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EURO ZEITWEISE WENIGER WERT ALS FRANKEN - DER EURO HAT EINE PSYCHOLOGISCH
WICHTIGE GRENZE DURCHBROCHEN


EURO ZEITWEISE WENIGER WERT ALS FRANKEN – DER EURO HAT EINE PSYCHOLOGISCH
WICHTIGE GRENZE DURCHBROCHEN

DER KRIEG IN DER UKRAINE BESCHLEUNIGT DIE AUFWERTUNG DES FRANKENS. EIN EXPERTE
SCHLIESST NICHT AUS, DASS DIE NATIONALBANK INTERVENIEREN KÖNNTE, UM
PANIKREAKTIONEN VORZUBEUGEN.

Bernhard Kislig
Publiziert: 07.03.2022, 20:22
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Gegenüber dem Schweizer Franken ist der Euro in den vergangenen Tagen deutlich
gefallen.
Foto: Vlad Ispas (Getty Images/EyeEm)

Erstmals seit der Aufhebung des Mindestkurses im Jahr 2015 kostete nun ein Euro
weniger als ein Schweizer Franken. Entspricht ein Franken einem Euro, spricht
man von Parität. Diese Grenze ist aus Anlegersicht psychologisch bedeutend. Denn
wenn die Talfahrt weitergeht oder sich sogar noch beschleunigt, kann es unter
Anlegerinnen und Anlegern zu Panikreaktionen kommen. 

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Doch Thomas Flury, Devisenexperte bei der UBS, ist überzeugt, dass die
Schweizerische Nationalbank (SNB) einschreitet, bevor der Euro auf 95 Rappen
fällt. Aber derzeit sei noch keine Panik spürbar. Den aktuellen Anstieg des
Frankens deutet Flury eher als eine gewisse Verunsicherung in der Eurozone.

Am Montag gab es erste Hinweise auf sehr geringfügige Bewegungen bei der SNB,
die weit entfernt sind von den Interventionen zur Stützung des Frankens wie
beispielsweise zu Beginn der Pandemie oder bei den französischen
Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017. Flury sieht derzeit auch noch keine Gründe
für eine erhebliche Intervention: «Trotz Ukraine-Krieg ist die Ausgangslage für
den Schweizer Franken derzeit weniger dramatisch als vor der Pandemie.» 

> «Die Überbewertung des Frankens ist für die Schweizer Wirtschaft insgesamt
> noch gut verkraftbar, einzelne Exporteure kann es trotzdem hart treffen». 
> 
> Thomas Flury, Devisenexperte bei der UBS

Vor der Pandemie habe das reale Gleichgewicht rund 1.20 Franken zu 1 Euro
betragen. «Jetzt liegt es bei 1.08 Franken.» Der Krieg habe dazu geführt, dass
Anlegerinnen und Anleger vermehrt den sicheren Hafen des Schweizer Frankens
ansteuern würden. Die Folge davon sei eine leichte Überwertung des Frankens.
Nach Einschätzung von Flury ist diese für die Schweizer Wirtschaft insgesamt
noch relativ gut verkraftbar, «was nicht bedeutet, dass es einzelne Exporteure
trotzdem hart treffen kann». 

Während der Euro gegenüber dem Schweizer Franken an Wert verliert, bleibt der
Dollar weiterhin stabil. «Seit Mitte 2020 bewegt er sich mit einigen
Schwankungen um rund 92 Rappen», sagt der Devisenexperte Thomas Flury. Er
erwartet, dass der Dollar früher oder später steigt, und zwar unabhängig davon,
ob der Krieg in der Ukraine noch länger dauert oder nicht. 

Dass aufgrund der Auseinandersetzung in der Ukraine vor allem der Euro schwächer
wird, begründet Flury mit der Nähe zu Russland: Egal, ob Investitionen oder das
Handelsvolumen mit Gütern – Europa pflegt engere Beziehungen zu Russland als
beispielsweise die USA.

BÖRSE VORÜBERGEHEND GETAUCHT

Am Montag startete die Schweizer Börse tief im Minus. Der Grund dafür dürfte bei
den Forderungen nach härteren Sanktionen gegen Russland liegen. So waren in den
vergangenen Tagen vermehrt Stimmen zu hören, die einen Importstopp für
russisches Erdöl verlangten. 



Auch am 24. Februar, nach dem Start der russischen Invasion in der Ukraine,
fielen die Kurse vorübergehend. Wie damals kam es auch jetzt rasch wieder zu
einer gewissen Erholung – allerdings auf deutlich tieferem Niveau.

Der Grund für die aktuelle Aufwärtsbewegung am Finanzmarkt liegt womöglich auch
in den Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland, die seit Kriegsbeginn nun
erstmals auf Regierungsebene stattfinden sollen.

Die Situation ist aber noch immer sehr unsicher: Anlegerinnen und Anleger müssen
vorläufig weiterhin mit grösseren Kursausschlägen rechnen. 

Bernhard Kislig ist Redaktor im Ressort Wirtschaft der Zentralredaktion von
Tamedia. Er beantwortet Fragen zu Geld und Recht. Daneben recherchiert er
diverse Wirtschaftsgeschichten. Zu seinen Themenschwerpunkten zählen berufliche
Vorsorge, Anlage-Themen, Blockchain und Steuern.

Mehr Infos@berrkii
Publiziert: 07.03.2022, 20:22

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