verlangsamung des Welthandels, die Bereitschaft zur Begrenzung kurzfristiger Kapitalbewegungen durch Kapitalverkehrskontrollen und die Politisierung des internationalen Austauschs. Dennoch meint Jörg Goldberg in seinem neuen Buch, der Neoliberalismus könne (noch) nicht einfach totgesagt werden. zum Artikel W&E 06/2021 In dieser Ausgabe: Mit FDI zu nachhaltiger Erholung? Der World Investment Report 2021 +++ In Trumps Fußstapfen: Diktatorentochter lehnt Wahlergebnis in Peru ab +++ Die Weltwirtschaft im ungleichen Rebound: Der Welthandel als Vorbote zum Artikel MIT FDI ZUR NACHHALTIGEN ERHOLUNG? Der Fluss ausländischer Direktinvestitionen brach 2020 um 35% ein – auf 1 Billion Dollar gegenüber 1,5 Billionen Dollar im Vorjahr (2019). Lockdowns im Gefolge der Covid-19-Pandemie bremsten existierende Investitionsprojekte aus, und die Aussichten auf eine Rezession führten die Multinationalen Unternehmen (MNEs) dazu, neue Projekte zu überdenken. Dennoch hält die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in ihrem jüngsten World Investment Report (WIR 2021; s. Hinweis) FDI – im Gewand nachhaltiger Investitionen – für einen gangbaren Weg zur nachhaltigen Erholung und zur Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs). Von Rainer Falk und Michael Mohnke. zum Artikel FUJIMORI IN TRUMPS FUSSSTAPFEN Peru sieht sich gegenwärtig – im Gefolge der Präsidentschaftswahlen vom 6. Juni 2021 – mit einem ernsthaften Problem konfrontiert, ähnlich wie das, was wir in den USA im November hatten. Die unterlegene Kandidatin Keiko Fujimori lehnt es ab, die Ergebnisse zu akzeptieren. Wie Trump behauptet sie, dass das Ergebnis gestohlen wurde. Ein Kommentar von Mark Weisbrot. zum Artikel DIE WELTWIRTSCHAFT IM UNGLEICHEN REBOUND Die Erholung des Welthandels von der Covid-19-Krise erreichte im ersten Quartal 2021 einen Rekordwert. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Jahresrate) stieg er um 10%, gegenüber dem letzten Quartal 2020 um 4%. Das geht aus dem Global Trade Update (s. Hinweis) hervor, das die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) im Mai 2021 veröffentlichte (s. Hinweise). Eine Zusammenfassung von Rainer Falk. zum Artikel W&E 05/2021 In dieser Ausgabe: Green Finance und der Globale Süden: Ein Trojanisches Pferd? +++ Covid-19: Rettungspakete für den Süden? Wie Corona-Hilfe in die Taschen großer Konzerne fließt +++ Wir brauchen die G7 nicht. So überflüssig wie ein Kropf zum Artikel WIR BRAUCHEN DIE G7 NICHT Der letzte G7-Gipfel in St. Ives/Cornwall war eine reine Verschwendung von Ressourcen. Wenn es ihn überhaupt geben muss, hätte er online stattfinden können, was Zeit, Logistikkosten und Flugemissionen gespart hätte. Aber auch darüber hinaus sind die G7-Gipfeltreffen ein Anachronismus. Die Politiker müssen aufhören, ihre Energie an eine Übung zu verschwenden, die für die heutige Weltwirtschaft nicht repräsentativ ist und deren Ziele fast völlig von den Mitteln getrennt sind, mit denen sie erreicht werden sollen, schreibt Jeffrey D. Sachs. zum Artikel COVID-19: RETTUNGSPAKETE FÜR DEN SÜDEN? Während sich die Armut und die Einkommensungleichheit vertiefen, werden Covod-19-Hilfsgelder an große Konzerne transferiert, statt an soziale Sicherungsprogramme in Entwicklungsländern. Das sagen Gruppen, die in eine neue Studie über Covid-19-Rettungspakete involviert sind, die das Problem im Auftrag der Financial Transparency Coalition (FTC) an Hand von neun Entwicklungsländern untersucht hat. Ed Holt hat die Studie ausgewertet. zum Artikel GREEN FINANCE UND DER GLOBALE SÜDEN Green Finance ist Dank Werbekampagnen und Public Relations-Strategien von Banken und Investmentfonds sowie der Unterstützung von internationalen Finanzinstitutionen und damit verbundenen AkteurInnen in aller Munde. Green Finance soll nicht nur Umweltprobleme lösen, sondern auch die Finanzstandorte, darunter Deutschland, stärken. Eine Analyse von Johannes Jäger. zum Artikel GLOBALER AUSTERITÄTSALARM Am Rande des letzten Frühjahrstreffens von IWF und Weltbank wurde erneut Optimismus versprüht: Vor allem die Auflagenpolitik des IWF habe sich grundlegend geändert. Doch eine Studie (s. Hinweis), die die Initiative for Policy Dialogue von der Columbia-Universität, internationale Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen gerade veröffentlicht hatten, schlug Alarm: Es drohe ein globaler Austeritätsschock. Isabel Ortiz und Matthew Cummins fassen zusammen. zum Artikel W&E 04/2021 In dieser Ausgabe: Chinas Aufstieg zum Handelstitan +++ Völkermord an den Uiguren? +++ Globaler Austeritätsalarm +++ G20-Präsidentschaft Italiens zum Artikel CHINA: VÖLKERMORD IN XINJIANG? Die US-Regierung hat ohne Not ihren Ton gegenüber China verschärft und das Vorgehen gegen die Uiguren in der Region Xinjiang als Genozid bezeichnet. Dies ist ein schwerwiegender Vorwurf, weil Völkermord zu Recht als „das schlimmste aller Verbrechen“ gilt. Viele Kritiker rufen nun zum Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking auf und nennen sie „Genozid-Olympiade“. Jeffrey D. Sachs und William Schabas halten das für nicht gerechtfertigt. zum Artikel CHINA IM WELTHANDEL: DER AUFSTIEG EINES TITANS China ist vielleicht eines der außergewöhnlichsten Beispiele für ökonomische Entwicklung in der jüngsten Geschichte. In den letzten 25 ist die Wirtschaft des Landes schnell expandiert und hat mehr Menschen als irgendwo anders auf der Welt aus der Armut geholt. Doch all dies wäre nicht möglich gewesen ohne eine andere herausragende Story: den Aufstieg Chinas von der Peripherie des Welthandels zu einem globalen Handelstitan, schreiben Alessandro Nicita and Carlos Razo. zum Artikel EINE REICHTUMSSTEUER FÜR BÖRSENKONZERNE Ein neuer Forschungsbericht schlägt die Einführung einer neuen Steuer auf Aktien aller öffentlich gelisteten Unternehmen mit Hauptquartier in den G20-Ländern vor. Die Studie von Emmanuel Saez und Gabriel Zucman (beide von der Berkeley-Universität in Kalifornien) fordert, dass jedes Jahr jedes Unternehmen auf seinen Aktienwert 0,2% an Steuern zahlen sollte. Da sich die Aktienmarktkapitalisierung in der G20 auf rund 90 Billionen Dollar beläuft, würde die Steuer jährlich an die 180 Mrd. Dollar einbringen. Eine W&E-Zusammenfassung. zum Artikel W&E 02-03/2021 In dieser Ausgabe: Eine Reichtumssteuer für große Konzerne +++ Konzerne gegen Argentinien und Bolivien +++ W&E-Infospiegel +++ Italien und die G20-Präsidentschaft +++ Beendet die Impf-Apartheid +++ Entwicklungsökonomie: Unterrepräsentanz des Südens zum Artikel VERSICHERUNGSKONZERNE VS. ARGENTINIEN UND BOLIVIEN Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, Ex-ILO-Generaldirektor Juan Somavia, der Präsident des UN-Netzwerks für Nachhaltige Entwicklungslösungen (SDSN) Jeffrey Sachs, der Ex-Untergeneralsekretär der UN José Antonio Ocampo und über 100 weitere hochrangige Entwicklungsexpert*innen haben eine Erklärung herausgebracht, in der sie gegen Versicherungskonzerne protestieren, die Argentinien und Bolivien vor dem ICSID der Weltbank verklagt haben. zum Artikel IWF/WELTBANK: FRÜHJAHRSTAGUNG OHNE AMBITION Auf der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank diese Woche, die wegen Covid-19 erneut virtuell stattfindet, können wir Maßnahmen zur Unterstützung der Erholung der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen von der Pandemie erwarten. Diese sind löblich, bleiben aber weit hinter dem zurück, was erforderlich wäre, schreibt Mark Lowcock. Und an den Austeritätsvorgaben des IWF hat sich kaum etwas geändert, bemerkt Rebecca Ray. zum Artikel ZWISCHEN ZWEI KONTINENTEN: ZENTRALAMERIKA Während in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zahlreiche politische Ereignisse in Zentralamerika häufig auch hierzulande in den Medien an prominenter Stelle auftauchten (v. a. die „Bürgerkriege“ in Nikaragua und El Salvador), sich mit beiden Ländern und den dortigen Befreiungsbewegungen die bis dahin breitesten Solidaritätsbeziehungen entwickelten, sind seit zwei oder drei Jahrzehnten nur in Ausnahmefällen (bei Naturkatastrophen oder im Falle von Karawanen verzweifelter Migrant*innen, die in die USA wollen, bei Gewalt- und Kriminalitätsexzessen) entsprechende Meldungen über diese Region zu vernehmen. Eine Buchvorstellung von Dieter Boris. zum Artikel W&E 01/2021 In dieser Ausgabe: Die Weltwirtschaft nach dem Horrorjahr 2020 +++ Zentralamerika zwischen zwei Kontinenten +++ W&E-Infospiegel +++ Ärgernis Rating-Agenturen zum Artikel W&E 10-12/2020 Aussetzung des TRIPS-Abkommens? + Argentinien und der IWF + China-Europäische Union + Kunst und Trauer in den USA + Berliner Stadtschloss: Kitsch und Raubkunst zum Artikel AUSSETZUNG DES TRIPS-ABKOMMENS? Seit Indien und Südafrika im letzten Herbst in der WTO einen Vorschlag zur zeitweisen Aussetzung des Abkommens über handelsbezogene geistige Eigentumsrechte (TRIPS) vorlegten, streiten sich Industrie- und Entwicklungsländer. Der Verteilungskampf um den knappen Covid-19-Impfstoff zeigt, dass im Kampf gegen die Pandemie gemeinsames Handeln erforderlich ist, sagen Verfechter eines zeitweisen Verzichts auf Patentrechte. zum Artikel * Alle Preise inkl. gesetzl. Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders beschrieben. MEHR VON W&E... * Ältere Artikel finden Sie im Archiv. * Stets aktuell informiert – mit einem W&E Abonnement. Sortierung: Preis aufsteigend Preis absteigend Name A-Z Name Z-A Artikelnummer 0-Z Artikelnummer Z-0 CARMEN HERRERA – EIN LEUCHTSTERN DER LATINA-KUNSTSZENE Die kubanisch-amerikanische Künstlerin Carmen Herrera verbrachte die längste Zeit ihres Lebens mit der Bewunderung der geraden Linie, doch der Pfad ihrer triumphalen Karriere war alles andere als linear. Während sie über ein halbes Jahrhundert ihren inzwischen ikonographischen Stil entwickelte, verkaufte sie ihr erstes Bild erst 2004 im Alter von 89 Jahren. Am Samstag, den 12. Februar 2022, verstarb sie im Schlaf in ihrem Apartment und Atelier in New York, wo sie fast 55 Jahre lebte und arbeitete. Ein Nachruf von Salomé Gómez-Upegui. zum Artikel CHINA: VÖLKERMORD IN XINJIANG? Die US-Regierung hat ohne Not ihren Ton gegenüber China verschärft und das Vorgehen gegen die Uiguren in der Region Xinjiang als Genozid bezeichnet. Dies ist ein schwerwiegender Vorwurf, weil Völkermord zu Recht als „das schlimmste aller Verbrechen“ gilt. Viele Kritiker rufen nun zum Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking auf und nennen sie „Genozid-Olympiade“. Jeffrey D. Sachs und William Schabas halten das für nicht gerechtfertigt. zum Artikel CHINA IM WELTHANDEL: DER AUFSTIEG EINES TITANS China ist vielleicht eines der außergewöhnlichsten Beispiele für ökonomische Entwicklung in der jüngsten Geschichte. In den letzten 25 ist die Wirtschaft des Landes schnell expandiert und hat mehr Menschen als irgendwo anders auf der Welt aus der Armut geholt. Doch all dies wäre nicht möglich gewesen ohne eine andere herausragende Story: den Aufstieg Chinas von der Peripherie des Welthandels zu einem globalen Handelstitan, schreiben Alessandro Nicita and Carlos Razo. zum Artikel COVID-19: RETTUNGSPAKETE FÜR DEN SÜDEN? Während sich die Armut und die Einkommensungleichheit vertiefen, werden Covod-19-Hilfsgelder an große Konzerne transferiert, statt an soziale Sicherungsprogramme in Entwicklungsländern. Das sagen Gruppen, die in eine neue Studie über Covid-19-Rettungspakete involviert sind, die das Problem im Auftrag der Financial Transparency Coalition (FTC) an Hand von neun Entwicklungsländern untersucht hat. Ed Holt hat die Studie ausgewertet. zum Artikel DER NEOLIBERALISMUS UND DIE NEUE GLOBALE UNORDNUNG Hatte die „Kleine Weltwirtschaftskrise“ 1973/75 mit der Öffnung der Kapitalmärkte dem Globalisierungsprozess neue Dimensionen eröffnet, so hat die Krisenperiode 2008/2020 diesen Trend zwar nicht umgekehrt, seine Formen aber doch verändert. Dazu gehören zunächst eine Verlangsamung des Welthandels, die Bereitschaft zur Begrenzung kurzfristiger Kapitalbewegungen durch Kapitalverkehrskontrollen und die Politisierung des internationalen Austauschs. Dennoch meint Jörg Goldberg in seinem neuen Buch, der Neoliberalismus könne (noch) nicht einfach totgesagt werden. zum Artikel DER UN-ERNÄHRUNGSGIPFEL ALS TROJANISCHES PFERD? Zweifellos braucht die Welt eine Reform der existierenden Ernährungssysteme. Doch der Welternährungsgipfel der Vereinten Nationen (UNFSS: United Nations World Food Systems Summit) muss vereinbar sein mit einem UN-geführten Multilateralismus. Unterdessen ist das Weltwirtschaftsforum (WEF) – eine Plattform der mächtigsten Konzerne der Welt – erstmals eine Partnerschaft mit den UN in Vorbereitung des Gipfels eingegangen, der jetzt für September geplant ist. Ein Kommentar von Jomo Kwame Sundaram. zum Artikel DIE WELTWIRTSCHAFT IM UNGLEICHEN REBOUND Die Erholung des Welthandels von der Covid-19-Krise erreichte im ersten Quartal 2021 einen Rekordwert. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Jahresrate) stieg er um 10%, gegenüber dem letzten Quartal 2020 um 4%. Das geht aus dem Global Trade Update (s. Hinweis) hervor, das die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) im Mai 2021 veröffentlichte (s. Hinweise). Eine Zusammenfassung von Rainer Falk. zum Artikel FUJIMORI IN TRUMPS FUSSSTAPFEN Peru sieht sich gegenwärtig – im Gefolge der Präsidentschaftswahlen vom 6. Juni 2021 – mit einem ernsthaften Problem konfrontiert, ähnlich wie das, was wir in den USA im November hatten. Die unterlegene Kandidatin Keiko Fujimori lehnt es ab, die Ergebnisse zu akzeptieren. Wie Trump behauptet sie, dass das Ergebnis gestohlen wurde. Ein Kommentar von Mark Weisbrot. zum Artikel GLOBALER AUSTERITÄTSALARM Am Rande des letzten Frühjahrstreffens von IWF und Weltbank wurde erneut Optimismus versprüht: Vor allem die Auflagenpolitik des IWF habe sich grundlegend geändert. Doch eine Studie (s. Hinweis), die die Initiative for Policy Dialogue von der Columbia-Universität, internationale Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen gerade veröffentlicht hatten, schlug Alarm: Es drohe ein globaler Austeritätsschock. Isabel Ortiz und Matthew Cummins fassen zusammen. zum Artikel GREEN FINANCE UND DER GLOBALE SÜDEN Green Finance ist Dank Werbekampagnen und Public Relations-Strategien von Banken und Investmentfonds sowie der Unterstützung von internationalen Finanzinstitutionen und damit verbundenen AkteurInnen in aller Munde. Green Finance soll nicht nur Umweltprobleme lösen, sondern auch die Finanzstandorte, darunter Deutschland, stärken. Eine Analyse von Johannes Jäger. zum Artikel ITALIEN UND DIE G20-PRÄSIDENTSCHAFT (II) Nach diesem langen Ritt durch verschiedene Themenbereiche (s. W&E 02-03/2021) sollte der rote Faden deutlich geworden sein. Die Ära ist vorbei, als die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg eine Generation von Politikern hervorbrachten, die Frieden und Entwicklung zur gemeinsamen Basis der internationalen Beziehungen machten – sogar während des gefährlichen Kalten Krieges, schreibt Roberto Savio. zum Artikel MIT FDI ZUR NACHHALTIGEN ERHOLUNG? Der Fluss ausländischer Direktinvestitionen brach 2020 um 35% ein – auf 1 Billion Dollar gegenüber 1,5 Billionen Dollar im Vorjahr (2019). Lockdowns im Gefolge der Covid-19-Pandemie bremsten existierende Investitionsprojekte aus, und die Aussichten auf eine Rezession führten die Multinationalen Unternehmen (MNEs) dazu, neue Projekte zu überdenken. Dennoch hält die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in ihrem jüngsten World Investment Report (WIR 2021; s. Hinweis) FDI – im Gewand nachhaltiger Investitionen – für einen gangbaren Weg zur nachhaltigen Erholung und zur Verwirklichung der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs). Von Rainer Falk und Michael Mohnke. zum Artikel NEUER IWF-GELDSEGEN FÜR WEN? Anfang August 2021 hat der Gouverneursrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach mehrjährigen Diskussionen die Ausgabe neuer Sonderziehungsrechte (SDR) in Höhe von 650 Mrd. Dollar (1 US-Dollar = 0,700641 SDR) beschlossen. Der Beschluss folgt einer Vorgabe des Executive Boards vom Juni. Vorgenommen werden soll die Neuallokation am 23. August. Es ist die größte SDR-Allokation in der Geschichte des IWF. Doch es bleiben Bedenken, schreibt Rainer Falk mit Informationen von Chiara Mariotti. zum Artikel W&E-ALL-IN-ONE-ABONNEMENT FÜR EINZELPERSONEN 40,00 € zum Artikel W&E-DIGITAL-ABO FÜR EINZELPERSONEN 35,00 € zum Artikel W&E-PDF-ABONNEMENT FÜR EINZELPERSONEN zum Artikel W&E-PDF-ABONNEMENT FÜR INSTITUTIONEN, ORGANISATIONEN UND PRESSE 60,00 € zum Artikel W&E 04/2021 In dieser Ausgabe: Chinas Aufstieg zum Handelstitan +++ Völkermord an den Uiguren? +++ Globaler Austeritätsalarm +++ G20-Präsidentschaft Italiens zum Artikel W&E 06/2021 In dieser Ausgabe: Mit FDI zu nachhaltiger Erholung? Der World Investment Report 2021 +++ In Trumps Fußstapfen: Diktatorentochter lehnt Wahlergebnis in Peru ab +++ Die Weltwirtschaft im ungleichen Rebound: Der Welthandel als Vorbote zum Artikel WEST-BERLINER ERKLÄRUNG In Solidarität mit den Völkern der »Dritten Welt«, die durch die verhängnisvolle Politik dieser beiden mächtigsten internationalen Finanzinstitutionen betroffen sind, fand aus Anlass der Jahrestagung von IWF und Weltbank am 23./24. September 1988 in West-Berlin ein Internationaler Gegenkongress statt. Nach intensiven Diskussionen während der IWF/Weltbank-Kampagne sowie auf der Grundlage der Beiträge von Vertreterinnen aus der Dritten Welt, der Bundesrepublik und West-Berlin sowie anderen Industrieländern zu den Auswirkungen der Politik dieser multilateralen Institutionen auf die Völker der Dritten Welt, verabschieden wir die folgende Abschlusserklärung zum Artikel WIE PUTINS KRIEG DEN ENTWICKLUNGSLÄNDERN SCHADET Es ist schwierig, in dem anhaltenden Krieg, der durch Russlands irrationalen und verheerenden Einmarsch in die Ukraine ausgelöst wurde, Gewinner zu sehen. Aber zu den Verlierern gehören weit mehr als die angegriffenen Ukrainer und die Menschen in Russland, die sich diesen Krieg nicht ausgesucht haben. Diese müssen nun eine Wirtschaft ertragen, die durch Handels- und Finanzsanktionen demontiert wird. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts werden auf der ganzen Welt zu spüren sein, auch in vielen Entwicklungsländern, die bereits damit zu kämpfen haben, sich von der Covid-19-Pandemie zu erholen, schreibt Jayati Ghosh. zum Artikel * Alle Preise inkl. gesetzl. Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten und ggf. Nachnahmegebühren, wenn nicht anders beschrieben. W&E BLOG: DIE KLIMA-HEUCHELEI DER REICHEN WELT Ein Kommentar von Jayati Gosh Viele Menschen auf der ganzen Welt betrachten die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Glasgow (COP26) bereits als Enttäuschung. Das ist wohl eine krasse Untertreibung. Weltweit – aber insbesondere in der entwickelten Welt – begreifen Spitzenpolitiker nicht, wie enorm die Herausforderung durch den Klimawandel ist. Obwohl sie dessen Dringlichkeit und den Ernst der Lage in ihren Reden anerkennen, verfolgen sie zumeist kurzfristige nationale Interessen und geben komfortabel weit in der Zukunft einzulösende „Netto-Null-Versprechungen” ab, ohne klare und zeitnahe Verpflichtungen für unmittelbares Handeln einzugehen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Erklärungen zahlreicher Staats- und Regierungschefs reicher Länder in Glasgow im Widerspruch sowohl zu ihren tatsächlichen Klimastrategien als auch zu Aussagen stehen, die sie in anderen Kontexten abgeben. Während etwa die politischen Spitzen der G7 am Gipfel wenig berauschende grüne Zusagen für einen mehrere Jahrzehnte in der Zukunft liegenden Zeitraum abgaben, waren sie gleich zur Stelle, als es darum ging, noch mehr Investitionen in fossile Brennstoffe zu erlauben und zu ermöglichen, die mittelfristig zu zusätzlicher Produktion und Treibhausgasemissionen führen werden. Könnte beispielsweise einmal die tatsächliche US-Regierung aufstehen und sich erklären? Im Rahmen seiner jüngsten Rede in Glasgow sagte etwa Präsident Joe Biden, dass „wir die derzeitigen Schwankungen bei den Energiepreisen nicht als Grund für eine Rücknahme unserer Ziele im Bereich sauberer Energien betrachten sollten, sondern als Handlungsaufforderung“. Tatsächlich, so Biden, „bekräftigen die hohen Energiepreise nur die dringende Notwendigkeit, Energiequellen zu diversifizieren, den Einsatz sauberer Energien zu erhöhen und vielversprechende neue Technologien im Bereich saubere Energieträger zu adaptieren.“ Nur drei Tage später behauptete die Biden-Administration jedoch, die OPEC+ würden den globalen Wirtschaftsaufschwung gefährden, weil man die Ölproduktion nicht anhebe. Die Administration warnte sogar, dass die Vereinigten Staaten bereit wären, „alle notwendigen Mittel” einzusetzen, um die Kraftstoffpreise zu senken. Dabei handelt es sich um das eklatanteste Beispiel von Klima-Heuchelei eines führenden Industrielandes der letzten Zeit... ... den kompletten Kommentar finden Sie >>> hier. mehr... REGIERUNGEN MÜSSEN IN GLASGOW IN DEN KRISENMODUS Die schwachen Klimaschutzziele der Länder, die unzureichende finanzielle Unterstützung für wirtschaftlich benachteiligte Länder und der Umgang mit Schäden, die der Klimawandel verursacht: Das sind die drei großen Baustellen der Weltklimakonferenz (COP26), die heute in Glasgow beginnt. Ein Gastkommentar von Jan Kowalzig*) In Glasgow müssen die Regierungen sofort in den Krisenmodus gehen. Die krasse Unzulänglichkeit der eingereichten Klimaschutzziele der Länder unter dem Pariser Abkommen droht den Planeten zu verbrennen. Kurz vor der COP26 hatte das UNFCCC-Klimasekretariat in einer Analyse dieser Selbstverpflichtungen unter dem Pariser Abkommen davor gewarnt, dass die globalen Emissionen bis 2030 um 16% ansteigen werden. Um die globale Erwärmung auf maximal 1,5°C zu begrenzen, wie es das Pariser Abkommen vorsieht, müssten sie aber um knapp die Hälfte sinken. Die Welt steuert auf eine katastrophale Entwicklung der Klimakrise zu. Die Regierungen müssen auf der COP26 beschließen, ihre mittel- und langfristigen Pläne nicht erst – wie eigentlich vorgesehen – in fünf Jahren, sondern so lange jedes Jahr nachzubessern, bis deren Gesamtwirkung es ermöglicht, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. * Mehr Mittel für die Anpassung an die Klimakrise Die zweite große Baustelle der Weltklimakonferenz sind die finanziellen Klima-Hilfen der Industrieländer für von der Klimakrise betroffene, wirtschaftlich benachteiligte Länder. Das Versprechen der Industrieländer, diese Hilfen bis 2020 auf jährlich 100 Mrd. US-Dollar anzuheben, wurde nicht gehalten. Die Geberländer hatten dazu am Montag einen Plan vorgelegt, nach dem sie das Ziel nun 2023 erreichen würden – drei Jahre später als versprochen. Die Klimafinanzierung ist ein wichtiger Baustein in der mühselig austarierten Balance des Vertrauens zwischen den Ländern. Dass das Versprechen der Industrieländer nicht eingehalten wurde, ist eine schwere Hypothek, die nun auf der COP26 lastet. Nicht nur erhalten die betroffenen Länder deutlich weniger Unterstützung als zugesagt; auch handelt es sich großenteils um Kredite, die die Schuldenkrise verschärfen. Zudem wird nach wie vor nur rund ein Viertel der Gelder für die Anpassung an den Klimawandel verwendet, etwa zum Schutz der Ernten vor Dürren oder Überschwemmungen. Die Industrieländer sollten auf der COP26 zusagen, bis 2025 den Anteil der Mittel für Anpassung auf 50% der Klimafinanzierung anzuheben. * Unterstützung bei Schäden und Verlusten Ein drittes großes Thema für die besonders vom Klimawandel betroffenen oder bedrohten Länder ist der Umgang mit Schäden und Verlusten, die sich auch trotz umfangreicher Anpassungsmaßnahmen nicht vermeiden lassen, etwa wenn flache Küstenstreifen nach und nach im Meer versinken oder der Anbau von Nahrungsmitteln wegen wiederkehrender Dürren zunehmend unmöglich wird. Die COP26 wird über das Thema verhandeln, sich dabei aber um eher technische und prozedurale Fragen kümmern. Die Notwendigkeit neuer finanzieller Unterstützung möchten die Industrieländer wie bisher auch auf dieser Konferenz möglichst ausklammern, weil sie Kompensationsforderungen betroffener Länder für angerichtete Schäden fürchten. Die betroffenen Länder brauchen dringend mehr Unterstützung nicht nur für die Anpassung an die Veränderungen, sondern auch für den Ausgleich von unvermeidlichen Schäden und Verlusten. Das ist auch eine Frage der globalen Gerechtigkeit, denn diese Länder haben oft kaum oder gar nicht zur Klimakrise beigetragen. Auf der COP26 sollten die Regierungen dringend vereinbaren, in den kommenden Jahren neue Gelder zu mobilisieren und geeignete Mechanismen zu ihrer Verteilung einzurichten. Jan Kowalzig ist Referent bei Oxfam Deutschland für Klimawandel und Klimapolitik. Hinweis: * Rainer Falk: Eine Strategie des Südens für Glasgow. Entwicklungsorientierung und Anpassung an den Klimawandel, auf: weltwirtschaft-und-entwicklung.org mehr... G20-GIPFEL AN DER WEGGABELUNG IN ROM Verbesserter Zugang zu COVID-19-Impfstoffen, gerechte Teilhabe am wirtschaftlichen Aufschwung, Senkung gefährlicher Treibhausgasemissionen und Unterstützung einkommensschwacher Länder bei der Anpassung an die Klimakrise: Das etwa sind die Kernforderungen der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam für dem G20-Gipfelan diesem Wochenende in Rom. Die skandalöse Ungleichheit beim Zugang zu Covid-19-Impfstoffen zu beenden, ist die wichtigste Aufgabe der Staats- und Regierungschef*innen auf dem G20-Gipfel. Ursprünglich hatten die wohlhabenden Länder versprochen, dass jeder erfolgreiche Impfstoff „ein globales öffentliches Gut" sein würde; Ländern mit niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen sagten sie 1,8 Mrd. Impfdosen zu. Ein Jahr später sind davon gerade einmal 261 Mio. (14%) bereitgestellt. Während die Impfquoten in wohlhabenden Ländern teilweise bei über 70% liegen, sind in den ärmsten Teilen der Welt kaum 2% mit mindestens einer Dosis geimpft. Die dramatische Lage erlaubt kein „Weiter so“, sondern braucht mutige Entscheidungen für Impfgerechtigkeit. Ein konkreter Vorschlag liegt bereits auf dem Tisch: Indien und Südafrika fordern gemeinsam mit über 100 weiteren Ländern die Aussetzung des Patentschutzes für Covid-19-Impfstoffe, um die Produktion zu steigern und die Kosten für alle zu senken. Stattdessen haben sich die wohlhabenden Länder den Löwenanteil der Impfdosen gesichert und verteidigen die Monopolinteressen von Pharmaunternehmen. Die G20 müssen auch dazu beitragen, die wirtschaftliche Erholung nach der Coronakrise gerechter zu gestalten und insbesondere das weltweite Hungerproblem anzugehen. Mehr als 40 Millionen Menschen leiden unter extremem Hunger, wesentlich verursacht durch die wirtschaftlichen Schocks im Zuge der Pandemie. Weltweit sind die Nahrungsmittelpreise um rund 40% gestiegen, der höchste Anstieg seit über einem Jahrzehnt. Die gesellschaftlichen Ressourcen zur Bewältigung dieser historischen Krise sind allerdings höchst ungleich verteilt: Während die industrialisierten Volkswirtschaften im Jahr 2020 durchschnittlich rund 20%t ihres Bruttonationaleinkommens für die Unterstützung ihrer Bevölkerung ausgaben, waren es in Schwellenländer und der Länder mit niedrigem Einkommen nur zwischen 2 und 5%. Schließlich bedroht die Klimakrise die Existenzgrundlage von Millionen Menschen. Von den verheerenden Auswirkungen extremer Wetterereignisse, steigender Temperaturen und des Anstiegs des Meeresspiegels sind weltweit am stärksten Menschen betroffen, die in Armut leben und am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben. Oxfam und andere NGOs fordern die G20-Staats- und Regierungschefs in Rom dazu auf, ihre Klimaschutzmaßnahmen zu verstärken, indem sie ehrgeizige nationale Ziele zur Emissionsreduzierung vorlegen, die ihrem fairen Anteil entsprechen, und ihre Zusagen für die Klimafinanzierung erhöhen. Außer Acht bleiben dürfen aber auch nicht andere Bereiche. Die Arbeit an dem soeben vereinbarten Steuerreformpaket ist fortzusetzen, um Steuergerechtigkeit herzustellen und gegen die Gewinnverschiebung von Unternehmen sowie die schädlichen Auswirkungen des Steuerwettbewerbs wirksamer vorzugehen. Darüber hinaus muss in universelle Systeme für Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung investiert werden, um Gesundheits-, Klima- und Wirtschaftsschocks und ihre Folgen zu bewältigen. Alles dies sind keine leicht zu verwirklichen Forderungen. Aber sie charakterisieren, dass die G20 jetzt endgültig am Wendepunkt angekommen sind. Ohne sie in Angriff zu nehmen, werden die G20 an der Wegegabelung in Rom falsch abbiegen und die Chance auf eine neue Form der Global Governance wieder einmal verpassen. mehr... PUTSCHVERSUCH BEIM IWF Gastkommentar von Joseph E. Stiglitz Es sind derzeit Bemühungen im Gange, Kristalina Georgieva, die seit 2019 amtierende Geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, abzulösen oder zumindest stark zu schwächen. Dieselbe Georgieva wohlbemerkt, deren herausragende Reaktion auf die Pandemie rasch für Mittel sorgte, um die betroffenen Länder über Wasser zu halten und der Gesundheitskrise zu begegnen, und die sich erfolgreich für die Ausgabe von Sonderziehungsrechten (SZR; die Währung des IWF) im Volumen von 650 Milliarden Dollar eingesetzt hatte, die für die Erholung von Ländern niedrigen und mittleren Einkommens so wichtig sind. Darüber hinaus hat Georgieva den Fonds so aufgestellt, dass er eine globale Führungsrolle bei der Reaktion auf die existenzielle Krise des Klimawandels übernehmen kann. Wo also liegt das Problem? Und wer steht hinter den Bemühungen, sie zu diskreditieren und loszuwerden? Das Problem ist ein Bericht, den die Weltbank bei der Anwaltskanzlei WilmerHale in Auftrag gegeben hat und der den jährlichen Doing Business-Index der Bank betrifft, in dem Länder danach eingestuft werden, wie leicht sich dort Wirtschaftsunternehmen gründen und betreiben lassen. Der Bericht enthält Vorwürfe – oder präziser, „Andeutungen“ – über Unregelmäßigkeiten in den Indizes der Jahre 2018 und 2020 in Bezug auf China, Saudi-Arabien und Aserbaidschan. Georgieva wurde für den Index 2018 angegriffen, in dem China auf Rang 78 eingestuft wurde (demselben Platz wie im Vorjahr). Doch wird angedeutet, dass China niedriger hätte eingestuft werden sollen und dass dies im Rahmen einer Einigung über die Unterstützung Chinas für eine Kapitalerhöhung unterblieb, um die sich die Bank damals bemühte. Georgieva war damals Chief Executive Officer der Weltbank. Das einzig positive Ergebnis dieser Episode könnte die Abschaffung des Index sein. Schon vor einem Vierteljahrhundert, als ich Chefökonom der Weltbank war und Doing Business von einer separaten Sparte der Bank, der Internationalen Finanz-Corporation, veröffentlicht wurde, hielt ich Doing Business für ein schreckliches Produkt. Länder erhielten gute Bewertungen für niedrige Körperschaftsteuern und schwache Arbeitsmarktregeln. Die Zahlen waren stets wenig belastbar, wobei kleine Änderungen bei den Daten potenziell große Auswirkungen auf die Rankings haben konnten. Länder waren unweigerlich empört, wenn scheinbar willkürliche Entscheidungen sie in im Ranking abrutschen ließen... ... den vollständigen Kommentar finden Sie >>> hier. mehr... KARTOGRAPHIE DER UNTERDRÜCKUNG UND DER MIGRATION: MARK BRADFORDS 'MASSES AND MOVEMENTS' IN MENORCA Wie oft waren wir an den Gestaden der Balearen. Und wie oft hat sich unsere Faszination von der Schönheit und Natur dieser Region in Traurigkeit und kalte Wut verwandelt angesichts der ungezählten Migrant*innen, die Tag für Tag im Mittelmeer ertrinken. Der amerikanische Weltklasse-Künstler Mark Bradford hat jetzt den Versuch unternommen, die Kartographie der globalen Unterdrückung und Migration zu entschlüsseln. Als Standort der Ausstellung ‚Masses and Movements‘ fungiert nicht zufällig Menorca. Von Rainer Falk. Mark Bradfords Ausstellung, die noch bis 31. Oktober läuft, ist die Eröffnungsschau der neuesten Galerie von Hauser & Wirth auf der kleinen ‚Isla del Rey‘ im Hafen von Mahon in Menorca. In seiner ersten Ausstellung in Spanien präsentiert der Künstler eine Installation skulpturaler Globen, ein In-Situ-Wall Painting und eine Serie neuer Leinwände, die auf einer Weltkarte aus dem 16. Jahrhundert basiert und auf der zum ersten Mal der Name ‚America‘ gedruckt erscheint. ● Erkenntnispotential der Abstraktion ‚Masses and Movements‘ füllt sieben Galerieräume. Integraler Bestandteil ist ein neues soziales Projektengagement Bradfords, mit dem er künstlerische Bildung einwandernden Gemeinschaften nahebringen will, und eine Schau, die die globale Immigrationskrise beleuchtet. In Fortsetzung seiner karrierelangen Erforschung von Systemen, die marginalisierte Bevölkerungen unterdrücken, zeigt Bradfords neueste Ausstellung Werke, die reich an formaler und allegorischer Komplexität sind und die Bedeutung der Abstraktion für das Verständnis der Welt, in der wir leben, unterstreichen; und nebenbei auch seinen Platz unter der wichtigsten heute lebenden Künstlern... ... den vollständigen Artikel lesen Sie >>> hier. mehr... BUNDESBANK BLOCKIERT UMVERTEILUNG VON SONDERZIEHUNGSRECHTEN Heute erfolgt die Neuzuteilung der Sonderziehungsrechte (SZR) in Höhe von 650 Mrd. US-Dollar, die der IWF am 2. August beschlossen hat (>>> Neuer IWF-Geldsegen für wen?). Es ist die größte Ausschüttung in der Geschichte des IWF. Damit soll die globale Erholung vor allem in Niedrig- und Mitteleinkommensländern unterstützt werden. Deutschland erhält rund 36 Mrd. US-Dollar, deutlich mehr als alle Niedrigeinkommensländer zusammen. Ähnlich ungleich ist die Zuteilung für andere große Industrieländer. Daher forderte der IWF seine reichen Mitglieder auf, die Mittel an die ärmeren Länder umzuverteilen. Doch die Bundesbank, die für die Verwaltung der deutschen Währungsreserven zuständig ist, sperrt sich gegen die Umverteilung. Wie Malina Stutz, politische Referentin von erlassjahr.desagt, gibt es „kein Gesetz, dass der Bundesbank die Weitergabe der Sonderziehungsrechte ausdrücklich verbietet. Reiche Länder wie Deutschland, die sich Liquidität zum Nulltarif am Kapitalmarkt beschaffen können, müssen dafür sorgen, dass ihre Zuteilungen an ihr eigentliches Ziel gebracht werden, also einkommensschwächere und von Covid-19 besonders betroffene Länder.“ Zudem muss vermieden werden, dass durch die Ausweitung der globalen Liquidität eigentlich überschuldete Länder kurzfristig weiter zahlungsfähig gehalten werden und somit eine nachhaltige Lösung für die globale Schuldenkrise weiter hinausgezögert wird. 2021 werden in Entwicklungs- und Schwellenländern Schuldendienstverpflichtungen von mehr als 350 Milliarden US-Dollar fällig, 2022 noch einmal fast genauso viel. Stutz dazu: „Damit die Finanzspritze auch wirklich ihren Zweck erfüllt anstatt erneut lediglich den Bailout privater Gläubiger zu finanzieren, darf sie nicht als Alternative zu echten Schuldenerleichterungen betrachtet werden. Diese müssen gleichzeitig allen überschuldeten Ländern ermöglicht werden.“ Bodo Ellmers vom Global Policy Forum Europe fügt hinzu: „Es ist völlig inakzeptabel, dass die Bundesbank das 30-Milliarden-Euro-Geschenk vom IWF einfach ungenutzt auf ihren Konten schlummern lassen will. Die Hälfte des deutschen Anteils würde ausreichen, um die Finanzierungslücke der UN-Programme für Covid-Impfungen und Tests in Entwicklungsländern für dieses Jahr vollständig zu füllen. Diese Mittel mitten in der Krise nicht einzusetzen heißt, Leben aufs Spiel zu setzen.“ mehr... DIE BLUTSPUR DES US-INTERVENTIONISMUS Gastkommentar von Jeffrey D. Sachs Die Dimension des Versagens der Vereinigten Staaten in Afghanistan ist atemberaubend. Dabei handelt es sich nicht um ein Versagen von Demokraten oder Republikanern, sondern um ein dauerhaftes Versagen der amerikanischen politischen Kultur, das sich im mangelnden Interesse der US-Politik äußert, andere Gesellschaften zu verstehen. Und das ist nur allzu typisch. Nahezu jede US-Militärintervention der letzten Jahrzehnte in Entwicklungsländern hat sich als Fehlschlag erwiesen. Seit dem Koreakrieg lassen sich nur schwer Ausnahmen finden. In den 1960er Jahren und in der ersten Hälfte der 1970er Jahre kämpften die USA in Indochina - Vietnam, Laos und Kambodscha – und zogen nach einem Jahrzehnt grotesken Blutzolls schließlich geschlagen ab. Präsident Lyndon B. Johnson, ein Demokrat, und sein Nachfolger, der Republikaner Richard Nixon, tragen gemeinsam die Schuld dafür. Etwa zur gleichen Zeit setzten die USA in ganz Lateinamerika und Teilen Afrikas Diktatoren ein - mit katastrophalen, jahrzehntelangen Folgen. Man denke an die Mobutu-Diktatur in der Demokratischen Republik Kongo nach der von der CIA unterstützten Ermordung Patrice Lumumbas Anfang 1961 oder an die mörderische Militärjunta von General Augusto Pinochet in Chile nach dem von den USA unterstützten Sturz Salvador Allendes im Jahr 1973.In den 1980er Jahren suchten die USA unter Ronald Reagan Mittelamerika in Stellvertreterkriegen heim, um linke Regierungen zu verhindern oder zu stürzen. Davon hat sich die Region bis heute nicht erholt. Seit 1979 haben vor allem der Nahe und Mittlere Osten sowie Westasien die Torheit und Grausamkeit amerikanischer Außenpolitik zu spüren bekommen. Der Afghanistankrieg begann vor 42 Jahren, also im Jahr 1979, als die US-Regierung unter Präsident Jimmy Carter verdeckt islamische Dschihadisten unterstützte, um ein von der Sowjetunion gestütztes Regime zu bekämpfen. Bald trugen die von der CIA unterstützten Mudschaheddin dazu bei, eine sowjetische Invasion zu provozieren. Dadurch wurde die Sowjetunion in einen kräftezehrenden Konflikt verwickelt, während Afghanistan in eine 40 Jahre dauernde Abwärtsspirale aus Gewalt und Blutvergießen stürzte. Die US-Außenpolitik sorgte in der gesamten Region für wachsendes Chaos. Als Reaktion auf den Sturz des Schahs von Persien im Jahr 1979 (ein weiterer von den USA eingesetzter Diktator) stattete die US-Regierung unter Reagan den irakischen Diktator Saddam Hussein mit Waffen für seinen Krieg gegen die junge Islamische Republik Iran aus. Es kam zu massenhaftem Blutvergießen und US-gestützter chemischer Kriegsführung. Auf diese blutige Episode folgten Saddams Invasion in Kuwait und zwei von den USA angeführte Golfkriege (1990 und 2003). Die jüngste Runde der afghanischen Tragödie begann im Jahr 2001. Kaum einen Monat nach den Terroranschlägen vom 11. September ordnete Präsident George W. Bush eine von den USA geführte Invasion an, um die islamischen Dschihadisten zu stürzen, die von den USA zuvor unterstützt worden waren. Sein demokratischer Nachfolger, Präsident Barack Obama, setzte nicht nur den Krieg fort und entsandte noch mehr Truppen, sondern wies auch die CIA an, mit Saudi-Arabien zusammenzuarbeiten, um den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu stürzen. Das führte zu einem brutalen, bis heute andauernden Bürgerkrieg in Syrien. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, wies Obama die Nato an, den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi zu stürzen, was wiederum zu einem Jahrzehnt der Instabilität in Libyen und seinen Nachbarländern führte (darunter auch in Mali, das durch den Zustrom an Kämpfern und Waffen aus Libyen destabilisiert wurde). All diesen Fällen liegt nicht nur politisches Versagen, sondern auch die Überzeugung des außenpolitischen Establishments der USA zugrunde, wonach die Lösung jeder politischen Herausforderung in militärischer Intervention oder CIA-gestützter Destabilisierung bestehe… ... den vollständigen Kommentar lesen Sie >>> hier. mehr... NOBELPREISTRÄGER UND NGOS FORDERN VON BUNDESKANZLERIN MERKEL FREIGABE DER IMPFPATENTE Friedensnobelpreisträger Professor Mohammad Yunus und 65 führende zivilgesellschaftliche Organisationen der People's Vaccine Alliance fordern anlässlich Bundeskanzlerin Merkels Treffen mit US-Präsident Biden an diesem Donnerstag die deutsche Bundesregierung auf, die Patente auf Covid-19-Impfstoffe auszusetzen. Die gesamte Woche über finden Protestaktionen in Deutschland und den USA statt, um den Druck auf Merkel zu erhöhen, sich der Biden-Administration anzuschließen und einen Verzicht auf Patente bei der Welthandelsorganisation (WTO) zu unterstützen. Die People's Vaccine Alliance und Yunus weisen die Aussagen von Bundeskanzlerin Merkel zurück, dass die bestehenden Regelungen ausreichen würden, um Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen die Herstellung eigener Impfstoffe zu ermöglichen. Humanitäre Organisationen wie Brot für die Welt, Oxfam, Amnesty International, Avaaz, Action Aid, Global Justice Now und Public Citizen fordern eine Verzichtserklärung für den Schutz geistigen Eigentums. Der Verzicht auf geistiges Eigentum sei die einzige Möglichkeit, die Impfstoffproduktion weltweit auszuweiten, damit auch Menschen in ärmeren Ländern Zugang zu dem lebenswichtigen Schutz gegen COVID-19 haben, so die People's Vaccine Alliance. Die tödliche dritte Covid-19-Welle, ausgelöst durch die Delta-Variante, bricht derzeit über die Welt herein. In Uganda, einem Land mit 45 Millionen Einwohnern sind bisher nur 4.000 Menschen vollständig geimpft worden. In Bangladesch führt die Delta-Variante zur Überlastung des Gesundheitssystems, die Zahl der Todesfälle steigt rapide an. Deutschland hingegen hat mit seinen 83 Millionen Einwohnern bereits 77 Millionen Dosen Impfstoff verabreicht, 24 Millionen mehr als der gesamte afrikanische Kontinent mit 1,4 Milliarden Einwohnern. Mehr als 130 Länder haben eine Aussetzung der Patente für Covid-19-Impfstoffe und Behandlungen gefordert. Ursprünglich von Indien und Südafrika empfohlen, unterstützen auch die USA und die EU-Staaten Frankreich und Spanien diesen Schritt. Indem die deutsche Regierung auf der Aufrechterhaltung des Patentschutzes beharrt, setzt sie Menschenleben aufs Spiel. Mit dem mRNA-Impfstoff hat BioNTech/Pfizer einen der wirksamsten Impfstoffe gegen COVID-19 entwickelt und damit einen Erfolg für die Menschheit erzielt. Doch gerade einmal 0,2 % der Dosen des Impfstoffs, den die deutsche Firma BioNTech in Zusammenarbeit mit Pfizer produziert hat, sind an Länder mit niedrigem Einkommen gegangen. Obwohl Studien zeigen, dass die Herstellung des Impfstoffs nur 1,17 US-Dollar kostet, wird der Impfstoff für durchschnittlich 18 US-Dollar pro Dosis verkauft, was ihn zu einem der teuersten COVID-19-Impfstoffe macht. BioNTech hat 556 Mio. € an öffentlicher Finanzierung erhalten. Gerade deshalb sollte sich die deutsche Regierung jetzt für die Freigabe der Patente einsetzen, um weltweit Leben zu retten. mehr... DIE G20 MUSS JETZT HANDELN, UM DIE WELT ZU IMPFEN Kulisse Venedigs mit Kreuzfahrerschiff Ein Gastkommentar von Jeffrey D. Sachs und Juliana Bartels Bei ihrem Treffen am 9. und 10. Juli in Venedig sollten die Finanzminister der G20 einen Plan verabschieden, um die Welt gegen COVID-19 zu immunisieren. Alle impfstoffproduzierenden Länder werden dort vertreten sein: die USA, Großbritannien, die Europäische Union, China, Russland und Indien. Gemeinsam produzieren diese Länder genügend Impfdosen, um den Impfprozess für die gesamte Welt bis Anfang 2022 abzuschließen. Doch fehlt noch immer ein Plan dafür. Das bisherige globale Bemühen, den armen Ländern einen Impfschutz zu verschaffen – die sogenannte COVAX-Fazilität – bleibt bisher in katastrophaler Weise hinter den Erfordernissen zurück. Die impfstoffproduzierenden Länder haben ihre Produktion bisher dazu genutzt, ihre eigenen Bevölkerungen zu impfen – mit vielen Millionen an überschüssigen Dosen. Und die Impfstoffproduzenten haben geheime Absprachen mit verschiedenen Regierungen getroffen, um Impfstoffe bilateral zu verkaufen statt zu einem geringeren Preis durch COVAX. Die Welt leidet unter der Selbstsüchtigkeit der impfstoffproduzierenden Länder, der Gier der Unternehmen und dem Zusammenbruch einer grundlegenden staatlichen Zusammenarbeit zwischen den wichtigen Weltregionen. Wir bezweifeln, dass sich Experten der US-Regierung je (und sei es nur per Zoom) mit ihren Kollegen in China und Russland getroffen haben, um eine globale Impfkampagne zu planen. Die USA waren mehr daran interessiert, Impfstoffe nach Taiwan zu verschiffen (vermutlich, um die Volksrepublik China bloßzustellen), als mit China zusammenzuarbeiten, um die gesamte Welt zu schützen. Wissenschaftler warnen schon seit langem, dass Verzögerungen beim globalen Impfschutz verheerende Folgen für die gesamte Welt haben könnten, da sich neue Varianten herausbilden, die den bestehenden Impfstoffen ausweichen. Diese verhängnisvolle Entwicklung hat bereits begonnen. Israelische Wissenschaftler vermelden, dass der Pfizer/BioNTech-Impfstoff nur eine 64%ige Wirksamkeit gegenüber der Delta-Variante aufweist, verglichen mit 95% Wirksamkeit gegenüber dem ursprünglichen Virus (obwohl vier andere Studien eine deutlich höhere Wirksamkeit festgestellt haben)… … den vollständigen Kommentar lesen Sie >>> hier. mehr... G20-FINANZMINISTER: MEHR SCHULDENERLASS IST NÖTIG Morgen und am Samstag findet der Gipfel der G20-Finanzminister*innen in Venedig statt, das erste Präsenztreffen seit Beginn der Corona-Pandemie. Als Folge der Pandemie steht kritisch verschuldeten Ländern das Wasser bis zum Hals: Echte Schuldenerleichterungen gab es bislang kaum, viele Länder haben keinen Zugang zu den G20-Initiativen. Nach der erlassjahr.de-Kampagne wurden durch die im Vorjahr beschlossenen Initiativen gerade einmal 0,07% der von den Vereinten Nationen zu Beginn der Pandemie geforderten Schuldenerlasse umgesetzt. Diese Erlasse stammen sämtlich aus dem Katastrophenfonds CCRT des Internationalen Währungsfonds. Durch das Schuldenmoratorium DSSI der G20 wurde nur ein Bruchteil der tatsächlichen Schuldendienstzahlungen gestundet. Und bislang haben überhaupt nur drei Länder eine Umschuldung unter dem neuen Umschuldungsrahmenwerk „Common Framework“ der G20 beantragt – von denen bis heute noch keines einen einzigen Dollar an Schuldenerlass gesehen hat. Damit sind diese Initiativen bislang nur ein sehr kleiner Tropfen auf einem sehr heißen Stein. Mehr als 100 Entwicklungs- und Schwellenländer sind gezwungen, dieses Jahr drastische Sparmaßnahmen zu ergreifen, um ihren Schuldendienst aufrechterhalten zu können (>>> Globaler Austeritätsarlarm). Darüber hinaus bleiben mehr als 40% der kritisch verschuldeten Mitteleinkommensländer weiterhin von der DSSI und dem Common Framework ausgeschlossen. Mehr als die Hälfte der begünstigten Mitteleinkommensländer nehmen nicht teil, aus Angst vor dem Verlust ihres Kapitalmarktzugangs. Dabei leben fast 80% der Menschen, die durch COVID-19 zusätzlich in extreme Armut gerutscht sind, in Mitteleinkommensländern. Auch IWF-Chefin Kristalina Georgieva hatte kurz vor dem Venedig-Gipfel die geringen Fortschritte bei den bisherigen Schuldenerlassmaßnahmen beklagt. Noch beim Vorläufertreffen der G20-Finanzminister*innen im April sprach sich Bundesfinanzminister Scholz für echte Schuldenerlasse aus, Entwicklungsminister Müller folgte beim Gipfel der Außen- und Entwicklungsminister*innen in Matera letzte Woche. „Die Menschen in kritisch verschuldeten Ländern können nicht darauf warten, dass sich das Common Framework irgendwann bewährt hat“, so erlassjahr.de. Die Bundesregierung müsse Worten Taten folgen lassen und sich in Venedig für komplementäre Initiativen einsetzen. Konkrete Vorschläge dafür gebe es genug, so etwa von der Allianz der Kleinen Inselstaaten oder dem UN-Generalsekretär. Hinweis: >>> W&E 02-03/2021: Italien und die G20-Präsidentschaft mehr... Kunst global auf Instagram W&E ARTBOX: Service Service-Mail Verlag AGB Zahlung Versand Lieferzeiten Widerrufsbelehrung Informationen Impressum Datenschutz Newsletter jetzt anmelden Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und stimme dieser zu. * Was suchen Sie? powered by www.arttec-grafik.de