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 * GESEHEN: MY FIRST FILM (2024)
   
   André Pitz
   „MY FIRST FILM | Official Trailer | Now Streaming“ von YouTube anzeigen
   
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   „MY FIRST FILM | Official Trailer | Now Streaming“ direkt öffnen
   
   
   GB/US, R: Zia Angers, D: Odessa Young, Devon Ross, Cole Doman, Sage Ftacek,
   Jane Wickline, Seth Steinberg, Abram Kurtz, Jackson Anthony, Eléonore
   Hendricks, Eamon Farren, Philip Ettinger, Sarah Michelson, Ruby Max Fury,
   Wikipedia
   
   Was dieser Film ziemlich gut beherrscht, ist eine durchgängig unangenehme
   Stimmung zu halten – und zwar letztlich nicht unbedingt nur durch das
   Geschehen, sondern alleine durch die zeitliche Einordnung. Diese Figuren,
   allesamt ältere Millennials, wurden gerade erwachsen, als 9/11 passierte.
   Schickten sich an, endlich die Zügel ihres Lebens in die Hand zu nehmen, als
   die Weltwirtschaft vor die Wand fuhr. Wie ist das, wenn man live im Fernsehen
   dabei zusieht, wie 3.000 Menschen sterben und danach die Welt immer und immer
   enger wird? Wie damit umgehen, ohne komplett dem Nihilismus zu verfallen?
   
   Auch gefallen hat mir, dass mir der Film wieder mehr ins Bewusstsein gerückt
   hat, dass nicht nur das Ergebnis die Kunst ist. Mindestens gleichwertig, wenn
   nicht sogar den größten Anteil hat doch der eigentliche Prozess, sein
   Innerstes nach außen zu kehren. Und wenn dabei dann auch noch ein gutes
   Kunstwerk rumkommt, ist das ein cooles Addon, aber eben längst nicht alles.
   Es fällt mir schwer, das immer und immer wieder beim Durchdringen von
   Kunstwerken in Erinnerung zu rufen. Denn letztlich lässt sich ein Werk
   meistens nur für sich stehend betrachten und der Schaffensprozess bleibt
   weitestgehend im Dunkeln.
   
   Hier drängt außerdem schon die digitale Welt mit ins Bild. Sämtliche Kunst
   und Kultur jederzeit nur einen Klick, einen Fingerwisch entfernt in der
   Hosentasche zu haben, ist Fluch und Segen zugleich. Wie seinen eigenen Weg
   finden, seine eigene Geschichte mit seinen eigenen Mitteln erzählen, wenn auf
   Youtube zu sehen ist, wie vermeintlich insignifikant die eigene Idee ist und
   wie andere genau diese Idee schon in unzählbar vielen Varianten versucht
   haben umzusetzen?
   
   Sehr berührt hat mich, wie Zia Anger hier mit ihrem realen und
   fiktionalisierten jüngeren Ich in Dialog tritt, stets warm und wohlwollend,
   niemals resigniert, immer verzeihend und ermutigend.
   
   Was mich jedoch beim Schauen nicht losgelassen hat, ist der Eindruck, dass
   diesem Film (und vielen vergleichbaren Stoffen, vor allem von Männern) ein
   Hauch von Anmaßung anhaftet. Denn vor der Verspielfilmung gab es bereits eine
   Version des Stoffes. Dieses Innere wurde bereits nach außen gekehrt. Und
   daran ändert auch ein Distribution-Deal nichts. Aber vielleicht ist
   tatsächlich was dran, als Zia Anger in ihrem eigenen Film Jean Renoir
   heranzieht, der einst „A director makes only one movie in his life. Then he
   breaks it up and makes it again“ sagte.
   
   ★★★☆☆
   
   
   16. November 2024
   Filme & Serien
   


 * GESEHEN: STELLA. EIN LEBEN. (2023)
   
   André Pitz
   „STELLA. EIN LEBEN. – Trailer – Ab 25. Januar 2024 nur im Kino.“ von YouTube
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   „STELLA. EIN LEBEN. – Trailer – Ab 25. Januar 2024 nur im Kino.“ direkt
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   AT/DE/CH, R: Kilian Riedhof, D: Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann,
   Joel Basman, Damien Hardung, Gerdy Zint, Wikipedia
   
   Ich bin mir nicht sicher, was dieser Film inszenatorisch versucht, aber
   immerhin versucht er irgendwas und lässt sich nicht komplett von Schuss,
   Gegenschuss, Halbtotale von den drei apokalyptischen Reitern des deutschen
   Historienschinkens vereinnahmen. Die Gleichung geht am Ende nur leider
   trotzdem nicht auf und so bleibt eine sehr komische Melange aus
   unkonventionellen Blenden und keinem Zweck dienender Farbspielerei übrig.
   
   Ansonsten veranstaltet der Film mit seiner Protagonistin eine Art
   historischen Domino Day – ehe man sich versieht, ist bereits ein Großteil der
   Steine umgerissen worden und man hat gar nicht gesehen, was den ersten Stein
   überhaupt so richtig ins Wanken gebracht hat.
   
   Stella fällt eine (folgenschwerere) Entscheidung nach der anderen. Aber der
   Film scheitert so wie die überlebenden Jüd*innen daran, einen Blick in
   Stellas Psyche zu erhaschen, den in ihr aufgebrochenen Abgrund zu umreißen
   und so nach den Grenzen ihres Gewissens suchen zu können.
   
   Die Art und Weise, wie der Film diese Geschichte erzählt, erscheint mir fast
   schon wertlos. Es ist besonders bitter, diesen Film mit zunehmend
   unverhohlener an die Oberfläche durchdrückendem Antisemitismus in der Folge
   des 07. Oktober 2023 im Hinterkopf zu sehen. Denn vor diesem krassen Kontrast
   wird glasklar, dass hier vielleicht nicht die richtigen Menschen gefunden
   wurden, um gerade diese Geschichte mit dem nötigen Einfühlungsvermögen
   zu erzählen.
   
   An die wirklich komplexen Fragen traut sich der Film einfach nicht heran.
   Aber genau damit steht und fällt dieser Stoff nun mal.
   
   ★½☆☆☆
   
   
   15. November 2024
   Filme & Serien
   


 * GESEHEN: TOMORROW NEVER DIES (1997)
   
   André Pitz
   „Tomorrow Never Dies (1997) Official Trailer – Pierce Brosnan James Bond
   Movie HD“ von YouTube anzeigen
   
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   „Tomorrow Never Dies (1997) Official Trailer – Pierce Brosnan James Bond
   Movie HD“ direkt öffnen
   
   
   GB/US, R: Roger Spottiswoode, D: Pierce Brosnan, Jonathan Pryce, Michelle
   Yeoh, Teri Hatcher, Joe Don Baker, Judi Dench, Ricky Jay, Desmond Llewelyn,
   Götz Otto, Samantha Bond, Wikipedia
   
   Dass das natürlich weiterhin sexistischer Quatsch ist, der vor lauter
   Klischees regelrecht trieft, ist fast schon nicht weiter erwähnenswert. Aber
   komplett faul ist der Film dann auch wieder nicht. Denn er registriert in
   dieser Zeit in den Jahren nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs, dass die
   bisher bipolare Welt eine Neuordnung erfährt und was einst so vermeintlich
   klar abzustecken war, nach und nach zersetzt wird.
   
   Klar, Westen und Osten gibt es immer noch. Aber hier geht es um eine dritte
   Macht, die durch reine Konzentration von Kapital entsteht und dann
   missbraucht wird. Eigentlich ist es ein abschreckendes Beispiel dafür, was
   passiert, wenn zentrale Kommunikationstechnologien praktisch unreguliert
   bleiben in die Hände von rechtsradikalen Milliardären fallen. Elon Musk. Ich
   meine Elon Musk.
   
   Zum Abgewöhnen bleibt weiterhin das ganz grundlegende Sujet der ganzen Reihe:
   Demokratisch gewählte Regierungen sind unfähig und müssen deshalb immer
   wieder von einem Geheimdienst gerettet werden, der jedoch kaum einer
   funktionierenden demokratischen und schon gar keiner transparenten Kontrolle
   unterliegt. Coole Agent*innengeschichten ließen sich auch ohne ein Abkulten
   dieses Weltbildes erzählen. Aber das muss man dann auch wollen.
   
   ★★½☆☆
   
   
   12. November 2024
   Filme & Serien
   


 * KINOTAGEBUCH: THE ROOM NEXT DOOR (2024)
   
   André Pitz
   
   ES, R: Pedro Almodóvar, D: Julianne Moore, Tilda Swinton, John Turturro, Alex
   Høgh Andersen, Esther-Rose McGregor, Melina Matthews, Juan Diego Botto,
   Alessandro Nivola, Trailer, Wikipedia
   
   Zugegeben, es hat ein bisschen gedauert, bis mir klar geworden ist, dass hier
   beim Dialogbuch gar nichts schiefgelaufen ist. Denn vieles fühlt sich nach
   dem Vorlesen von groben Outlines von Szenen und Unterhaltungen an, in denen
   die Figurenbewegung und Inhalt klar und mit groben Strichen skizziert werden.
   
   Aber weil sich das konsequent durch den gesamten Film zieht und Pedro
   Almodóvar nun auch kein Anfänger ist, muss die Frage gestellt werden: Ist das
   Absicht und gar keine Unfähigkeit? Ich jedenfalls glaube schon.
   
   Die Sprache ist zentrales Mittel innerhalb dieser Versuchsanordnung, mit der
   Almodóvar versucht herauszufinden, was die Menschen untereinander und mit dem
   Konzept des Lebens verbindet. Ist es die Sprache?
   
   So wie ich den Film gelesen habe: Nein, ist es nicht. Denn Almodóvar hat aus
   den Dialogen jegliche Seele gepresst, bis nur noch reine Mechanik,
   deskriptive Wortketten und somit das vermeintliche Wesentliche übrig
   geblieben sind. Und damit scheitern die Figuren daran, sich ihrer Beziehung
   zueinander und zum Leben zu vergewissern.
   
   Was ist also der Kitt? Das vermag der Film nicht zu sagen. Und ich finde, das
   muss er auch nicht. Kunst ist uns keine Antworten schuldig, denn die
   Antworten können wir nur in uns selbst finden. (Wow, das war jetzt kitschig.)
   
   Letztlich ist es schon interessant zu sehen, wie hier in der Regel als
   schlechtes Handwerk wahrgenommene Elemente eingesetzt werden, um viel
   tiefergehende Gedankengänge anzustoßen.
   
   ★★★½☆
   
   
   10. November 2024
   Filme & Serien
   


 * KINOTAGEBUCH: RIEFENSTAHL (2024)
   
   André Pitz
   
   DE, R: Andres Veiel, Wikipedia
   
   Es wirkt, als ob Leni Riefenstahl aus der Zwischenhölle heraus gegen diesen
   Film anargumentiert. Denn es ist wirklich eine Art Dialog mit dem Nachlass
   Riefenstahls, den Andres Veiel hier anstrebt. Ohne Effekthascherei und
   komplett in sich ruhend lässt der Film die vergangene Leni Riefenstahl immer
   und immer wieder voller Selbstbewusstsein auflaufen. Veiel widerlegt Stück
   für Stück die von Riefenstahl um sich herum gesponnene Legende.
   
   Es mag daran liegen, dass ich am Tag vorher GOLDHAMMER gesehen habe. Aber je
   tiefer sich die Archiv-Riefenstahl in ihren Bau aus Widersprüchen gräbt,
   desto überzeugter war ich davon: Wäre die Filmemacherin in unserer Zeit
   aufgewachsen, wäre sie Influencerin bzw. „Content“-Creatorin. Klar, eine mit
   unbestreitbarem Talent und Gespür für Ästhetik wie nur wenige andere,
   aber dennoch.
   
   Am Ende bleibt ein Bild von Riefenstahl als Opportunistin mit bewusst
   selektiver Realitätswahrnehmung, die um jeden Preis rezipiert werden will –
   letztlich egal womit. Das zeigt sich auch darin, dass sie immer und immer
   wieder Interviews gibt – wohl wissend, dass sie auf ihre Rolle im Nazi-Regime
   angesprochen werden wird. Aber zu groß ist die Versuchung des Rampenlichts,
   zu gut die Gelegenheit, sich selbst und ein ganzes Täter*innenvolk als
   eigentliche, unwissende Opfer zu inszenieren.
   
   (Eine ganz besondere Form des Ekels löst das für diesen Dokumentarfilm
   restaurierte historische Filmmaterial aus. Hitler in makellosem 4K und auf 24
   Vollbilder die Sekunde interpoliert in die Kamera lächeln zu sehen, ist eine
   sehr komische Erfahrung.)
   
   
   9. November 2024
   Filme & Serien
   


 * GESEHEN: GOLDHAMMER (2023)
   
   André Pitz
   „GOLDHAMMER“ von Vimeo anzeigen
   
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   „GOLDHAMMER“ direkt öffnen
   
   
   DE, R: Pablo Ben-Yakov, André Krummel
   
   Wenn dein Beruf und deine Berufung sind, um jeden Preis, egal vom wem und
   durch welche Mittel auch immer rezipiert zu werden, dann bist du Geisel der
   digitalen Aufmerksamkeitsökonomie im Plattformkapitalismus.
   
   Pablo Ben-Yakov und André Krummel treiben diese Beobachtung mit ihrem Film
   auf die Spitze – und zwar so sehr, dass ich GOLDHAMMER eher nicht als
   Dokumentarfilm, sondern als Medienkunst bezeichnen würde.
   
   Denn hier wird offen mit dem eventuellen Überschreiten der Genregrenzen
   kokettiert – und zwar so sehr, dass ich zu zweifeln begonnen habe, ob Marcel
   Goldhammer überhaupt eine existierende Person ist. Die Grenze zwischen dem
   Dokumentarischen und dem Inszenierten ist hier so hauchdünn, dass kaum ein
   Blatt dazwischen passt.
   
   Was ist echt? Was haben Ben-Yakov und Krummel inszeniert? Wie viel Kontrolle
   haben die beiden bewusst ihrem Protagonisten gegeben, um Misstrauen in die
   eigenen Bilder zu säen? Jedenfalls wird hier die Ambiguitätstoleranz des
   Publikums bewusst an ihre Grenzen getrieben 
   
   GOLDHAMMER zersetzt unsere Beziehung zu Bildern und vermeintlich
   authentischen Menschen von innen auf äußerst produktive Art und Weise.
   
   
   8. November 2024
   Filme & Serien
   


 * KINOTAGEBUCH: ANORA (2024)
   
   André Pitz
   
   US, R: Sean Baker, D: Mikey Madison, Mark Eidelstein, Karren Karagulian, Yura
   Borisov, Vache Tovmasyan, Trailer, Wikipedia
   
   Und die Moral von der Geschicht‘? Milliardäre verbieten!
   
   Sean Baker entzaubert den Cinderella-„Mythos“ auf seine Art, die sich nicht
   auf den bereits ausgetretenen Wegen bewegt. Es geht hier nicht um zwei
   Figuren, die allen Widrigkeiten zum Trotz die Ketten ihrer bisherigen Leben
   sprengen, um miteinander sein zu können. Es geht um Macht als unweigerliche
   Konsequenz aus Geld. Wer Fuck-You-Money hat, wird sich folgerichtig
   irgendwann entsprechend verhalten. Ab einem gewissen Betrag wird das Konto zu
   einem Schwarzen Loch, dessen Hunger weder Licht noch Macht entkommen können.
   
   Sean Baker hat sich auch hier die große Empathie gegenüber seinen Figuren
   bewahrt. Er begegnet ihm, von seinen Eltern kaum als Mensch behandelt und
   doch eisern in deren Griff, voller Mitgefühl und zieht ihn doch für sein
   Verhalten zur Verantwortung. Denn wieder jeder andere Mensch ist in letzter
   Konsequenz nur er für sein Handeln verantwortlich.
   
   Sie als Sexarbeiterin wird wie von Sean Baker gewohnt niemals von oben herab
   behandelt und nicht als Opfer gezeichnet, das „gerettet“ werden muss.
   Gleichzeitig ignoriert Baker jedoch auch nicht den ökonomischen Druck, unter
   dem sie zu stehen scheint, und deutet auch eine traumatische Erfahrung aus
   der Vergangenheit an. Diese nicht klar zu benennen, ist genau die richtige
   Entscheidung. Denn so wird diese Figur nicht durch ihr Trauma definiert und
   darauf reduziert. Sie bekommt die Chance, in unseren Augen ein vollwertiger
   Mensch zu bleiben.
   
   Darüber hinaus wünsche ich mir von Sean Baker so langsam mal etwas mehr
   ästhetische Variation. Seine bewährten Tracking-Shots mit leicht fischäugigen
   Objektiven laufen Gefahr, in absoluter Formelhaftigkeit zu enden.
   Gleichzeitig kann ich mir Bakers Filme aber nur schwer ohne vorstellen. Denn
   diese Shots sorgen nämlich auch für eine sich sehr organisch anfühlende
   Leichtigkeit der Bilder, für etwas Unmittelbares, ohne gleich Found-Footage
   zu sein.
   
   Unbestreitbar gut bleibt Sean Bakers Casting. Einerseits setzt er auf
   Schauspieler:innen mit noch kleinen Filmografien und bietet ihnen die
   Möglichkeit, sich ihrer selbst und ihres Images zu ermächtigen, bevor das
   andere für sie tun. Nach HYTTI NRO 6 auch Yura Borisov und nach LEVIATHAN
   auch Aleksey Serebryakov wieder auf einem neuen Spielfeld mit internationaler
   Beachtung zu sehen, hat mich sehr gefreut.
   
   Und der Soundtrack ist absolut killer.
   
   ★★★★☆
   
   
   6. November 2024
   Filme & Serien
   


 * FESTIVAL-FAZIT: DOK LEIPZIG 2024
   
   André Pitz
   
   Am Sonntag ging die 67. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festivals für
   Dokumentar- und Animationsfilm, kurz DOK Leipzig, mit einem
   Besucher:innen-Rekord zu Ende. Besonders in Zeiten, in denen sich das Kino
   noch nicht von Corona erholt hat, hat mich das sehr gefreut. Mein letztes
   „richtiges“ DOK war tatsächlich 2020 – mitten in der Pandemie und deshalb
   auch nur online. Deshalb hat es mich dieses Jahr sehr gejuckt. Also habe ich
   mich für drüben sechs Tage lang ins Kino gesetzt und mich vorrangig durch
   deutsche und internationale Wettbewerbsfilme geschaut. 13 Sichtungen sind es
   letztlich geworden.
   
   Bevor ich zu den Filmen komme: Danke an das großartige DOK-Team und vor allem
   den zahlreichen Volunteers, die das DOK Leipzig 2024 (für mich) zu einem sehr
   smoothen und angenehmen Festival gemacht haben.
   
   Was hingegen weiterhin eine international verbreitete Festivalkrankheit zu
   bleiben scheint, ist der Programmkalender aus dem vergangenen Jahrtausend.
   Ich möchte doch einfach nur meine Wunschfilme markieren, dann einen Plan mit
   sich nicht überschneidenden Screenings bekommen und das dann bitte als iCal
   downloaden können.
   
   Was gab’s stattdessen? Eine Seite, bei der man im Darkmode nicht alle
   Kontrollelemente richtig sieht und deshalb erstmal laaange verzweifelt sucht,
   bis man das checkt und bereits gebuchte Tickets wieder löschen kann. Ich
   weiß, als Presseheini, der keinen Cent für die Tickets zahlt, ist das
   ziemliches Mimimimi. Aber wer umdisponieren musste, kam schnell in die
   Bre­douil­le, weil auf die Akkreditierung nur fünf Tickets gleichzeitig
   gebucht werden konnten.
   
   Anyways, kommen wir zu den Filmen. Ich habe viele Stimmen gehört und gelesen,
   die den beiden Dokumentarfilm-Wettbewerben in diesem Jahr nur ein
   mittelmäßiges Zeugnis ausstellen konnten. Mit meinem kleinen gesehenen
   Querschnitt würde ich mich dem anschließen. Natürlich gab es trotzdem auch
   wirklich überragende Filme.
   
   
   >> Gedanken zu 13 Filmen
   
   6. November 2024
   Filme & Serien, Kunst & Kultur
   


 * GESEHEN: SUZHOU RIVER (2000)
   
   André Pitz
   „SUZHOU RIVER | Hand-picked by MUBI“ von YouTube anzeigen
   
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   „SUZHOU RIVER | Hand-picked by MUBI“ direkt öffnen
   
   
   CN/DE, R: Lou Ye, D: Zhou Xun, Jia Hongsheng, Nai An, Yao Anlian, Wikipedia
   
   In den ersten Momenten des Films sagt uns der Erzähler, durch dessen Linse
   wir das Geschehen betrachten, dass die Kamera nie lügt. Es ist ein
   Festklammern an vermeintlichen Grundfesten im Strudel der Stadt, die ihre
   Menschen frisst. Der Suzhou-Fluss teilt die Stadt und Realität, ist Zeichen
   des Anfangs und des Endes, eine Grenze zwischen Zukunft und Vergangenheit,
   Resignation und Hoffnung, Gut und Böse. Der Fluss selbst ist ein Ort, an dem
   alles gleichzeitig ist und nicht ist. Der Fluss als Ereignishorizont. Good
   Kid(s), M.A.A.D City. Und was die Kamera nicht zustande bringt, das vermögen
   die Menschen. Sie lügen, inszenieren, verrücken, manipulieren und
   verschweigen. Aber sie lieben, hoffen und träumen auch.
   
   ★★★★☆
   
   
   5. November 2024
   Filme & Serien
   


 * GESEHEN: MANODROME (2023)
   
   André Pitz
   „Manodrome (2023) Official Trailer – Jesse Eisenberg, Adrien Brody, Odessa
   Young“ von YouTube anzeigen
   
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   „Manodrome (2023) Official Trailer – Jesse Eisenberg, Adrien Brody, Odessa
   Young“ direkt öffnen
   
   
   GB/US, R: John Trengove, D: Jesse Eisenberg, Adrien Brody, Odessa Young,
   Philip Ettinger, Wikipedia
   
   Als Debattenbeitrag zum Thema Incels kommt der Film locker 20 Jahre zu spät,
   denn er verkennt, an welchen Orten und in welchen Räumen derartige
   Radikalisierungen nicht nur möglich sind, sondern in großen Zahlen
   stattfinden. Heute immer noch den zum Mann gewordenen ungeliebten Jungen, der
   mit sich und seiner unterdrückten Homosexualität hadert und so schließlich
   ein toxisches Verhältnis zu Frauen und Hass auf schwule Männer entwickelt,
   als Erklärmuster heranzuziehen, ist nicht nur enorm problematisch, sondern
   auch ignorant und faul.
   
   ★½☆☆☆
   
   
   4. November 2024
   Filme & Serien
   

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