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Startseite > Kultur ist hier > Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen


MUSEUM UND GALERIE DER STADT SCHWABMÜNCHEN


MUSEUM UND GALERIE DER STADT SCHWABMÜNCHEN

WIR FREUEN UNS AUF IHREN BESUCH



ÖFFNUNGSZEITEN 

Mittwoch 14 - 19 Uhr
Samstag 10 -17 Uhr
Sonntag 10 - 17 Uhr
Feiertage 14 - 17 Uhr

Standort
Holzheystraße 12, 86830 Schwabmünchen

Telefon: 0 8232 / 950260
Email: museum@schwabmuenchen.de

Der heutige Standort von Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen liegt
zentral an der Holzheystraße, direkt gegenüber vom Festplatz. Das Gebäude ist
ein ehemaliges Schulhaus, das für den musealen Zweck umgebaut wurde. Seit 1984
finden sich hier die Sammlungen des ehemaligen Bezirksmuseums.

Seit 1991 steht das Museum unter hauptamtlicher wissenschaftlicher Leitung. In
dieser Zeit wurde das Sammlungskonzept ausgeweitet. Gleichzeitig bewegte sich
das Museum weg vom Prinzip der Dauerausstellung. Heute steht Museum und Galerie
der Stadt für ein lebendiges Ausstellungshaus, das einen besonderen Schwerpunkt
auf ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Angebot legt. Vergangenheit und
Gegenwart verschränken sich in spielerischer Weise.

Zusätzlich zu Sonderausstellungen bzw. in deren Rahmenprogramm gibt es unter
anderem Theater und Musik im Museum, die Oster-Rallye, Vorträge, Workshops,
Nachts im Museum, Museumsfeste und sehr erfolgreiche Lesungen mit Musik und
Kulinarik.

Insbesondere für Familien wird immer wieder Interessantes angeboten. Und die
Ausstellungseröffnungen laufen im Museum der Stadt Schwabmünchen meist etwas
anders ab als anderswo.

FÜHRUNGEN

Gerne führen wir Besuchergruppen seien es Familientreffen, Betriebsausflug,
Erwachsenengruppen, Schulklassen oder Kindergartengruppen  durch das Museum.
Wir bieten Führungen durch das ganze Museum, Spezialführungen zu bestimmten
Themen, Führungen durch eine Sonderausstellung oder einen Einblick in die
Museumsarbeit. Die Museumsleitung wird Sie gerne beraten. Vereinbaren Sie einen
Termin!

INFORMATIONEN FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG

Für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer ist ein Besuch problemlos möglich. Der
Zugang ist barrierefrei und das Museum verfügt über einen Aufzug. Für Menschen
mit Seh-Behinderung bietet das Museum gerne Sonderführungen. Gruppen nehmen
dafür bitte per Email Kontakt auf:  museum@schwabmuenchen.de

Geschichte

Die Sammlungsbestände gehen zurück auf das 1913 eröffnete Bezirksmuseum. Als der
Gründer gilt der Privatbankier Anton Maurer. Unter ihm wurde das Museum im
damals hochmodernen Schwabmünchner Wasserturm eingerichtet. Er gilt als eines
der ersten Stahlbetongebäude Deutschlands.

Ziel dieser Museumsgründung war es, die Sachkultur einer weit über die Grenzen
Schwabmünchens hinaus­gehenden Region zu dokumentieren. Auch das Konzept der
Kunstsammlung legte seinen Schwerpunkt auf Werke von überregionaler Bedeutung.

Tauchen Sie ein in die Welten der Römersiedlung: Das römische Töpferzentrum
Rapis

Beschreibungstext

Schwabmünchen galt zur Zeit der Römer als ein Zentrum der Keramikproduktion in
Raetien.

Eine römische Straßenkarte, die Tabula Peutingeriana, verzeichnet an der Straße
von Kempten nach Augsburg dort, wo heute Schwabmünchen liegt, eine Station
namens Rapis („auf den Rübenfeldern"). Die ersten Bewohner dieses Ortes
siedelten sich in der Regierungszeit des Kaisers Claudius (42-54 n. Chr.) an.
Rapis entwickelte sich zum größten römischen Töpferzentrum im nördlichen
Raetien.

Der Ort hatte zwar nur ca. 125 Einwohner, doch mehr als 80% von ihnen bestritten
ihren Lebensunterhalt mit der Keramikproduktion. In dreizehn von sechzehn
Anwesen waren Töpfereien untergebracht. Wohnhaus und Werkstatt bildeten eine
Einheit. In den Kleinbetrieben arbeitete die ganze Familie - auch die Kinder.

In Rapis wurde über fast 200 Jahre Haushaltsgeschirr für Keller, Küche und Tisch
produziert. Das umfangreiche Sortiment reichte von der kleinen Öllampe bis zum
meterhohen Vorratstopf. Der wichtigste Exportartikel war die Reibschüssel
(mortarium), das gängige Vielzweckgerät der römischen Küche. Aufgrund ihrer
Qualität waren die Reibschüsseln aus Rapis hochgeschätzt und weit verbreitet.
Sie wurden bis in den unteren Donauraum gehandelt.

Um 260 n. Chr. wurde Rapis in den Germanenkriegen angegriffen, die meisten
Töpferwerkstätten zerstört und viele Einwohner getötet. Die Überlebenden konnten
die Keramikproduktion nicht mehr aufleben lassen. Die letzten Einwohner
verließen zu Beginn des 5. Jahrhunderts das Dorf.

Sakrale Skulpturen vom 15. bis 18. Jahrhundert

Das Sammlungsgut des Museums beschränkt sich dabei nicht auf Figuren aus dem
engeren Schwabmünchner Raum. Gemäß seiner Funktion als Museum für den ganzen
Bezirk galt als Vorgabe für die Sammlungsarbeit stets - neben qualitativen
Kriterien - auch die überregionale Bedeutsamkeit der Kunstwerke.

Ein Beispiel stellt hier die Figur des Heiligen Nikolaus aus der Zeit um 1480
dar, die im 19. Jahrhundert überfasst wurde.

Neben Skulpturen aus dem 15. und 16. Jahrhundert setzt die Ausstellung einen
weiteren Schwerpunkt bei den Werken der Holzbildhauer - Familie Luidl.

Lorenz Luidl (um 1645 - 171), Sohn des Meringer Bildhauers Michael Luidl, war
der Begründer der „Dynastie". Er wurde Landsberger Bürger und war dort seit 1699
Mitglied des Äußeren Rates. In Landsberg betrieb er auch seine Werkstatt.

Lorenz Luidl und seine Söhne Ferdinand, Stephan, Johann und Sebastian arbeiteten
für zahlreiche Kirchen und Gemeinden im oberbayerischen und
bayerisch-schwäbischen Raum.

Das Museum zeigt Arbeiten von Lorenz Luidl, sowie von Stephan, Johann und
Ferdinand Luidl.

Neben den überregional bedeutsamen Werken finden sich jedoch im Museum auch
Skulpturen, die vor allem für Schwabmünchen und seine engere Umgebung wichtig
waren, wie z.B. die Hausmadonna vom Südgiebel des Gasthofes „Goldener Engel" in
Schwabmünchen aus der Zeit um 1770.

In die Kategorie der eher regional orientierten, jedoch nicht weniger
interessanten Exponate gehört die Holzskulptur „Christus auf dem Palmesel" von
1750.

Kleidung im 19. Jahrhundert - Die Tracht und die Reginahaube

Gezeigt wird unter anderem Frauenkleidung und Tracht aus dem Schwaben der Zeit
des 19. Jahrhunderts. Neben dem Trachtengewand wird also auch das Bürgerkleid
präsentiert, wie es zur damaligen Zeit auch in Schwabmünchen getragen wurde.
Doch natürlich wird auch der Reginahaube der ihr zustehende Platz eingeräumt.

Die typische Lebenswelt einer Bauernstube

Einst im ehemaligen Heimatmuseum im Wasserturm aufgestellt, wurde die
Bauernstube in das Museum der Stadt Schwabmünchen transferiert: ein Stück Museum
im Museum.

Als das Museum 1913 von seinem Gründer, dem Privatbankier Anton Maurer, im
damals hochmodernen Wasserturm eingerichtet wurde, stellte er dort auch eine
Bauernstube zusammen, die in der Anordnung der Möbel in etwa einer Bauernstube
des beginnenden 19. Jahrhunderts gleichen sollte. Mit Ausnahme eines
Lederkanapees aus dem 19. Jahrhundert, das aus einer Gastwirtschaft stammte und
erst 1961 seinen Weg ins Museum fand, kaufte Anton Maurer sämtliche Exponate für
die Bauernstube in den Jahren 1912/13.

Haushaltsgegenstände und Objekte

Keramiken, Steingut, Porzellan und Fayencen aus drei Jahrhunderten

Unsere Fotos zeigen einen grün glasierten schwäbischen Weihwasserkrug oder
„Gründonnerstagskrug", versehen mit Christusmonogramm, eine Schreibgarnitur (19.
Jahrhundert) aus Steingut, mit einem Abendmahl-Relief geschmückt, einen
Frankfurter Fayence - Teller mit Kobaltdekor von 1730 und einen sog.
„Birnenkrug" aus geritztem und glasiertem Steinzeug mit Zinndeckel. Er wurde im
Westerwald gefertigt und stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Steingut

Zunächst in England hergestellt, begann das Steingut im 18. Jahrhundert seinen
Siegeszug als "Porzellan des kleinen Mannes".

Mit dem Umdruck-Verfahren konnte in Massen produzierte Keramik mit einem Dekor
versehen werden, das sie fast wie handbemaltes Porzellan aussehen ließ. Beim
Umdruck wird mit öl- und metallhaltigen Farben bedrucktes Seidenpapier auf die
Keramik gelegt. Während des folgenden Wässerns weicht das Papier auf, doch die
wasserunlösliche Farbe haftet am Objekt. Anschließend wird das Werkstück
gebrannt und glasiert.

Fayence

Der Begriff bezeichnet keramische Objekte mit einer deckenden weißen Zinnglasur.
Als Dekortechnik wird meist die Unterglasur-Malerei angewandt. Dabei wird die
Farbe noch vor der Glasur direkt auf den Scherben aufgetragen.

Die Fayence-Herstellung, im Nahen Osten schon seit Jahrtausenden bekannt,
erlebte in Europa im 16. / 17. Jahrhundert ihre Blüte.

Bis zum Siegeszug des Steinguts im 18. Jahrhundert besetzte die Fayence die
Nische zwischen der billigen Irdenware und dem teuren Porzellan.

Steinzeug

Steinzeug ist - auch unglasiert - hart und wasserdicht. Die ältesten Steinzeuge
Europas stammen aus dem 12./13. Jahrhundert aus Siegburg. Die Hänge des
Westerwaldes boten mit ihren speziellen Tonvorkommen beste Bedingungen für die
Steingutproduktion.

Im 15. Jahrhundert wurde die Salzglasur entwickelt, mit der Steinzeug grau oder
glänzend braun gefärbt werden konnte. Etwas später gelang es, mit Kobalt eine
blaue Dekorfarbe zu erzielen.

Steinzeug eignet sich aufgrund seiner Härte gut für mechanische Dekore in Ritz-
oder Schabetechnik. Gefäße aus Steinzeug waren für die Aufbewahrung von
Getränken beliebt, da Flüssigkeiten in den dickwandigen Gefäßen ihre Temperatur
gut hielten.

Haushaltsgegenstände aus Metall

Haushaltsgegenstände und Tafelschmuck aus Kupfer, Zinn und Messing

Neben Keramik waren oftmals auch Kupfer, Zinn und Messing die Materialien der
Wahl, Kupferkannewenn es um Geschirr, Tafelschmuck und Geräte aus ähnlichen
Bereichen ging.

Wir zeigen neben einer „Aderlass-Schüssel" aus Messing, die vom Ende des 15.
Jahrhunderts datiert, auch Objekte aus Zinn, Kupfer und Messing aus der Zeit vom
17. bis zum 19. Jahrhundert.

Die Fotos bringen einige Beispiele, wie eine Chocolatière und eine Teekanne aus
Kupfer (19. Jahrhundert) sowie einen Kerzenhalter aus Zinn (um 1800) und eine
Schraubflasche aus demselben Material, die mit gepunzten Ornamenten und
Vogelmotiven verziert ist. Sie wurde im 17. Jahrhundert in Augsburg gearbeitet.

Kochen und Backen

Besonderes und alltägliches Küchengerät aus drei Jahrhunderten. Hier sind, neben
vielerlei Koch- und Küchenutensilien, vor allem kupferne und hölzerne Modeln -
vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert - zu sehen.

Dazu kommen Besonderheiten und Alltäglichkeiten aus Küche und Tafel - wie z. B.
eine Muskatnuss - Reibe aus Elfenbein mit Holzintarsien aus dem 18. Jahrhundert
oder eben ein weit verbreiteter Gegenstand wie der eiserne Pfannenknecht aus dem
18./19. Jahrhundert. Auf ihm wurde die Pfanne abgestellt, aus der sich bei Tisch
jeder bediente.

Schloss und Schlüssel vom 14. – 19. Jahrhundert

Hier dreht sich alles um Schließmechanismen und Beschläge durch mehrere
Jahrhunderte. Älteste Exponate sind dabei Hohl- und Volldornschlüssel aus dem
14./15. Jahrhundert. Als „jüngstes" Stück kann ein Truhenschloss aus
Schmiedeeisen aus dem 18./19. Jahrhundert gelten. Und auch eine eiserne
„Schatztruhe" fehlt nicht. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert, trägt
aufgenietete, geschnittene Eisenbänder und ein Scheinschloss an der Vorderseite.
Als Kassentruhe tat sie im Schwabmünchner Eserkeller ihren Dienst.

Vertreten sind außerdem Beispiele für Türklopfer, Beschläge, Schlüssel, sowie
Truhen-, Schrank-, Tür- und Vorhängeschlösser. Die Schlösser verbergen teils
raffinierte Schließmechanismen. Bei einem ist das Schlüsselloch gar durch eine
Sprungfederklappe verborgen.

Sie sind meist aus Schmiedeeisen gefertigt und in den verschiedensten Techniken
verziert und behandelt, ob graviert, getrieben und verzinnt, geschwärzt, mit
Messing kombiniert oder gebläut (erhitzt und anschließend in Öl getaucht).

Möbel

Vom Himmelbett über das Biedermeier - Enterieur bis zum Kinderstuhl präsentiert
das Museum Möbel und Kleinmöbel aus der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts.

Die Möbel stammen vor allem aus dem großbäuerlichen und aus dem
städtisch-bürgerlichen Bereich.

Den Schwerpunkt setzt die Ausstellung bei Möbeln, die der Aufbewahrung dienen,
also Schränken, Halbschränken, Truhen und Kommoden bis hin zum
Schubladenkästchen.

Als Beispiele sind auf dieser Seite zu sehen: auf dem Eingangsbild ein
süddeutscher Kleiderschrank aus der Zeit um 1800 aus bemaltem Holz, dessen
Gestaltung mit Triglyphenschmuck und Lorbeerblattmotiv Elemente des Empire
aufnimmt, und rechts eine Augsburger Kommode aus der gleichen Zeit.

Aus der Kleinmöbel - Sammlung ist ein besonderes "Schmuckstück" zu sehen: ein
hölzernes „Hochzeitskästchen" mit Wismutmalerei aus der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts. Temperafarbe wurde hier auf eine Wismutschicht über weißer
Kreidegrundierung aufgetragen. Dies verlieh den Farben eine ganz besondere
Leuchtkraft. Als Motive wurden Liebes- und Fruchtbarkeitssymbole gewählt: das
Herz, zwei einander haltende Hände, Vögel, Granatapfel, Melone. Die Kassette
diente der Aufbewahrung von Handarbeits-Utensilien.

Textilproduktion und Handarbeit

Vom Weben, Klöppeln und von der Geschichte der Strumpfstrickerei als Heimarbeit
in Schwabmünchen.

In diesem Bereich werden Textilien präsentiert, die in verschiedenen
Handarbeitstechniken hergestellt wurden. Turnusmäßig wird dabei auf eine dieser
Techniken ein Schwerpunkt gelegt.

Daneben sind hier Geräte zu sehen, die in der Textilproduktion und -bearbeitung
eine Rolle spielen - vom Webstuhl aus dem Jahr 1840 bis zur Industrie -
Strickmaschine, die noch bis in die 1980er Jahre im Einsatz war.

Ein für Schwabmünchen bedeutendes Kapitel erhält natürlich hier besondere
Aufmerksamkeit: die Heimarbeit der Stricker und Streicher. Die Geschichte der
Schwabmünchner Stricker wird kurz dargestellt und es werden einige ihrer
begehrten Produkte gezeigt.

Über lange Zeit spielte die Strumpfstrickerei als Haupt- oder Nebenerwerb in
Schwabmünchen und Umgebung eine große Rolle. Sie wurde als Heimarbeit betrieben.
Ihre Blüte erreichte sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Händler lieferten den Heimarbeitern das Grundmaterial: Rohbaumwolle. Bevor mit
der Strickarbeit begonnen werden konnte, musste also die Baumwolle erst
gereinigt ( mit Karden „gestrichen" ), kartätscht und versponnen werden. Diese
Arbeiten wurden von allen Familienmitgliedern verrichtet. Auch Kinder bekamen
ihre Aufgaben zugeteilt.

Gestrickt wurde vor allem für den Export. Verleger vertrieben die Strümpfe auf
dem nationalen und internationalen Markt. Die Ware der Schwabmünchner Stricker
war von anerkannt hoher Qualität. Den Verlegerbrüdern Keck wurde auf der
Augsburger Industrieausstellung 1829 aufgrund der Güte „ihrer" Schwabmünchner
Strümpfe sogar eine Goldmedaille verliehen. Portraits Franz Anton und Franziska
Keck, Öl auf Leinwand, um 1830, zeigen das Verlegerehepaar Franz Anton und
Franziska Keck.

Waren ihre Produkte auf den Märkten auch noch so begehrt - reich wurden die
Schwabmünchner Stricker nicht von ihrer Arbeit. Für viele von ihnen war das
Stricken die einzige Möglichkeit, nicht in völlige Armut abzusinken. In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Rückzug der Schwabmünchner
Strumpfstrickerei. Die Industrialisierung in der Textilproduktion mit der
Entwicklung mechanischer Spinn- und Strickmaschinen machte ihr ein Ende.

Die Krippen

Das Herzstück der Krippensammlung des Museums bildet eine mechanische böhmische
Papierkrippe aus dem 19. Jahrhundert. Die Krippe mit ca. 30 handbemalten
beweglichen Figuren entstand in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts im böhmischen
Kratzau.

Gestaltet wurde sie im Stil der Nazarener. Deutlich ist die Handschrift des
berühmten Krippenmalers Joseph Ritter von Führig (1800 - 1876) zu erkennen. Nach
Angaben des Spenders der Papierkrippe, Fritz Rauch, wurden die Bäume durch
Joseph von Führig selbst bemalt.

Neben dem Malstil gelten die andachtsvolle Haltung der Figuren, die reiche
Palmengestaltung und das an die Antike erinnernde Landschaftsbild als typisch
für Nazarener - Krippen. Angetrieben werden die beweglichen Figuren durch ein
mechanisches Walzenwerk.

Spiel

Die Spiele und Spielgeräte aus den Beständen des Museums gehen bis ins 17.
Jahrhundert zurück und führen bis ins 21. Jahrhundert.

In der Dauerausstellung ist - als eines der ältesten Spiel - Exponate ein Tisch
- Roulette aus dem 17. Jahrhundert ausgestellt, das ähnlich wie ein Glücksrad
funktionierte.

Das Pochbrett benötigte man für ein äußerst beliebtes Kartenspiel für
Erwachsene.

Das „Kakelorum" - unseres stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde in
Oberammergau hergestellt - war ebenfalls ein Glücksspiel für Erwachsene. In die
Wurfspirale in Form eines orientalischen Turbanträgers, wurde eine Kugel
eingeführt. Von dort rollte sie auf ein Brett mit Zahlenfeldern. Die Zahl des
Feldes, auf dem die Kugel zur Ruhe kam, wurde dem Spieler als Punktzahl
gutgeschrieben.

Aber nicht nur Spiele für die Großen sind zu sehen. Unter anderem kann ein
Wiedersehen mit dem legendären Anker-Steinbaukasten gefeiert werden. Und die
„klassische" selbstgefertigte Nachziehente fehlt auch nicht.

Das Heilige Grab, St. Magnus Mittelstetten

Heute zählt es zu einer Seltenheit "sakrale Gebrauchskunst" im Stil der
Nazarener. Dazu gehört das „Heilige Grab“. Heilige Gräber gab es schon in der
mittelalterlichen Karfreitagsliturgie. Ihre Blütezeit erlebten sie jedoch im
Barock - vor allem in Italien.

Neben Heiligen Gräbern, die fest in den Kirchen installiert waren, gab es auch
transportable Schreine oder aber Heilige Gräber, die man - wie Kulissen - auf-
und abbauen konnte.

Das Heilige Grab aus St. Magnus Mittelstetten gehört in diese Gruppe. In den
Jahren 1877/78 wurde es von Leonhard und Karl Kober im Nazarener Stil gestaltet
(Ölfarbe auf Holz). Es ist eine Leihgabe der Pfarrgemeinde Mittelstetten. Für
Entwurf und Ausführung zeichneten hier sog. Malerhandwerker verantwortlich.

Malerhandwerker lernten bei einem Meister und auf der Wanderschaft. Ihre Aufgabe
war eigentlich die Anfertigung von Tafelbildern oder Fresken nach den Entwürfen
akademischer Maler. In Bereichen mit untergeordneter Bedeutung durften
Malerhandwerker jedoch auch selbst kreativ tätig werden. Das Heilige Grab aus
Mittelstetten stellt ein Beispiel für solch eine Arbeit dar.

Ferdinand-Wagner-Galerie

Ferdinand Wagner (1819 - 1881) - ein Nazarener aus Schwabmünchen

Ferdinand Wagner, geboren 1819 in Schwabmünchen, darf als einer der wichtigsten
Vertreter der Kunst der Nazarener bezeichnet werden.

Die Kunst der sogenannten Nazarener bezeichnet eine Kunstrichtung die eine
romantisch-religiöse Themenauswahl und Ikonografie bevorzugte. Es ist eine von
deutschsprachigen Künstlern zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründete
Stilrichtung, die in Wien und Rom ihre Anfänge hatte. Vertreter, die Nazarener,
standen überwiegend dem Katholizismus nahe, nicht wenige konvertierten zu ihm.

Biografie

Ferdinand Wagner wurde am 16. August 1819 als Sohn der Näherin Maria Anna
Wagner, geb. Schorer, und des Kürschnermeisters Ludwig Wagner in Schwabmünchen
geboren. Als Ferdinand 6 Monate alt war, starb seine Mutter im Alter von 36
Jahren. Der Vater heiratete darauf die 43jährige Wirtstochter Josepha Mögele.
Unter ihrer Obhut wuchs Ferdinand Wagner zusammen mit seinem Bruder Kaspar und
seiner Schwester Maria Anna im Elternhaus an der Fuggerstraße auf.

Ausbildung und prägende Jahre

Schon früh zeigte sich, dass Ferdinand über ungewöhnliches zeichnerisches Talent
verfügte. Er wollte Kunstmaler werden. Der Vater, Spross einer alten
Schwabmünchner Kürschnerfamilie, bestand jedoch darauf, dass Ferdinand zunächst
im väterlichen Betrieb eine Kürschnerlehre absolvieren solle. Nachdem sich auch
nach dieser Lehrzeit am Entschluss Ferdinands nichts geändert hatte, willigte
der Vater schließlich ein.

Mit 15 Jahren ging Ferdinand Wagner nach München, um an der dortigen
Kunstakademie eine solide Ausbildung zu erhalten. Während der Zeit seiner
Ausbildung wurde Ferdinand Wagner vor allem von zwei Maler - Persönlichkeiten
entscheidend beeinflusst: vom Direktor der Akademie, Peter von Cornelius, und
von seinem Lehrer, Professor Joseph Schlotthauer.

Peter von Cornelius ( 1783 - 1867 ) hatte sich 1811 in Rom dem Lukasbund
angeschlossen. 1818 holte ihn der damalige bayerische Kronprinz Ludwig zur
Gestaltung der Glyptothek nach München.

1824 wurde Cornelius Direktor der Akademie. Nach seinen Entwürfen entstand die
Ausmalung der Hofgartenarkaden, der Loggien der Alten Pinakothek und Fresken in
der Ludwigskirche. 1841 kam es zum Bruch mit König Ludwig. Peter von Cornelius
verließ München und ging nach Berlin.

Professor Joseph Schlotthauer (1789 - 1869)

Der Maler und Inspektor der Münchener Akademie war ein Schüler von Peter von
Cornelius. Er hatte als sein Gehilfe an den Fresken der Glyptothek gearbeitet.
Joseph Schlotthauer war Ferdinand Wagners Lehrer an der Münchner Akademie. Er
machte ihn mit dem Stil der Nazarener vertraut, den Wagner sich begeistert
aneignete. 1830/31 hielten sich beide zu einem längeren Aufenthalt in Rom, der
Stadt des Lukasbundes, auf.

1853 heiratete Ferdinand Wagner die Tochter des Dillinger Schulinspektoren
Kreszenz Heindl und wurde in Schwabmünchen ansässig. 1854 wurde der Sohn Gustav
geboren, der jedoch bald darauf wieder verstarb.

Beruflicher Werdegang

Wagners berufliche Lage war ausgezeichnet. Über einen Mangel an Arbeit konnte er
nicht klagen. Neben einer Vielzahl von Aufträgen aus dem Umland erhielt er 1855
von seiner Heimatgemeinde das ehrenvolle Angebot, die Pfarrkirche mit Fresken
auszuschmücken.

Im gleichen Jahr übrigens musste sein Bruder Caspar, der die väterliche
Kürschnerei übernommen hatte, um eine Konzession für den Vertrieb von Spiel- und
Galanteriewaren ansuchen. Mit der Kürschnerei alleine konnte er seine Familie
nicht mehr ernähren.

Ferdinand Wagners Fresken an den Fuggerhäusern in Augsburg

Ferdinand Wagner hielt es nicht lange in Schwabmünchen. Er wollte nach Augsburg
und stellte wiederholt Anträge zur Übersiedelung, die jedoch vom Augsburger
Magistrat abgelehnt wurden. Als Wagner sein Gesuch 1863 erneuerte, hatte sich
die Situation geändert. Der Antrag wurde nicht nur bewilligt; man erließ Wagner
sogar die Bezahlung von Aufnahmegebühr und Abgaben. Dies verdankte er einen
Auftrag aus dem Hause Fugger.

Im Jahre 1860 erhielt Ferdinand Wagner von Leopold Fürst Fugger - Babenhausen
den Auftrag, die Straßenfront des Augsburger „Fuggerhauses" mit neuen Fresken in
historischem Stil zu schmücken. Die unter Jakob Fugger zu Beginn des 16.
Jahrhunderts durch aufeinander folgende Grundstückskäufe an der heutigen
Maximilianstraße auf eine Länge von ca. 70 m „gewachsene" Fassade war schon
zuvor bemalt gewesen. Diese Fresken waren jedoch mittlerweile so verblasst, dass
eine Neubemalung notwendig wurde. Der Fassade entsprechend, gestaltete Wagner
fünf Historienbilder mit Motiven aus der Geschichte Augsburgs bzw. der Fugger.
Nach 3 Jahren waren die Arbeiten, die Wagner mit seinem Gehilfen Johann Fröschle
ausführte, abgeschlossen.

Überregionaler Erfolg und Anerkennung

Aufgrund seiner Fresken am Fuggerhaus bekam er Aufträge, die ihn weit über die
Grenzen seiner Heimat hinausführten. So arbeitete er am Kanzleigebäude in
Konstanz, an der Kirche in Stockach, an einer Fassade des Fürstenpalastes in
Monaco und in Breslau, wo er das Haus der Sieben Kurfürsten, das Rathaus und die
neue katholische Kirche freskiert haben soll. Ferdinand Wagner war als
Kirchenmaler in allen Teilen seiner schwäbischen Heimat und in Altbaiern tätig.

Auch als Portraitmaler war Ferdinand Wagner überaus erfolgreich. Er verstand es,
die Vorzüge auszuspielen, die das wohlwollend gemalte Portrait der
fotografischen Abbildung gegenüber besaß.

Der überregionale Erfolg und die lang ersehnte Anerkennung - endlich waren sie
da.

Im Haus Annastraße 36a in Augsburg starb Ferdinand Wagner am 13. Juni 1881. Eine
Gedenktafel erinnert heute an ihn.

Die im Folgenden aufgeführten Beispiele fügen sich zu einer beeindruckenden
Zusammenstellung.

Althegnenberg, Augsburg
Behlingen, Bissingen Aitrang,
Dattenried, Dinkelscherben
Friedberg, Görwang, Gundelfingen
Hafenreut, Heimertingen, Hiltenfingen, Höchstädt
Illertissen
Jedesheim
Königsbrunn
Langerringen, Lechhausen
Markt Wald, Memmingen, Mindelau, Mittelstetten
Prittriching
Reimlingen, Remnatsried
Scheuring, Schmiechen, Schöneberg, Schwabmünchen, Steppach, Stillnau
Tapfheim
Waldstetten

Die Galerie der Gegenwart

Die Galerie der Gegenwart ist nicht als Dauerausstellung eingerichtet. Hier
werden Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus der weiteren Region, auch
Werke zeitgenössischer Künstler, die regional keinen Bezug zu Schwabmünchen
haben, präsentiert.

Eine eigene Reihe von Sonderausstellungen hat sich etabliert, die Zeichnern und
Cartoonisten vorstellt. Dazu zählen Ausstellungen mit Werken von Robert
Gernhardt, Ernst Maria Lang, Paul Flora, Gerhard Haderer, Marunde und Uli Stein.

Die Galerie Gegenwart präsentiert außerdem auch zeitgenössische Kunst aus der
Kunstsammlung des Museums.

Zu sehen sind Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die in der Region leben und
arbeiten. Bisher sind hier vertreten: Matthias Baumgartner, Burga Endhardt,
Catalina Mayer, Rita Maria Mayer, Maria Reichenauer, Bernd Rummert, Bernhard
Schmid, Monika Maria Schultes, Kersten Thieler-Küchle, Alexandra Vassilikian,
Stefan Wehmeier, Felix Weinold, Barbara Wolfsteiner, Vitus Wolfsteiner,
Christiane Xeroudakis, Franz Zistler und Lothar Zull.

Offizielle Website
https://www.museum-schwabmuenchen.de
Ansprechpartner

Museum und Galerie der Stadt Schwabmünchen
Holzheystraße 12
86830 Schwabmünchen

08232 / 950260
museum@schwabmuenchen.de
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KULTUR IN UND UM SCHWABMÜNCHEN.


DIE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

Fr. 26.01.24 / 15:30

St. Anna Kindergarten - Tag der offen Tür


Fr. 26.01.24 / 19:30

Ausstellung KTK - Kersten Thieler-Küchle zeigt ihre Arbeiten


Sa. 27.01.24 / 20:00

Schwarz-Weiß-Ball der Liedertafel

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