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Franziska Bluhm. Strategien für das digitale Zeitalter.

22.07.

2024


KUNST, FASCHISMUS, ITALIENISCH IN DER PRAXIS – EIN AUSFLUG NACH ROVERETO

„Mama, was ist eigentlich Faschismus?“, werde ich vom 9-Jährigen gefragt und
muss erstmal googeln, um eine einfache Definition zu finden. Denn wir haben uns
entschieden, im Mart in Rovereto, Italien, auch die Sonderausstellung zu
besuchen: Kunst und Faschismus. 

Die Ausstellung zeigt Werke, die in der 20-jährigen Herrschaft Mussolinis
entstanden sind. Während es zunächst um Themen wie Reinheit, die intakte Familie
geht, kommen dann kriegs- und gewaltverherrlichende Motive dazu. Körperkult und
immer wieder Mussolini selbst. 

Tolle Aufstellung, tolles Museum. 


***

Ich lese gerade parallel „Alle außer mir“ von Francesca Melandri, ein Buch, das
wohl vor einigen Jahren gefeiert wurde, weil es ein Bild Italiens des 20.
Jahrhunderts zeichnet – das Verhältnis zum Faschismus, die Kolonialzeit.
Erstaunlich, wie sich manche Dinge wie durch Zufall fügen.

***


Ansonsten hat Roveroto auch noch eine sehr hübsche und verwinkelte Altstadt zu
bieten. (I know, da gibt es auch noch eine Burg, ein Kriegsmuseum und einen
zweiten Teil des Museums.)

Mein persönliches Highlight war allerdings, dass ich meine Italienischskills
erproben konnte. Die Bedienung in der Bar wechselte mangels Skills nicht direkt
ins Englische oder Deutsche. Wir orderten Brote und Getränke, Kaffee und Süßes
und die 193 Tage Italienischkurs hatten sich schon ausgezahlt.

Bonusrunde: Ich erkannte an der Inschrift im Gemäuer, dass nun ein Hutgeschäft
kommt – Vokabeln lernen mit Duolingo hilft. 


Die Eissorte Orange, Kurkuma, Peperoni ist übrigens eine Empfehlung! (Und
laktosefrei.)

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20.07.

2024


NOTIZEN VOM GARDASEE

Diese Hoffnung auf dem Weg zum Strand, ob man die Brut dazu bekommen hat, dass
der Wind noch nicht gedreht hat und der erste Gang ins kühle Nass noch wellenlos
gelingt. 

Wer sich für diese Windgeschichte interessiert, dem empfehle ich die Lektüre des
Wikipediaeintrags.

In der Praxis sieht das ungefähr so aus: Bis zirka 13 Uhr ist das Wasser ruhig
wie an einem ganz normalen Badesee. Irgendwann kommt ein Lüftchen auf, das ist
der Moment, in dem die ersten Surfer am Horizont auf dem See zu erkennen sind.
Dann dauert es noch ungefähr 20 Minuten und das Wellenbad ist eröffnet. Man kann
sich von nun an in die Wellen werfen, Wellen reiten, ein bisschen rausschwimmen
und sich von den Wellen zurück ans Ufer treiben lassen. Im Schatten ist es nun
fast ein wenig kühl, zumindest so kühl, dass man entweder die nasse Badekleidung
ausziehen sollte oder sich zum Trocknen in die Sonne legt. Eingecremt versteht
sich. 

Gegen 17 Uhr flacht der Wind dann wieder ab. Der See wird ruhiger. Jetzt bleiben
noch gut anderthalb Stunden, bis die Sonne hinter dem Berg verschwindet und die
Luft kühler wird und der letzte Badegang eingeläutet wird. Ab dann trocknet die
Kleidung nicht mehr am Körper. Entweder geht man nun nach Hause, oder wechselt
in trockene Kleidung und lässt den Abend auf der Wiese mit geholter Pizza oder
an einer der Strandbars ausklingen.

***

Bestell ein alkoholfreies Weizen und gebe dich als Deutsche zu erkennen. 

***

Angesagte Bademode lässt sich hervorragend an Heranwachsenden erkennen. Jungs
tragen eine lange Badehose, die im besten Fall bis kurz über dem Knie enden. Ist
diese nicht verfügbar, hilft man sich mit einer Sporthose aus. Wichtiges
Accessoire: Unterhose drunter. So eine Shorts, gerne in schwarz, wo die Marke im
Gummibündchen verwebt ist. Je vorzeigbarer die Marke, desto tiefer sitzt die
Badehose. 

Bei den Frauen ist es recht einfach: Passend zur Haarfarbe tragen hier alle
einen schwarzen Bikini mit einem Höschen, dass die Pobacken freilegt. 

Je älter, desto farbenfroher wird die Bademode und desto wahrscheinlicher
Badeanzug.

***

Das Balzverhalten der Heranwachsenden unterscheidet sich nur geringfügig von dem
meiner Generation. Man sitzt zusammen, hört Musik und wenn es zu heiß wird,
verlagert man das ganze auf den nahegelegenden Steg. Einer der Jungs macht den
DJ, trägt die Box und gibt die Moves vor. Die anderen stehen um ihn herum,
bewegen sich zu den Rhythmen und verabschieden sich mit einem beeindruckenden
Sprung ins Nass. Wenig später wird auf der Wiese eine Art Volleyball gespielt,
wobei es vor allem darauf ankommt, sich gut zu bewegen. Also nicht im
sportlichen Sinne sondern im Sinne der Attraktivität. Es wird gekichert, Köpfe
werden zusammengesteckt, Zigaretten machen die Runde. Und dann geht es wieder
zum Steg.

***

Tbc.


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01.05.

2024


GOLDENE BLOGGER 2024: MAKE SOME NEUSS!

Am Montag haben wir die Goldenen Blogger verliehen. Hier sind ein paar meiner
schönsten Momente rund um die Preisverleihung. Die Momente eint, dass sie mit
Menschen zu tun haben, die mit Herzblut, Leidenschaft und Mut öffentlich im
Internet unterwegs sind. Denn das hat mir die diesjährige Verleihung gezeigt: Es
gibt sie, die guten Seiten im Internet, man muss sie nur suchen und finden! 

Erstens: Dass eine 75-Jährige unter die Podcaster geht, ist schon mal
interessant, dass sie es zusammen mit einer 45 Jahre jüngeren Kollegin tut, ist
spannend. Dass die beiden, mit diesem Podcast, den Preis als „Newcomer“
abräumen, ist großartig. Die Rede ist natürlich von Christine Westermann und
Mona Ameziane mit „Zwei Seiten„.

Foto: Constantin Ranke

Zweitens: Er hat zwar nicht gewonnen, aber ich habe am Rand ein paar Worte mit
ihm wechseln dürfen, die Rede ist von Tise, einem Tiktoker aus der Nähe von
Mannheim, der in der Coronazeit begonnen hat, Sneaker anzumalen. Diese Sneaker
sind nun nicht nur gefragt, er inspiriert viele Kinder und Jugendliche ebenfalls
zu Kreativität. Dass er das Herz am richtigen Fleck hat, zeigt beispielsweise
auch dieser Beitrag aus der ARD-Mediathek.

Drittens: Würdest du zu den Goldenen Bloggern feiern, wenn die Veranstaltung an
deinem 60. Geburtstag liegt? Claudia Eva Steinlein von „Glam up your lifestyle“
hat ihre Freundinnen eingepackt und hat es getan. So konnten die rund 300 Gäste
im Neusser Zeughaus ihr gemeinsam ein Ständchen singen. Ich hoffe, dass wir ihr
so einen schönen Moment kreieren konnten, auch wenn der Preis in ihrer Kategorie
an Jonas Bernschneider ging. 

Viertens: Wie cool ist bitte Doro Pesch? Mit welcher Geduld sie die zahlreichen
Selfie- und Fotowünsche der anwesenden Gäste bejahte und niemanden abwies, wie
entspannt sie die Show verfolgte und ansehen musste, dass Judith Rakers die
Kategorie „Celebrity“ gewann – und wie sie dennoch auf Social Media von diesem
Abend berichtet. Was bitte ist das für eine großartige Künstlerin und ein toller
Mensch. 

Fünftens: Wenn wir Kritisches über die Goldenen Blogger hören, dann kommt meist
der Vorwurf, dass ja gar keine richtigen Blogs (im Sinne von Webseiten, auf
denen Texte publiziert werden) mehr dabei sind. Dass dann aber in der Kategorie
„Nische/ Thema“ mit Ankerpunkte genauso ein Blog gewinnt, wird dann gerne
übersehen. Autor ist der Historiker Bastian Vergnon, der sich dort mit Alternate
History befasst. Großartiges Thema und ja, großartiges Blog im klassischen Sinn.

Sechstens: Und weil uns natürlich diese klassischen Blogs auch am Herzen liegen,
haben wir irgendwann begonnen, die Kategorie „Langstrecke“ oder „Lebenswerk“ zu
etablieren. Dort werden Menschen ausgezeichnet, die einfach schon sehr lange
bloggen und dabei Dinge bewegen. In diesem Jahr haben wir hier die Autorin
Patricia Cammarata ausgezeichnet, die mittlerweile einen Bestseller nach dem
anderen schreibt und das auch noch zu Themen wie Gleichberechtigung,
Vereinbarkeit und Co.

Siebtens: Ein echtes Highlight war für mich die Verleihung der Kategorie
„Gesellschaftliches Engagement“. Zum einen, weil alle drei nominierten Projekte
einen echten Beitrag leisten. Gewonnen hat die Kategorie Etrit Asllani mit
keinfakenews. Nicht nur, dass er dieses wichtige Thema besetzt, er hat auch noch
eine kleine Tochter und arbeitet als Change Manager bei der Deutschen Bank. 

Achtens: Zum anderen habe ich mich sehr gefreut, dass die R+V Versicherung
dieses Jahr diese Kategorie unterstützt hat und der zukünftige
Kommunikationschef Grischa Brower-Rabinowitsch auf der Bühne auf den Punkt
brachte, worum es uns geht: „Wer den Mut besitzt, sich als Privatmensch im Netz
ungeschützt nach vorne zu wagen, lebt Meinungsfreiheit pur.“

Neuntens: Richtig gerührt war ich bei den minutenlangen Standing Ovations für
die herausragende Arbeit des Recherchenetzwerks Correctiv, deren Gründer David
Schraven den Preis entgegennahm und erzählte, wie die Recherche zu „Geheimplan
gegen Deutschland“ entstanden ist. Wer die Journalist*innen unterstützen will,
kann das übrigens hier tun. 

Zehntens: Der Autor und Journalist Nils Minkmar war als „Blogger*in des Jahres“
für seinen lesenswerten Newsletter „Der 7. Tag“ nominiert. Er war zudem der
einzige aus seiner Kategorie, der angereist war. Kurz vor der Preisvergabe
fragte ich ihn, wer die Kategorie wohl gewinnen würde. Seine Antwort: „Ich
finde, ich hab schon gewonnen. Ich habe wahnsinnig viel gelernt, ich habe die
ganze Zeit mitgeschrieben. (…) Ich werde in meinem Newsletter eine
Goldene-Blogger-Spezial-Würdigungskategorie machen für diese ganze Kreativität
und Diversität, die ich erlebt habe, diese Energie, das ist super!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Nur, dass wir, Thomas Knüwer und ich, sehr dankbar
sind, dass wir jedes Jahr Menschen und Unternehmen finden, die die Ideen der
Goldenen Blogger unterstützenswert finden. In diesem Jahr waren das: R+V
Versicherung, comdirect, DHL, LMC Caravan, 25hours hotels, sowie Neuss Marketing
und Wirtschaftsförderung. Und wenn du möchtest, dass es diesen Preis auch in
Zukunft gibt, melde dich bei mir.

Alle Fotos stammen vom fantastischen Constantin Ranke.

Die gesamte Shortlist der Gewinner*innen gibt es hier.  

Einen Bericht vom WDR findest du hier.

Die NGZ stellt die Gewinner*innen vor.

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25.04.

2024


GOLDENE BLOGGER 2024: DIE GROSSE VORFREUDE

So kurz vor der Verleihung der diesjährigen Goldene-Blogger-Verleihung habe ich
mich noch einmal durch unser Archiv an Fotos geklickt. Das Ergebnis: große
Dankbarkeit. Seit 2015 können wir die Goldenen Blogger auf einer Bühne mit einer
erheblichen Anzahl an Publikum verleihen (Ich hab damals hier was dazu
geschrieben!). Damals zum ersten Mal im Basecamp und hier ist das Foto mit den
Preisträger*innen am Ende der Veranstaltung. Das Ergebnis war überschaubar,
waren damals eigentlich nur die Berliner*innen vor Ort.

#Blogger2015

Dann haben wir begonnen, mit Sponsoren zusammenzuarbeiten, die es uns ermöglicht
haben, Reisekosten und Unterbringung der Nominierten mitzufinanzieren. Und jedes
Jahr wurde die Zahl derer, die sich aufmachten, zu uns zu kommen, größer.

Momentan sieht es so aus, als ob wir bei den Nominierten, die vor Ort dabei
sind, einen neuen Rekord knacken. Das lässt die Vorfreude steigen. Und mein Herz
mit Dankbarkeit füllen. Denn das geht eben nur mit unseren Partnern:

r+v Versicherung, comdirect, DHL Group, LMC Caravan, das 25hours Hotel Das Tour,
Neuss Marketing und die Neusser Wirtschaftsförderung. Nicht unerwähnt soll auch
nicht Audiocolab bleiben, die uns bei den Show-Videos geholfen haben.

Und nun freue ich mich einfach auf Montag! Die Abstimmung über die
Gewinner*innen läuft bereits!

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01.04.

2024


10 DINGE, DIE DEN MÄRZ SCHÖN GEMACHT HABEN

 1.  13 Jahre Mutter sein. Hätte man mich vor 13 Jahren gefragt, was sich durch
     das Muttersein verändern würde, ich hätte geantwortet: nichts. Zum einen,
     weil es schwer vorstellbar ist, wie ein Leben mit Kindern ist, wenn man
     keine Kinder hat. Zum anderen, weil ich fest davon überzeugt war, dass die
     Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon funktioniert. Wenn man denn will,
     dass es funktioniert.
     
     13 Jahre später hat sich meine Sicht darauf zumindest ein wenig verändert.
     Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann funktionieren, wenn Frau und
     Mann wollen, dass sie funktioniert. Aber es gibt eben auch Dinge, die Frau,
     Mann und Kinder nicht in der Hand haben. Und das sind vor allem Faktoren,
     die unser gesellschaftliches Miteinander betreffen.
     „Geht das denn überhaupt mit Kind?“
     „Die will doch bestimmt kürzertreten.“
     „Jetzt hat sie doch dafür keine Zeit mehr.“
     „Warum kommt eigentlich immer nur der Mann?“
     „Die ist ja ständig unterwegs. Wie kann sie da für ihre Kinder da sein?“
     „Kein Wunder, dass sie ständig krank ist.“
     
     Vollberufstätige Mütter brauchen mindestens ein gutes, wertschätzendes
     Umfeld und ein dickes Fell.
     
 2.  Fahrradtouren mit dem kleinen Sohn. Endlich Frühling.
     
 3.  Konzerte in der Wohnung. Ich liebe es, wenn ich in der Küche stehe und im
     Kinderzimmer die Gitarre höre. Höre, wie der Sohn immer wieder diese eine
     Passage spielt, damit sie ihm endlich gelingt. Und wie er, voller Stolz,
     dann zum Vorspielen kommt und auch ein bisschen stolz ist, wenn ich ihn
     dabei filme.
     
 4.  Seit Wochen, nein, Monaten hat sich dieses eine Projekt gezogen, weil
     entweder noch eine weitere Anforderung dazu kam, oder technische Lösungen
     her mussten, die wir zunächst recherchieren mussten. Und wie befreiend
     dieses Gefühl, endlich die Abschlussrechnung schreiben zu können.
     
 5.  Ich habe Sophie Passmann das erste Mal bei den Goldenen Bloggern getroffen,
     es war 2017 in Berlin und seitdem verfolge ich, was sie so treibt. Mal
     intensiver, mal weniger intensiv und als mich eine Freundin fragte, ob ich
     nicht mitkommen wolle ins Schauspielhaus zu einer dieser „Düsseldorfer
     Reden“ sagte ich natürlich sofort zu. Wir erlebten eine Sophie, die klug
     und gewitzt über Humor spricht und am liebsten hätte ich die Rede
     aufgezeichnet und sie mir noch mal in 0,8facher Geschwindigkeit angehört,
     weil soviel Gutes dabei war, das ich in der vorgetragenenen 1,5fachen
     Geschwindigkeit gar nicht alles erfassen konnte.
     
 6.  Bochum. Zum ersten Mal dort gewesen. Keine Currywurst gegessen.
     
 7.  Indisch gekocht und zwar mehrfach und so langsam bekomme ich ein Gefühl für
     Timings in der Zubereitung von begleitendem Reis und Naanbrot. Aber um
     hinter das Geheimnis von perfekt gekochtem Reis zu kommen, muss ich wohl
     noch ein paar Mal üben.
     
 8.  Buchclub. Ich liebe es, wenn ich durch den Austausch über Bücher noch
     einmal eine andere Perspektive auf das Buch bekomme und Lust bekomme, ein
     Buch direkt noch einmal zu lesen. Plus: Die anderen Werke der Autorin
     Claire Keegan sind jetzt auf der Will-ich-lesen-Liste gelandet!
     
 9.  Fünf Tage allein zu Hause. Wenn du zunächst darüber nachdenkst, ob das
     wirklich eine gute Idee ist, du zwischendurch entschlossen bist, doch der
     Familie hinterherzufahren und am letzten Tag der Meinung bist, dass ein Tag
     länger jetzt auch noch ginge.
     
 10. 86 Tage italienisch. Hätte nicht gedacht, dass mir das Lernen dieser
     Sprache so viel Spaß macht.

Gelesen

Muskelfaserrissbedingt habe gerade gegen Ende des Monats viel Zeit auf dem Sofa
verbracht und viel gelesen.

Elizabeth Strout – Die Unvollkommenheit der Liebe: Teil 1 der Lucy-Barton-Reihe
und ja, in diesem Buch geht es um die Unvollkommenheit der Liebe, aber warum
muss das der Titel dieses Buchs sein? Im Englischen heißt das Buch „My name is
Lucy Barton“ und ich empfinde ihn als den besseren Titel, weil wir hier
verstehen, wer diese Lucy ist, die nach langer Zeit ihrer Vergangenheit
begegnet, derer sie sich geglaubt, entledigt zu haben. Lucy liegt im Krankenhaus
und die Mutter kommt und wacht ein paar Nächte an ihrer Seite. Die reden über
vieles und doch nicht explizit über das, was zwischen ihnen liegt. Der Schmerz,
die Fragen, die Wut. Weil es eben die eigene Mutter ist. 

Ein tolles Buch über die Liebe von Töchtern zu ihren Müttern und umgekehrt, die
unvollkommene Liebe, trotz Verletzungen und Misshandlungen in der Kindheit. Ein
tolles Buch und ein toller Start in die Reihe von Elizabeth Strout.

Elizabeth Strout – Alles ist möglich: Teil 2 der Lucy-Barton-Reihe und hier
erfahren wir ganz viel über die Leben der Menschen, die im ersten Buch kleine
Nebenrollen hatten, aber alle irgendwie einen Bezug zu Lucy Barton haben.
Menschen aus ihrer Kindheit und Jugend, die Hass, Neid, Einsamkeit, Wut und
Liebe erleben. Es sind Familiengeschichten. Und dann taucht auch Lucy nach 17
Jahren wieder in ihrer Heimatstadt auf, die sie geglaubt hat, hinter sich
gelassen zu haben. Tolles Buch, man hätte auch mit diesem Buch in diese Reihe
starten können.

Elizabeth Strout – Oh William!: Im dritten Teil der Reihe lernen wir William
kennen, den ersten Ehemann von Lucy Barton, der sie betrogen hat und von seiner
dritten Frau verlassen wird, mit der er noch einmal ein Kind hat. Wie viele
ältere Männer interessiert er sich für seine Vergangenheit und macht dabei eine
Entdeckung, die sein Leben nochmal ziemlich auf den Kopf stellt. Gemeinsam mit
Lucy begibt er sich auf eine schmerzhafte Spurensuche. Hab ich auch sehr
gemocht.

Elizabeth Strout – Am Meer: Der vierte und vorerst letzte Teil der
Lucy-Barton-Reihe, der 2020/2021 spielt, als auch in den USA Lockdowns waren und
gerade in New York viele Menschen an der Krankheit starben. Lucys Ex-Mann
William sorgt dafür, dass seine Lieben New York verlassen, bevor die Pandemie zu
sehr wütet. Gemeinsam mit Lucy mietet er ein Haus am Meer in Maine. Es ist eine
Geschichte des Annäherns, des Verarbeiten von Trennung und Tod des Mannes, eine
Geschichte über die Angst, die lieben Menschen im Leben womöglich schneller zu
verlieren, als einem lieb ist. Und es ist eine Geschichte der Reflexion über das
Leben, über Kompromisse, die man eingeht.

Gehört

Neben den üblichen Podcasts war mein absolutes Highlight in diesem Monat „Kleine
Dinge wie diese“ von Claire Keegan. Das Hörbuch, gelesen von Stefan Wilkening,
gibt es auf Spotify und das Buch auch gerade mal 116 Seiten umfasst, war es auch
nicht sonderlich lang. Aber sowas von intensiv.

Es handelt vom Kohlenhändler Billy Furlong, der in einer kleinen Stadt in Irland
lebt und hart arbeitet, um seine Familie zu versorgen. 1985 herrschen
wirtschaftlich schwierige Zeiten in Irland. Die Kirche spielt eine wichtige
Rolle im Leben der Stadtbewohner und entscheidet darüber, wer gute Bildung
genießt und wer nicht. Als Billy bei seiner morgendlichen Kohlelieferung ans
Kloster eine zutiefst verstörende Entdeckung macht, muss er eine Entscheidung
treffen, die mit der großen Frage zusammenhängt, wie wir miteinander leben
wollen. Wovor man die Augen verschließt, und wo das nicht mehr möglich ist.

Dankbar gewesen, dieses intensive Hörerlebnis im Nachgang im Buchclub besprochen
haben zu können. Einfach, weil es nochmal andere Perspektiven gebracht hat. Denn
mit katholischer Vorbildung lassen sich da noch viele Anspielungen erkennen. Und
der schönste Impuls kam von V., die mir einen Tag nach dem Buchclub in einer
Sprachnachricht den Impuls gab, auch über das Ende nochmal ganz anders
nachzudenken.

Geschaut

Die Endlich-Wittwer-Reihe mit Joachim Krol. Unterhaltsam.

Kungfu Panda 4: Mit den Jungs im Kino. Mit Popcorn und einer Lebensweisheit:
Jeder Schritt hinterlässt einen Abdruck und sei er auch noch so klein.

Kafka: Tolle Miniserie in der Mediathek, die extrem gut besetzt ist. Plus: Das
Drehbuch stammt von Daniel Kehlmann. Alles höchst anspruchsvoll mit vielen
kleinen Anspielungen, die man wohl nur als Kafka-Kenner deuten kann. Ich hab’s
trotzdem geliebt, aber ich lieb ja auch Kafka.

Und sonst so: Noch 29 Tage bis zu den Goldenen Bloggern. Du willst live dabei
sein? Tickets gibt’s hier.

Und so war der Februar.

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04.03.

2024


FEBRUAR 2024: 10 DINGE, DIE DEN MONAT SCHÖN GEMACHT HABEN

 1.  Das erste Mal auf dem Coachcamp in Köln gewesen, Menschen aus dem Internet
     getroffen. Seit langem mal wieder spontan eine Session ausgerichtet.
     
 2.  Dank Maren Martschenko habe ich mich dann wenig später mit OKRs
     auseinandergesetzt und endlich auch nachvollziehen können, was der
     Unterschied zu anderen Tools ist. Der Fokus ist ein anderer. Als Test habe
     ich mir selbst zwei OKRs gesetzt bis Ende April und überprüfe nun Woche für
     Woche, was ich in den kommenden Tagen anschieben kann, um meinen Zielen
     näher zu kommen.
     
 3.  Als ich noch in Berlin lebte, ging ich recht regelmäßig ins Ballett. Immer,
     wenn meine Mutter zu Besuch war oder mit einer Freundin. Seitdem ich in
     Düsseldorf lebe, habe ich das nicht mehr getan und ich kann gar nicht so
     genau sagen, woran es liegt. Umso mehr freute ich mich, als meine Mutter
     meinte, dass sie Karten für die Düsseldorfer Oper am Rhein besorgt habe.
     
 4.  Ein Februar mit Kindern in Düsseldorf kommt nicht ohne Karneval aus. Und
     auch in diesem Jahr bin ich gerne zum Zug gegangen.
     
 5.  Weil in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder Moderationen und
     öffentliche Auftritte anstehen, habe ich mir zwei Stunden mit einer
     Trainerin gegönnt, die mit mir an Stimme, Präsenz und Sprache gearbeitet
     hat. Das war sehr augenöffnend. Schon am nächsten Tag konnte ich
     überprüfen, inwiefern ich alte Muster zu brechen bereit bin.
     
 6.  Es gibt seit einigen Jahren die „Unter meinem Bett“-Reihe, für die Singer
     und Songwriter Songs beisteuern, die vor allem für Kinder geeignet sind,
     aber eben auch Eltern gefallen könnten. Bei einer der ersten Ausgaben waren
     meine Söhne noch sehr klein, sodass „Kommissar Ärmchen“ von Oli Schulz in
     unserem Wohnzimmer und auf Autofahrten ein echter Dauerbrenner waren. Beim
     Konzert im Kölner E-Werk kam es dann zur Aufführung und ich kann mit Fug
     und Recht behaupten, auch nach ca. 10 Jahren immer noch sehr textsicher
     gewesen zu sein.
     
 7.  Sehr viel indisches Essen, weil der große Sohn so ein großer Fan ist und
     gerne in die Kunst des Kochens eingeführt werden wollte. Hat jedes Mal
     anders, aber auch jedes Mal gut geschmeckt.
     
 8.  Beim Friseur gewesen. Endlich.
     
 9.  Der Gedanke, dass es sich am Ende dann doch immer alles zusammenpuzzelt.
     
 10. Shortlist raus. Und sogar hier drüber gebloggt.

Gelesen

Dörte Hansen – Altes Land

Meine Erwartung war hoch, hatte ich doch schon so viele Lobeshymnen auf dieses
Buch und alle anderen Dörte-Hansen-Bücher gelesen. Vielleicht waren sie zu hoch,
denn irgendwie konnte ich nicht so viel mit der Geschichte anfangen. Ich hatte
die Hoffnung, in die Geschichte hineingezogen zu werden, doch gefühlt stand ich
immer nur daneben.

Dennoch brachte das Buch mich dazu, über Mutter-Töchter-Verhältnisse
nachzudenken. Einer dieser Sätze, der noch eine Weile nachhallte: „Alles, was
sie taten, taten sie einander an.“

Mathijs Deen – Der Taucher

Ich lese selten Krimis, aber den ersten Band dieser Reihe habe ich meiner Mutter
geschenkt und dann selbst gelesen. Den zweiten Band habe ich ihr zu Weihnachten
geschenkt und nun also auch selbst gelesen. Der Ermittler, Liewe Cupido, ist ein
in Deutschland lebender Niederländer, kauzig und darauf spezialisiert,
Kriminalfälle aufzuklären, die im deutsch-niederländischen Grenzgebiet handeln
und meist irgendwas mit Wasser zu tun haben. So auch dieses Mal, weil eine
Leiche gefunden wurde, an ein altes Wrack im Meer gekettet. Was der Autor
schafft: Mich noch einmal auf ganz andere Weise auf das Leben an der
Nordseeküste zu blicken und auf das Meer selbst. Mir war zudem auch nicht
bewusst, wie häufig es vorkommt, dass Frachtschiffe Container „verlieren“. Freue
mich auf jeden Fall schon auf den dritten Band.

Mona Ameziane – Auf Basidis Dach

Ein Buch aus dem Buchclub vom Localbookshop und ein Buch, dass ich ohne den
Buchclub wohl auch nicht gelesen hätte. Mona Ameziane erzählt, wie es ist, mit
marokkanischen Wurzeln in Deutschland zu leben. Sie erzählt von diesem Konflikt,
im eigenen Land irgendwie fremd zu sein und sich auch bei den Besuchen in
Marokko als irgendwas zwischen Urlaub und Heimat zu fühlen. Ein gutes Buch für
eine junge Generation. Ich persönlich hätte mir an der einen oder anderen Stelle
noch mehr Tiefe gewünscht, aber dem Kommentar einer Mit-Buchclubberin: „Dieses
Buch sollte Schullektüre sein“ kann ich ebenfalls sehr viel abgewinnen.

Gehört

Marco Balzano – Ich bleibe hier

Eine Empfehlung aus dem Zwei-Seiten-Podcast von Christine Westermann. Ich liebe
es, über sie italienische Autor*innen kennenzulernen und hier nicht nur etwas
über den Kirchturm im Reschensee in Südtirol zu erfahren. Sondern auch über das
„Dazwischenfühlen“ von vielen Menschen, die in Südtirol gelebt haben. Wie schwer
muss es für die Südtiroler gewesen sein, in der Mussolini-Zeit ihre (deutsche)
Sprache nicht mehr sprechen oder gar unterrichten zu dürfen. Wie sie
unterschieden haben zwischen italienischen Faschisten und deutschen
Nationalsozialisten, obwohl beide auf ihre Weise Grausamkeiten brachten. Ein
wirklich wunderbares Buch, das ich sehr gerne gehört habe.

Geschaut

Wochenendrebellen: 2017 haben die Wochenendrebellen einen Goldenen Blogger
gewonnen. Und wie sehr habe ich mich gefreut, als ich irgendwann gehört habe,
dass die Geschichte von Mirco und Jason verfilmt werden sollte. Im vergangenen
Sommer lief der Film in den Kinos, seit kurzem kann man ihn über
Streamingdienste leihen. Ein wirklich guter, berührender Film, der auch für
Kinder sehr anschaulich macht, was Autismus ist, wie wenig wir in vielen
Bereichen bereit sind, uns auf ein Anderssein einzulassen und welch tolle Wege
es gibt, eben doch aufeinander zuzugehen und eine gute Zeit miteinander zu
haben.

Und sonst so: Seit 53 Tagen jeden Tag Italienisch gelernt.

2 Kommentare

28.02.

2024


GOLDENE BLOGGER 2024: DAS SIND DIE NOMINIERTEN

Wenn ich in den vergangenen Jahren gefragt wurde, warum ich die Goldenen Blogger
eigentlich (immer noch) mache, dann musste ich nicht lange nachdenken: Weil ich
jedes Jahr so viele tolle Menschen in diesem Internet entdecken darf.

Menschen, die tolle Texte schreiben.

Menschen, die herausragende Podcasts machen.

Menschen, die auf Instagram oder Tiktok so gut informieren – und das sogar auf
unterhaltsame Weise!

Menschen, die leidenschaftlich ein Thema repräsentieren und die
unterschiedlichsten Facetten beleuchten.

Zum Glück war das dieses Jahr auch wieder so, aber als Thomas und ich sahen,
dass wir sage und schreibe 5.000 Vorschläge erhalten haben, dachte ich zunächst:
Uff.

Nun gut. Auch in diesem Jahr ist meiner Meinung nach eine ganz wunderbare
Shortlist entstanden. Eine, die aus unserer Sicht in dieses Jahr passt.

Weil wir es wichtig finden, Menschen eine Bühne zu geben, die sich für
gesellschaftliche Themen engagieren, die einen positiven Blick auf die Welt nach
draußen tragen, die kritisch sind.

Ich möchte jetzt keine einzelnen Personen hervorheben, denn die Liste soll als
Ganzes für sich stehen.

Hier geht’s zur Shortlist!

Ich weiß also immer noch, warum ich an den Goldenen Bloggern, diesem viel zu
groß gewordenen Hobbyprojekt festhalte, das Daniel, Thomas und ich vor 17 Jahren
ins Leben gerufen haben.

Und kann sogar noch ein drei Gründe hinzufügen.

Erstens: Wir haben auch in diesem Jahr tolle Unterstützer gewonnen, denen wir
nicht genug danken können, denn in diesem Jahr gestaltete sich die Locationsuche
deutlich schwieriger. Danke also an die r+v Versicherung, comdirect, DHL Group,
LMC Caravan, 25hours Düsseldorf Das Tour und die Stadt Neuss.

Zweitens: Im Laufe des Tages trudelten dann immer mehr freudige Reaktionen auf
Instagram und Co. ein. Ich bin sehr gespannt, wie das in den kommenden Tagen
weitergeht.

Drittens: Exakt 12 Minuten nach der Informationsmail an eine Nominierte,
erhielten wir auch schon die Zusage fürs Vor-Ort-Dabeisein.

So. Und immer dann, wenn ich in den kommenden Wochen wieder einmal fluche, weil
ich mich abends noch an den Rechner setze, um Dinge vorzubereiten, werde ich mir
diese Liste durchlesen und mich daran erinnern, wie viel Freude mir die Goldenen
Blogger auch nach 17 Jahren immer noch bereiten.



Und hier noch eine kleine Rückschau auf das letzte Mal. Und ich entdecke gerade,
dass ich ganz ähnlich in den Text eingestiegen bin.

Noch kein Kommentar

05.02.

2024


JANUAR 2024: 10 SCHÖNE DINGE, DIE ICH MIT DIR TEILEN WILL

 1.  Ich habe die freien Tage Anfang Januar wirklich noch gebraucht, da die Tage
     um Weihnachten herum wegen der Herumreiserei nicht so erholsam waren, wie
     ich gehofft hatte. Minigolf und Schwimmbadbesuch mit den Jungs waren genau
     das Level an Aktivitäten, was ok war.
     
 2.  Fahr ich da wirklich hin? Diese Frage habe ich mir gestellt, als die
     Einladung zur Geburtstagsfeier vor ein paar Wochen eintrudelte. Und ich
     beschloss: Warum eigentlich nicht? Und so erlebte ich eine wunderbare
     Tanzparty im Norden Hamburgs inklusive langen Spaziergängen durch den
     Schnee.
     
 3.  Wenn ich an Grünkohl denke, muss ich auch an Pinkel denken. Und das hat
     mich all die vergangenen Jahre abgeschreckt, Grünkohl noch einmal eine
     Chance zu geben. Der Januar startete mit der Erkenntnis, dass Grünkohl
     sogar schmecken kann. In Form von Salat. Gegessen bei Laura’s Deli am
     Carlsplatz. Bin offen für Grünkohlrezepte.
     
 4.  Reflexionen zu Jahresbeginn: Was lief gut, was nehme ich mir in diesem Jahr
     vor? Manche Erkenntnisse waren schmerzhaft, andere motivierend.
     
 5.  Goldene Blogger Shortlisting. Sagen wir es so: rund 5000 Vorschläge
     gesichtet.
     
 6.  Es gibt Menschen, die mögen kein Rosenkohl. Manchmal habe ich das
     Bedürfnis, sie davon zu überzeugen, diesem Gemüse eine weitere Chance zu
     geben. Deshalb habe ich ein Rosenkohlgedicht geschrieben.
     
 7.  Nachdem fest stand, dass es im Sommer erneut nach Italien gehen soll,
     beschloss ich, in diesem Sommer ein wenig Konversation betreiben zu können.
     Zumindest in Restaurants, bei der Eisbestellung oder am Strand. Deshalb lud
     ich Duolingo herunter und lerne seitdem täglich. Und lasse mich
     inspirieren.
     
 8.  Mein erster Fünf-Kilometerlauf nach der langen Verletzungspause. Mein Ziel:
     in ein paar Monaten die 10 Kilometer wieder schaffen.
     
 9.  Es ist vollbracht: Der kleine Sohn ist an der weiterführenden Schule
     angemeldet. Wieder so ein Meilenstein.
     
 10. Beruflich denke ich gerade viel über gute Newsletter nach und über
     Paid-Newsletter. Außerdem freue ich mich, dass die Grundsteine für die
     Social-Media-Workshops gelegt sind. In den kommenden Wochen begleite ich
     eine Institution, die ihre bisherigen Aktivitäten auf den Prüfstand stellt
     und neu ausrichten möchte.


GELESEN

Wlada Kolosowa: Der Hausmann
Das Buch erzählt die Geschichten von Tim und Thea, Maxim und Dagmar. Sie alle
wohnen in einem Haus in Neukölln. Jedes Kapitel erzählt die Geschichte aus ihrer
Perspektive. Tim zeichnet seine erste Graphic Novel, Thea arbeitet in einem
Start-up, Maxim lernt Deutsch und Dagmar ist einsam und beginnt zu bloggen. Ein
wunderbar kreatives Buch.

Judith Poznan: Prima Aussicht


GEHÖRT

Nele Pollatschek: Kleine Probleme
Eine Empfehlung aus dem Zwei-Seiten-Podcast und ich freue mich ja immer, wenn es
die dort besprochenen Bücher zum Hören gibt. Gerade vor längeren Autofahrten.
Wer das Buch liest oder hört, begibt sich in die Gedankenwelt von Lars, einem
Autor, der uns in seinen Silvestertag mitnimmt, an dem er seine Todoliste
abarbeitet. Das ist oft lustig, auch tragisch und man möchte ihn schütteln.
Insgesamt ein Buch, das wirklich Spaß macht.

„Wenn es hart auf hart kommt, kann man alles schaffen. Aber meistens kommt es
weich auf weich und dann bleibt man besser liegen.“


GESCHAUT

Succession: Es tut häufig weh, aber ich kann nicht aufhören, mir das Drama
anzuschauen.


ICH WOANDERS

Ich durfte Kerstin Hoffmann zu ihrem neuen Buch Fragen in ihrem Podcast stellen
und mit Gavin Karlmeier bei „Haken dran“ über Social Media reden.


UND SONST SO

Wir sollten alle viel regelmäßiger unsere Geburtstage feiern.

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31.12.

2023


JAHRESENDZEITFRAGEBOGEN 2023

„Ich freue mich schon auf deinen Fragebogen, sagte J. in unserem letzten Call in
diesem Jahr und erinnerte mich an diese Tradition, die ich nun schon seit 20
Jahren pflege. Wahnsinn. Und los.

2023 war wieder einmal intensiv. Ich befürchte, dass es mit dem Alter der Kinder
und möglicherweise dem eigenen zu tun hat: viele Bedürfnisse und Interessen,
dazu die Pflichten. Aber ich will nicht jammern, war aber kurz vor Weihnachten
wirklich durch. Mehr dazu in diesem Fragebogen. Dieser wurde vor rund 20 Jahren
entwickelt und bisher habe ich ihn jedes Jahr ausgefüllt, manchmal leicht
verändert. Früher (siehe unten) wurde dieser Fragebogen von ziemlich vielen
Bloggerinnen und Bloggern ausgefüllt. Einige machen das immer noch.)

Zugenommen oder abgenommen Körpergefühl?

Ich habe in diesem Jahr sehr viel über Ernährung gelernt und vieles an meiner
Nahrungsaufnahme verändert. Das lag zum einen an „Das weibliche Gehirn“, das ich
im Sommer gelesen habe. Aber einen noch größeren Einfluss hatte Susanne Liedtke
mit ihrem Newsletter und Kurs, an dem ich teilnahm. Seitdem mache ich einiges
anders und wenn ich doch mal wieder in alte Traditionen zurückkehre, weiß ich,
zu welchem Preis.

Mehr bewegt oder weniger?
Vermutlich gleich geblieben. In den ersten neun Monaten fast täglich Yoga, das
tat unheimlich gut und auch wieder ab und zu laufen gewesen. Dann durch die
Handverletzung außer Gefecht gesetzt, was mir nicht so guttat. Aber Bewegung
geht ja auch ohne Joggen und Yoga, wobei es zum Jahresende hin hätte mehr sein
können.

Haare länger oder kürzer?

Keine großen Veränderungen frisurtechnisch dank der tollen Madeleine, die ich in
regelmäßigen Abständen besuche.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Habe in der Distanz keine große Veränderung feststellen können, höchstens in der
Nähe.

Mehr ausgegeben oder weniger?

Der Urlaub am Gardasee und die Woche in London mit den Jungs – bisschen mehr
würde ich schätzen.

Der hirnrissigste Plan?

In der Rückschau betrachtet könnte ich entscheidungsfreudiger sein, denn ich
habe über Monate hinweg eine Entscheidung aufgeschoben (was auch eine
Entscheidung ist, ich weiß). Aber manchmal sollte ich beherzigen, dass der
Spruch „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ durchaus
Wahres enthält.

Manche würden behaupten, dass die Organisation der Goldenen Blogger jedes Jahr
auch durchaus Züge von Hirnrissigkeit enthält.

Die gefährlichste Unternehmung?

Vermutlich der Ausflug zum Fußballplatz, bei dem mich ein Zweijähriger auf dem
Fahrrad umgenietet hat. Hand zum Glück nicht gebrochen, Genesung hat dennoch
lange gedauert.

Die teuerste Anschaffung?

Die Einrichtung des Coachingraums zu Beginn des Jahres und das neue Smartphone.

Das leckerste Essen?

Ich hatte sehr guten Fisch am Gardasee und an der Nordseeküste. Meine noch
frische Beziehung zu Roter Bete wurde in diesem Jahr intensiviert und ich habe
meine Liebe zum englischen Frühstück mit gebackenen Bohnen und Ei
wiederentdeckt.

Das beeindruckendste Buch?

Mich haben in diesem Jahr einige Bücher beeindruckt. Der Mut von James Baldwin,
in den 50er Jahren ein Buch wie „Giovannis Zimmer“ zu veröffentlichen. David
Safiers Familiengeschichte. Sophie Passmanns Ehrlichkeit und Offenheit.

Der berührendste Film?

Keine Filme, dafür Serien. Am berührendsten: Ted Lasso.

Das beste Lied?

Wenig Musik gehört, aber ich mochte Olli Schulz‘ „Einfach so“.

Das schönste Konzert?

Das Singpausenkonzert in der Tonhalle mit den Grundschüler*innen – da liefen
Tränen der Rührung. Insgesamt viel zu wenige Konzerte in diesem Jahr. Am
Jahresende dann noch Noel Gallagher in der Philipps-, äh,
Mitsubishi-Electric-Halle.

Die meiste Zeit verbracht mit?

Arbeit und Familie.

Die schönste Zeit verbracht mit?

Den Jungs. Und mit mir.

Vorherrschendes Gefühl 2023?

Unruhig.

2023 zum ersten Mal getan?

Einen 60., 70. und 90. Geburtstag gefeiert. Nicht gleichzeitig, aber alles in
diesem Jahr.

Mit dem Sohn im Café ten Cate in Norden Tee getrunken.

Corona durchgestanden.

Einen Buchclub besucht.

In Pullach übernachtet und ein Seminar besucht.

In Nürnberg gewesen.

Auf der Buchmesse eine Veranstaltung moderiert.

2023 nach langer Zeit wieder getan?

Im Improvisationstheater gewesen und sehr viel gelacht.

Im Musical gewesen und es bereut.

In London gewesen und die englische Küche genossen.


In Magdeburg gewesen und an meine Volozeit zurückgedacht.

Im Harry-Potter-Rausch gewesen.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

Krieg. Streit. Langgezogene Abschiede.

Drei Dinge, auf die ich nicht hätte verzichten wollen?

Bücher.

Die Küchenmaschine.

Kopfhörer.

(Sollen ja Dinge sein, oder?)

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Vertraue dir.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

Man lernt nur, wenn man lebt.

2023 war mit einem Wort in fünf Worten?

Don’t look back in Anger.

Wer sich nochmal durch die vergangenen Jahre klicken will: 2022, 2021, 2020,
2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007,
2006, 2005, 2004, 2003

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30.12.

2023


2023: DAS JAHR IN BÜCHERN

2023 war aus meiner Sicht ein sehr gutes Lesejahr. Das lag nicht unbedingt
daran, dass ich sage und schreibe 50 Bücher gelesen und gehört habe und damit
mein selbst gestecktes Ziel von 30 weit übertroffen habe. Es waren eher die
schönen Lesemomente, die mir dieses Jahr geschenkt hat. Die Momente, in denen
ich ganz alleine mit den Geschichten war. In denen ich mich ein bisschen aus der
Realität rausbeamen konnte in andere Welten. Das war sehr schön.

Schön war auch, dass ich mich im Sommer einem Buchclub angeschlossen habe und
seitdem zumindest einmal im Monat auch über ein Buch gesprochen habe. Das war
inspirierend und es kam nicht nur einmal vor, dass ich mit einer klaren Haltung
zu einem der Bücher zum Buchclub gegangen und mit einer anderen nach Hause
gegangen bin.

Und es war ein zweites Jahr, in dem ich in den Genuss eines Buchabos gekommen
bin und so viele der Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, nicht selbst
ausgesucht habe. Da ich aber parallel auch angefangen habe, viele Bücherpodcasts
zu hören, werde ich daran 2024 wieder etwas ändern und mehr Bücher lesen, die
ich selbst auswähle. Die Liste der Bücher, die ich nämlich gerne mal lesen
wollte, ist in diesem Jahr dadurch ziemlich voll geworden.

Aber nun zu meinem Lesejahr. Ich hab mich mal bei der Kaltmamsell und Anke
Gröner inspirieren lassen: Die Bücher mit Sternchen dahinter empfehle ich. Und
zu manchen Büchern habe ich schon mal was geschrieben – das verlinke ich. Und
wenn ich die Bücher gehört habe, sind die Titel kursiv gestellt.



Alexa von Heyden – Mohn und Regen* Mehr dazu hier

Teresa Bücker – Alle_Zeit: Eine Frage von Macht und Freiheit Mehr dazu hier

Eberhard Seidel – Döner. Eine deutsch-türkische Kulturgeschichte* Mehr dazu hier

Ewald Arenz – Die Liebe an miesen Tagen Mehr dazu hier

David Walliams – Gangsta Oma schlägt wieder zu* Mehr dazu hier

Manfred Krug – Ich bin zu zart für diese Welt: Tagebücher 1998-1999*

Constantin Seibt – Deadline: Wie man besser schreibt Mehr dazu hier

Arno Geiger – Das glückliche Geheimnis

Hellmuth Karassek – Soll das ein Witz sein?

Depentes – Liebes Arschloch* Mehr dazu hier

Robert Seethaler – Das Feld* Mehr dazu hier

Rónán Hession – Leonhard und Paul Mehr dazu hier

Miriam Georg – Elbleuchten

Miriam Georg – Elbstürme

Thierry Paquot – Die Kunst des Mittagsschlafs

Thorsten Pilz – Weite Sicht Mehr dazu hier

Joseph Roth – Das falsche Gewicht* Mehr dazu hier

Judith Holofernes – Die Träume anderer Leute* Mehr dazu hier

David Walliams – Banditen-Papa Mehr dazu hier

Benjamin von Stuckrad-Barre – Noch wach? Mehr dazu hier

David Safier – Solange wir leben* Mehr dazu hier

Matt Haig – Die Mitternachtsbibliothek Mehr dazu hier

Matt Haig – Ich und die Menschen

Hab Matt Haig eine zweite Chance gegeben und was soll ich sagen: Wenn man sich
drauf einlassen kann, dass ein Außerirdischer die Menschen lieben lernt, geht‘s!

Eugen Roth – Der Wunderdoktor*

Lisa Mosconi – Das weibliche Gehirn*

Bisschen was über den eigenen Körper lernen. Am meisten hat mich schockiert, wie
krass das weibliche Gehirn über Hormone gesteuert wird und wie entscheidend der
richtige Lebenswandel für die Gehirngesundheit, nein, die gesamte Gesundheit
ist.

Paul Bokowski – Schlesenburg*

Ein aus Polen stammender Junge wohnt mit seinen Eltern in der Schlesenburg,
einer Frankfurter Siedlung, in der viele Aussiedler leben, Menschen, die die
Freiheit gewählt haben und etwas erhalten haben, was sie nicht unbedingt
erwartet haben. Die ein Zuhause haben, und eine Heimat, die erst einmal in weite
Ferne gerückt ist. Die sich aus dem Nichts etwas aufbauen und nirgends dazu
gehören. Und auch wenn sie nicht mit ihren Kindern darüber sprechen, spüren
diese die Wehmut, die Einsamkeit, das Ausgrenztseins, die leisen Zweifel. Paul
Bokowski hat ein berührendes Buch geschrieben über Integration, Rassismus und
die Suche nach einer neuen Heimat.

Caroline Wahl – 22 Bahnen*

Das perfekte Urlaubsbuch habe ich natürlich im Urlaub gelesen! Tildas Leben ist
durchgetaktet: Lernen, sich um die Schwester kümmern, weil die eigene Mutter
nicht dazu in der Lage ist. An der Supermarktkasse arbeiten, und schwimmen
gehen. 22 Bahnen. Und dann ist da der Wunsch nach Mehr, die Option auf die
Promotion in Berlin, die Gelegenheit, mit einem Teil der eigenen Vergangenheit
abzuschließen. Es ist ein Buch zum Hindurchrauschen.

Katrin Burseg – Adas Fest*

Echte Urlaubslektüre.. Die Handlung: Ein Sommer am Meer. Der letzte von Ada, die
in diesem Strandhaus an der französischen Atlantikküste viele erlebt hat. Wo sie
ihre große Liebe kennengelernt, Kinder gezeugt und Familienurlaube verbracht
hat. Und dort kommt sie ein letztes Mal zurück, weil sie Abschied nehmen muss.
Denn der ansteigende Meeresspiegel und die Herbststürme werden zu einer Gefahr
für das Haus aber auch den anliegenden Ort. Und so kehren nicht nur sie, sondern
auch ihre Kinder an diesen Ort zurück und nach und nach kommt heraus, was lange
verschwiegen wurde.

Tomasz Jedrowski – Im Wasser sind wir schwerelos*

Es geht um einen jungen Mann, der seine Homosexualität entdeckt und diese im
Polen der 80er Jahre auszuleben, ist gefährlich. Das Buch beschreibt seine
Geschichte. Die Versuche, diese zu leben, die Notwendigkeit im Sozialismus, gute
Beziehungen zu haben, die Diskrepanz zwischen denen, die diese haben und den
anderen. Es ist ein Buch über eine unmögliche Liebe, das Leben von Werten mit
all seinen Konsequenzen. „(…) dass Menschen uns nicht immer geben können, was
wir von ihnen möchten; dass man nicht von ihnen verlangen kann, uns so zu
lieben, wie wir es wollen. Man kann das niemandem zum Vorwurf machen.“

David Walliams – Billionen Boy

David Walliams – Fing Mehr dazu hier

Ernest van der Kwast – Fünf Viertelstunden bis zum Meer*

Dieses Buch hat gerade mal 96 Seiten (2Std. 9 Min bei Spotify) und erzählt eine
wunderbare Geschichte über eine Liebe, die nicht alt wird. 1945. Ezio trifft an
einem Strand in Apulien seiner großen Liebe. Doch Giovanna liebt ihre Freiheit,
will nicht heiraten, und so zieht Ezio am Ende des Sommers in den Norden
Italiens, ohne Giovanna jemals zu vergessen. Sechzig Jahre später bekommt er
einen Brief. Hab es sehr gern gehört.

Grégoire Delacourt – Die vier Jahreszeiten des Sommers*

Perfekte Sommerlektüre und ebenfalls eine Empfehlung von Christine Westermann in
„Zwei Seiten“.

Volker Ulrich – Deutschland 1923: Das Jahr am Abgrund*

„Wenn man eine Hürde zu nehmen hat, muss man zuerst sein Herz hinüberwerfen.“
Dieses Zitat von Bismarck habe ich aus diesem Buch mitgenommen genauso die
Tatsache, dass Alfred Kerr früher eine Zeitschrift namens „Plauderbrief“
herausgegeben hat. Aber dieses Buch war nicht nur deshalb höchst bereichernd,
sondern vor allem, weil es mir die Wucht der unterschiedlichen Krisen vor Augen
geführt hat, mit dem die damals noch junge Weimarer Republik zu kämpfen hatte.
Die ständigen Intrigen der ehemaligen Eliten, der Druck der Alliierten, die Last
auf der Bevölkerung in Form der davon galoppierenden Währung, der Angst, seine
Lieben nicht versorgen zu können und Unsicherheiten. Schon vergessen hatte ich,
dass sich auch der Putschversuch Hitlers im Jahr 1923 ereignete.

Louise Erdrich – Jahr der Wunder

Während in der Stadt Proteste gegen rassistische Gewalt und Corona wütet,
geschehen in einer kleinen Buchhandlung wundersame Dinge: Die treue Kundin Flora
stirbt und ihr Geist bleibt aber als Gast im Laden. Darunter leidet Tookie, die
dort nach einer Gefängnisstrafe arbeitet. Beiden Frauen verbindet nicht nur die
Liebe zur Literatur. Autorin Louise Erdrich führt ein in die Welt indigener
Kultur, lässt uns teilhaben an den Ängsten, die Pandemie, Klassenkampf und
Gewalt mit sich bringen und nebenbei gibt es noch jede Menge Buchempfehlungen
aus einer Welt, die mir zumindest bisher völlig unbekannt gewesen ist.

Alena Schröder – Bei euch ist es immer so unheimlich still*

Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die auf dem ersten Blick
unterschiedlicher nicht sein könnten, auf den zweiten aber doch ähnlicher sind.
Tochter Sylvia hat ein Kind bekommen und sucht Zuflucht bei ihrer Mutter, die
sie 17 Jahre nicht gesehen hat. Mutter Evelyn hat sich immer fremd gefühlt, in
dem Ort, in dem sie lebt, als Frau, Ärztin im Krankenhaus und in ihrer Rolle als
Mutter. Ein Buch zum Abtauchen.

Jonathan Lee – Der große Fehler*

Es ist kein großer Fehler, dieses Buch zu lesen. Zumal es auf einer wahren
Begebenheit beruht. Denn Andrew Green gab es wirklich. Er ist der Mann, der
dafür sorgte, dass es in New York den Central Park gibt und noch vieles mehr.
Und Andrew Green wird mit 83 Jahren vor seinem Haus erschossen. Jonathan Lee
erzählt, wie es dazu kommen konnte. Erzählt, welche Menschen Green begleiteten,
was er durchlebte. Das ist stellenweise wunderschön. Gleichzeitig ist es ein
Buch, das darüber nachdenken lässt, warum wir leben. Was wir erreichen wollen.
Und worauf wir zurückblicken könnten, wenn wir selbst eines Tages aus dem Leben
scheiden.

Minna Rytisalo – Lempi, das heißt Liebe*

Der junge Bauernsohn Viljami hat sich in Lempi, die Tochter des Ladenbesitzers
aus einer kleinen Stadt verliebt. Sie heiraten und das Stadtmädchen zieht aufs
Land und wird von ihrer Schwester getrennt, zu der sie eine besondere Beziehung
hat. Das erfahren wir alles im Laufe des Buchs, das aus verschiedenen Kapiteln
besteht. Denn Lempi gibt es nicht mehr. Ganz langsam fügen sich Puzzleteil um
Puzzleteil zusammen. Empfehlung von Christine Westermann in „Zwei Seiten“ und
eine gute Anregung, sich über die deutsch-finnische Geschichte im Zweiten
Weltkrieg zu informieren.

Taylor Jenkins Reis – Die sieben Ehemänner von Evelyn Hugo Mehr dazu hier

Sophie Passmann – Pick Me Girls*

Ich muss zugeben, dass ich das Buch erst nicht lesen wollte: wieder so ein
Begriff, in den man sich einsortieren oder von dem ich mich abgrenzen muss. Und
dann erzählt sie mir ihr Leben, wie sie zu der Frau geworden ist, die sie jetzt
ist. Welche Kämpfe sie gekämpft hat: in ihrer Kindheit, Jugend und den
Zwanzigern. Sie erzählt gut, berührt mich immer wieder sehr, bringt mich zum
reflektieren und ich bin das ein oder andere Mal froh, in einer Zeit ohne Social
Media groß geworden zu sein.

Wenn Benjamin von Stuckrad-Barre mit seinen Büchern derjenige war, der uns die
Popkultur der 90er und 2000er erklärt hat, dann ist Sophie Passmann diejenige,
die die Folgejahre wunderbar erklären kann. Auf eben ihre Weise: verletzlicher,
ehrlicher, schonungsloser.

Sophie hätte dieses Buch, dass die selbst gern als 14-Jährige gelesen hätte,
auch anders schreiben können, doch sie hat es auf sehr persönliche Weise getan.
Sie nimmt die Leserin mit in ihre Ängste, Komplexe, inneren Kämpfe. Und weil sie
es getan hat, ist das Buch so hörens- oder lesenswert.

Und eigentlich will ich sie einfach nur in den Arm nehmen.

Benedict Wells – Spinner

Jesper Lier ist 20, nach Berlin gezogen, mit schriftstellerischen Ambitionen und
einem ziemlich verkorksten Leben. Wie verkorkst, erfährt die Leserin auf den
Seiten dieses Buches. Schnell ist die Erkenntnis da, dass sich was ändern muss.
Und dann zieht sich das ganz schön, der Protagonist sinkt immer tiefer in sein
Loch, und wir leiden mit. Das ist bisweilen ganz schön anstrengend. Aber
irgendwie gehört das zu Coming-of-Age-Büchern ja auch dazu.

Mathijs Deen – Der Holländer

Schön erzählter Krimi von der Nordseeküste. Leider war für mich recht schnell
klar, wer hinter dem Mord im Wattenmeer steckte. Aber schön erzählt isses und
ich würde auf jeden Fall auch noch ein Buch des Autors lesen. Zumal dieser Teil
nach einer Fortsetzung schreit: Was ist das für ein Typ, dieser Liewe Cupido.
Wie kommt es, dass er den Hund aufnimmt? Und wieso darf der eigentlich machen,
was er will?

Laetitia Colombani – Der Zopf

Ich mochte, dass jedes Kapitel die Geschichte einer anderen Frau erzählte und
wie sie am Ende zusammenfinden. Das Buch hat mich aber vor allem darüber
nachdenken lassen, ob es die Marotte unserer Zeit oder Zufall ist, so
ausschweifend mit Cliffhangern am Ende von Kapiteln zu arbeiten, so als ob man
nicht sicher sein kann, dass die Lesenden nicht doch aussteigen. Ich war
mehrfach geneigt, der Autorin zuzurufen, dass mir die Geschichten der einzelnen
Frauen und wie sie sich ihre Freiheit auf ihre ganz eigene Weise erkämpfen,
genügen.

James Baldwin – Giovannis Zimmer*

Es kommt nicht so häufig vor, dass Bücher mich dazu bringen, andere Bücher zu
lesen. Hier traf das zu, denn auf „Giovannis Zimmer“ wäre ich ohne Tomas
Jedrowksis „Im Wasser sind wir schwerelos“ wohl gar nicht gestoßen. Der Autor
James Baldwin hat dieses Buch gegen alle Widerstände 1956 herausgebracht. Es
handelt von einem jungen Amerikaner, der sich seine Homosexualität nicht
eingestehen will, sie regelrecht leugnet, was in einer Tragödie endet. Es ist
ein Buch über das, was gesellschaftliche Konventionen mit uns machen können. Und
auch wenn das Buch in den 50er Jahren spielt, ist es in vielen Regionen auch
heute noch nicht möglich, so zu leben, wie man möchte

Benjamin Myers – Offene See*

Robert, tritt, bevor sein Leben als Bergarbeitersohn in den vorbestimmten Wegen
weitergeht, eine Reise an. Eine Reise durch das Nachkriegsengland, zu Fuß, sich
selbst verpflegend. Er trifft auf Dulcie, eine Frau, die an der Küste Englands
ein selbstbestimmtes, einsames Leben lebt. Gemeinsam sind sie ein bisschen
weniger allein, Robert öffnen sich Lebenswelten und Dulcie gelingt es nach und
nach, den Schmerz zuzulassen und zu verarbeiten, den der Verlust eines ihr
lieben Menschen hinterlassen hatte. Ein schönes Buch, das auch zeigt, welche
Wirkung Literatur und Lyrik haben können.

Sven Pfizenmaier – Draußen feiern die Leute

Ein Dorfroman. Und das Leben in der Stadt, das, nach dem man sich als
Jugendlicher sehnt, spielt in Hannover. Diese Jugendlichen haben alle ihr
Päckchen zu tragen: die Herkunft, Ticks, Ängste, das ganz normale Leben. Und
manche von ihnen verschwinden einfach. Ein paar von ihnen wollen wissen, wohin.
Die einen mögen diese offenen Enden, andere eher nicht. Ich bin noch immer hin-
und hergerissen, tendiere aber dazu, dass es gut so ist.

David Walliams – Propeller-Opa*

In diesem Buch geht es um den 2. Weltkrieg. Da war der Opa von Jack nämlich als
Pilot im Einsatz. Und durch seine Demenz lebt dieser nun wieder in der damaligen
Zeit. Jack hat einen wunderbaren Weg gefunden, damit umzugehen. Doch der Opa
bückst immer häufiger aus und kommt ins Seniorenheim. Mehr verrate ich mal
nicht, nur, dass es Walliams wieder gelingt, auch Neunjährige über Wochen hinweg
zum Lesen zu motivieren.  

Jon Fosse – Das ist Alise

Literaturnobelpreisträger! Das Buch ist es der Blick in die Gedankenwelt einer
älteren Frau, deren Mann irgendwann das Haus verlies und niemals wieder kam.
Auch wenn die Perspektiven wechseln, bleibt eines gleich: die Sprache. Monoton,
wiederholend, in einfachen Sätzen geht es in die Vergangenheit des Mannes, in
dessen Elternhaus die ältere Frau immer noch lebt. Erinnerungen kommen hoch.

Für die einen mag das hohe Literatur sein und ein besonderer Umgang mit Sprache.
Für mich war es anstrengend, der Handlung zu folgen.

Marie Benedict – Die einzige Frau im Raum
Hätte die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen können, wenn man auf eine Frau
gehört hätte? Das ist das Thema dieses Buchs. Und es wird an Hedy Lamarr
erzählt, die eigentlich Hedwig Maria Kiesler heißt und jüdischer Abstammung ist.
Als junge Schauspielerin heiratet sie einen österreichischen Waffenhändler, der
allerdings vor allem an ihrem Aussehen interessiert ist und sich dadurch bessere
Geschäfte erhofft. Durch ihn erhält sie Zugriff auf das Wissen, das sie später
nutzt. 1937 verlässt sie ihren gewalttätigen Ehemann und flieht nach Hollywood.
Dort wurde sie zu einem weltberühmten Filmstar, der nebenbei daran arbeitet, die
Waffen der Alliierten zu verbessern.

Marie Benedict erzählt die Geschichte packend, sodass es nicht schwerfällt,
dranzubleiben. Und das Buch hat mich dazu gebracht, herauszufinden, wie viel
Wahres hier verarbeitet wurde. Mein Schluss: alles auch immer eine Frage der
Interpretation. Das hat bei mir ein wenig Enttäuschung ausgelöst.

Carsten Henn – Der Buchspazierer

Das lag bei meiner Schwiegermutter herum und weil ich an dem einen Morgen nicht
mehr schlafen konnte, habe ich es mir geschnappt.

Hier die Ausgaben der vergangenen Jahre: 2022, 2021, 2020, 2019, 2018, 2013,
2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006

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