s-o-z.ch Open in urlscan Pro
107.175.221.211  Public Scan

URL: https://s-o-z.ch/
Submission: On August 12 via api from CH — Scanned from CH

Form analysis 0 forms found in the DOM

Text Content

Home · Wir empfehlen... Getragene Höschen Musik – grenzenlos, kostenlos,
schutzlos? "Swissness" des Jazz unter besonderer Berücksichtigung des Radios
Interview mit Philippe Stalder Interview mit Core22 Interview mit Florian Ast
Interview mit Gölä Interview mit Lovebugs Interview mit No Religion Interview
mit Span Interview mit Vivian





Eine weitere Tagung nimmt sich rechtlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und
sozialen Auswirkungen neuer Technologien und Medien an: Die Veranstaltung im
Kultur- und Kongresszentrum Aarau am 19. Oktober richtet sich an Musiker/innen,
Musikproduzenten und –Distributoren, aber auch Konsumenten und Konsumentinnen.



Noch nie war Musik so leicht und überall verfügbar, noch nie waren Kopien eines
Musikstücks qualitativ so gut und so einfach und schnell herzustellen. Diese
Entwicklung hat auch auf juristischer Ebene Auswirkungen. Das Thema des
Urheberrechts oder Copyrights ist inzwischen omnipräsent, doch niemand hat
wirklich den Überblick, wer über welche Rechte verfügt, was gesetzlich verankert
ist und wozu welche Abgaben dienen. Das Urheberrechtsgesetz wird zurzeit in der
Schweiz revidiert, wichtige Weichen werden gestellt.

Doch erfassen die aktuellen Bestrebungen und Diskussionen wirklich die wichtigen
Aspekte? Wie sieht denn die Zukunft aus? Wohin entwickeln wir uns aus
kulturwissenschaftlicher Sicht, wie wird sich die Nutzung unserer bereits
vorhandenen Technologien im Musikbereich verändern und welche Erfindungen
könnten unseren Alltag entscheidend beeinflussen? Solche Fragestellungen bieten
den Ausgangspunkt dieser Tagung des Schweizer Musikrates und des Studienzentrums
Kulturmanagement der Universität Basel.



Interview

Polo Hofer & die Schmetterband: Ein Kaleidoskop zum Jubiläum

Auf "Über alli Bärge" dem 20. Album seiner Karriere, zieht der Berner
Dialektsänger und -texter Polo Hofer zusammen mit der bewährten Schmetterband
eine Art musikalische Zwischenbilanz - die sich auch Neuem nicht verschliesst.
Im FH-Gespräch geht es natürlich auch um Hanf, dem nicht nur optisch Referenz
erwiesen wird.

FH: In «E gfragte Maa» beschreibst Du eindringlich, wie Dir zumute ist, wenn Du
überall angesprochen und wegen allen möglichen Dingen ausgefragt, ja «verhört»
wirst. Wird es Dir manchmal wirklich zuviel?

Polo Hofer: Das kann man so sagen. Gerade wenn - wie jetzt - wieder ein neues
Album erschienen ist, wollen natürlich viele etwas von mir wissen.

FH: Trotz der Textzeile «I wett mi Rueh ha» setzt Du Dich Fragen immer wieder
aus. Könntest Du Dich nicht zurückziehen und es wie die grossen Stars handhaben,
die nur ausgesuchte Interviews geben?

Polo Hofer: Das gehört eben zum Geschäft. Ausserdem kommt es auf die Situation
an.

FH: Oft setzt Du die Themen ja selber. Zum Beispiel mit dem als Radiosingle
vorab abgegebenen Stück «Kiffer» sowie mit Deinen Äusserungen zum Canabiskonsum.

Polo Hofer: Das kommt nicht von ungefähr. Der Titel ist zwar relativ neutral
gehalten, doch es ist mir ein grosses Anliegen, dass die zur Abstimmung
anstehende Initiative ‘Jugend ohne Drogen’ keine Chance erhält. Ich stelle mich
gegen die damit verbundene Repression und setze mich für den Gegenvorschlag von
Bundesrat und Parlament ein, der eine Liberalisierung mit sich bringen würde. So
gesehen, ist dies ein politisches Engagement...

FH: ...das Du ja schon sehr lange verfolgst.

Polo Hofer: Die Thematik hatte ich schon wiederholt aufgegriffen - erstmals auf
«Vogelfueter», meiner Debüt-LP mit Rumpelstilz. Jetzt schliesst sich der Kreis.
Doch das Problem bleibt so aktuell wie vor 20 Jahren. Die Drogenthematik hat
sogar an Bedeutung gewonnen: sie steht heute auf Rang eins, noch vor der
Arbeitslosigkeit.

FH: Nicht nur inhaltliche, sondern auch musikalische Elemente kehren bei Dir und
der Schmetterband immer wieder zurück. Geschah dies beim Jubiläumsalbum bewusst?

Polo Hofer: Wir haben tatsächlich Erfahrungen aus all diesen Jahren
eingearbeitet, sogar bis zurück zur Rumpelstilz-Epoche. So klingt der Titelsong
nach Hanery Amman. Neben den Dialektballaden und Rockstücken kommen Funk und
neuere Genres vor, werden Loops und Samples eingesetzt. Dies geschah übrigens
erstmals mit einem vollamtlichen Produzenten, Markus Kühne. Überdies luden wir
zahlreiche Gäste ins Studio. Zugute kommt dem Album, dass die Band in dieser
Besetzung seit etwa 1984 zusammen ist. Was wir in dieser Zeit gelernt haben,
bringen wir auf dieser CD ein.

FH: Gab es weitere Vorgaben als die der Reminiszenzen an das eigene Schaffen?>

Polo Hofer: Ich bestand darauf, das letzte Wort zu haben.

FH: Hat es das gebraucht?>

Polo Hofer: Durchaus, denn jemand muss die Linie setzen - oder entscheiden,
welche der aufgenommenen Stücke tatsächlich veröffentlicht werden.

FH: Als Figur von nationalem Interesse wirst Du gelegentlich zur Zielscheibe,
selbst von Musikerkollegen aus Deiner Generation. Was sagst Du zum Stück «Für dr
Polo» von Hardys Heppchor?

Polo Hofer: Absolut lächerlich, eine Frechheit. Da werde nicht nur ich selber,
sondern die gesamte Berner Musikszene durch den Dreck gezogen. >

FH: Was kommt als Antwort?

Polo Hofer: Für «Über alli Bärge» hat’s leider nicht mehr gelangt, aber der
Hardy kommt noch dran! Auch Endo Anaconda (Stiller Has), der auf meiner neuen CD
mitwirkt, hat angekündigt, er werde zurückschlagen.

FH: Das dürfte spannend werden... Was beschäftigt Dich mit Blick auf die
Schweizer Musikszene zur Zeit am meisten?

Polo Hofer: Ich verfolge die Entwicklungen mit grossem Interesse und freue mich,
wenn neuen Interpreten Aufmerksamkeit zuteil wird.

FH: Offenbar hapert es daran manchmal. Was hältst Du von der Petition für mehr
einheimische Musik in den Lokalradioprogrammen?

Polo Hofer: Die hat meine volle Unterstützung, obschon ich zwei Titel pro Stunde
sogar noch zuwenig finde. Bei meinen Radiobesuchen lenke ich gerne auf dieses
Thema, das ja kultur- und wirtschaftspolitische Aspekte hat. Wenn mehr
einheimische Musik - egal welcher Art - gespielt würde, ginge weniger Geld ins
Ausland. Wie das funktioniert, zeigen uns die Franzosen.

Interview: Frank Hänecke



 

© 2006-2022 Musiker und Orchester in der Schweiz und im Ausland / muz@s-o-z.ch
Druckversion