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CYBERANGRIFF AUF WELTMARKTFÜHRER IM MÄRKISCHEN KREIS

Erstellt: 16.01.2023, 20:00 Uhr

Von: Volker Griese

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Hauptsitz der Firma VDM Metals in Werdohl: In dem Unternehmen, das zu den
weltweit führenden Anbietern von Hochleistungswerkstoffen gehört, wurde
offensichtlich ein Angriff auf die IT-Infrastruktur verübt. © Volker Griese

Auf die Firma VDM Metals haben unbekannte Täter offensichtlich eine Cyberattacke
verübt. Wesentliche Teile der IT-Infrastruktur des Unternehmens sollen betroffen
sein. Bisher haben weder das Unternehmen noch die Polizei den Hackerangriff
bestätigt.

Werdohl – Nach Informationen der Redaktion erfolgte der Cyberangriff auf das
Iso-zertifizierte IT-System des Unternehmens Anfang vergangener Woche. Betroffen
sind demnach sämtliche Standorte, darunter die in Werdohl (Verwaltung, Draht-
und Bandfertigung), Altena (Blech- und Stangenfertigung), Unna (Schmelzwerk,
Schmiede und Stangenadjustage) und Siegen (Blechwalzwerk).



In den Produktionsbereichen der Standorte sollen Mitarbeiter am vergangenen
Mittwoch noch geringfügige Restarbeiten haben durchführen können, ehe die
Produktion zum Erliegen kam. Teile der Belegschaft sollen nach Hause geschickt
worden sein.

Neben der Produktion soll mindestens auch die Logistik des Unternehmens
betroffen sein. Und wer versucht, im VDM-Hauptsitz in Werdohl anzurufen, wird
nach einer kurzen automatischen Ansage auf eine Kölner Rufnummer umgeleitet und
erfährt dort, dass die Betriebe vor Ort „technisch nicht erreichbar“ seien.



Ob der Angriff auf die Computer des Unternehmens mit einer Lösegeldforderung
verbunden war, ist nicht bekannt, aber sehr wahrscheinlich. Die Polizei
berichtete schon im Mai vergangenen Jahres von einer wachsenden Bedrohung von
Unternehmen und öffentlichen Institutionen durch Angriffe mit sogenannter
Ransomware, durch die informationstechnische Systeme verschlüsselt werden. Die
Täter – in jüngster Zeit taucht dem Nachrichtenmagazin Spiegel zufolge immer
öfter die mutmaßlich russische Erpressergruppe LockBit auf – schleusen
Schadsoftware in die Firmennetzwerke ein, die Dateien, Laufwerke und
Sicherungskopien im Computersystem der Opfer verschlüsselt und diese damit
unbrauchbar macht. Gegen ein Lösegeld übergeben sie einen Schlüssel, um die
Systeme wieder lauffähig zu machen. Machmal erhöhen sie den Druck auf die
Betroffenen mit der Drohung, zuvor kopierte interne Daten zu veröffentlichen.
Auch warnen sie ihre Opfer mitunter davor, die Polizei einzuschalten; für diesen
Fall drohen sie eine Erhöhung der Lösegeldforderung an.

Der Werdohler Pumpenhersteller Kracht ist im Februar 2022 Opfer eines
Cyberangriffs geworden. Den Tätern war es gelungen, sich mit einer E-Mail
gezielt Zutritt zu der Serverstruktur des Unternehmens zu verschaffen und
wichtige Systeme lahmzulegen. Allerdings war dort die Produktion nicht
betroffen. Spezialisten stellten das gesamte IT-System neu auf, Kracht war nach
sieben Tagen wieder voll arbeitsfähig. Die Täter hatten Geldforderungen
gestellt, Kracht hat sich eigenen Angaben zufolge darauf aber nicht eingelassen.

Im November 2021 traf es das Neuenrader Unternehmen Muschert+Gierse. Dort
verschafften sich die Täter über einen Ransomware-Angriff Zugang zum
Computernetzwerk des Unternehmens und schleusten Schadsoftware ein. Eine
konkrete Geldforderung der Täter habe es nicht gegeben, teilte das Neuenrader
Galvanikunternehmen mit. Man wäre darauf aber auch nicht eingegangen.



VDM Metals, das seit 2020 zur spanischen Acerinox-Gruppe gehört, beschäftigt
weltweit rund 2000 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von rund 900
Millionen Euro. In Werdohl ist VDM mit etwa 700 Mitarbeitern der größte
Arbeitgeber der Stadt.

VDM entwickelt Hochleistungswerkstoffe wie Alu-Chromstähle (VDM Aluchrom),
Eisen-Chrom-Legierungen (Crofer) oder das als Superlegierung bezeichnete Alloy
C-264 (Nickel, Chrom, Kobalt, Molybdän, Aluminium und Titan). Die Produkte
werden unter anderem in Auto-Katalysatoren, in Hochtemperatur-Brennstoffzellen,
in der Energie- und Umwelttechnik, in der Luftfahrt und in der Öl- und
Gasindustrie eingesetzt.


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