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 4. Preise schießen hoch!: Monster-Inflation



PREISE SCHIESSEN HOCH! |
MONSTER-INFLATION


WIE DER TEUER-SCHOCK UNSER LEBEN VERÄNDERT



Das Leben in Deutschland ist mehr als 10 Prozent teurer als noch vor einem Jahr
(Inflation im Oktober: 10,4 Prozent)

Foto: Hendrik Schmidt/dpa

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Von: Thomas Block, Lydia Rosenfelder und Simon Czura
30.10.2022 - 12:32 Uhr

Die Preise kennen nur eine Richtung – aufwärts! Das Leben in Deutschland ist
mehr als 10 Prozent teurer als noch vor einem Jahr (Inflation im Oktober: 10,4
Prozent). Am stärksten gestiegen sind die Preise für Lebensmittel (plus 20,3
Prozent) und Energie (plus 43 Prozent).

Wer soll sich das noch leisten können?

Eine INSA-Umfrage für BILD am SONNTAG (1004 Befragte am Freitag) zeigt: 61
Prozent fühlen sich durch die Preissteigerungen stark oder sehr stark belastet.
Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) hat Angst, dass er seine Rechnungen im Winter
nicht mehr bezahlen kann.


DIE PREISE STEIGEN!

► +1,8 Prozent für Wohnungsmiete

► +4,0 Prozent für Dienstleistungen

► +20,3 Prozent für Nahrungsmittel

► +43,0 Prozent für Energie

Dass die Preise in naher Zukunft wieder zurückgehen, halten Experten für nahezu
ausgeschlossen.


FÜR DIE WIRTSCHAFT SIND DIE PREISSTEIGERUNGEN DOPPELT BITTER

„Alle Waren werden sich auf einen neuen Preis einpendeln“, sagt Timo
Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturforschung beim Münchner Ifo-Institut, zu
BILD am SONNTAG. „Das Brötchen, das statt zum Beispiel 55 nun 85 Cent kostet,
wird erst mal so teuer bleiben.“

Für die Wirtschaft sind die Preissteigerungen doppelt bitter. Die Betriebe
müssen nicht nur die höheren Kosten stemmen, sondern auch noch mit dramatischen
Umsatzeinbußen rechnen. Denn wer weniger hat, kann auch weniger ausgeben.

Die Krise trifft selbst den Internet-Riesen Amazon. Er korrigierte Ende der
Woche seine Gewinnprognose nach unten, die Aktie brach um 20 Prozent ein.



App-User kommen hier zur Weihnachtsgeschenk-Umfrage.

Auch der deutsche Einzelhandel blickt kurz vor dem Weihnachtsgeschäft düster auf
die Entwicklungen. Laut INSA will jeder Zweite (46 Prozent) an Weihnachten
sparen, davon 79 Prozent an Geschenken.

Die wichtigste Saison für den Einzelhandel (ein Fünftel des Jahresumsatzes)
droht 2022 mager auszufallen.

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„RUHE VOR DEM STURM“ : PLUS 0,3 PROZENT! DEUTSCHE WIRTSCHAFT WÄCHST WEITER

Die deutsche Wirtschaft ist trotz der Energiekrise im dritten Quartal gewachsen.

Die angekündigten Entlastungsmaßnahmen bezeichnet Genth als „kleinen
Lichtblick“. Aber: „Die Zeit läuft davon. Vor allem bei der geplanten Strom- und
Gaspreisbremse muss es zügig und mit konkreten Aussagen vorwärtsgehen.“

Auch auf die Gastronomen kommen nach Corona schon wieder harte Zeiten zu.
Konjunkturexperte Wollmershäuser: „Die Leute werden sich beim Essengehen
zurückhalten.“

Und: Der sinkende Konsum werde das Land in die Rezession treiben. „Die
Sparpolster, die die Haushalte in den letzten Jahren beiseitegelegt haben, sind
abgetragen.“


NUR NEUN PROZENT DER MENSCHEN IN DEUTSCHLAND WOLLEN SICH WEGEN DER HOHEN PREISE
NICHT EINSCHRÄNKEN

In Zahlen: Laut INSA-Umfrage sagen nur neun Prozent der Menschen in Deutschland,
dass sie sich aktuell wegen der hohen Preise nicht einschränken.

Die meisten sparen beim Heizen (51 Prozent) und beim Strom (48 Prozent). Aber
auch beim Urlaub (44 Prozent), beim Restaurant- (49 Prozent) und Kneipen-Besuch
(43 Prozent) schnallen sie den Gürtel enger.


Quelle: info.bild.de

Der Hotel- und Gaststättenverband ist besorgt. „Seit Monaten erlebt unsere
Branche eine beispiellose Kostenexplosion“, sagt Ingrid Hartges,
Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga und verweist
auf die hohen Kosten bei Lebensmitteln, Energie und Personal.

Bei den Kunden seien diese Steigerungen noch gar nicht voll angekommen, so
Hartges. „Unsere Daten zeigen: Um einen Umsatzrückgang zu vermeiden und den
Kunden entgegenzukommen, geben die meisten Hotels und Gaststätten die
exorbitanten Kostensteigerungen nur teilweise an die Gäste weiter.“

Klar sei aber: Lange werden die Betriebe das nicht durchhalten können, ohne in
die Verlustzone zu rutschen. Die Bundesregierung müsse so schnell wie möglich
die Gaspreisbremse umsetzen, fordert Hartges. „Gleiches gilt für die
angekündigte Strompreisbremse.“


METALLER STREIKEN FÜR MEHR GELD

Warnstreiks der ­Metaller in ganz Deutschland! Grund: keine Einigung im
Tarifstreit für 3,9 Mio. Beschäftigte.



IG-Metall-Protest am Samstag in Monheim (NRW)

Foto: Henning Kaiser/dpa

Die Gewerkschaft fordert 8 Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber bieten 3000 Euro
Einmalzahlung und eine Erhöhung mit einer Laufzeit von 30 Monaten.
IG-Metall-Boss Jörg Hofmann zu BILD am SONNTAG: „Während die Unternehmen höhere
­Kosten oft in den ­Preisen weitergeben, sind die Beschäftigten der
Hammerinflation ausgeliefert.“

Hofmann fordert einen „Entgelt-Turbo, sonst drohen Wohlstandsverluste“.


DIESEL KOSTET 34 PROZENT MEHR ALS VOR EINEM JAHR

Seit Monaten treiben auch die hohen Spritpreise die Inflation. An der
Autobahnraststätte Vaterstetten West (Foto) bei München kostete der Liter Diesel
am Freitag rund 2,46 Euro, der Liter Benzin 2,40 Euro.



An der Autobahnraststätte Vaterstetten West (Foto) bei München kostete der Liter
Diesel am Freitag rund 2,46 Euro, der Liter Benzin 2,40 Euro

Foto: Theo Klein / BILD

Auch abseits der ­Autobahn ist das Tanken viel teurer als noch vor einem Jahr:
­Bundesweit kostet der Liter Benzin aktuell 1,89 Euro (plus 12,5 Prozent), der
Liter Diesel 2,11 Euro (plus 34 Prozent, clever-tanken.de).


UNSER ­EINKAUF IST JETZT 30 EURO TEURER!

Für die sechsköpfige Familie Robledo aus Bayern wird es selbst beim Discounter
immer teurer. Im April belief sich der normale Wocheneinkauf auf 150 Euro, jetzt
kosten die gleichen Waren im selben Laden 30 Euro mehr – ganze 20 Prozent!



179,49 Euro! Noch im April waren die gleichen Produkte 30 Euro billiger

Foto: © Stefan M. Prager


Nach dem Einkauf am Freitag: Familienvater Robledo mit Sohn Tony (9)

Foto: © Stefan M. Prager

Juan Robledo (37, Metall-Polierer) ist geschockt: „Meine Frau kümmert sich um
die Kinder, ich bin bei uns der Alleinverdiener. Langsam weiß ich nicht mehr,
wie wir das alles bezahlen sollen.“ Auffällig beim Einkauf: Viele ­Artikel, die
es bis vor Kurzem noch im Doppelpack gab, werden jetzt einzeln verkauft.



Im April berichtete BILD am SONNTAG über die Robledos: 149,95 Euro kostete der
Einkauf damals

Der Familienvater ­weiter: „Unter der Woche geht meine Frau meistens noch mal
­Windeln und Hygieneprodukte kaufen. Wir zahlen monatlich über 150 Euro mehr für
unsere Einkäufe als noch zu Beginn des ­Jahres. Und wir kaufen wirklich nur das
Nötigste.“


Foto: BILD

Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt
es hier.

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