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 * Aktuell
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 * Der Luchs
 * Luchsspuren
 * Landkreise
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Informationen zum Luchs in Hessen


AKTUELL – NEUE MELDUNGEN ÜBER DEN LUCHS IN HESSEN


NOVEMBER 2024

Im Monitoringjahr 2023/24 wurden wieder mehr Luchse in Hessen bestätigt.
Insgesamt konnten neun selbständige Luchse und zusätzlich vier Jungtiere im
Grenzgebiet zwischen Hessen und Niedersachsen nachgewiesen werden. Einige dieser
Tiere dürften ihr Hauptstreifgebiet in Niedersachsen haben, Hessen werden vier
bis fünf dieser selbständigen Luchse zugeordnet. Dies geht aus dem „Luchsbericht
2024“ (pdf·10,9 M) hervor, der im November 2024 veröffentlicht wurde. Insgesamt
konnten von Mai 2023 bis April 2024 82 Luchshinweise dokumentiert werden – sechs
mehr als im Vorjahr.




Die gesicherten Hinweise stammen ausschließlich aus Nord- und Nordosthessen und
wurden überwiegend durch Fotofallen erbracht. Außerdem gab es genetische
Nachweise von zwei weiblichen Luchsen.

Wie bereits in den Vorjahren 2019/20 und 2022/23 konnte auch 2023/24 ein
Luchsweibchen mit Jungtieren im Reinhardswald beobachtet werden. Die Jungen
kamen wahrscheinlich in Hessen zur Welt, könnten aber auch – wie 2019 geschehen
– im niedersächsischen Solling geboren worden sein. In jedem Fall wird deutlich,
dass sich Weibchen mit Jungen wiederholt im Reinhardswald aufhalten.


■ VIDEO DOKUMENTIERT LUCHS

Ende Juli 2024 konnte eine Jägerin im südlichen Reinhardswald längere Zeit einen
Luchs beobachten, der sich nach 21 Uhr mehrfach vor ihrem Hochsitz zeigte und
bis auf 50 m herankam. Dabei gelangen Videoaufnahmen.

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Ebenfalls Ende Juli beobachtete ein Jäger im Reinhardswald einen Jungluchs, der
nur „hasengroß“ gewesen sei. Das Tier überquerte einen Forstweg. Leider gibt es
keinen Fotonachweis. Es ist zu vermuten, dass das Jungtier nicht alleine
unterwegs war. Hinweise auf eine Luchsfamilie gibt es aber bislang nicht.


■ LUCHS IM REINHARDSWALD GEFILMT

Im Reinhardswald begegnete ein Jäger Ende April 2024 einem Luchs, der bis auf 30
Meter an seinem Hochsitz vorbeikam. Das Tier bemerkte offenbar den Jäger,
schlenderte aber in aller Ruhe weiter. Der Luchs konnte 5 Minuten lang
beobachtet werden. Es gelang ein Video.

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Im Mai 2024 wurden aus dem Reinhardswald weitere Luchsbeobachtungen gemeldet.
Dabei konnten am Ort einer Sichtung auch Haare geborgen werden, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit von dem beobachteten Luchs stammen. Das Ergebnis der
genetischen Untersuchung steht noch aus.


■ ZWEI LUCHSE ZUSAMMEN UNTERWEGS

Ende Februar 2024 dokumentierte die Fotofalle eines Jägers im nördlichen
Reinhardswald zwei erwachsene Luchse, die offensichtlich gemeinsam unterwegs
waren. Es liegt nahe, dass sich dort in der Paarungszeit eine Luchsin und ein
Luchskuder gefunden haben.








■ FOTOFALLE BESTÄTIGT LUCHS IM REINHARDSWALD

Im nördlichen Reinhardswald konnte Ende Januar 2024 erneut ein Luchs
nachgewiesen werden. Das Tier wurde nachts gegen 4 Uhr von der Fotofalle eines
Jagdpächters erfasst. In diesem Waldareal wurde bereits im letzten Jahr das
Vorkommen eines Luchses dokumentiert.








■ LUCHSFAMILIE IM REINHARDSWALD ERNEUT GEFILMT

Die Luchsfamilie im Reinhardswald konnte Ende September 2023 erneut von einem
Jäger beobachtet werden. In der Abenddämmerung zeigte sich zunächst die Luchsin
auf einer Waldwiese in 120 m Entfernung. Wenig später kamen die vier Jungtiere
hinzu. Die Gruppe näherte sich dann dem Jäger bis auf 50 m und verschwand
schließlich im Wald. Es gelang eine Videoaufnahme.

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■ LUCHSIN MIT VIER JUNGTIEREN IM REINHARDSWALD

Mitte September 2023 beobachtete ein Jäger im Reinhardswald während der Jagd auf
Rotwild am frühen Morgen eine Luchsin, die mit vier Jungtieren über eine
Schneise zog. Die Luchsfamilie näherte sich seinem Hochsitz bis auf 80 m. Nach
etwa 10 Minuten verschwanden die Tiere im Unterholz. Dabei gelang eine
Videoaufnahme.

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■ „LUCHSBERICHT 2023“ VERÖFFENTLICHT

Im Monitoringjahr 2022/23 (Mai 2022 bis April 2023) konnten in Hessen 76
Luchsmeldungen der Kategorien C1, C2 und C3 festgestellt werden. Dies geht aus
dem „Luchsbericht 2023“ (pdf·12,9 M) des Arbeitskreises Hessenluchs hervor, der
im September 2023 veröffentlicht wurde. Dies waren deutlich mehr Meldungen als
in den Vorjahren.




Sicher nachgewiesen wurden sechs selbständige Individuen und zwei Jungtiere. Die
Zahl der Luchse, die sich im Berichtsjahr zumindest zeitweilig in Hessen
aufhielten, wird auf etwa zehn Individuen geschätzt. Mehrere Tiere konnten durch
DNA-Analyse identifiziert werden.

Bemerkenswert war der erneute Nachweis einer Luchsin mit mindestens zwei
Jungtieren im Herbst und Winter 2022/23 im Reinhardswald. Ob die Jungen in
Hessen oder, wie 2019, im niedersächsischen Solling zur Welt kamen, ist unklar.
Bis zum Ende des Berichtszeitraums wurden regelmäßig Luchse im Reinhardswald
festgestellt. Auch im früheren Reproduktionsgebiet in Nordosthessen wurden
mehrere Individuen, darunter ein Weibchen nachgewiesen.

Erstmals wurden auch sichere Nachweise für den Rheingau-Taunus erbracht. Das
dort nachgewiesene Tier stammt aus dem Pfälzerwald. Der Großteil der
Luchsnachweise im Taunus und in Nordosthessen entstand durch das Wolfsmonitoring
des HLNUG, also innerhalb von Wolfsterritorien. Auch eine gemeinsame Rissnutzung
durch Luchs und Wolf wurde nachgewiesen.


■ LUCHS IM SCHWALM-EDER-KREIS UNTERWEGS

Anfang August 2023 begegnete ein Jäger in einem Waldgebiet im Schwalm-Eder-Kreis
einem Luchs. Das Tier war morgens nach 7 Uhr etwa 15 Minuten auf einer Wiese am
Waldrand unterwegs und verschwand schließlich im Unterholz. Dabei gelang aus 60
m Entfernung eine Videoaufnahme.

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■ LUCHS IM SÜDLICHEN REINHARDSWALD GEFILMT

Ende Juni 2023 beobachtete ein Jäger im südlichen Reinhardswald einen Luchs. Das
Tier näherte sich kurz nach 21 Uhr seinem Hochsitz bis auf wenige Meter und
verschwand dann im Gebüsch. Die Begegnung konnte mit einem Video dokumentiert
werden.

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■ LUCHS AUF LANDSTRASSE UNTERWEGS

Am 19. Mai 2023 begegnete eine Autofahrerin auf einer Landstraße im nördlichen
Reinhardswald einem Luchs. Das Tier war dort nach 21 Uhr unterwegs und konnte
auf 10 m Entfernung gefilmt werden.

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■ JÄGER FOTOGRAFIERT LUCHS

Mitte April 2023 gelangen einem Jäger im Reinhardswald (Landkreis Kassel)
mehrere Aufnahmen eines Luchses. Gegen 8.30 Uhr zeigte sich das Tier zunächst in
großer Entfernung auf einem Waldweg. Da der Jäger im Auto unterwegs war, ließ
ihn der Luchs nahe herankommen und versteckte sich dann neben dem Weg im
Unterholz, wo er auf 10 Meter Entfernung fotografiert werden konnte.




Die seit Januar 2023 im Reinhardswald ausgebrachten Fotofallen des Hessischen
Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) konnten mittlerweile
mehrfach einen Luchs nachweisen.




Der Vergleich der Fellmuster lässt vermuten, dass an zwei der vier Standorte
dasselbe Tier abgelichtet wurde. Beim HLNUG finden Sie eine Auswahl der Fotos.


■ LUCHSFAMILIE AN LANDSTRASSE GEFILMT

Die Luchsfamilie im Reinhardswald konnte nun erstmals gefilmt werden. Ende
Februar 2023 gelangen einem Autofahrer Videoaufnahmen, die drei Luchse an einer
Landstraße zeigen. Zu vermuten ist, dass es sich um die Luchsin mit zwei
Jungtieren gehandelt hat.

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Seit Oktober 2022 war die Gruppe mehrfach im Reinhardswald beobachtet worden.
Waldarbeiter und Jäger hatten meist von drei Jungtieren und der Mutter
berichtet. Es muss also offenbleiben, ob das dritte Jungtier mittlerweile
verschollen ist oder ob es sich bei der Begegnung an der Landstraße nur nicht
sehen ließ. Ungeklärt ist auch, ob die Jungluchse im Reinhardswald geboren
wurden oder die Familie aus Niedersachsen zugewandert ist.

Im Januar 2023 hatte die im Reinhardswald zuständige Luchsbeauftragte an einer
Luchsfährte eine Kotprobe gesichert. Laut Hessischem Landesamt für Naturschutz,
Umwelt und Geologie (HLNUG) konnte die genetische Analyse einen bislang
unbekannten männlichen Luchs nachweisen. Das HLNUG betreibt nun auch im
Reinhardswald wieder ein aktives Fotofallen-Monitoring, das weitere Erkenntnisse
erwarten lässt.

Auch im Werra-Meißner-Kreis konnte im Januar 2023 eine Försterin an einem
gerissenen Reh eine Genprobe nehmen, die laut HLNUG den Nachweis eines
weiblichen Luchses erbrachte. Die identifizierte Luchsin war genetisch bereits
bekannt. Sie war schon im April 2022 durch das „Luchsprojekt Harz“ bei Hann.
Münden im grenznahen Niedersachsen nachgewiesen worden.


■ LUCHSFAMILIE IM REINHARDSWALD UNTERWEGS

Im Reinhardswald (Landkreis Kassel) wurde Ende Januar 2023 erneut jene
Luchsfamilie beobachtet, die bereits im Oktober 2022 dort gesichtet worden war.
Gegen 10 Uhr sah ein Jäger auf einem Wildwechsel zunächst nur die Luchsin, der
einige Minuten später die drei Jungtiere folgten. Wenige Tage zuvor war in
diesem Waldgebiet bereits ein erwachsener Luchs mit einem nur wenig kleineren
Jungtier beobachtet worden. Vermutlich handelte es sich ebenfalls um jene
Luchsin mit ihrem Nachwuchs, der jedoch nicht vollzählig zu sehen war.




Am 22. Januar 2023 war es der im Reinhardswald zuständigen Luchsbeauftragten
bereits gelungen, bei guter Schneelage einer frischen Luchsfährte über 3 km zu
folgen und sie zu dokumentieren.


■ LUCHS IM REINHARDSWALD BESTÄTIGT

Am Abend des 7. Januar 2023 wurde bei einer gemeinschaftlichen Ansitzjagd auf
Wildschweine im Reinhardswald (Landkreis Kassel) ein Luchs gesichtet. Das Tier
konnte 15 Minuten beobachtet werden und näherte sich bis auf 10 m. Einem der
Jäger gelangen Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera.


(zum Vergrößern klicken)
 


■ SPAZIERGÄNGER FILMT LUCHS

Im nördlichen Reinhardswald (Landkreis Kassel) konnte am 17. Dezember 2022 ein
erwachsener Luchs beobachtet werden. Das Tier lief gegen 9.30 Uhr etwa 2 Minuten
einen Waldweg entlang und verschwand dann im Unterholz. Einem Spaziergänger
gelang eine Videoaufnahme mit seinem Mobiltelefon.

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Bereits Ende Oktober 2022 wurde in diesem Waldareal eine Luchsin mit drei
Jungtieren gesehen. Ein Forstwirt beobachtete damals die Luchsfamilie am frühen
Morgen, als sie in etwa 10 m Entfernung eine Forststraße überquerte. Dass es
sich bei dem jetzt gefilmten Tier um die Luchsin vom Oktober handelt, kann nur
vermutet werden. Sie könnte dieses Mal ohne Nachwuchs unterwegs gewesen sein.


■ LUCHS BEI WALDKAPPEL ÜBERFAHREN

Am Abend des 5. Dezember 2022 wurde auf der Bundesstraße 7 bei
Waldkappel-Hasselbach (Werra-Meißner-Kreis) ein erwachsener Luchskuder bei einem
Verkehrsunfall getötet. Es wurden DNA-Proben genommen, die eventuell die
Identität des Tieres klären können.


■ „LUCHSBERICHT 2022“ IM NOVEMBER VERÖFFENTLICHT




Im Monitoringjahr 2021/22 (Mai 2021 bis April 2022) konnten in Hessen drei
Luchs-Individuen nachgewiesen werden. Zwei dieser Tiere (der telemetrierte Kuder
M20 sowie der Luchs B1100x) waren aus angrenzenden Bundesländern eingewandert
und hatten Hessen bis zum Ende des Monitoringjahres wieder verlassen. Ein
weiterer Luchs wurde unmittelbar an der Thüringer Landesgrenze fotografiert.
Dies geht aus dem „Luchsbericht 2022“ (pdf·1,4 M) hervor, der jetzt
veröffentlicht wurde.

Insgesamt gingen beim Arbeitskreis Hessenluchs in diesem Erfassungszeitraum 26
plausible Hinweise ein. Darunter sind 12 sichere C1-Nachweise. Das zeitweilige
Vorkommen weiterer, unentdeckter Einzeltiere ist möglich. Während des gesamten
Zeitraums bewegte sich der Luchsbestand in Hessen schätzungsweise im sehr
niedrigen einstelligen Bereich. Auf sesshafte Tiere gab es keine Hinweise.


■ LUCHS IM WERRA-MEISSNER-KREIS GEFILMT

Anfang August 2022 wurde in einem Waldareal bei Bad Sooden-Allendorf
(Werra-Meißner-Kreis) ein Luchs gefilmt. Die Nachtaufnahme gelang einem Jäger
mit einer Wärmebildkamera.

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Mittlerweile konnte das Tier durch weitere Sichtungen im August und September
mehrfach bestätigt werden. Es kann daher von einem derzeit ortstreuen Luchs
ausgegangen werden.


■ WOLFSWELPEN IN NORDHESSEN BESTÄTIGT

Im Stölzinger Gebirge in Nordhessen wurde Wolfsnachwuchs nachgewiesen. Laut
Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) sind auf dem
Video einer Fotofalle bei Waldkappel (Werra-Meißner-Kreis) insgesamt fünf
Wolfswelpen zu sehen, die zum Zeitpunkt der Aufnahme am 22.07.2022 etwa drei
Monate alt waren.

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Laut HLNUG konnten die Welpen noch keinen Elterntieren zugeordnet werden. Die
Wölfin GW1409f, die im letzten Monitoringjahr im Stölzinger Gebirge als
territorial galt, wurde zuletzt im Oktober 2021 in dem Gebiet genetisch
nachgewiesen. Im März 2022 wurde dann einmalig die Anwesenheit einer weiteren
Wölfin (GW1873f) im Stölzinger Gebirge bestätigt. Diese Wölfin gilt allerdings
bislang nicht als territorial in dem Gebiet. Sie könnte also auch nur
durchgezogen sein. Im Hinblick auf ein mögliches Vatertier liegen dem HLNUG
bisher keine genetischen Informationen vor. Allerdings gibt es Aufnahmen aus
Fotofallen, die jeweils ein männliches Tier zeigen.


■ WOLFSBILANZ MONITORINGJAHR 2021/2022

In Hessen gab es im letzten Monitoringjahr (Mai 2021 bis April 2022) sieben
Wolfsterritorien. Neben einem Rudel mit zwei Elterntieren und mindestens drei
Welpen bei Rüdesheim (Rheingaus-Taunus-Kreis) wurden mittlerweile zwei sesshafte
Wolfspaare nachgewiesen: eines bei Ludwigsau (Kreis Hersfeld-Rotenburg) und
eines bei Wildflecken in der Rhön, dessen Territorium als länderübergreifend
zwischen Hessen und Bayern gilt. Dies geht aus der Bilanz des Hessischen
Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hervor, die im Mai 2022
veröffentlicht wurde. Laut HLNUG gab es darüber hinaus vier sesshafte
Einzelwölfe. Ihre Territorien lagen im Vogelsberg, im nordhessischen Stölzinger
Gebirge, in der Rhön länderübergreifend mit Thüringen und Bayern und im Odenwald
länderübergreifend mit Baden-Württemberg.

Insgesamt gab es damit im vergangenen Monitoringjahr in Hessen zehn erwachsene
sesshafte Wölfe und mindestens drei Welpen. Obwohl der Bestand in Hessen in den
vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, ist die Anzahl der bestätigten
Nutztierrisse zurückgegangen.


■ LUCHS AUS HESSEN IN NIEDERSACHSEN UNTERWEGS

Anfang März 2022 erfasste eine Fotofalle bei Gleichen (Niedersachsen) einen
Luchs, der durch Fellmustervergleich als B1100x identifiziert werden konnte.
Dieses Tier war zuvor bereits in Nordhessen und Thüringen durch Fotofallen
nachgewiesen worden.




In Hessen konnte dieser Luchs Ende Dezember 2021 bei Hessisch Lichtenau
(Werra-Meißner-Kreis) und zuletzt Anfang Februar 2022 bei Waldkappel
(Werra-Meißner-Kreis) durch Fotofallen des Wildkatzenprojekts der Uni Göttingen
belegt werden. Das Tier war aus Thüringen (Landkreis Eichsfeld) zugewandert, wo
es bis November 2021 mehrfach fotografiert werden konnte.

Am 25.02.2022 konnte an einem gerissenen Reh bei Witzenhausen
(Werra-Meißner-Kreis) ein männlicher Luchs genetisch nachgewiesen werden, der
bislang in Hessen unbekannt war. Das Tier erhielt die Laborkennung LL282m. Es
ist durchaus denkbar, dass es sich bei diesem Luchs ebenfalls um B1100x
gehandelt hat, der in Richtung Niedersachsen unterwegs war. Das muss allerdings
Spekulation bleiben, da sein Genprofil unbekannt ist. Das Kürzel „B1100x“ ist
nur eine Fotokennung.


■ SESSHAFTES WOLFSPAAR IN DER RHÖN

In der Rhön hat sich an der hessisch-bayerischen Grenze ein Wolfspaar
niedergelassen. Laut Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
(HLNUG) gilt sein Streifgebiet seit Mitte März 2022 als länderübergreifendes
Wolfsterritorium. Der Rüde, der aus dem niedersächsischen Wolfsrudel Munster
stammt, wurde erstmals im Mai 2021 in der Region um Fulda genetisch
nachgewiesen. Im Dezember 2021 wurde dann anhand von DNA-Proben ein weibliches
Tier auf der bayerischen Seite des Truppenübungsplatzes Wildflecken
identifiziert. Im Januar 2022 wurden die beiden Wölfe dann gemeinsam markierend
im hessischen Bereich des Truppenübungsplatzes nachgewiesen, was zu einer
Einstufung als Paar führte.


■ LUCHS AUS THÜRINGEN ZUGEWANDERT

Am 31.12.2021 erfasste eine Fotofalle des Wildkatzenprojekts der Uni Göttingen
bei Hessisch Lichtenau (Werra-Meißner-Kreis) einen Luchs, der mittlerweile als
B1100x identifiziert werden konnte.




Das Tier wurde zuvor mehrfach im Kreis Eichsfeld (Thüringen) von Fotofallen
dokumentiert. Die letzte Aufnahme dort entstand im November 2021. Das Geschlecht
des Luchses ist unbekannt. Daher das „x“ bei der Fotokennung. Vermutet wird,
dass es sich um ein männliches Tier handelt, das in der Paarungszeit auf der
Suche nach einem Weibchen ist.


■ REINHARDSWALD-LUCHS IN THÜRINGEN

Im Thüringer Wald dokumentierte eine Fotofalle im November 2021 einen Luchs, der
zuvor bereits in Hessen und Niedersachsen nachgewiesen worden war. Das ergab
mittlerweile ein Fellmustervergleich.




Dieser Luchs wurde Frühjahr 2019 im niedersächsischen Solling geboren. Im Herbst
2019 tauchte er mit seiner Mutter und drei Geschwistern im nordhessischen
Reinhardswald auf. Reinhardswald und Solling sind durch die Weser voneinander
getrennt. In der Folgezeit wechselte die Luchsfamilie noch einige weitere Male
über die Weser und hielt sich teils in Hessen, teils in Niedersachsen auf. Im
Herbst 2020 verliert sich dann allerdings ihre Spur. Lediglich einer der
Jungluchse war auch weiterhin im hessisch-niedersächsischen Grenzgebiet
unterwegs.
Die Aufnahme im Thüringer Wald gelang im Rahmen eines Monitoring-Projektes, das
dort der BUND Thüringen gemeinsam mit dem WWF Deutschland im Auftrag des
Thüringer Umweltministeriums durchführt. Derzeit ist offen, ob dieser
„Drei-Länder-Luchs“ sich dauerhaft in Thüringen niederlässt oder weiterzieht.


■ LUCHS BEI HERLESHAUSEN UNTERWEGS

Am 5. September 2021 dokumentierte eine Fotofalle bei Herleshausen
(Werra-Meißner-Kreis) zweimal in kurzem zeitlichem Abstand einen Luchs. Die
Kamera wurde erst im November ausgewertet. Ein Fellmuster-Vergleich ergab, dass
das Tier bislang in Hessen noch nicht von Fotofallen erfasst wurde.








■ „LUCHSBERICHT 2021“ VERÖFFENTLICHT

Im Erfassungsjahr 2020/21 (Mai 2020–April 2021) gingen beim Arbeitskreis
Hessenluchs 50 plausible Luchshinweise ein. Darunter waren siebzehn
C1-Nachweise. Das geht aus dem „Luchsbericht 2021“ (pdf·1,5 M) hervor, der jetzt
veröffentlicht wurde. Neben zehn Zufallsnachweisen gelangen sieben Aufnahmen
durch Fotofallen der Universität Göttingen. Es konnten in Hessen insgesamt drei
Individuen nachgewiesen werden: das adulte Männchen „M12“ im Großraum Frankfurt
und zwei einjährige Luchse unbekannten Geschlechts in Nordhessen.


■ LUCHS IM MAIN-KINZIG-KREIS NACHGEWIESEN

In der Nacht zum 30. September 2021 geriet bei Bad Soden-Salmünster
(Main-Kinzig-Kreis) ein Luchs in den Sensorbereich einer Fotofalle. Die
automatische Kamera war an einem gerissenen Reh installiert, dessen Merkmale
nahelegten, dass es von einem Luchs erbeutet wurde. Es gelangen mehrere kurze
Videoaufnahmen.

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■ ZWEI WÖLFE IM WERRA-MEISSNER-KREIS

Am 7. September 2021 gelangen einem Landwirt bei Waldkappel
(Werra-Meißner-Kreis) mehrere Aufnahmen von zwei Wölfen, die sich bei
Feldarbeiten am späten Abend in der Nähe seines Schleppers zeigten. Laut
Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) lässt sich
anhand der Aufnahmen nicht sagen, ob es sich um bislang unbekannte Individuen
handelt oder ob die Tiere bereits genetisch erfasst wurden. Dazu fehle ein
DNA-Nachweis. Da auch das Geschlecht der Wölfe nicht zu klären sei, könne eine
Paarbildung nicht bestätigt werden.
Mehr dazu in der Pressemitteilung des HLNUG.


■ ZWEITES WOLFSPAAR IN HESSEN BESTÄTIGT

Nach einer Wolfsfamilie im Rheingau-Taunus-Kreis wurde nun auch im Landkreis
Hersfeld-Rotenburg ein Wolfspaar nachgewiesen. Laut Hessischem Landesamt für
Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zeigt eine Videoaufnahme, die am 4.
August 2021 bei Ludwigsau gelang, wie zwei Wölfe unmittelbar nacheinander mit
Urin markieren. Nach bundesweit einheitlichen Standards für das Wolfsmonitoring
gelte dies als Nachweis für eine Paarbildung. Ob es sich bei den Tieren um die
in der Region sesshafte Fähe GW1142f, sowie den dort mehrfach nachgewiesenen
Rüden GW1939m handele, könne anhand der Aufnahme nicht geklärt werden. Das Video
wurde vom Urheber nur zur Veröffentlichung auf der Internetseite des HLNUG
freigegeben und ist dort unter der Rubrik „Fotonachweise“ zu finden.


■ ERSTE WOLFSFAMILIE IN HESSEN

Am 18. Juli 2021 konnte in Hessen erstmals Wolfsnachwuchs nachgewiesen werden.
Eine Fotofalle im südlichen Rheingau-Taunus-Kreis dokumentierte zwei Welpen, die
laut Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)
vermutlich zwischen Ende April und Anfang Mai geboren wurden. Die Jungtiere
waren zum Zeitpunkt der Video-Aufnahme also bereits knapp drei Monate alt.

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Als Elterntiere des neuen Rudels gelten die Wölfin GW1798f und der Wolfsrüde
GW1958m, die bereits als sesshaftes Wolfspaar im Gebiet bestätigt worden waren.
Da eine Wölfin in der Regel vier bis sechs Junge hat, ist durchaus denkbar, dass
in der Wolfsfamilie noch weitere Welpen leben.


■ ERSTES WOLFSPAAR BESTÄTIGT

Durch eine Gen-Probe, die am 3. Juni 2021 bei Oestrich-Winkel
(Rheingau-Taunus-Kreis) genommen wurde, konnte in Hessen das erste Wolfspaar
bestätigt werden. Wie das Hessische Landesamt für Umwelt, Naturschutz und
Geologie (HLNUG) mitteilte, galt in diesem Gebiet bisher nur die Wölfin GW1798f
als sesshaft. Mit der neuen Losungsprobe wurde nun das männliche Tier GW1958m
über drei Monate wiederholt in der Region nachgewiesen. Damit zählen die beiden
Tiere nach bundesweiten Kriterien als Wolfspaar. Bislang ist noch offen, ob die
Wölfin bereits Welpen führt und sich womöglich das erste Rudel gebildet hat.
Laut HLNUG wurden im Streifgebiet bereits weitere Fotofallen ausgebracht.


■ SESSHAFTER WOLFSRÜDE IM ODENWALD

Neben den vier territorialen Wölfinnen in Hessen gilt seit April auch ein
männlicher Wolf im Odenwald als sesshaft. Der Rüde mit der Laborkennung GW1832m
wurde erstmals im September 2020 im grenznahen Baden-Württemberg genetisch
erfasst. Am 3. April 2021 wurde dann seine DNA an einem Schafriss in Oberzent im
hessischen Odenwaldkreis nachgewiesen. Damit gilt das Tier als
länderübergreifend territorial.

Laut Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ist der
Rüde der dritte Wolf, dessen Genprofil belegt, dass er aus dem Alpenraum nach
Hessen kam. Bereits im Januar 2011 war bei Gießen ein alpiner Rüde angefahren
worden. Er wurde 2012 im rheinland-pfälzischen Westerwald illegal erschossen. Im
September 2020 konnte dann im Landkreis Darmstadt-Dieburg ein männlicher Wolf
nachgewiesen werden, der ebenfalls aus der Alpenpopulation stammte. Dieser Rüde
wurde später in Rheinland-Pfalz überfahren.


■ LUCHS IM WERRA-MEISSNER-KREIS BESTÄTIGT

Bei Neu-Eichenberg (Werra-Meißner-Kreis) konnte ein Luchs mehrfach fotografiert
werden. Das Tier geriet im März 2021 in die Fotofallen, die das Luchsprojekt Uni
Göttingen in Kooperation mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt
und Geologie (HLNUG) dort installiert hat. Die Kameras waren ausgebracht worden,
nachdem im Dezember 2020 ein Jäger in dem Gebiet einen Luchs mit einer
Wärmebildkamera gefilmt hatte.




Durch einen Vergleich der Fellmuster konnte das fotografierte Tier als einer der
beiden Luchse identifiziert werden, die zwischen April und Juli 2020 im
Reinhardswald (Landkreis Kassel) unterwegs waren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit
handelte es sich um Jungtiere der „Weser-Luchsin“, die sich dort im Winter
2019/2020 aufhielt und Ende Januar 2020 mit ihrem Nachwuchs in den
niedersächsischen Solling abgewandert ist. Zwei der Jungtiere waren später in
den Reinhardswald zurückgekehrt, konnten dort aber seit Juli 2020 nicht mehr
nachgewiesen werden.


■ ZWEI WEITERE WÖLFINNEN ALS SESSHAFT EINGESTUFT

Ende März wurden in Hessen zwei neue Wolfsterritorien ausgewiesen. Neben den
bereits vor einem Jahr als ortstreu registrierten Wölfinnen im Vogelsberg und in
Nordhessen, hat sich nun auch im Rheingau-Taunus-Kreis und im Kreis
Hersfeld-Rotenburg jeweils ein weibliches Tier niedergelassen. Damit leben nun
vier sesshafte Wölfinnen im Land.


Wolfskot (Symbolfoto)

Laut Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) konnte im
Kreis Hersfeld-Rotenburg eine im Januar 2021 gesammelte Kotprobe einer Wölfin
zugeordnet werden, die bereits Ende März 2019 im Landkreis nachgewiesen worden
war. Das Tier stammt aus einem sächsischen Rudel und trägt die Laborkennung
GW1142f. Durch den engen räumlichen Zusammenhang der beiden Nachweise sowie
durch die Nachweisdauer von mehr als sechs Monaten gilt die Wölfin als
territorial. Ob sie eines der beiden Tiere ist, die im Februar 2021 von einer
Kamerafalle bei Ludwigsau fotografiert wurden, lässt sich anhand des Fotos nicht
verifizieren.

Auch im Rheingau-Taunus-Kreis führte ein neuer DNA-Nachweis zur Ausweisung eines
neuen Territoriums. Die Wölfin GW1798f wurde Anfang März 2021 an einem
Rotwildriss bei Rüdesheim nachgewiesen. Dort konnte sie Mitte März auch durch
einen Kotfund bestätigt werden. Ein erster Nachweis erfolgte bereits im Mai 2020
in der nahegelegenen rheinland-pfälzischen Gemeinde Loreley. Auch diese Wölfin
gilt damit als territorial, weil sie vor mehr als sechs Monaten erstmals in
diesem Gebiet nachgewiesen wurde. Ihr Herkunftsrudel ist unbekannt, sie
entstammt aber, wie auch die anderen sesshaften Wölfinnen in Hessen, der
mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Auch hier ist unklar, ob GW1798f einer
der beiden Wölfe ist, die eine Kamerafalle bei Schlangenbad Mitte Februar
aufgenommen hat.

Durch die weitere Untersuchung eines Kotfundes bei Rüdesheim vom Januar konnte
mittlerweile ein Wolfsrüde identifiziert werden, der die Laborkennung GW1958m
erhielt. Er gehört ebenfalls zur mitteleuropäischen Flachlandpopulation. Seine
genaue Herkunft war aber nicht zu ermitteln.

Etliche Fotonachweise von Wölfen in Hessen sind von den jeweiligen Urhebern
nicht zur Veröffentlichung in den Medien freigegeben. Sie sind aber zumeist auf
der Internetseite des HLNUG dokumentiert. Dort findet man auch weitere
Informationen zum Wolf in Hessen.


■ LUCHSVERDACHT BEI HANAU

Auf einem Gartengelände in der Nähe des Wildparks Hanau wurde in der Nacht zum
20.01.2021 ein Schaf gerissen. Das Tier konnte nicht begutachtet werden, da der
zuständige Luchsbeauftragte erst nach Entsorgung des Kadavers informiert worden
war. Laut Beschreibung des Halters wies das Schaf lediglich Fraßspuren an einer
Keule auf, der Bauchraum war unversehrt. Diese Merkmale legen einen Luchsriss
nahe. Allerdings gab es bislang keine Sichtbeobachtungen. Auch die Fotofallen
des Schafhalters, die auf dem Gelände installiert sind, konnten keinen
Beutegreifer erfassen. Die Luchse im Gehege des benachbarten Wildparks sind
vollzählig. Ein dort entflohenes Tier kann also ausgeschlossen werden.

Bereits im Frühjahr 2020 wurde in diesem Gebiet ein totes Schaf gefunden, das
möglicherweise von einem Beutegreifer gerissen worden war. Im Umfeld des
Wildparks Hanau hielt sich damals der Luchskuder „M12“ auf, der dann im Sommer
im Hochtaunuskreis unterwegs war und schließlich eingeschläfert werden musste,
da er an einer Staupe-Infektion litt. Vermutungen der Lokalpresse, dieses Tier
sei jetzt nach Hanau zurückgekommen, sind also unzutreffend.


■ UNBEKANNTER WOLFSRÜDE BEI LUDWIGSAU

Im Kreis Hersfeld-Rotenburg wurde erstmals ein Wolfsrüde nachgewiesen, der
bisher in Deutschland unbekannt war. Dies hat das wildtiergenetische Labor des
Senckenberg Instituts dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und
Geologie (HLNUG) im Januar 2021 mitgeteilt. Das Labor hatte Proben untersucht,
die ein ehrenamtlicher Wolfsberater des HLNUG am 27. Dezember 2020 an einem
toten Rotwild bei Ludwigsau-Ludwigseck genommen hatte – im Süden des
Territoriums der sogenannten Stölzinger Wölfin (GW1409f). Laut HLNUG lässt sich
nicht sagen, ob die beiden Tiere einander begegnet sind. Offen sei derzeit
ebenfalls, ob sich der neu erfasste Rüde nur auf der Durchwanderung befand oder
ob er sich in diesem Gebiet niederlässt.


■ LUCHSPROJEKT DOKUMENTIERTE WÖLFE IN NORDHESSEN

Durch sein Netzwerk von Fotofallen zur Erfassung des Luchses unterstützt das
Luchsprojekt der Universität Göttingen das Hessische Landesamt für Naturschutz,
Umwelt und Geologie (HLNUG) auch beim Monitoring des Wolfes in Nordhessen.




Im Kalenderjahr 2020 sind so bis einschließlich Oktober insgesamt 18 voneinander
unabhängige Aufnahmen von Wölfen gelungen.
Einen Überblick findet man auf der Website der Universität Göttingen. Die
aktuellen Wolfsnachweise in Hessen werden auf der Internetseite des HLNUG
dokumentiert.
Das Kamera-Monitoring des Luchsprojekts findet derzeit nur noch im Reinhardswald
statt und läuft noch bis Mai 2021. Die Standorte im Beobachtungsgebiet
südöstlich von Kassel wurden inzwischen aufgegeben, da dort keine ansässigen
Luchse mehr nachzuweisen waren.


■ LUCHS BEI DER JAGD GEFILMT

Anfang Dezember konnte im Werra-Meißner-Kreis ein Luchs bei der Jagd auf einen
Rehbock dokumentiert werden. Die Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera gelangen
einem Jäger auf einer Waldwiese bei Neu-Eichenberg. Sie zeigen die mehrmaligen
Versuche des Luchses, sich dem Beutetier zu nähern. Schließlich gibt er die
Verfolgung auf. Als er dann den Menschen mit der Kamera bemerkt, zieht er sich
schnell zurück.

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(Vollbild: bei laufendem Video den Doppelpfeil rechts oben anklicken)


 


Das Wärmebild-Video ist der erste Nachweis eines Luchses in Nordhessen seit dem
Sommer 2020. Damals konnte im Reinhardswald ein junger Luchs durch die Aufnahmen
einer Fotofalle nachgewiesen werden. Das Kamera-Monitoring im Reinhardswald
betreibt das Luchsprojekt der Universität Göttingen in Kooperation mit dem
Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).


■ „LUCHSBERICHT 2020“ VERÖFFENTLICHT

Im Erfassungsjahr 2019/20 (Mai 2019 – April 2020) gingen beim Arbeitskreis
Hessenluchs 55 plausible Hinweise auf Luchse ein. Davon wurden 29 Meldungen als
C1-Nachweise bewertet. Dies geht aus dem „Luchsbericht 2020“ (pdf·4,6 M) hervor,
der jetzt veröffentlicht wurde. In diesem Zeitraum konnten in Hessen drei adulte
Männchen und eine führende Luchsin mit Jungtieren nachgewiesen werden.


■ WOLF AUS ALPENPOPULATION ÜBERFAHREN

Der im September in Südhessen belegte Wolf ist bei einem Verkehrsunfall
verendet. Laut Genanalyse des Senckenberg-Instituts handelt es sich bei dem am
8. November bei Bitburg (Rheinland-Pfalz) überfahrenen Tier um den Wolfsrüden
GW1835m. Dieser Wolf stammte aus der Alpenpopulation und wurde erstmals am 30.
September 2020 bei Ober-Modau (Kreis Darmstadt-Dieburg) nachgewiesen, wo er ein
Reh gerissen hatte. Die Unfallstelle in der Eifel liegt etwa 200 km entfernt.

Bereits im Mai 2020 hatten Genproben von Schafsrissen bei Lautertal (Kreis
Bergstraße) einen Wolf aus der alpinen Population nachgewiesen, der aber nicht
genauer identifiziert werden konnte. Es ist naheliegend, dass es sich auch dort
um GW1835m gehandelt hat. Das Genprofil alpiner Wölfe weist als typisches
Merkmal die Gengruppe (Haplotyp) HW22 auf, während Tiere aus der
mitteleuropäischen Flachlandpopulation am Haplotyp HW01 oder HW02 zu erkennen
sind. Bis auf einen 2011 bei Gießen angefahrenen Wolfsrüden stammten bislang
alle in Hessen belegten Wölfe aus der Flachlandpopulation.


■ LUCHS „M12“ WURDE EINGESCHLÄFERT

Der Luchs „M12“, der längere Zeit im Taunus unterwegs war, wurde mittlerweile
eingefangen und später eingeschläfert, nachdem Tierärzte schwere Schäden des
Gehirns durch eine Staupe-Infektion festgestellt hatten. Laut Mitteilung des
Hochtaunuskreises hatte er sich zuvor mehr als eine Woche in einem Hausgarten
aufgehalten und einen zunehmend apathischen Eindruck gemacht.


Luchs „M12“ in Hausgarten im Taunus





■ TAUNUS-LUCHS ALS „M12“ IDENTIFIZIERT

Der Luchs, der sich im Spätsommer im östlichen Taunus ohne große Scheu im
Siedlungsraum zeigte, konnte durch das Luchsprojekt Harz anhand von
Vergleichsfotos identifiziert werden. Es handelt sich mit großer Sicherheit um
den männlichen Luchs M12, der aus der Harzpopulation stammt. Anfang September
wurde er am Ortsrand von Oberursel (Hochtaunuskreis) auf dem Sportplatz der
Frankfurt International School angetroffen, wo er sehr entspannt in der Sonne
lag und trotz vieler Schaulustiger zunächst wenig Anstalten machte, den Rasen
wieder zu verlassen. Erst eine behutsame „Scheuchaktion“ von Polizisten konnte
ihn in Bewegung setzen. Schließlich verschwand er im nahen Wald. Bei der
Begegnung gelangen zahlreiche Aufnahmen.

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In den Wochen danach wurde der Luchs mehrfach zwischen Oberursel und Königstein
auf Waldwegen und in Gärten beobachtet.

M12 ist nicht zum ersten Mal in Hessen. Im April 2018 war er bei Bad Pyrmont
(Niedersachsen) vom Luchsprojekt Harz mit einem GPS-Sender versehen worden. Nach
einem Abstecher nach Nordrhein-Westfalen überquerte er Mitte August 2018 bei
Diemelstadt die hessische Landesgrenze. Er bewegte sich konsequent nach Süden
bis nach Mittelhessen. Zuletzt konnte er im November 2018 im Vogelsberg geortet
werden. Danach verlor sich seine Spur, da der Halsbandsender ausfiel. Später
konnte er im nördlichen Baden-Württemberg durch Fotos nachgewiesen werden. Auch
sein abgestreiftes Senderhalsband wurde dort gefunden. Er war demnach über 200
km (Luftlinie) gewandert.

Ab Januar 2020 war M12 dann wieder in Hessen unterwegs. Das belegten Genspuren
an Rissen im Wildpark „Alte Fasanerie“ bei Hanau. Offenbar war das Tier in der
Paarungszeit von den Gehege-Luchsen im Wildpark angelockt worden. M12 fiel auch
dort durch seine geringe Distanz zu Menschen auf. Der Luchs wurde bis Juni 2020
immer wieder im Wildpark und seinem Umfeld gesehen. Im Juli wurde dann eine
Luchs-Sichtung am Taunusrand bei Butzbach (Wetteraukreis) gemeldet.
Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Tier damals M12 war, der zum ersten Mal in
der Region beobachtet wurde. Der Luchs hatte offenbar das dicht besiedelte
Rhein-Main-Gebiet durchquert. Auch jenes Tier, das dann im August in einem
Steinbruch bei Friedrichsdorf und im Stadtwald von Rosbach dokumentiert wurde,
dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit M12 gewesen sein.


■ LUCHS IM TAUNUS UNTERWEGS

Mitte August wurde am frühen Morgen ein Luchs in einem aktiven Steinbruch bei
Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis) entdeckt, der sich ausgerechnet die
Vorbrechanlage als Tagesversteck ausgesucht hatte. Kurz nach Betriebsbeginn
wurde die Anlage deshalb wieder ausgeschaltet. Erst nach einer knappen Stunde
konnte das Tier dazu bewegt werden, das offene Bauwerk wieder zu verlassen. Der
Luchs verschwand schließlich im nahen Wald.





 


Wenige Tage zuvor gelang im benachbarten Stadtwald von Rosbach (Wetteraukreis)
eine Videoaufnahme. Gegen 8.30 Uhr hatte ein Jäger beim Morgenansitz auf einer
Waldwiese einen Luchs entdeckt und mit seinem Mobiltelefon dokumentiert.

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Da der Aufnahmeort nur etwa 2 km vom Steinbruch Friedrichsdorf entfernt ist,
liegt die Vermutung nahe, dass es sich um dasselbe Tier gehandelt hat. Dies gilt
auch für vier weitere Sichtungen, die Ende August aus der Region gemeldet
wurden.


■ LUCHS IM REINHARDSWALD BESTÄTIGT

Der vorjährige Jungluchs, der seit April im Reinhardswald (Landkreis Kassel)
unterwegs ist, konnte auch im Juni und Juli nachgewiesen werden. Er ging erneut
an mehreren Standorten in die Fotofallen, die das Luchsprojekt der Uni Göttingen
dort im Auftrag des Landesamts für Naturschutz (HLNUG) installiert hat.


(zum Vergrößern klicken)

Auch wenn nicht alle Aufnahmen durch Fellmustervergleich individualisierbar
sind, gehen die Experten davon aus, dass jeweils dasselbe Tier fotografiert
wurde. Auffällig ist ein weißer Fleck am linken Ohr, der allerdings nicht auf
allen Fotos zu erkennen ist. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um ein Jungtier
der „Weser-Luchsin“ B1072w, die sich im Winter 2019/20 mit ihren Jungen im
Reinhardswald aufhielt und später nach Niedersachsen abgewandert ist.


■ WÖLFIN TÖTET KÄLBER IN NORDHESSEN

Die „Stölzinger Wölfin“ hat Anfang Mai bei Sontra-Hübenthal
(Werra-Meißner-Kreis) zwei Kälber gerissen. Dies ergab die Auswertung von
Genproben durch das Senckenberg-Institut. Laut Landesamt für Naturschutz (HLNUG)
war sie damit in diesem Jahr bislang für vier Übergriffe auf Nutztiere
verantwortlich. Dreimal waren Schafe und Ziegen betroffen. Bereits im Oktober
2019 konnte sie auf vier Weiden an gerissenen Schafen genetisch nachgewiesen
werden. Die Wölfin mit der Laborkennung GW1409f gilt seit April dieses Jahres in
Nordhessen als sesshaft. Da ihr Territorium im Umkreis des Stölzinger Gebirges
liegt, wird sie auch „Stölzinger Wölfin“ genannt.


■ VORJÄHRIGER JUNGLUCHS IM REINHARDSWALD

Mitte April dokumentierte eine Fotofalle im südlichen Reinhardswald (Kreis
Kassel) einen bislang unbekannten Luchs. Es handelt sich um ein vorjähriges
Jungtier, das vermutlich zu jener Luchsfamilie gehört, die im Winter 2019/20 im
Reinhardswald nachgewiesen wurde. Im Januar 2020 war die Luchsin mit ihren
Jungen in den niedersächsischen Solling abgewandert. Nun könnte einer der
Jungluchse nach Hessen zurückgekehrt sein.




Der Abgleich der Fellmuster ist allerdings schwierig, da nur wenige Fotos zur
Verfügung stehen. Laut Aussage von Experten der Universität Göttingen und des
Luchsprojektes Harz spricht aber vieles dafür, dass es sich bei dem
fotografierten Luchs um ein Jungtier aus jener Luchsfamilie handelt. Ob sich das
Tier dauerhaft im Reinhardswald niederlässt und sich womöglich auch seine Mutter
und seine Geschwister erneut dort aufhalten, werden die nächsten Monate zeigen.
Derzeit hat das Luchsprojekt Uni Göttingen im Auftrag des Landesamts für
Naturschutz (HLNUG) an 16 Standorten im Reinhardswald Fotofallen installiert.


■ TOTE WÖLFIN IDENTIFIZIERT

Die Anfang Juni auf der Kreisstraße 7 zwischen Kaufungen und Helsa (Kreis
Kassel) überfahrene Wölfin war bislang in Hessen nicht bekannt. Das vorjährige
Jungtier erhielt die Laborkennung GW1644f. Es stammte aus der mitteleuropäischen
Flachlandpopulation. Die Vermutung, dass es sich um die in Nordhessen sesshafte
Wölfin GW1409f handeln könnte, hat sich damit nicht bestätigt.


■ WOLF AUS ALPENPOPULATION IN SÜDHESSEN

Die Mitte Mai bei Lautertal (Kreis Bergstraße) tot aufgefundenen Schafe wurden
von einem Wolf aus der Alpenpopulation gerissen. Laut Landesamt für Naturschutz
(HLNUG) belegten Genproben die alpine Gengruppe (Haplotyp HW22). Es ist nicht
auszuschließen, dass es sich um jenes Tier handelt, das bereits Ende April bei
Reichelsheim (Odenwaldkreis) fotografiert wurde.

Die Herkunft aus den Alpen ist bemerkenswert, da das Tier erst der zweite Wolf
aus dieser Population ist, der in Hessen nachgewiesen wurde. Bis auf einen 2011
im Raum Gießen belegten Rüden kamen alle bisher in Hessen nachgewiesenen Wölfe
aus den nördlichen und östlichen Bundesländern, gehörten also zur
mitteleuropäischen Flachlandpopulation (Haplotyp HW01 und HW02).


■ WEITERE HINWEISE AUF LUCHS BEI HANAU

Am 8. Mai wurde im Wildpark Hanau außerhalb der Gehege ein toter Rehbock
gefunden, den ein großer Beutegreifer gerissen hatte. Der Wildkörper wies einen
Kehlbiss auf und war lediglich an den Keulen angeschnitten. Diese Merkmale legen
einen Luchs als „Täter“ nahe.


Luchs im Wildpark am 13.03.2020Rissfund vom 08.05.2020


Genspuren am Riss bestätigten den Verdacht, dass sich der Luchs M12 noch immer
im Wildpark und seinem Umfeld aufhält. Das aus der Harz-Population stammende
Tier wurde seit Januar öfter im Parkgelände und im umliegenden Waldgebiet
gesichtet und auch durch Fotofallen belegt. Ende Februar war M12 dann in eine
Lebendfalle gegangen. Das Fanggerät hatte die Parkverwaltung im Mufflon-Gatter
installiert, nachdem dort ein gerissenes Wildschaf entdeckt worden war. Kurz
danach konnte der Luchs entkommen. Im März und April wurde er noch mehrmals im
Wildpark gesehen und auch fotografiert. In diesem Zeitraum gab es allerdings
keine weiteren Risse.


■ WOLF IM ODENWALD BESTÄTIGT

Am 25. April traf ein Naturfotograph bei Reichelsheim (Odenwaldkreis) am frühen
Morgen auf einen Wolf. Es gelangen etliche Aufnahmen. Bereits in der Nacht zum
22. April war ebenfalls bei Reichelsheim ein Wolf in eine Fotofalle geraten, die
dort im Rahmen des Schwarzstorch-Monitorings installiert war. Beide Aufnahmeorte
wurden bereits überprüft.


Wolf bei Reichelsheim 25.04.2020Wolf bei Reichelsheim 22.04.2020


Es liegt nahe, dass es sich in beiden Fällen um dasselbe Tier gehandelt hat. Die
Fotos zeigen allerdings keine individuellen Merkmale. Daher kann auch nicht
ausgeschlossen werden, dass mehrere Wölfe in der Region unterwegs sind.
Genetische Nachweise durch Kot oder Haare gibt es bislang nicht.


■ REINHARDSWALD-LUCHSE IM SOLLING UNTERWEGS

Die im Dezember 2019 und Anfang Januar 2020 im Reinhardswald nachgewiesene
Luchsin mit ihren Jungtieren wurde Ende Januar im niedersächsischen Solling von
einer Fotofalle des Luchsprojekts Harz erfasst. Dieses Waldgebiet liegt etwa 30
km vom Reinhardswald entfernt und jenseits der Weser. Die Luchsfamilie muss also
im Januar den Fluss überquert und Hessen verlassen haben.


Luchsfamilie im Solling, Januar 2020trächtige Luchsin im Solling, Mai 2019


Weitere Fotofallenbilder, die bereits im Mai 2019 im Solling entstanden, zeigen
zudem dieselbe Luchsin, die damals unübersehbar trächtig war. Es ist daher
naheliegend zu vermuten, dass das Tier auch dort seine Jungen zur Welt brachte
und die Familie womöglich erst im Herbst in den Reinhardswald kam. Allerdings
gibt es keine Aufnahmen, die belegen, dass Luchsin und Jungtiere im Sommer 2019
tatsächlich im Solling waren.

Diese Luchsin war im Reinhardswald bereits im Frühjahr 2019 erstmals
nachgewiesen worden. Sie wurde als „Rein_L“ in unserem „Luchsbericht 2019“
erwähnt. Das Tier zeigt offenkundig ein ausgeprägtes Wanderverhalten und hat
dabei den Grenzfluss zwischen Hessen und Niedersachsen mehrfach überquert. Da es
dort außerhalb von Siedlungen keine Brücken gibt, muss die Luchsin durch die
Weser geschwommen oder zumindest gewatet sein – und das auch mit Jungtieren im
Schlepptau.


■ ZWEI STANDORTTREUE WÖLFE

Nach der Wölfin bei Ulrichstein (Vogelsbergkreis) gilt nun ein weiteres Tier in
Hessen als sesshaft. Laut Landesamt für Naturschutz (HLNUG) handelt es sich um
eine Wölfin, die sich seit mehr als einem halben Jahr im Umkreis des „Stölzinger
Gebirges“ aufhält, wo die Landkreise Schwalm-Eder, Hersfeld-Rotenburg und
Werra-Meißner aneinandergrenzen. Dieses Tier wurde erstmals im August 2019 an
einem gerissenen Stück Rotwild nahe Herlefeld (Schwalm-Eder-Kreis) genetisch
nachgewiesen. Es erhielt die Laborkennung GW1409f. Zwischen Oktober und November
2019 gelangen weitere Nachweise in der Region. Eine Genprobe, die Anfang März
2020 von einem Rissgutachter des HLNUG an einem Stück Rotwild bei
Waldkappel-Schemmern (Werra-Meißner-Kreis) genommen wurde, ergab einen erneuten
Nachweis dieser Wölfin. Ihr Areal gilt damit als weiteres Wolfsterritorium in
Hessen.

Nach den bundesweiten Monitoring-Richtlinien werden Wölfe als sesshaft
betrachtet, wenn sie über 6 Monate hinweg in einer Region nachgewiesen wurden.
Anders als in anderen Bundesländern führt ein standorttreuer Wolf in Hessen zu
keiner verstärkten Herdenschutz-Förderung in seinem Streifgebiet.




Das erste Wolfsterritorium in unserem Bundesland seit 2011 war bereits Anfang
März 2020 im Vogelsberg bestätigt worden. Damals wurde die seit Sommer 2019 bei
Ulrichstein präsente Wölfin GW1166f vom Landesamt für Naturschutz (HLNUG) als
sesshaft eingestuft.

Zwischen September und November 2019 wurde diese „Ulrichsteiner Wölfin“ an
mehreren Wildtier-Rissen genetisch erfasst, auch an zwei toten Kälbern
hinterließ sie Speichelspuren. Im Februar 2020 konnte das Tier erneut anhand
einer Genprobe bestätigt werden.

2008 war erstmals seit der Ausrottung im neun­zehnten Jahrhundert wieder ein
Wolf in Hessen nachgewiesen und im Reinhardswald sesshaft geworden. Der Rüde
wurde allerdings 2011 tot aufgefunden, ohne dass ein weibliches Tier zugewandert
war. Ein Rudel konnte sich deshalb nicht bilden. Sollten die derzeit
standorttreuen Wölfinnen in ihren Territorien bleiben und männliche Tiere
zuwandern, könnten in Hessen erstmals Rudel entstehen.


■ LUCHS BEI HANAU IDENTIFIZIERT

Der Luchs, der seit Januar öfter am Wildpark „Alte Fasanerie“ bei Hanau gesehen
wurde, konnte durch eine Genprobe identifiziert werden. Laut Forschungsinstitut
Senckenberg handelt es sich um ein männliches Tier, das der Harz-Population
entstammt. Der wildlebende Kuder erhielt zunächst die Laborkennung LL214m. Ein
erneuter Datenabgleich ergab mittlerweile, dass es sich um den Harzluchs M12
handelt, der bereits 2018 in Hessen unterwegs und weiter nach Baden-Württemberg
gewandert war. Offenbar ist er wieder zurück. Ende Februar war das Tier im
Wildpark in eine Lebendfalle gegangen. Das Fanggerät hatte die Parkverwaltung im
Mufflon-Gatter installiert, nachdem dort ein gerissenes Wildschaf entdeckt
worden war.




So sollte geklärt werden, ob es sich bei dem umherstreifenden Tier womöglich um
jenen Gehege-Luchs handelt, der vor Jahren nach einem Sturmschaden entlaufen und
nie wieder aufgetaucht war.

Das Tier in der Falle hatte allerdings keine Ähnlichkeit mit dem einstigen
Fasanerie-Bewohner. Der offenkundig fremde Luchs ist inzwischen wieder auf
freiem Fuß. Für die Rehe und Mufflons in den Gattern des Wildparks ist das keine
gute Nachricht.

Vermutlich dasselbe Tier wurde bereits im Januar im Umfeld der „Alten Fasanerie“
von zwei Fotofallen erfasst. Da deren Standort vom zuständigen Luchsbeauftragten
bestätigt wurde, gelten die Fotos als C1-Nachweis.


Bilder aus Fotofallen bei Hanau und deren Standort bei Helligkeit.

Der Totfund eines Schafes Ende Januar in einem nahen Gartenareal konnte
allerdings keinem eindeutigen Fressfeind zugeordnet werden, da der Vorfall erst
bekannt wurde, als der Kadaver längst entsorgt war. Daher ist ein Luchs nicht
auszuschließen, aber auch nicht zu belegen.

Im Februar wurde der Luchs dann auf kurze Distanz in Schrebergärten und in einer
nahegelegenen Siedlung beobachtet, wo er in der Morgendämmerung auf einer
Gartenbank saß. Wegen seines gelassenen Umgangs mit Menschen kam bald der
Verdacht auf, das Tier sei aus dem benachbarten Wildpark entkommen. Die
Parkleitung versicherte aber glaubhaft, dass ihre sieben Gehege-Luchse weiterhin
vollzählig zur Fütterung erscheinen.

Es ist naheliegend, dass die Luchse im Wildpark in der Paarungszeit für ein
durchziehendes Tier attraktiv sind und es womöglich auch schon zu amourösen
Kontakten kam. Das Parkpersonal bemerkte jedenfalls eine gewisse Unruhe in und
um das Luchsgehege.

Die geringe Distanz des „Hanauer Luchses“ zu Anwohnern ist kein zwingender
Beweis für ein Vorleben in Gefangenschaft. Die in Freiheit aufgewachsenen
Harzluchse „M2“ und „M9“, die auch in Hessen längere Zeit unterwegs waren,
zeigten sich bei Nahkontakten mit Spaziergängern ähnlich entspannt. So bewachte
„M9“ Ende 2018 seelenruhig seinen Riss im Stadtwald von Hann. Münden, während
zahlreiche Neugierige an ihm vorbei defilierten. Das Verhalten gegenüber
Menschen ist von Tier zu Tier unterschiedlich. Andere Luchse gehen Zweibeinern
lieber aus dem Weg.


■ DREI TOTE WÖLFE IM RHEIN-MAIN-GEBIET




Das Anfang Februar am Stadtrand von Wiesbaden entdeckte tote Tier war eine
zierliche Wölfin. Sie wurde nahe der abgelegenen Bahnstation „Wiesbaden-Ost“
zwischen den Gleisen gefunden. Wie das Landesamt für Naturschutz (HLNUG)
mitteilte, sei das Tier offenbar mit einem Zug kollidiert, habe aber äußerlich
keine sichtbaren Verletzungen aufgewiesen.

Laut Gen-Analyse des Senckenberg-Instituts kam das Tier aus Sachsen-Anhalt. Die
Wölfin stammte aus dem Rudel „Hoher Fläming“ an der Grenze zu Brandenburg. Sie
war in ihrem Ursprungsgebiet bereits im Dezember 2019 genetisch erfasst worden
und erhielt damals die Laborkennung GW1487f. Um die Todesursache zweifelsfrei zu
ermitteln, wurde der Kadaver zum Leibnitz-Institut für Zoo- und
Wildtierforschung nach Berlin geschickt. 




Bei dem Ende Januar bei Frankfurt überfahrenen Tier handelte es sich einen
Wolfsrüden aus der mitteleuropäischen Population.

Die genetische Untersuchung ergab, dass das Tier den seltenen Haplotyp HW02
aufweist. Dieser Gentypus wurde nur bei einigen Wölfen in Norddeutschland
festgestellt. Der Rüde stammte denn auch aus dem „Schneverdinger Rudel“ in der
Lüneburger Heide und wurde als „GW1484m“ in die Gen-Datenbank des
Senckenberg-Instituts aufgenommen.

Auch das Mitte Januar auf der A60 bei Mainz getötete Tier wurde inzwischen als
Wolf bestätigt. Die Unfallstelle lag nahe der Grenze zu Hessen. Laut Genprofil
gehörte der Rüde zur alpinen Population. Dies ist bemerkenswert, da alle Wölfe,
die in den letzten Jahren in Rheinland-Pfalz und Hessen nachgewiesen wurden, zur
mitteleuropäischen Flachlandpopulation gehörten – also aus Nord- und
Ostdeutschland oder aus Westpolen stammten. Alpine Wölfe wurden allerdings
bereits im Elsaß und in Lothringen identifiziert. Von dort könnte das Tier
zugewandert sein.


■ WOLFSVERDACHT BEI TREBUR

Ende Januar begegnete ein Landwirt westlich von Trebur-Astheim (Kreis
Groß-Gerau) einem mutmaßlichen Wolf, der in etwa 10 m Entfernung aus einem
Heckenzug auftauchte und sich dann ohne große Eile entfernte. Der Bauer folgte
dem Tier in gehörigem Abstand mit dem Traktor und machte einige Aufnahmen mit
seinem Mobiltelefon.


(zum Vergrößern klicken)

Die Auswertung der Fotos durch das Landesamt für Naturschutz (HLNUG) und die
Experten der DBBW ergab, dass die typischen Merkmale eines Wolfes nicht zu
erkennen sind. Das Tier wirkt einfarbig braun und zeigt keine Weißzeichnung an
Kopf und Brust. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass die Kamera an einem
trüben Wintertag mit wenig Licht auskommen musste.

Die Fotos aus Astheim konnten daher nur als C3-Hinweis gewertet werden. Seither
gab es keine weiteren Sichtungen oder andere Hinweise auf einen Wolf im
Landkreis.


■ FOTOFALLEN BESTÄTIGEN JUNGLUCHSE

Die Luchsfamilie in Nordhessen konnte Ende Dezember und Anfang Januar erneut
nachgewiesen werden. Jeweils zwei der vier Jungtiere und die Luchsin wurden von
den Fotofallen erfasst, die nach den Zufallsaufnahmen von Mitte Dezember im
Reinhardswald ausgebracht wurden. In Kooperation mit dem Landesamt für
Naturschutz (HLNUG) hat das Luchsprojekt Uni Göttingen dort mittlerweile an 15
Standorten Kameras installiert.


zwei Jungluchse im Reinhardswald

(zum Vergrößern klicken)

Durch Vergleich der Fellmuster konnte nun auch geklärt werden, dass die Luchsin
bereits im Frühjahr 2019 im Reinhardswald unterwegs war. Sie wurde im Februar
und März von Fotofallen dokumentiert, die allerdings wegen Holzeinschlags wieder
abgebaut werden mussten. Im „Luchsbericht 2019“ ist sie bereits als „Rein_L“
erwähnt, damals noch mit unbekanntem Geschlecht.


■ LUCHSFAMILIE IM REINHARDSWALD FOTOGRAFIERT

Mitte Dezember traf ein Revierleiter von HessenForst im nördlichen Reinhardswald
auf eine Luchsin mit vier Jungtieren, die er mit seinem Mobiltelefon
dokumentieren konnte. Damit wurden die Sichtungen der letzten Monate erstmals
durch Fotos bestätigt.

Dieser C1-Nachweis bringt nun endlich die Gewissheit, dass es in Nordhessen
wieder Luchsnachwuchs gibt. Seit dem Räude-Einbruch 2015 konnte ja keine
Reproduktion mehr nachgewiesen werden, da damals vor allem weibliche Luchse an
der Krankheit verendet waren.




Da sich die Luchsgruppe im unübersichtlichen Unterholz verteilt hatte, sind
jeweils nur zwei oder drei Jungtiere auf einem Foto zu sehen. Das
Jungluchs-Quartett steht allerdings außer Frage, da die vier Jungen bereits
mehrfach in diesem Waldgebiet beobachtet wurden.

So hatte ein Forstarbeiter Anfang Oktober von vier gleichgroßen Luchsen
berichtet, die er auf einem Holzlagerplatz beobachten konnte, als sie dort in
der Morgendämmerung auf den Baumstämmen spielten. Es ist naheliegend, dass dort
die vier Jungtiere zu sehen waren. Die Luchsin wurde offenbar nicht bemerkt. Die
zuständige Luchsbeauftragte suchte wenig später die Holzstapel nach weiteren
Hinweisen ab und konnte dort etliche Haare bergen, die mittlerweile als
Luchshaare verifiziert wurden. Zudem fotografierte sie frische Kratzspuren am
Holz.




(zum Vergrößern klicken)

In der zweiten Dezemberwoche wurde dann eine weitere Sichtung in diesem
Waldareal gemeldet. Eine Forst-Praktikantin hatte eine führende Luchsin mit vier
Jungtieren beobachtet. Dort konnten zudem im Neuschnee etliche Pfotenabdrücke
der Tiere dokumentiert werden.
Mittlerweile wurden im nördlichen Reinhardswald Fotofallen ausgebracht, die
weitere handfeste Nachweise liefern sollen.


■ GOLDSCHAKAL IM VOGELSBERG UNTERWEGS

Gut vier Jahre nach dem ersten Nachweis konnte in Hessen erneut ein Goldschakal
dokumentiert werden. Am 6. November war der seltene Zuwanderer bei Romrod
(Vogelsbergkreis) in den Sensorbereich einer Fotofalle geraten, die an einem
gerissenen Mufflon installiert war. Die Kamera sollte im Rahmen des Monitorings
des Landesamts für Naturschutz klären, welcher Beutegreifer das Wildschaf
getötet hatte. Vermutet wurde ein Wolf.




In den nächsten Tagen zeigte sich dann auch ein Wolf am Riss, der vermutlich auf
sein Konto ging. Der Schakal war wohl nur ein „Nachnutzer“, ebenso wie Fuchs und
Waschbär, die dort abgelichtet wurden.
Eine eindeutige Identifizierung des „Täters“ durch DNA-Spuren am tödlichen
Kehlbiss war nicht mehr möglich, da die Nutzung des Kadavers weit
fortgeschritten war. Der Kehlbereich war nicht mehr vorhanden. Die Größe des
Beutetieres legt allerdings nahe, dass es von einem Wolf gerissen wurde und
nicht von einem Goldschakal, der kleinere Tiere bevorzugt.


(zum Vergrößern klicken)

Der erste hessische Nachweis eines Goldschakals gelang im August 2015 bei
Schlitz im Vogelsberg. Das wolfsähnliche Tier wurde von einem Jäger
fotografiert. Das Umweltministerium vermutete damals eine Zuwanderung aus
Süddeutschland. Das könnte auch für das bei Romrod aufgetauchte Tier gelten.
Zumindest gab es in diesem Sommer einen Fotonachweis im Landkreis Reutlingen
(Baden-Württemberg).

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Canis aureus liegt in den
Balkanländern. Von dort wandern Einzeltiere seit Ende der achtziger Jahre immer
wieder Richtung Norden und Westen. In Österreich konnte ein Goldschakal erstmals
1987 nachgewiesen werden. 1996 streifte das erste Tier durch Brandenburg und
2012 geriet ein Goldschakal in eine Fotofalle im Bayerischen Wald. In Italien,
Tschechien, Ungarn und Kroatien wurden in den letzten Jahren stabile Bestände
belegt. Wandernde Einzeltiere haben mittlerweile die Niederlande, Dänemark und
das Baltikum erreicht. Der bislang nördlichste Nachweis gelang im Juli 2019 in
Finnland.


■ LUCHS IM BAYERISCHEN GRENZRAUM FOTOGRAFIERT

Mitte November kam ein Luchs bei Obersinn (Landkreis Main-Spessart) am frühen
Morgen an einem Bauwagen von Forstarbeitern vorbei. Dabei gelangen mehrere
Aufnahmen.




Die Begegnung im bayerischen Spessart fand nahe der hessischen Landesgrenze
statt. In diesem Waldgebiet war bereits im Oktober ein Luchs beobachtet worden.
Es ist naheliegend, dass dasselbe Tier auch im hessischen Spessart unterwegs
ist. In den angrenzenden Wäldern bei Sinntal (Main-Kinzig-Kreis) lief im
September ein Luchs in eine Fotofalle.


■ „LUCHSBERICHT 2019“ VERÖFFENTLICHT

Im Erfassungszeitraum Mai 2018 bis April 2019 konnten in Nordhessen vier Luchse
sicher nachgewiesen werden. Dokumentiert wurden drei Männchen und ein viertes
Tier, dessen Geschlecht nicht geklärt werden konnte. Dies geht aus dem
„Luchsbericht 2019“ (pdf·6,5 M) hervor, der Anfang November veröffentlicht
wurde.




Ein weiterer Luchs wurde im November 2018 im Main-Kinzig-Kreis durch eine
Fotofalle an einem Riss erfasst. Hier kann aber nicht ausgeschlossen werden,
dass eines der später in Nordhessen belegten Tiere vorher dort unterwegs war.

Erneut wurden in Hessen weder Luchsweibchen noch Jungtiere nachgewiesen.
Offenkundig hat sich der Bestand von den Verlusten durch die 2015 grassierende
Räude noch immer nicht erholt.

Insgesamt konnten 151 Hinweise (Sichtungen, Fotos, Spuren) in den Bericht
aufgenommen werden.


■ SCHAFE IM KREIS HERSFELD-ROTENBURG GERISSEN

Mitte Oktober wurden bei Seifertshausen (Kreis Hersfeld-Rotenburg) zwei Schafe
hinter einem Elektrozaun gerissen. Die Genproben belegten einen Wolf, dessen
genetische Individualisierung aber noch aussteht. Sollte die Zäunung
ordnungsgemäß gewesen sein, wären dies die ersten Risse von geschützten
Weidetieren in Hessen. Bislang hatten es schlampige Tierhalter den Wölfen immer
sehr leicht gemacht.

Genetische Untersuchungen ergaben mittlerweile, dass die toten Schafe, die
Anfang Oktober bei Nentershausen-Dens (Kreis Hersfeld-Rotenburg) auf einer
ungeschützten Weide gefunden wurden, auf das Konto der Wölfin GW1409f gehen.
Ihre Genspuren waren bereits im August bei Herlefeld (Schwalm-Eder-Kreis) an
einer gerissenen Hirschkuh nachgewiesen worden.


■ WOLF BEI WALDKAPPEL GEFILMT

In der ersten Oktoberwoche gelangen einem Landwirt bei Waldkappel-Schemmern
(Werra-Meißner-Kreis) Videoaufnahmen eines Wolfes, der relativ gelassen durch
das Scheinwerferlicht seines Traktors lief.

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Da Wildtiere Ackerschlepper kennen und nicht mit Menschen in Verbindung bringen,
gilt die geringe Distanz des Wolfes nicht als ungewöhnlich. Ähnliche Aufnahmen
gelangen bereits im Juni bei Feldatal-Stumpertenrod und Dirlammen im Vogelsberg.


■ TOTER WOLF AM STRASSENRAND

Das überfahrene Tier wurde Ende September an der L 3199 zwischen Burgjoß und Bad
Orb (Main-Kinzig-Kreis) gefunden. Eine andere Todesursache konnte ausgeschlossen
werden. Die Auswertung von Genproben ergab, dass es sich um die Wölfin GW1227f
gehandelt hat, die zuvor in der Rhön unterwegs war. Im April hatte sie bei
Mittelkalbach (Landkreis Fulda) drei Schafe gerissen. Ihre Gengruppe (Haplotyp
HW01) belegte, dass sie der mitteleuropäischen Flachlandpopulation zuzuordnen
war.


■ FOTOFALLE BESTÄTIGT LUCHS IM SPESSART

Mitte September geriet ein Luchs bei Sinntal (Main-Kinzig-Kreis) in den
Sensorbereich einer Fotofalle, die an einem Riss installiert war. Der erste
C1-Nachweis im hessischen Spessart in diesem Jahr.

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Zuletzt gelang dort ein Foto-Nachweis im November 2018. Vermutungen, es könnte
sich in beiden Fällen um dasselbe Tier gehandelt haben, lassen sich leider nicht
erhärten, da die Qualität der Aufnahmen einen Fellmustervergleich nicht zulässt.


■ KALB IM VOGELSBERG VON WOLF GERISSEN

Anfang September wurde auf einer Weide bei Ulrichstein-Unter-Seibertenrod
(Vogelsbergkreis) ein totes Kalb gefunden, das deutliche Fraßspuren an Rumpf und
Hinterläufen aufwies. Das Ausmaß der Nutzung und ein Tötungsbiss im Kehlbereich
legten einen großen Beutegreifer nahe. Die Obduktion im Landeslabor und die vom
Forschungsinstitut Senckenberg untersuchten Genproben ergaben, dass das
neugeborene Tier von einem Wolf gerissen wurde.

Es spricht vieles dafür, dass es sich dabei um jenen Wolf gehandelt hat, der
seit Mai 2019 rund um Ulrichstein immer wieder gesehen und auch fotografiert
wurde. Bereits Anfang Juli konnte er an einem toten Reh auch genetisch
nachgewiesen werden. Später wurden seine Kothaufen gefunden und schließlich
geriet er im August bei Helpershain in eine Fotofalle des Landesamts für
Naturschutz (HLNUG), das acht Kameras im Raum Ulrichstein installiert hat.


Wolf bei Helpershain


Anfang Juli wurde bei Feldatal-Köddingen (Vogelsbergkreis) ein gerissenes
Schmalreh gefunden, das einen markanten Kehlbiss aufwies, dessen Zahnabstand für
einen Luchs zu groß war. Der zuständige Luchsbeauftragte installierte am Riss
eine Fotofalle, die bereits in der folgenden Nacht einen Wolf nachwies. Das
Beutetier war nahezu vollständig genutzt worden.


Beutetier mit Kehlbiss / 06.07.2019 Wolf am Riss / 07.07.2019 genutzter Riss /
07.07.2019
(zum Vergrößern klicken)

Ende Juni gelangen bei Ober-Seibertenrod (Vogelsbergkreis) Zufallsfotos eines
Wolfes.

Bereits in der letzten Juniwoche war bei Feldatal-Stumpertenrod
(Vogelsbergkreis) erneut ein Wolf aufgetaucht. Er lief beim Heumachen vor einem
Traktor her und zeigte sich durch das Fahrzeug nicht sonderlich verängstigt. Dem
Landwirt gelangen Videoaufnahmen mit seinem Mobiltelefon.

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Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei dem vom Traktor aus gefilmten Tier
um jenen Wolf handelt, der bereits Ende Mai in der Gemarkung Stumpertenrod
dokumentiert werden konnte. Da aber in beiden Fällen keine Genspuren (Haare,
Kot) gefunden wurden, kann darüber nur spekuliert werden. Nach den
Monitoring-Standards des Bundesamts für Naturschutz gilt ein Wolf erst dann als
„ortsfest“, wenn er in einem Gebiet mindestens sechs Monate nachgewiesen wurde.


■ WOLF RISS UNGESCHÜTZTE SCHAFE IN WALDHESSEN

Die DNA-Proben von den Mitte Juni bei Ronshausen (Kreis Hersfeld-Rotenburg)
gerissenen Schafen haben mittlerweile einen Wolf bestätigt, dessen genaues
Genprofil aber nicht ermittelt werden konnte. Man kennt lediglich die Gengruppe
HW01, die in Mitteleuropa weit verbreitet ist.

Die Schafe waren unzureichend geschützt, da der Hobbyhalter laut Lokalausgabe
der HNA ordnungsgemäße Zäune für wirkungslos hält und auch nicht vorhat, sie nun
zu installieren.

In Ronshausen ist also der nächste Riss schon programmiert. Diese Ignoranz ist
verantwortungslos, da so durchziehende Jungwölfe die Schafe als leichte Beute
kennenlernen und später auch an gesicherten Weiden alles daransetzen werden, um
sie zu erbeuten. Wenn aber Jungwölfe an Zäunen Stromschläge bekommen, werden sie
künftig Weidetiere mit Schmerzen verbinden und sich auf Wildtiere beschränken.

Aktuelle Informationen zum Wolf in Hessen finden Sie auch auf der Wolfsseite des
HLNUG. Einen Überblick über die Einwanderung von Wölfen in unser Bundesland
bieten unsere Wolfsseiten.


■ LUCHS „M9“ IST TOT

Am 21. Juni wurde der in Niedersachsen besenderte Luchs „M9“ bei Hessisch
Lichtenau (Werra-Meißner-Kreis) tot geborgen. Er hatte sich unter einen Schuppen
im freien Feld zurückgezogen und war dort verendet. Der in Hessen auch als „Pou“
bekannte Kuder war völlig abgemagert. Sein Gewicht hatte sich auf ganze 10 Kilo
halbiert.


„M9“/“Pou“ im März 2016 Fundort bei Hessisch Lichtenau


Die Spurenlage zeigte, dass „M9“ auf eigenen Pfoten dorthin gekommen war.
Schleifspuren oder menschliche Fußabdrücke waren nicht zu finden. Daher kann
eine Fremdeinwirkung am Fundort ausgeschlossen werden. Das Tier wies keine
sichtbaren Verletzungen oder äußerlich erkennbaren Krankheiten auf.




Das Luchsprojekt Harz hatte das Landesamt für Naturschutz (HLNUG) alarmiert.
Einer unserer regionalen Luchsbeauftragten übernahm die Bergung, bei der auch
die Polizei hinzugezogen wurde. Im Harz war zuvor ein eindeutiges „Totsignal“
empfangen worden. Das GPS-Halsband des Tieres hatte 24 Stunden lang von der
gleichen Stelle gesendet und so Bewegungslosigkeit signalisiert.

Die Obduktion beim Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in
Berlin ergab, dass „M9“ an einer fortgeschrittenen Entzündung der Lunge und des
Rippenfells litt. Dadurch war er so entkräftet, dass er nicht mehr jagen konnte
und schließlich verhungert ist.


DER LUCHS IN DEN LANDKREISEN

Die „veralteten“ Beiträge der aktuellen Seite wurden früher nur intern
archiviert. Wir machen sie nun nach und nach auf unseren Landkreis-Seiten
zugänglich. Dort wurden mittlerweile die interessantesten Luchshinweise aus neun
Kreisen und einem Stadtgebiet zusammengestellt und aktualisiert.


FALTBLATT ALS DOWNLOAD




Faltblatt „Der Luchs ist
zurück in Hessen“ (pdf·1 MB)

Das Faltblatt „Der Luchs ist zurück in Hessen“ (pdf·1 MB), das das
Umweltministerium in Zusammenarbeit mit dem AK Hessenluchs herausgegeben hat,
steht nun auch als Download im Netz. Es enthält einen kurzen „Steckbrief“ des
Luchses und beantwortet die häufige Frage nach der Gefährlichkeit der Tiere für
Menschen und Hunde. Thema ist auch die Perspektive des bislang kleinen,
hessischen Luchsbestands.




WEITER FINDEN SIE AUF DEN SEITEN DES ARBEITSKREISES HESSENLUCHS:

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Luchs in Überwachungskamera

 * Die Telefonnummern der Luchsbeauftragten in Ihrem Landkreis, die Ihre
   Luchsbeobachtung (Sichtung, Rissfund, Fährte, Ruf) gerne entgegennehmen und
   ein offenes Ohr für Ihre Fragen zum Thema Luchs haben.
 * Unser virtuelles Merkblatt Luchsspuren hilft bei der Identifikation von
   Luchsnachweisen aller Art.
 * Unter dem Stichwort Der Luchs finden Sie einen Rückblick auf die Einwanderung
   der Luchse in unser Bundesland und wichtige Daten zu ihrer Biologie.
 * Die jährlichen Luchsberichte (pdf·10,9 M) dokumentieren die neuere
   Entwicklung.
 * Außerdem bieten wir ausgewählte Artikel aus der Presse zum Thema „Luchs in
   Hessen“
 * und kündigen interessante Luchs-Veranstaltungen an.
 * Auch die Wölfe finden bei uns ein Refugium. Wir haben die Beobachtungen in
   Hessen zusammengestellt.
 * Auf der Seite „Über uns“ erfahren Sie, wer hinter dem „Arbeitskreis
   Hessenluchs“ steckt.

 

Video rechts:
Ende September 2005 lief bei Marburg ein Luchs durch den Aufnahmebereich einer
Überwachungskamera.



MOBILE FOTOFALLEN SIND EINSATZBEREIT


Schnappschuss mit Selbstauslöser
(zum Vergrößern klicken)

Der Arbeitskreis verfügt über mobile Fotofallen, die im Werra-Meißner-Kreis und
im Rhein-Main-Gebiet „stationiert“ sind. Sie sind jederzeit einsatzbereit, wenn
aus irgend einem Teil Hessens ein gerissenes Wild- oder Nutztier gemeldet wird,
das von einem Luchs erbeutet wurde. Wichtig ist, dass das gerissene Tier dann
unberührt am Fundort verbleibt und möglichst rasch ein für den Landkreis
zuständiger Luchsbeauftragter informiert wird. Da der Luchs in der Regel
mehrfach zu seiner Beute zurückkehrt, sind die Chancen gut, dass er dabei die
Fotofalle auslöst. Wir installieren die Spezialkamera stets in Absprache mit dem
Jagdausübungsberechtigten. Bei Nutztieren (Schafe, Ziegen, Gatterwild) wird
natürlich der Besitzer hinzugezogen.


 

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©2023 Arbeitskreis Hessenluchs – Kontakt: Gerd Bauer – eMail:
gerdbauer33@AOL.com – Tel.: 0611 - 84 65 43 | Datenschutz