www.architekturen-der-wissenschaft.de Open in urlscan Pro
141.20.5.46  Public Scan

URL: http://www.architekturen-der-wissenschaft.de/
Submission: On November 16 via api from FI — Scanned from DE

Form analysis 0 forms found in the DOM

Text Content

 1. Im fremden Gehäuse
 2. Bildungsarchitektur
 3. Einheit und Auslagerung
 4. Neo-Monumentalismus auf dem Campus
 5. Wiederaufbau Neuaufbau
 6. Erbe mit Zukunft

 * Historische Karten
 * Animation 1565 - 2019
 * Zum Projekt
 * Impressum
 * Datenschutz
 * EN | DE


ARCHITEKTUREN DER WISSENSCHAFT


DIE UNIVERSITÄTEN BERLINS IN
EUROPÄISCHER PERSPEKTIVE

Eine Ausstellung der
Humboldt-Universität zu Berlin ->




1 WO ALLES BEGANN: UNIVERSITÄT IM FREMDEN GEHÄUSE

Architekturen der Wissenschaft

1 Im fremden Gehäuse

Die Universität zu Berlin wurde 1809 gegründet, ab 1810 fanden
Lehrveranstaltungen statt. 1828-1945 unter dem Namen
„Friedrich-Wilhelms-Universität“, seit 1949 „Humboldt-Universität“, bildete sie
den Ausgangspunkt für die heute so reiche Universitätslandschaft in Berlin.
Ihren Platz fand sie in ihren Anfängen freilich nicht in einem speziellen
Gebäude für Lehre und Forschung, sondern sie wurde untergebracht in einem
spätbarocken Palais, das Teil eines historischen architektonischen Ensembles
war.




BERLIN
DIE UNIVERSITÄT

Der preußische König Friedrich II. inspirierte die Platzanlage (heute
Bebelplatz) mit dem Opernhaus (heute Staatsoper), der Königlichen Bibliothek
(heute Juristische Fakultät der Humboldt-Universität), der Hedwigs-Kathedrale
und dem für seinen Bruder erbauten Prinz-Heinrich-Palais. Das erste Gebäude
entstand 1743.


VOM PALAIS ZUR UNIVERSITÄT


‹
›

Dass sich eine Universität in einem „fremden Gehäuse“ einrichten musste, war
nicht ungewöhnlich: So mussten bis ins 19. Jahrhundert viele europäische
Universitäten bei ihrer Gründung Gebäude beziehen, die für andere Zwecke
errichtet worden waren, etwa Adelspaläste oder Klöster.

Das Prinz-Heinrich-Palais in der Planung: Friedrich II. legte selbst 1740 Hand
an, den ursprünglich dreiflügeligen Bau zu entwerfen.


LONDON

Ein weiteres Beispiel für eine neue Universität in fremdem Gehäuse: Das Londoner
King’s College, gegr. 1829. Es bezog Räumlichkeiten im Somerset House, einem
1775 von William Chambers errichteten Palastkomplex. Das College teilte sich das
Gebäude mit einer Reihe von staatlichen Ämtern, Behörden und Einrichtungen,
darunter die Royal Academy of Arts (bis 1857) und das Navy Board (bis 1873).


OSLO

Bemerkenswert ist, dass das Schema des Schlossbaus viele weitere neue
Universitätsgebäude in Europa inspirierte. In Oslo beeinflusste der preußische
Architekt Karl Friedrich Schinkel den Entwurf der „Domus Academica“ von 1852
maßgeblich.


SONDERFALL MEDIZIN

Gebäude für die Medizin und auch Sternwarten waren die ersten spezifischen
Wissenschafts-Bauten. Die bereits 1710 gegründete Berliner Charité verfügte über
eigene Gebäude und musste nicht auf vorhandene Räumlichkeiten zurückgreifen.





CharitéDie Charité wurde 1710 als Pesthaus vor den Toren der Stadt gegründet.

1831–36 kam mit der Neuen Charité ein Gebäude hinzu, das den gestiegenen
funktionalen Ansprüchen der Einrichtung genügen sollte. Sein repräsentativer
Charakter war deutlich zurückhaltender als der des Hauptgebäudes der
Universität. Dieses von Ludwig Ferdinand Hesse entworfene Bauwerk wurde 1905
durch neue ersetzt.

Ebenso wichtig wie die Humanmedizin wurde im 19. Jahrhundert die Tiermedizin.
Die 1790 eingerichtete Königliche Tierarzneischule entstand auf dem Gebiet des
ehemaligen Gräflich Reuß’schen Gartens. Als Bauform wurde die Villa suburbana
gewählt, also ein Arrangement bestehend aus mehreren Einzelgebäuden, deren
Zentrum ein architektonisch auffälliges Hauptgebäude auf einer Anhöhe bildet.
Die Gestaltung des Areals entsprach dem Vorbild des englischen
Landschaftsgartens.


CHARITÉ-KLINIKBAUTEN

Zwischen 1897 und 1917 entstand ein neuer moderner Klinikkomplex: die Charité,
wie sie heute noch sichtbar ist. Hier die Chirurgische Klinik von 1904

‹
›


TIERANATOMISCHES THEATER

Das architektonisch herausragende Gebäude, ein Paradebeispiel für den
preußischen Frühklassizismus, stellte das heute noch erhaltene Tieranatomische
Theater von Carl Gotthard Langhans dar.



#


2 BILDUNGSARCHITEKTUR

Architekturen der Wissenschaft

2 Bildungsarchitektur


TECHNISCHE HOCHSCHULEN

Die verbreitete Umnutzung bestehender Gebäude wurde erst nach 1850 von einer
neuen Bildungsarchitektur abgelöst, insbesondere um den technischen
Wissenschaften architektonischen Ausdruck zu verleihen. Die repräsentativen
Hauptgebäude griffen das barocke Schlossbauschema auf und verbanden es mit der
Idee der Universität: Aus dem Festsaal wurde etwa die festliche Aula. Statt
funktional differenzierte Räume für die unterschiedlichen Disziplinen zu bieten,
galt es, im gemeinsamen Haus der Wissenschaft zu wirken.



Technische Hochschule Charlottenburg Der Entwurf des Direktors der Bauakademie
Richard Lucae von 1877.

Nach Lucaes Tod übernahm 1878 der Präsident der Akademie der Künste, Friedrich
Hitzig, die Arbeit, der vor allem den Mittelpavillon breiter und wuchtiger
gestaltete und den drei Geschossen durch einen „noch nie gewagten Farbwechsel“
gesteigerte Sichtbarkeit verlieh.


ZÜRICH

Gottfried Sempers Polytechnikum wurde 1864 zum Vorbild für eine monumentale
Bildungsarchitektur in Europa, insbesondere für die Technischen Hochschulen in
der Ära von Hochindustrialisierung und Gründerzeit.

Technische Hochschule Charlottenburg Über drei Etagen finden alle Fachgebiete
(außer Chemie) im Hauptgebäude Platz. Große Flächen werden von Sammlungen
eingenommen, von denen viele öffentlich zugänglich waren. Neben der
Gips-Sammlung und dem Museum für Ingenieur- und Maschinenbauten auf beiden
Seiten des Vestibüls auch etwa das Beuth-Schinkel-Museum, die
Callenbach-Sammlung oder die geologische Lehrsammlung.

Größenvergleich mit dem Hauptgebäude der Friedrich-Wilhelms-Universität, der
späteren Humboldt-Universität.

Berlin Der Lichthof des 1884 fertiggestellten Hauptgebäudes der Königlich
Technischen Hochschule zu Berlin ist ein Beispiel für die repräsentative
Architektur für einen Hochschulbau neuer Größe im Deutschen Reich.

Straßburg Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurde 1872 in Elsass-Lothringen
die Kaiser-Wilhelm-Universität neu gegründet. Auch hier wurde mit einem
monumentalen Hauptgebäude ein nationaler Anspruch repräsentiert (der nach dem
Ersten Weltkrieg wieder verloren ging). Architektonisch ist die Nähe zur TH
Charlottenburg offensichtlich, etwa in Form der großen Lichthöfe. 

‹
›


WACHSTUM IM STÄDTISCHEN RAUM

Sowohl an der Universität wie auch bei der Technischen Hochschule reklamierte
ein Fach als erstes ein eigenes Gebäude: die Chemie. Ihr Beispiel sollte die
spätere Ausdifferenzierung in verschiedenartige Wissenschafts-Quartiere
bestimmen. In Mitte wurde eine Entwicklung entlang der Dorotheenstraße angelegt,
in Charlottenburg erweiterte die Chemie das Hauptgebäude zu einem
Achsen-Ensemble, das später durch den Erweiterungsbau fortgeführt wurde. 

Die neue Sichtbarkeit der technischen WissenschaftenBerlin: Die imposanten neuen
Gebäude verfehlten ihre Wirkung nicht. Das Polytechnikum oder die Technische
Hochschule wurden in vielen Städten Teil der Stadtsilhouette, eine
Sehenswürdigkeit oder auch Anknüpfungspunkt für Kommunikation, etwa in Form von
Ansichtskarten.

Berliner Universität: Dorotheenstraße
Durch die Lage in der eng bebauten neuen Stadtmitte, gestaltete sich die
Erweiterung der Berliner Universität ab den 1860er Jahren mit Instituten und der
Bibliothek schwierig und es musste schrittweise auf weiter entfernte Orte
zurückgegriffen werden.

1 Hauptgebäude (1753)
2 Chemisches Institut 1867
3 Universitätsbibliothek 1874
4 Naturwissenschaften 1878


1865 CHEMISCHES INSTITUT DER UNIVERSITÄT

Nur mit der Zusage, ein neues Laboratorium nach seinen Wünschen erbauen zu
lassen, war der Chemiker August Hofmann für Berlin zu gewinnen. Er hatte zuvor
schon in London und Bonn Labore eingerichtet. Der Bedarf an Licht und Belüftung
zeigt sich an den ungewöhnlich großen Fensterflächen. 

Technische Hochschule Charlottenburg In den verschiedenen Vorschlägen für die
Gebäude Hochschule wurden das Chemiegebäude immer separat platziert.

1 Hauptgebäude 1884
2 Chemisches Institut 1884
3 Mechanisch-technische Versuchsanstalt 1884
4 Erweiterungsbau 1902


1884 CHEMISCHES LABORATORIUM DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE

Das Chemische Institut wurde östlich vom Hauptgebäude errichtet, da meist
westlicher Wind herrschte. Mit der rasanten Entwicklung der Chemie änderten sich
auch die baulichen Anforderungen rasch, so dass für Julius Raschdorff nicht
Hoffmanns Labor Vorbild wurde. Stattdessen griff er Anregungen aus Gießen,
Zürich, London und, bezüglich des Grundrisses, Wien auf.

Natur­wissen­schaft­liches Quartier (Dorotheenstraße) Ein ganzer Straßenblock
wurde 1878 vom größten Institutsbau Europas eingenommen. Mit Blick auf Spree und
Reichstag forschten hier etwa Hermann von Helmholtz, Max Planck und Walther
Nernst...

… während im hinteren heute noch erhaltenen Block Emil Du Bois-Reymond und
Robert Koch forschten bzw. Vorträge hielten.

Vier Institute in einem Bau Als wollte sich die Universität der Zersplitterung
in Einzelfächer widersetzen, wurden die Naturwissenschaften zusammen ausgelagert
und ermöglichten etwas, was wir heute Interdisziplinarität nennen. Der
wissenschaftliche Erfolg sollte nicht ausbleiben: Es wurde ein Quartier der
Nobelpreisträger.

1 Physik 1878
2 Physiologie 1878
3 Physikalische Chemie 1883
4 Pharmakologie 1883




KONFLIKTE MIT DER STADTENTWICKLUNG

Bereits als die naturwissenschaftlichen Institute der Berliner Universität
gebaut wurden (1873-1878), mussten die Wissenschaftler darum kämpfen, dass die
vor ihrem Institut geplante Stadtbahntrasse ihre empfindlichen Experimente nicht
unmöglich machen würde. Sternbeobachtungen, chemische Experimente, physikalische
und physiologische Messungen – waren diese in der Großstadt noch möglich?



Problem Stadtbahn Dass die Stadtbahn eine Doppelkurve zwischen Hauptbahnhof und
Bahnhof Friedrichstraße macht, ist Helmholtz und Du Bois-Reymond zu verdanken.
Aber kurz nach ihrem Ableben schlug Siemens & Halske 1897 erneut vor, eine
Unterpflaster bahn direkt vor dem Physikalischen Institut vorbeizuführen…

Problem Stadtbahn Dass die Stadtbahn eine Doppelkurve zwischen Hauptbahnhof und
Bahnhof Friedrichstraße macht, ist Helmholtz und Du Bois-Reymond zu verdanken.
Aber kurz nach ihrem Ableben schlug Siemens & Halske 1897 erneut vor, eine
Unterpflaster bahn direkt vor dem Physikalischen Institut vorbeizuführen…


VON DER REPRÄSENTATION ZUR FUNKTIONALITÄT

»… ob es wohl zweckmäßig sei, mit ungewöhnlich hohen Kosten die gegenwärtig
üblichen Monumentbauten zu errichten, oder ob man sich nicht mit ganz einfachen
Nützlichkeitsbauten (etwa in Barackenform) begnügen sollte …«

Handbuch der Architektur, 1905



Das neue Chemie-Institut der Berliner Universität Der von außen eher schmucklose
Neubau war „an Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit der Arbeitsmittel von keinem
ähnlichen Institut in der Welt übertroffen”, wie Emil Fischer bei der Eröffnung
im Juli 1900 verkündete.

Das zerklüftete Gebäudeensemble tritt von der Straße aus kaum in Erscheinung und
orientiert sich nur an den Erfordernissen der Forschung.

Funktionale Institutsarchitektur der Chemie-Instituts von Emil Fischer, der 1902
den Chemie-Nobelpreis erhielt.


3 EINHEIT UND AUSLAGERUNG

Architekturen der Wissenschaft

3 Einheit und Auslagerung


EINHEIT DER WISSENSCHAFT – EINHEIT DER STANDORTE?



In der wachsenden europäischen Metropole Berlin versuchten die Universitäten im
späten 19. Jahrhundert, weitere innerstädtische Räume zu erschließen, die für
Institute, Labore, aber auch für die Sammlungen dringend benötigt wurden. In
enger Verbindung zur Stadtentwicklung konnten sie vormals industriell genutzte
Areale übernehmen. Vor allem aber gewann die Vision einer Auslagerung der
gesamten Universität an den Stadtrand an Attraktivität. Diese Vision sollte auf
lange Sicht – und unter völlig veränderten politischen Umständen – Wirkungen
zeitigen.



Lindenstraße:
Schinkels Sternwarte (1835) Die Sternwarte der Akademie von 1710 war eine der
wenigen wissenschaftlichen Einrichtungen in der unmittelbaren Nähe der
Universität. Sie wurde von ihr nach der Gründung mitgenutzt. Da die schlechte
Stadtluft die Beobachtungen erschwerte, wurde bis 1835 eine neue Sternwarte auf
Kabinettsorder von Karl Friedrich Schinkel in der Nähe des Halleschen Tors
errichtet. Ab 1889 gehörte sie zur Universität.

Lindenstraße:
Heute erinnert wenig an diesen Wissenschaftsstandort, zu dem noch weitere
Institute gehörten. Die Stadt wuchs, für Infrastrukturen der Wissenschaft blieb
immer weniger Raum. Die Sternwarte wurde 1913 abgerissen, das Grundstück
verkauft und mit dem Erlös ein neues Observatorium im Schlosspark Babelsberg
errichtet.

Neue Standorte der Universität 1830-1880

Neue Standorte der Universität 1830-1880:
1 Forum Fridericianum
2 Neue Charité und Tiermedizin 1834/1840
3 Lindenstraße (Sternwarte) 1835
4 Naturwissenschaftliches Quartier 1877-1883
5 Invalidenstraße 1878-1889


INVALIDENSTRASSE

Das Gelände vor dem Neuen Tor im Norden Berlins wurde im Volksmund „Feuerland“
genannt, weil hier Eisengießereien ansässig waren. Als diese 1872 verlagert
wurden, konnten hier Museen und Hochschulen angesiedelt werden. Neben der
Bergakademie (mit Geologischem Landesamt) und der Landwirtschaftlichen
Hochschule war es insbesondere ein Museumsbau, der für die Universität
Entlastung bringen sollte.

Das Museum für Naturkunde 1889 Das Gebäude Unter den Linden hatte seit Gründung
der Universität wachsende zoologische, mineralogische und andere naturkundliche
Sammlungen beherbergt. Nun stieß die Leitidee einer Lehre aus unmittelbarer
Anschauung an ihre räumlichen Grenzen. So wanderten 1889 unzählige Exponate in
das neue Museum für Naturkunde und ermöglichten, das Hauptgebäude nach Umbau neu
zu nutzen. 

Bergakademie 1878
Auch die Bergakademie besaß eine wissenschaftliche Ausstellung im Lichthof (wie
auch die landwirtschaftliche Hochschule).

Standort Invalidenstraße Die drei wissenschaftlichen Einrichtungen bilden eine
architektonische Einheit und dienten als Keimzelle für einen Wissenschafts- und
Museumsstandort Invalidenstraße. Architektonisch etwas weniger auftrumpfend als
die Technische Hochschule, ordneten sie sich in eine Hierarchie des Kaiserreichs
ein, die sich auch in den Gebäudegestaltungen widerspiegelt. 

Reiseführer wie der „Baedeker“ zeigen die Verbindung von Ausbildungs- und
Ausstellungsfunktion in den drei Institutionen. Auch das Naturkundemuseum hatte
neben den öffentlichen Schausammlungen streng wissenschaftliche Kollektionen.


VON DER UNIVERSITÄT INS EIGENE MUSEUM

Das hier gezeigte Tritonshorn, das Gehäuse einer Seeschnecke, wanderte 1888 wie
Tausende anderer Schneckengehäuse, Mineralien oder Wirbeltiere in das neue
Museum für Naturkunde, das nicht, wie zunächst beabsichtigt, auf der
Museumsinsel, sondern an der Invalidenstraße errichtet wurde. Mit den Objekten
waren auch die dazugehörigen Institute umgezogen und bis 2009 blieb das Museum
Teil der Humboldt-Universität.


DER TRAUM VON DER CAMPUS-UNIVERSITÄT 

Die Idee, die ganzen Berliner Universität(en) aus der Innenstadt hinaus zu
verlegen, findet sich immer wieder: etwa 1873 und in den 1890er Jahren an den
Stadtrand, um 1902 nach Dahlem, 1910 und 1925 an die Havel, 1939 an die
Heerstraße, 1960 nach Blumberg … Offenbar konnte der Traum von einer großartigen
Bildungsarchitektur auf einem Universitäts-Campus immer wieder begeistern, aber
in Berlin nie verwirklicht werden.




WETTBEWERB GROSS-BERLIN 1910

Der Entwurf von Havestadt & Contag von 1910 zeigt die Vision einer
Campus-Universität mit imposanten Gebäuden nördlich der Havel, die mit einer
Eisenbahnbrücke an die Innenstadt angeschlossen ist. 1925 sollte der
Architekturkritiker Karl Scheffler erneut dafür werben.

Dahlem
Friedrich Althoff im Preußischen Kultusministerium konnte in den 1890er Jahren
manche Professoren nicht mehr nach Berlin locken, weil Räume und Bauplätze für
attraktive Institute fehlten. Als 1901 die Domäne Dahlem aufgeteilt wurde,
kämpfte er dafür, mindestens 100 Hektar für die Wissenschaft zu reservieren.
Doch sein Plan, die gesamte Universität nach Dahlem zu verlegen, scheiterte.
Dennoch versuchte man zumindest für die Naturwissenschaften sowie für Museen und
Archive die „Reservate“ zu nutzen.

Dahlem
Erst Ende der 1960er sollte die Freie Universität sich in Dahlem einrichten, in
Arealen, deren Umrisse von der Jahrhundertwende stammten.

Ein „deutsches Oxford“?
Die umfangreichen Akten über den Ausbau Dahlems als neuem Wissenschaftsstandort
füllen Bände. Hier findet sich auch die auf Friedrich Althoff zurückgehende
Wendung von der „Begründung einer durch hervorragende Wissenschaftsstätten
bestimmten vornehmen Kolonie, eines deutschen Oxfords“ (in Klammern auf dem
Aktendeckel). Dabei war nicht an eine Nachahmung der britischen
College-Universitäten in Oxford oder Cambridge gedacht, sondern vielmehr sollten
„vornehm“ und „Oxford“ wohl in etwa das ausdrücken, was heute mit „Exzellenz“
gemeint ist.

Ein „deutsches Oxford“?
Die umfangreichen Akten über den Ausbau Dahlems als neuem Wissenschaftsstandort
füllen Bände. Hier findet sich auch die auf Friedrich Althoff zurückgehende
Wendung von der „Begründung einer durch hervorragende Wissenschaftsstätten
bestimmten vornehmen Kolonie, eines deutschen Oxfords“ (in Klammern auf dem
Aktendeckel). Dabei war nicht an eine Nachahmung der britischen
College-Universitäten in Oxford oder Cambridge gedacht, sondern vielmehr sollten
„vornehm“ und „Oxford“ wohl in etwa das ausdrücken, was heute mit „Exzellenz“
gemeint ist.


4 NEO-MONUMENTALISMUS AUF DEM CAMPUS

Architekturen der Wissenschaft

4 Neo-Monumentalismus

Das Modell US-amerikanischer Campusuniversitäten wurde im späten 19. Jahrhundert
zunehmend auch in Europa rezipiert. Neue Popularität gewann es nach dem Ersten
Weltkrieg. In den Randbezirken europäischer Großstädte ließen sich die
funktionalen Anforderungen moderner Wissenschaften in vergleichbaren Anlagen
umsetzen. Weite Flächen ermöglichten die räumliche Zusammenfassung aller
Fakultäten an einem Ort. Die alte Idee von der Einheit der Wissenschaften in der
Universität fand hier nochmals ihren Ausdruck.


VORBILDER IN MADRID UND ROM


‹
›

Spanien/Madrid: Das erste große Campusprojekt in Europa wurde in Madrid
realisiert. Hier entstand 1928-1936 die Ciudad universitaria.


DIE CAMPUS-IDEE IM NATIONAL­SOZIALISMUS



Wie in keinem anderen Land wurden im nationalsozialistischen Deutschland die
Wissenschaften instrumentalisiert und ihre Organisation zentralisiert. In den
Plänen Adolf Hitlers und Albert Speers bildete der Bau einer monumentalen
Hochschulstadt ab 1937 ein zentrales Element in der radikalen Umgestaltung
Berlins. Südlich des Olympiastadions sollte ein riesiger Komplex als Tor zur
„Reichshauptstadt Germania“ an der brutal durch die Stadt geschlagenen
Ost-West-Achse entstehen. Für die Hochschulstadt wurde auch der Neubau in Rom
als Vorbild herangezogen.




NS-HOCHSCHULSTADT

Fast alle architektonischen Entwürfe, die im ausgeschriebenen Wettbewerb
eingereicht wurden, waren von einer „maßstabslosen Übergröße“ (Wolfgang Schäche)
gekennzeichnet. Hier ein Entwurf von Otto Kohtz, in dem das Berliner
Olympiastadion klein im rechten Teil erscheint.


AUFTAKT ZU EINER TAUSENDJÄHRIGEN STADT?

Bei der Grundsteinlegung der Wehrtechnischen Fakultät 1937 betonte Adolf Hitler
die Bedeutung der „Hochschulstadt“ für die geplante Umgestaltung Berlins: „Mit
dem heutigen Tage beginnt in Berlin eine Periode baulicher Neugestaltung, die
das Bild und [...] den Charakter dieser Stadt auf das tiefste verändern wird.“
Die Wehrtechnische Fakultät, so Hitler, bildete den Auftakt für den Bau einer
„tausendjährige[n] Stadt“ und nahm die propagandistische Funktion eines
„Denkmal[s] [...] der deutschen Kultur, des deutschen Wissens und der deutschen
Kraft“ ein.

Die Fertigstellung der Hochschulstadt in Berlin war für 1950 geplant. Mit
Kriegsbeginn 1939 wurden jedoch alle Arbeiten eingestellt.


DIE WEHRTECHNISCHE FAKULTÄT



Als erster Bau der „Hochschulstadt“ wurde 1937 mit dem Bau der Wehrtechnischen
Fakultät begonnen, was den Primat kriegswichtiger Forschung ausdrückte.
Fertiggestellt wurde lediglich der Rohbau des Hauptgebäudes, nach einem Entwurf
von Hans Malwitz.

Den Zeitgenossen wurden die Ausmaße des fertiggestellten Baus (hier das
Hauptgebäude) bereits bildlich vor Augen geführt. Kriegsbedingt mussten die
Bauarbeiten eingestellt werden.

Der Rohbau wurde im Krieg zerstört. Die Reste der Trümmer liegen heute unter dem
Teufelsberg im Grunewald.


DIE TECHNISCHE HOCHSCHULE IM NATIONAL­SOZIALISMUS



An der gleichen Straßenachse gelegen wie die geplante Hochschulstadt, erhielt
das Hauptgebäude der Technischen Hochschule anlässlich des Besuchs Mussolinis
1937 einen vorgelagerten Parade- und Aufmarschplatz. Davon ist heute wenig
übrig.

Noch heute zeugen die Straßenlaternen, Teil des von Albert Speer veranlassten
Schmuckprogramms für die Ost-West-Achse, die heutige Straße des 17. Juni, von
der NS-Vergangenheit.


5 WIEDERAUFBAU NEUAUFBAU

Architekturen der Wissenschaft

5 Wiederaufbau Neuaufbau


BERLINER UNIVERSITÄT OHNE PRIORITÄT

„Arbeiter und Bauernkinder an die Universität!“ - So forderten es Sowjetische
Besatzungsmacht und, ab 1946, die SED. Zur Wiedereröffnung der Universität Unter
den Linden im Januar 1946 wurden die Gebäude nur notdürftig instandgesetzt. An
Neubauten für die Wissenschaft war nicht zu denken, denn Priorität hatten Wohn-
und Sozialbauten, um einer neuen Klasse das Studium überhaupt zu ermöglichen.
Neue Wissenschaftsbauten und Standorte gab es für die Akademie, die nach
sowjetischem Vorbild die Spitzenforschung monopolisieren sollte.



Versuche, neue Standorte für die HU zu finden, gab es mehrere. Adlershof mit den
Windkanälen und der ehemaligen Luftfahrt-Versuchsanstalt und den neuen
Akademie-Instituten bot sich für die mathematisch-naturwissenschaftliche
Fakultät an. Doch scheiterte dies 1960 am Veto des Ministeriums für
Staatssicherheit, welches dort ein Wachregiment unterhielt. Erst nach der Wende
1989/90 sollten diese Pläne in neuer Form umgesetzt werden.


„HUMBOLDT-UNIVERSITÄT“

Nicht nach Marx und Engels, sondern nach Wilhelm und Alexander von Humboldt
wurde die Berliner Universität 1949 umbenannt. Als erstes wurden die Fassaden
wiederhergestellt: Das erneuerte Portal mit dem Schriftzug „Humboldt
Universität“ im Oktober 1951. Der Sozialismus schlug sich baulich nieder im
Marx-Zitat auf der Treppe (Mai 1953) und in den Bleiglasfenstern der neuen Aula
(1962).

‹
›

Humboldt-UniversitätDurch die Teilung Berlins und insbesondere den Bau der Mauer
fand sich die Universität nicht mehr in der Mitte, sondern eher am Rande, wenn
es um den Ausbau der wissenschaftlichen Institutionen ging.


DIE NEUE TECHNISCHE UNIVERSITÄT

An der 1946 neu gegründeten Technischen Universität wusste man vor allem, was
man nicht (mehr) wollte. Der junge Architekt der TU Willy Kreuer war bereits an
der Amerika-Gedenkbibliothek beteiligt, die als Symbol für Meinungsfreiheit
geplant war. Nun kam ihm die Aufgabe zu, für „Kohle, Eisen und Stahl“ ein
Gebäude zu entwerfen, das mit Kaiserreichs- und NS-Traditionen brach. Zudem
sollte der ganze Ernst-Reuter-Platz zum „Symbol des freien Berlins“ werden.




BERGBAU UND HÜTTENWESEN

Willy Kreuers Institut für Bergbau und Hüttenwesen von (1959) ist einer der
wenigen Nachkriegsbauten in Stahlskelettkonstruktion, er hat mit Aluminium
verkleidete Säulen, die blaue Glaskörper einspannen. Der quadratisch
strukturierte Baukörper schwebt gleichsam über dem Boden.


ERNST-REUTER-PLATZ

Inspiriert von Corbusiers Ideen der „vertikalen Stadt“, entwickelte Bernhard
Hermkes eine stadtplanerische Antwort auf die Forderung nach „Demokratie als
Bauherr“. Eine offene Bebauung ohne Betonung von Achsen und Straßensternen wurde
mit einem freien Verkehrsfluss verbunden und als Antwort des freien Westens auf
die Stalinallee und den Strausberger Platz verstanden.

TU-Hauptgebäude
Zwischen 1960 und 1965 ersetzten die Architekten Kurt Dübbers und Karl-Heinz
Schwennicke die im Krieg weitgehend zerstörte Frontpartie des Hauptgebäudes
durch eine zehngeschossige Hochhausscheibe und verkleideten die Seitenflügel
neu. Damit änderte sich der Eindruck radikal: Der Altbau wurde vollständig
unkenntlich gemacht und eine rein funktionale Architektur verwirklicht.

TU-Hauptgebäude
Zwischen 1960 und 1965 ersetzten die Architekten Kurt Dübbers und Karl-Heinz
Schwennicke die im Krieg weitgehend zerstörte Frontpartie des Hauptgebäudes
durch eine zehngeschossige Hochhausscheibe und verkleideten die Seitenflügel
neu. Damit änderte sich der Eindruck radikal: Der Altbau wurde vollständig
unkenntlich gemacht und eine rein funktionale Architektur verwirklicht.


ARCHITEKTUR DER FREIHEIT

»Die Freie Universität ist … das lebendige Zeugnis für den Kampf um geistige und
kulturelle Freiheit … eine Protestgründung gegen die Unterdrückung des Geistes
durch die Steppe.«

Rektor Edwin Redslob im Kommentar zum Bauwettbewerb 1951



Henry-Ford-Bau
Der architektonische Auftakt für eine neue freie Universität war - nach der
bereits im Vorjahr eröffneten klassisch-modernen Mensa - 1954 der
Henry-Ford-Bau. Der von der amerikanischen Ford Foundation finanzierte Komplex
kombinierte das Audimax und weitere Hörsäle mit einer Bibliothek. Hell, offen,
transparent und großzügig verbanden sich amerikanische und deutsche
Stilelemente, etwa von Frank Lloyd Wright und dem Bauhaus.

Der Henry-Ford-Bau war das erste Hauptgebäude der Freien Universität.
Franz-Heinrich Sobotka und Gustav Müller gestalteten ein offenes und einladendes
Zusammenspiel der Gebäudeteile, das nach Ansicht des Gründungsrektors Edwin
Redslob eine Analogie zum Ehrenhof der Universität Unter den Linden herstellt:
Die Freie Universität greift den Forschergeist der alten, nun an die DDR
„verlorenen“ Universität auf und führt diesen in West-Berlin weiter.

Ein Erbe der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
Verlassene Gebäude der Kaiser-Wilhelm-GesellschaftInsitute und insbesondere das
Freigelände des Biologieinstituts eröffneten die Möglichkeit für einen Dahlemer
Süd-Campus als improvisierte Antwort auf die Entwicklungen Unter den Linden.
Zunächst in umliegenden Villen und im Verlauf der 1950er Jahre auch in Neubauten
untergebracht, verwandelte sich ein alter Forschungsstandort in eine
Universität, die jedoch maximal 10.000 Studenten aufnehmen konnte.

 1. Henry-Ford-Bau 1954
 2. Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik,
    1927-1945
 3. Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie 1913-1945
 4. Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie 1911-1944, heute „Hahn-Meitner-Bau“
    


„INSTRUMENT NOT MONUMENT“

Aus dem 1960 getroffenen Entschluss zum Ausbau der Hochschulen in der
Bundesrepublik gingen nicht nur neue Universitäten in Bochum, Regensburg oder
Konstanz hervor, sondern auch eine „Megastruktur“ und ein „Großrasterplan“ für
die FU Berlin. Sie setzte auf Serialität, Modularität und Fertigteilbau.



Rost- und Silberlaube
Der Siegerentwurf des Pariser Architekten-Teams wurde Candilis, Josic, Woods,
Schiedhelm wurde in zwei Bauabschnitten modifiziert verwirklicht: Rostlaube
1967-73 und Silberlaube 1975-79. Die Rasterelemente wurden für den zentralen und
südlichen Streifen etwas verändert, während im Nordstreifen kompaktere
Strukturen etwa für die Mensa verwirklicht wurden.

Plan des Unteren Geschosses entsprechend der Wettbewerbseinreichung 1963.

‹
›




6 ERBE MIT ZUKUNFT

Architekturen der Wissenschaft

6 Erbe mit Zukunft

Die architektonische Vielfalt und der besondere architektonische Reichtum der
Berliner Universitäten ist im Verlauf von mehr als zwei Jahrhunderten stetig
gewachsen – und wächst weiterhin. Heute stehen neben altehrwürdigen Gebäuden
hochmoderne neue Gehäuse für die Wissenschaften.




DAS ÄLTESTE LEHRGEBÄUDE

Mit ihren Gebäuden bewahren die Berliner Universitäten ein reiches kulturelles
Erbe. Nach behutsamen Renovierungen füllt heute neues Leben die alten Mauern.
Herausragendes Beispiel ist die Wiederherstellung des ältesten erhaltenen
Lehrgebäudes in Berlin, des Tieranatomischen Theaters von 1790.


EIN TECHNISCHES WAHRZEICHEN

Seit 2017 erstrahlt die 1974 eröffnete „Rosa Röhre“, der Umlauftank der
Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau der Technischen Universität, in
neuem Glanz.

Der Bestand wird freilich nicht nur bewahrt, sondern auch dynamisch
weiterentwickelt und an die Bedingungen einer lebendigen Wissensgesellschaft
angepasst. Besonders spektakulär gelungen ist dies im Bibliotheksbau.



Humboldt-Universität
Mit dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, der Universitätsbibliothek der
Humboldt-Universität, wurde 2009 ein spektakulärer Wissensspeicher in der Mitte
Berlins eröffnet. Max Dudler, der Architekt des Grimm-Zentrums, beschreibt es
prägnant als einen Ort, an dem „im humboldtschen Sinne Wissensgebiete
zusammengeführt werden – und zugleich die Besucher angeregt, die Grenzen dieser
Gebiete im wahrsten Sinne des Wortes zu überschreiten.“

Humboldt-Universität
Mit dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, der Universitätsbibliothek der
Humboldt-Universität, wurde 2009 ein spektakulärer Wissensspeicher in der Mitte
Berlins eröffnet. Max Dudler, der Architekt des Grimm-Zentrums, beschreibt es
prägnant als einen Ort, an dem „im humboldtschen Sinne Wissensgebiete
zusammengeführt werden – und zugleich die Besucher angeregt, die Grenzen dieser
Gebiete im wahrsten Sinne des Wortes zu überschreiten.“

Technische Universität und Universität der Künste
In Charlottenburg wurde 2004 eine neue Universitätsbibliothek eröffnet, die
gleich zwei Universitäten dient.

Technische Universität und Universität der Künste
In Charlottenburg wurde 2004 eine neue Universitätsbibliothek eröffnet, die
gleich zwei Universitäten dient.

Freie Universität
2005 wurde auch die neue Philologische Bibliothek der Freien Universität
eröffnet, die die Struktur der Rostlaube produktiv aufgebrochen hat. „The
Brain“, „das Gehirn“, wie der Bau Sir Norman Fosters genannt wird, führt den
avantgardistischen Anspruch des Standorts fort und verbindet aufregende Ästhetik
mit zukunftsweisender Gebäudetechnik.  

Freie Universität
2005 wurde auch die neue Philologische Bibliothek der Freien Universität
eröffnet, die die Struktur der Rostlaube produktiv aufgebrochen hat. „The
Brain“, „das Gehirn“, wie der Bau Sir Norman Fosters genannt wird, führt den
avantgardistischen Anspruch des Standorts fort und verbindet aufregende Ästhetik
mit zukunftsweisender Gebäudetechnik.  

Cambridge
Die neue Bibliothek der Freien Universität war inspiriert von der Squire Law
Library in Cambridge, die ebenfalls nach einem Entwurf Norman Fosters 1996
fertiggestellt wurde.

Bauen für die Wissenschaft: Auf allen Campi der Berliner Universitäten entstehen
neue Gebäude.


‹
›

Anspruchsvolle Architektur für die Wissenschaft hat in Berlin nicht nur
Geschichte, sondern auch Zukunft. In dieser dynamischen Stadt im Herzen Europas
lebt das kulturelle Erbe weiter. Neue Bauten für die Wissenschaft sind in
Entstehung begriffen oder befinden sich in Planung. Auch sie werden, das ist
sicher, das europäische Kulturerbe bereichern.

Zurück zum Anfang

AdlershofIm Lise-Meitner-Haus findet das Institut für Physik deise-Meitner-Haus
findet das Institut für Physik der Humboldt-Universität seit 2003 eine neue
Heimstatt auf dem Campus Adlershof.


ANIMATION 1565-2019


ZUM PROJEKT:
ARCHITEKTUREN DER WISSENSCHAFT

Architectures of Science

Zum Projekt

DAS EUROPÄISCHE KULTURERBEJAHR 2018 GAB DEN ANLASS FÜR DIE HIER DOKUMENTIERTE
AUSSTELLUNG. SIE WURDE IN ALLEN DREI BERLINER UNIVERSITÄTEN GEZEIGT, UND SO
WURDE DIE DISKUSSION ÜBER WISSENSCHAFTSARCHITEKTUR IN IHRE HISTORISCHEN GEHÄUSE
DER WISSENSCHAFT ZURÜCKGETRAGEN, AUCH UM EINEN ANSTOSS FÜR DAS NACHDENKEN ÜBER
WISSENSCHAFTSARCHITEKTUREN DER ZUKUNFT ZU GEBEN.

WIR HABEN UNS BEI UNSERER FRAGE NACH DEM ORT DER WISSENSCHAFT IN DER STADT
LEITEN LASSEN VON DER WUNDERBAREN VORSTELLUNG DES BERLINER WISSENSCHAFTS- UND
UNIVERSITÄTSHISTORIKERS RÜDIGER VOM BRUCH, DER DEN BEGRIFF DER „WISSENSCHAFT IM
GEHÄUSE“ GEPRÄGT HAT. DAMIT SIND ÜBER DIE INSTITUTIONELLEN RAHMENBEDINGUNGEN
HINAUS AUCH DIE KONKRETEN ORTE GEMEINT, DIE HÖRSÄLE UND LABORE ODER
BIBLIOTHEKEN, DIE DIE WISSENSPRODUKTION ERMÖGLICHEN. GEHÄUSE GIBT ES ALS
MUSCHELN ODER SCHNECKENGEHÄUSE, ES MEINT ABER AUCH DEN KERN EINES APFELS, BEI
DEM DIE SAMEN IN DER FRUCHT EINGESCHLOSSEN SIND. DARÜBER HINAUS KANN EIN GEHÄUSE
EIN SCHUTZGEHÄUSE SEIN, Z.B. FÜR EINE UHR MIT IHREM ZARTEN UHRWERK.

DIESES WEITE BEDEUTUNGSFELD ÜBERTRÄGT SICH AUF DIE FRAGE, WAS ES BEDEUTET: FÜR
DIE WISSENSCHAFT ZU BAUEN. DIE ARCHITEKTONISCHE FORM, DIE DEN NATUR- UND LEBENS-
WIE DEN GEISTESWISSENSCHAFTEN EIN GEHÄUSE GEBEN SOLL UND DIE DIE UNIVERSITÄT IN
DER STADT POSITIONIERT, VERBINDET DIE SICH AUSDIFFERENZIERENDEN WISSENSCHAFTEN
MIT DER METROPOLE.

INDEM WIR AUF DIE URSPRÜNGLICHEN KONZEPTIONEN FOKUSSIEREN UND DAS KOMPLIZIERTE
„LEBEN“, DIE VIELFÄLTIGEN UMBAUTEN UND UMNUTZUNGEN DER EINZELNEN GEBÄUDE
AUSKLAMMERN, KONNTEN WIR AUCH UNGEBAUTE PROJEKTE UND GRANDIOSE, ABER
GESCHEITERTE PLÄNE EINBINDEN UND ZEIGEN, WIE SICH DER ARCHITEKTURDISKURS DER
EUROPÄISCHEN METROPOLEN IN IHNEN NIEDERSCHLUG.

DIE BERLINER ARCHITEKTUREN DER WISSENSCHAFT VEREINEN IN SICH REPRÄSENTATIVITÄT
UND FUNKTIONALITÄT, SIE ERZÄHLEN VON SELBSTBEWUSSTSEIN UND MACHT, VON HYBRIS,
ZERSTÖRUNG UND NEUBEGINN, UND SIE ZEIGEN, WIE GLEICHZEITIG EINE REICHE TRADITION
BEWAHRT UND NEUES GESCHAFFEN WIRD. AUF DIESE WEISE BILDEN DIE ARCHITEKTUREN DER
WISSENSCHAFT IN BERLIN EINEN LEBENDIGEN TEIL DES EUROPÄISCHEN KULTURERBES.


WEITERE INFORMATIONEN

https://www.wissenschaft-in-der-stadt.hu-berlin.de/

Ausstellungsbroschüre:


Publikation:


Zum Anfang der Seite




AUSSTELLUNG

Idee und Konzeption

Gabriele Metzler, Arne Schirrmacher

Mitarbeit

Leon Blohm, Nils Exner, Sascha Morawe, Paul Morawski, Victoria Thum, Maren
Wienigk, Mona Wischhoff

Gestaltung

Konrad Angermüller, Sarah K. Becker, Katharina von Hagenow, Rosanna Wischoff

Übersetzung

Jim Cambell, Christopher Hüttmansberger, Arne Schirrmacher

In Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin

Finanziert von

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Deutsche Stiftung
Denkmalschutz, Humboldt-Universität zu Berlin, Stiftung Deutsche Klassenlotterie
Berlin

Mit freundlicher Unterstützung des Tieranatomischen Theaters


ONLINE-AUSSTELLUNG

Umsetzung

Arne Schirrmacher

Koordination

Laura Haßler

Design

anschlaege.de

Die Verantwortlichen haben sich entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen des
Urheberrechts bemüht, alle Rechteinhaber zu ermitteln. Sollten dennoch nicht
berücksichtigte Ansprüche bestehen, sind wir für Benachrichtigungen dankbar.

Es gilt die Datenschutzverordnung der Humboldt-Universität zu Berlin

 * Frühes 18. Jh.
 * Spätes 18. Jh.
 * Frühes 19. Jh.
 * Spätes 19. Jh.
 * Frühes 20. Jh.
 * Spätes 20. Jh.

seit 1565
Im Stadtschloss


Die Kunstkammer enthält erste wissenschaftliche Instrumente und naturkundliche
Sammlungen



1710
Die ersten Wissenschaftsbauten außerhalb des Festungsgrabens


Observatorium und Anatomie der Akademie

Charité



bis 1809
Ein Forum der Wissenschaften entsteht

Königliche Bibliothek (1780)

das Prinz-Heinrich-Palais wird Universitätsgebäude (1809)



frühes 19. Jh.
Eine frühe Berliner Wissenschaftslandschaft


Tiermedizin

Ausbau der Charité

Bauakademie

neue Sternwarte



spätes 19. Jh.
Disziplinenbildung und Institutsbauten


Chemie



Neue Chemie



Physik

Geologie/ Landwirtschaft/ Biologie

Technik



frühes 20. Jh.
Einheit und Auslagerung


ab 1900 Dahlem: Botanischer Garten, Kaiser-Wilhelm-Institute

1910 Universität an der Havel

1912/1933 Adlershof: Versuchsanstalt für Luftfahrt

1930 Buch: Hirnforschung (außerhalb der Karte)

1937 Charlottenburg: NS-Hochschulstadt



nach 1945
Geteilte Stadt, geteilte Wissenschaft


die Humboldt-Universität, Versuche der Erweiterung

die Technische Universität erneuert sich

die Freie Universität entsteht in Dahlem

Adlershof wird Akademie- und Universitätsstandort