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 * Öffnung
 * Spuren, Untersuchung
 * Gewinnung
 * Vernässung
 * Haldenrutsch Gessen
 * Sprengung Tagebau Lichtenberg
 * Lichtenberg
 * Ronneburg.Semipalatinsk
 * Vermessung
 * Revitalisierung
 * Den Boden bereiten

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 * Essay von
   Jörg Wunderlich

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ÜBERSTRAHLT. METAMORPHOSE EINER LANDSCHAFT


MALEREI UND GRAFIK VON WOLFGANG SCHWARZENTRUB




METAMORPHOSE EINER OSTTHÜRINGER LANDSCHAFT.
EIN KÜNSTLERISCHER AUFARBEITUNGSPROZESS

Bildbeschreibungen von Constanze Müller

Wolfgang Schwarzentrub (geboren 1954 in Gera) erzählt in seinem Zyklus zum
Uranabbau bei Ronneburg vom Veränderungswillen des Menschen, der dabei zur
Ressourcengewinnung gleichzeitig gewalttätig und verschandelnd, andererseits
auch gestaltend nach einem bestimmten Konzept agiert. Mit seinen Arbeiten stellt
Schwarzentrub die Frage, ob beide Methoden nicht eigentlich funktionsgetrieben
und ausbeutend sind, nur zu unterschiedlichen Zwecken: Denn auch bei
Revitalisierungsprozessen wie in dieser Region werden die Gebiete niemals
gänzlich der Natur zurückgegeben. Würde der Mensch nicht eingreifen, die Natur
holte sich das verlorene Terrain zurück. Warum also lässt man keine Wildheit zu
— war dieses Areal als Raum für den Menschen zuvor doch auch nicht vorhanden.
Die Antwort liegt in unserem Verständnis von Landschaft und dem Umgang mit der
Natur begründet. Der Zyklus zeigt, dass Natur im Anthropozän eine permanente
Nutzung erfährt, eine stetige Gestaltung dieser zu einer Landschaft nach
menschlichem Vorbild und Bedarf.

In seinem Zyklus stellt Wolfgang Schwarzentrub zwar nicht in rein
chronologischer Weise, jedoch den Prozess des Uranabbaus und den Weg zur
Veränderung der Landschaft betonend, zehn Bilder vor, die jeweils einen anderen
Aspekt dieses Prozesses fokussieren. Die Abfolge beginnt mit der Öffnung der
Erde. In verschiedenen weiteren Bildern wird der dauerhafte Prozess des Abbauens
während der Zeit der DDR dargestellt bis hin zu den Revitalisierungsplänen der
Nachwendezeit. Die Titel der einzelnen Arbeiten geben erläuternd Hinweise
darauf, was dargestellt ist.

Aus seinem autobiografischen Erleben als Künstler, der in Kaimberg nahe dem
Gessental aufgewachsen ist, arbeitete er sich am Zyklus ab und versuchte „das,
was da geschah“ zu erfassen und zu verstehen. Seine Auseinandersetzung bildet
einen Blick in die Vergangenheit, der die Zukunft befragt.

Die zehn gleichformatigen Acrylgemälde mit einer Größe von 120×140cm sind 2017
entstanden und wurden auch parallel bearbeitet. Diese Gleichzeitigkeit spiegelt
sich in einer wiederholenden Verwendung der Farben oder der Strukturen. Jedes
Bild basiert auf verschiedenen Vorskizzen, in denen sich der Künstler den
Bildmotiven vor Ort genähert hat. Vom konkreten Motiv bewegte er sich in der
Auseinandersetzung mit den Geschehnissen immer weiter zu einer gestischen
Abstraktion, die persönliche Eindrücke und Erfahrungen sowie Gefühle zum
Erlebensprozess reflektieren. Durch Übermalungen ist sein Abarbeitungsprozess am
Schicksal der Heimat erkennbar.

Seine Werkzeuge nur andeutend, gestaltete Schwarzentrub alleinig mittels Gestik,
Farbduktus und Farbauftrag. In der Anwendung verschiedener Maltechniken werden
die Energien sichtbar, die der Künstler thematisiert.


DAS GESSENTAL

© OpenStreetMap contributors

Das Gessental ist ein ca. 7 km langes Seitental der Weißen Elster und reicht von
der Ronneburger Hochfläche bis zur tiefer gelegenen Elsteraue bei Gera-Pforten.
Inmitten des von Landwirtschaft geprägten Gebietes hat sich auf Grund
jahrtausendlanger menschlicher Siedlungstätigkeit eine vielgestaltige
Kulturlandschaft erhalten. In der Talaue schlängelt sich der Gessenbach, gesäumt
von knorrigen und jungen Kopfweiden. Die bemerkenswerte Vielfalt des Tales zeigt
sich heute in 34 verschiedenen Biotoptypen auf nur 3 bis 4 km² Fläche mit über
400 Pflanzenarten, über 600 Käfer-, über 400 Schmetterlingsarten und 82
Brutvogelarten.

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts galt das Tal des Gessenbaches als eines der
landschaftlich reizvollsten Gebiete in unmittelbarer Umgebung der damaligen
Kurstadt Ronneburg und der fürstlichen Residenzstadt Gera. Beliebt waren
Wanderungen zwischen beiden Städten. Sie führten durch alte dörfliche Siedlungen
wie Collis und Gessen und vorbei an einer Vielzahl von Wassermühlen.

Zwischen 1947 und 1990 wurden oberes und z. T. mittleres Gessental durch den
Uranerzbergbau völlig verändert. Die Dörfer Schmirchau und Gessen verschwanden
durch den Bau des Lichtenberger Tagebaues, in das Gewässersystem wurde massiv
eingegriffen. Mit der Entwicklung des Uranerzbergbaues um Ronneburg und im
oberen Gessental wurde die Bahnlinie zwischen 1952 und 1990 zum täglichen
Tranportmittel für eine große Zahl von Bergarbeitern zu den Ronneburger
Schächten. Allerdings machte sich bereits 1966 eine Streckenverlegung der
„Gessental-Bahn“ durch den Lammsbachgrund erforderlich. Durch Rutschung der
Nordhalde wurde die Ortschaft Gessen z. T. verschüttet und die Verlegung der
Bahnlinie unumgänglich.

Der erforderliche Neubau von Bahndämmen für die neue Streckenführung riegelt
seit 1968 das Gessental ab und veränderte dessen Charakter wesentlich. Erst im
Rahmen der Gestaltung der Neuen Landschaft zur Bundesgartenschau Gera und
Ronneburg 2007 wurde das Gessental im Oktober 2004 durch Brückenbau und
Bahndammöffnung wieder durchgängig begehbar.

(Quelle: Sonderausstellung des Museums für Naturkunde der Stadt Gera)

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ÖFFNUNG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
0:40

Das Bild Öffnung stellt den Einstieg in den Zyklus dar. Es zeigt den ersten
Schritt im Abbauprozess, nämlich das Suchen, das Bohren, das Öffnen der Erde und
das vertiefende Graben bis das gesuchte Material zum Vorschein kommt.

In der Mythologie übernahmen früher Zwerge das Eindringen in die Erde, da sie —
in Anlehnung an die Vorstellung von Elementargeistern — in der Erde oder sehr
nah am Boden wohnten und die Elemente der Erde bewachten. Das kleine Haus der
sieben Zwerge im Märchen Schneewittchen zeugt von dieser Vorstellung. In
früheren Zeiten, als die Menschen die Dinge der Erde als ‚beseelt‘ begriffen,
stellte die Erde und alles in ihr liegende, die Höhlen, Grotten oder Tunnel,
Orte des Geheimnisses und des Gefährlichen dar. Noch in Zeiten Goethes, also im
18. Jahrhundert, wurden die Elemente der Erde als magisch oder ‚geistig‘
angesehen, die von Zaubern berührt waren. So folgte man der
„Elementargeisterlehre“ von Paracelsus. Auch der bergbauaffine Schriftsteller
Novalis, der „Erfinder“ des Symbols der Blauen Blume in der Romantik,
entwickelte im Kontext seiner bergbaulichen Forschungen an der Bergakademie in
Freiberg die Vorstellung von der Durchdringung der Welt und ihrer Dinge mit dem
Geistigen. Erst mit der Industrialisierung und der damit verbundenen
Unterwerfung der Natur durch Maschinen und Technik verlor der Mensch
weitestgehend die Ehrfurcht vor der Erde und war dazu in der Lage, mit
ungeheurer Gewalt auf sie einzuwirken.

Die hier dargestellte „Öffnung“ ist also kein vorsichtiges Herantasten, sondern
ein Eindringen in die Tiefen und ein Hervorbringen des gesuchten Materials. Die
Spuren, die an der Erde hinterlassen werden und die Schwarzentrub mittels
verlaufenden Strukturen sichtbar macht, verstärken den Eindruck des Eindringens
und Bohrens, das alles mit sich reißt, was in der Umgebung ist. Wie ein Sog
werden die Schichten der Erde in die Tiefe gezogen und miteinander vermengt. Die
Öffnung der Erde um Bodenschätze zu fördern und ihre Standorte auszumachen, ist
eine gezielte Zerstörung, die auch durch die Farbwahl deutlich wird. Einerseits
entspricht der Grau-Schwarzton der chemischen Veränderung, die hervortritt, wenn
der Boden an uranhaltigen Stellen „geöffnet“ wird — das zunächst zu fördernde
Material ist der Uraninit, ein pechschwarzer Stein, auch Pechblende genannt, der
neben Uran verschiedene weitere Metallarten enthält und radioaktiv ist. In einem
langwierigen Auswaschungsprozess werden die ungewollten Stoffe vom begehrten
Uran getrennt — eine Technik, die immense Kubikmeter Wasser benötigte und damit
höchst umweltschädigend war.

Andererseits symbolisiert die dunkle Farbe das Tiefe und Abgründige der Erde,
deren Innenleben aufgerissen wird. Dass das Bild dominierende Gelb, welches an
den Stellen, wo es auf das Blau trifft, unangenehm Grün-Gelb zu wirken beginnt,
mag dem Betrachter gleichzeitig Gefahr anzeigen und auf ungesunde chemische
Prozesse hinweisen, die mit dem Uranabbau einhergehen. So erinnert dieser
Gelbton auch an das Zeichen für Radioaktivität.

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> ”Aufgewachsen bin ich in Kaimberg, einem zu Gera eingemeindeten Dorf in
> Ostthüringen. Zwischen Kaimberg und der nicht weit entfernten Stadt Ronneburg,
> befand sich im Tal gelegen das Dorf Gessen. Als Kind konnte ich dem
> ortsansässigen Schneidermeister beim Kürzen von Hosen zusehen oder zu
> sonntäglichen Spaziergängen die Talmühle mit dem Gondelteich erleben und eine
> Waldmeisterlimonade genießen. Zu dieser Zeit hatte die SDAG Wismut schon seit
> etwa 10 Jahren mit dem Uranerzbergbau in der Region um Ronneburg begonnen und
> die sogenannten Gessenhalden, auch Nordhalden genannt, wuchsen ab 1962 täglich
> an. Zunächst waren diese noch auf Distanz zum Ort.“

Paul Neidhardt (1873–1951): Grobsdorf mit Gessenmühle, 1920, Öl auf Leinwand
© Kunstsammlung Gera
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Annerose Kirchner: Spurlos verschwunden. Dörfer in Thüringen – Opfer des
Uranabbaus, Christoph Links Verlag GmbH Berlin, Seite 141/142
3:10


DIE WASSERMÜHLEN IM GESSENTAL

Entlang des Gessenbachs und dem Kleinen Gessenbach wurden seit dem 15.
Jahrhundert bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts sieben Wassermühlen
als Kornmühlen und Sägewerk betrieben. Neben der bäuerlichen Nutzung lockten die
gleichermaßen als Ausflugslokale betriebenene Mühlen in Collis und Gessen
zahlreiche Gäste aus Gera und Ronneburg ins Tal zum Wandern und zur Erholung.

Die Stein-Mühle war die erste Wassermühle im Oberlauf des Gessenbachs, unterhalb
vom Ronneburger Schloss gelegen. Ersterwähnung 1486, 1987 erfolgte der Abriss
wegen Baufälligkeit. Das Bild zeigt den Mühlstein. Bild vergrößern Mittelmühle,
Ersterwähnung 1486, bis 1929 als Mahlmühle betrieben, danach Wohnhaus, 2004
wegen Baufälligkeit abgerissen. Bild vergrößern Zweifels-Mühle, zwei
zusammenfließende Bäche gaben den Namen, Zweifall-Mühle von 1630 bis 1959 in
Betrieb, wurde Ende der 1960er Jahre für Betriebsflächen des Uranbergbaus
abgerissen. Bild vergrößern Die Tal-Mühle am kleinen Gessenbach, nahe des Dorfes
Gessen gelegen, betrieb gleichzeitig ein beliebtes Ausflugslokal mit
Gondelstation am Mühlteich. Bild vergrößern Die Gessen-Mühle wird erstmals 1450
erwähnt und wurde nach dem Haldenrutsch von 1966 mit dem Dorf 1968 abgerissen.
Bild vergrößern Die Collis-Mühle wird erstmals 1495 als Mahl- und Schneidemühle
erwähnt. Nach dem Brand 1867 erfolgte der Umbau zu einer beliebten
Ausflugsgaststätte. Nach der Schließung 1953 wird sie heute noch für Gewerbe und
Wohnen genutzt. Bild vergrößern Die Pfortener Mühle wurde 1741 erbaut und als
Mahl- und Schneidemühle genutzt und später auch als Ölmühle bis 1895 betrieben.
Bis 1928 standen noch die Mühlengebäude, von denen aber nur Reste der alten
Gebäudesubstanz vorhanden sind. Heute steht dort das Wohnhaus. Bild vergrößern
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SPUREN, UNTERSUCHUNG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
0:26

Im Bild Spuren, Untersuchung verdeutlicht Schwarzentrub die ungeheure Kraft des
Chaos, der urwüchsigen, titanenhaften Gewalten, die das Aufbrechen und
Untersuchen der Erdschichten mit sich bringt. Wilde Gestiken evozieren eine
Dynamik des Wülens, des Buddelns und Grabens, das die ungeheuren Massen an Erde
zeigen soll, die durch die Bagger bewegt werden. Sie verdeutlichen auch den
Eindruck von Gefahr und Verschlingen, das alles mit sich reißt; chancenlos zu
überleben.

Uran lag bei Ronneburg in einer Tiefe von mehreren hundert Metern und wurde im
offenen Tagebau, aber auch unterirdisch abgebaut. Die oberen Erdschichten wurden
mithilfe großer Schaufelradbagger abgetragen, in den Abraum hinter dem Bagger
verfrachtet und anschließend zu großen Halden aufgetürmt. Die vier
spitzkegligen, schwarzgrauen Ronneburger Abraumhalden, die für Jahrzehnte und
Generationen landschaftsprägend und identitätsstiftend waren, entstanden durch
das Abtragen der „unnützen“, oberen Erdschichten. In der Negativform entstand
ein terrassenförmiger Abraum.

Die Darstellung reflektiert auch autobiografische Erfahrungen von Wolfgang
Schwarzentrub, der das „Eingraben“ der Bagger und deren Folgen bereits als Kind
um seinen Heimatort miterlebte. Der Ronneburger Tagebau wurde ab 1946 extensiv
ausgebaut und verschlang bis 1990 ein Terrain von ca. 140 Hektar auf dem
150 Millionen Kubikmeter Erde bewegt wurden. Das Uran aus dem größten
Uranvorkommen Europas wurde in die Sowjetunion transportiert und dort zur
Atomproduktion eingesetzt.

Die gestischen Farbspuren zeugen von der Vermischung der Erdschichten, die der
Umwuchtungsprozess hervorrief. Die Gewalt und Krafteinwirkung, die Bagger und
andere technische Geräte an der Erde vornahmen, sind wiederum als unsichtbare
„Geister der menschlichen Zerstörung“ erkennbar, die Spuren und Fakten schaffen,
ohne, dass sie im Bild konkret sichtbar sind. Die Dynamik der Farbspuren sowie
die Pinselbewegungen leiten den Blick des Betrachters auf ein Zentrum im unteren
rechten Teil des Bildes. Ist hier der Schatz vergraben?

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STUDIEN UND SKIZZEN VON 1984 BIS 1987

Ronneburger Kegelhalden (Skizze), 1984, Bleistift auf Papier, 25×30,5 cm Bild
vergrößern Halden bei Kauern I, 1986, Tempera auf Papier, 35×47 cm Bild
vergrößern Halden bei Lichtenberg, 1986, Tempera auf Papier, 35×46 cm Bild
vergrößern Halden bei Kauern II, 1986, Tempera auf Papier, 36×48 cm Bild
vergrößern Halden bei Kauern III, 1987, Tempera, Öl auf Papier, 35×46 cm Bild
vergrößern Halden bei Kauern IV, 1987, Aquarell auf Papier, 36×48 cm Bild
vergrößern Bei Lichtenberg II, 1988, Tempera auf Papier, 36×48 cm Bild
vergrößern Bei Lichtenberg, 1988, Tempera auf Papier, 37×50 cm Bild vergrößern
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GEWINNUNG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
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Im dritten Bild Gewinnung wird der Abbau von Uranerz wie in einem unterirdischen
Labyrinth gezeigt. Verschiedene Ebenen, die durch Strukturelemente an Brücken,
Lianen oder Seile erinnern, verzahnen sich ineinander, geben Durchblicke und
Einblicke preis oder verdecken das, was man als Betrachter gerade zu erkennen
glaubte. In diesem Bild ist die Arbeitsweise des Künstlers wohl am stärksten
nachvollziehbar — Ebenen der Abstraktion liegen übereinander, so dass das
konkrete Abbild der Szene noch erahnbar ist, jedoch von abstrakten Formen und
Farbspielen immer stärker übermalt wird. Der Suchprozess des Künstlers, eine
Form, ein Bild für diese gewaltsamen Prozesse zu finden, wird nachempfindbar.

Die irre Perspektive und Raumwirkung sowie die Verwendung der Farbe
verdeutlichen jedoch auf der Bedeutungsebene auch erzählende Momente. So bilden
die gelben Flächen Referenzen zum Ablauf des Arbeitens unter Tage — im Dunkeln
erhellen Scheinwerferlichter die Szenerie. Die lianenartigen Gebilde erinnern an
Rohre, die das eindringende Wasser bändigen und durch ein verzweigtes
Rohrleitungssystem abpumpen. Das unterirdische Infrastruktursystem bestand aus
einem Netz von Rohrleitungen und Schienensträngen tausender Kilometer. Der im
Tal verlaufende Gessenbach wird durch die Blautöne erinnert. Insgesamt lässt das
Bild die enorme Logistik, sowie die aufgewendete Organisationskraft erahnen, die
die technischen, menschlichen Erfindungen benötigen um diese immense
Gewaltanwendung an der Erde auszuüben.

Gleich dem Titel Gewinnung kann hier auch von einer Gewinnung des Erkennens
gesprochen werden, da das Bild die einzelnen Verständnisebenen, die der Künstler
in seiner Arbeit untersuchte, offen zeigt. Die Farbe bleibt zudem als Struktur-
und Bedeutungselement sichtbar und erzählt damit als Werkzeug des Künstlers von
dessen Annäherungs- und Verstehensprozess, die Einflussnahme des Menschen zu
verstehen und zu begreifen. Schwarzentrub verwendet die Farbe hier nicht als
illusionistisches Mittel, sondern bezieht ihre Materialität ganz bewusst als
verständnisförderndes Material mit ein.

weiterlesen




STUDIEN ZUM ABBAU

Abbau mit Kipper und Bagger (Studie), 2017, Kreide, Farbstift über Kopie,
18×24 cmBild vergrößern Abbau mit Raupe (Studie), 2017, Kreide Collage über
Papier, 20×25 cmBild vergrößern Im Tagebau mit Kipper (Studie), 2017, Kreide,
Faserstift über Kopie, 28×35 cmBild vergrößern Im Tagebau mit Raupe (Studie),
2017, Kopie von Studie, 28×35 cmBild vergrößern Kipper im Tagebau (Studie),
2017, Acryl, Kreide auf Papier, 50,0×64,5 cmBild vergrößern Tagebau Lichtenberg
(Studie), 2017, Kreide, Faserstift über Kopie, 19,5×24 cmBild vergrößern
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VERNÄSSUNG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
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Im Bild Vernässung wird der Prozess der steten Verwässerung, d. h. der nötigen
ständigen Befeuchtung der Halden wie auch der austretenden Flüssigkeiten
reflektiert. Aufgrund chemischer Reaktionen schwelten die Halden permanent und
verbreiteten einen bestimmten, identitätsstiftenden Geruch in der Umgebung, der
die Nähe der Halden bereits im Voraus ankündigte. Anwohner*innen berichteten,
dass nach der Intensität des Geruchs die Windrichtung bestimmbar war und damit
Wettervorhersagen gemacht werden konnten.

Ähnlich wie im Bild Gewinnung sind auch hier die Rohrleitungen und die
Strukturen des Erdinneren während des unterirdischen Uranabbaus offengelegt und
sichtbar. Als unnatürliche Gebilde, die von Menschen geschaffen, geglättet und
maschinell hergestellt wurden, stehen die Rohrverzweigungen im Kontrast zur
aufgewühlten, chaoshaften „Landschaft“ des Untergrundes. Die rostrote Farbe
reflektiert die Farbigkeit der Flüssigkeiten, die sich sammelten — ein Gemisch
aus dem Rost der Rohrleitungen — die Wasser, Kälte und Wärme ausgesetzt waren
und dadurch einen hohen Verschleiß hatten — wie auch aus dem Gemisch der
ausgewaschenen Erdschichten, in denen sich Eisen und an- dere Metalle befanden.

Wie zwei verschiedene Welten treffen hier menschengemachte Technik und Natur
aufeinander. Fast schon kämpfend greifen sie nacheinander, schlingen sich um
sich oder ziehen sich gegenseitig die Energie „aus den Adern“. Die irre
Perspektive und Raumwirkung sowie die Verwendung der Farbe verdeutlichen jedoch
auf der Bedeutungsebene auch erzählende Momente. So bilden die gelben Flächen
Referenzen zum Ablauf des Arbeitens unter Tage — im Dunkeln erhellen
Scheinwerferlichter die Szenerie. Die lianenartigen Gebilde erinnern an Rohre,
die das eindringende Wasser bändigen und durch ein verzweigtes
Rohrleitungssystem abpumpen. Das unterirdische Infrastruktursystem bestand aus
einem Netz von Rohrleitungen und Schienensträngen tausender Kilometer. Der im
Tal verlaufende Gessenbach wird durch die Blautöne erinnert. Insgesamt lässt das
Bild die enorme Logistik, sowie die aufgewendete Organisationskraft erahnen, die
die technischen, menschlichen Erfindungen benötigen um diese immense
Gewaltanwendung an der Erde auszuüben.

Gleich dem Titel Gewinnung kann hier auch von einer Gewinnung des Erkennens
gesprochen werden, da das Bild die einzelnen Verständnisebenen, die der Künstler
in seiner Arbeit untersuchte, offen zeigt. Die Farbe bleibt zudem als Struktur-
und Bedeutungselement sichtbar und erzählt damit als Werkzeug des Künstlers von
dessen Annäherungs- und Verstehensprozess, die Einflussnahme des Menschen zu
verstehen und zu begreifen. Schwarzentrub verwendet die Farbe hier nicht als
illusionistisches Mittel, sondern bezieht ihre Materialität ganz bewusst als
verständnisförderndes Material mit ein.

weiterlesen

> ”Mit Neugier, großem Respekt und Interesse wurde dieses Gebiet von mir
> erkundet, zwischen gelblichen Dämpfen im herabrollenden Gestein wurde dort
> auch manchmal nach ‚Katzengold‘ gesucht. Die mit bläulichem Morast verdreckten
> SIL-Kipper auf der Rollstraße machten einen ungeheuren und mächtigen Eindruck
> auf mich. Die Fahrradtouren nach Ronneburg zu den Urgroßeltern führten mich
> durch Gessen, vorbei am ewig bellenden weißen Spitz am großen Hoftor, weiter
> entlang am Friedhof ins Tal hinein. Dort wurden die Geräusche der nahen
> Kipper, der Geruch des feuchten schon eisenhaltigen Bodens und die nach Gummi
> und Diesel riechende warme Luft aus dem Bewetterungsschacht bis zur
> Mittelmühle vorm Mühlteich mitgenommen. In Ronneburg gab es dann ein
> Kinderbier, das ‚Doppel-Caramel‘.“


MINERALIEN IM RAUM RONNEBURG

Die im Ronneburger Raum nachgewiesenen 73 Minerale blieben von der SDAG Wismut
weitgehend unbeachtet. Für die „Wismuter“ galt natürlich ein generelles
Sammelverbot, aber dennoch gelangten einige dieser kleinen Kostbarkeiten auf
verschiedenen Umwegen als Schaustücke in die Schrankwände der häuslichen
Wohnungen. Heute kennt man von den Culmitzscher und Ronneburger Lagerstätten 244
Mineralarten, somit gehört Ronneburg zu den bedeutenden deutschen
Mineralfundpunkten. Viele dieser Funde sind im Naturkundemuseum Gera zu
besichtigen.

Dolomit mit Baryt (Dolomit als Pseudomorphose nach Calcit)
Bergbaubetrieb Paitzdorf, Uranerzrevier Ronneburg, Thüringen, 16,5×10,5 cm,
Sammlung Museum für Naturkunde Gera
© Museum für Naturkunde Gera Bild vergrößern Uraninit (Anschliff, Uraninit als
„Füllmaterial“ zwischen dem korrodierten Kieselschiefer)
Bergbaubetrieb Schmirchau, Uranerzrevier Ronneburg, Thüringen, 12×8,5×4 cm,
Sammlung Museum für Naturkunde Gera
© Museum für Naturkunde Gera Bild vergrößern Quarz mit Calcit und Dolomit
Tagebau Lichtenberg, Uranerzrevier Ronneburg, Thüringen, 12,5×8,5 cm, Sammlung
Museum für Naturkunde Gera
© Museum für Naturkunde Gera Bild vergrößern Wavellit radialstrahlig auf
Kieselschiefer
Tagebau Lichtenberg, Uranerzrevier Ronneburg, Thüringen, Fund 1961, 17,5×9,5 cm,
Sammlung Museum für Naturkunde Gera
© Museum für Naturkunde Gera Bild vergrößern
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Annerose Kirchner: Spurlos verschwunden. Dörfer in Thüringen – Opfer des
Uranabbaus, Christoph Links Verlag GmbH Berlin, Seite 150/151
2:07
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HALDENRUTSCH GESSEN

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
1:21

Das Bild Der Haldenrutsch bei Gessen erzählt von einem historischen Ereignis. In
einfachen, abstrakten Zeichen wird auf die Katastrophe hingewiesen, die 1966 zur
Zerstörung des Dorfes Gessen führte. Eine besonders hoch aufgetürmte Halde
rutschte auf das Dorf zu und begrub Friedhof und Straßen und machte viele Häuser
unbewohnbar. Der Wiederaufbau erschien kostspielig, dennoch versuchte man die
Halde zu sichern und das Dorf zu retten. Die Gessener selbst entschieden sich
jedoch mehrheitlich, das Dorf im Austausch von Entschädigungszahlungen
aufzugeben.

In schwarzen, dramatischen Farben schildert das Bild dieses Ereignis als ein
trauriges Beispiel des sonst so heroisch dargestellten Uranabbaus der Wismut,
der als eines der wichtigsten Zeichen für die Deutsch-Sowjetische Freundschaft
und die wirtschaftliche Weiterentwicklung der sozialistischen Länder stand.

Alle Dynamik der Farben und Formen zielen auf den linken unteren Teil des
Bildes. Das schnelle „Fallen“ der großen Erdmassen, die Häuser, Bäume und Felder
unter sich begruben und ein Dorf letztlich vernichteten, welches eigentlich
nicht zur Zerstörung (wie andere) vorgesehen war, wird eindrücklich deutlich.
Das Ereignis kann als Rückschlag der Natur gesehen werden, die gegen die
Gewaltanwendung des Menschen aufbegehrt.

Die Erdmassen werden durch die wiederkehrenden Farben Pechschwarz, Türkis, Gelb
und Braun dargestellt und lassen spätestens jetzt einen Farbkosmos erkennen, den
Schwarzentrub für diesen Zyklus erstellt hat und ikonografisch wiederholt.

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> ”Im Oktober 1966 kam eine Halde durch zu hohe Feuchtigkeit ins Rutschen,
> direkt auf das Dorf zu. Bäume wurden mitgerissen, die Straße unpassierbar, die
> Schlammlawine erreichte auch den Hof des Schneidermeisters und kam dort zum
> Stoppen. Durch diese unheilvolle Katastrophe war der gesamte Ort direkt und
> indirekt extrem stark betroffen: Die Felder im Umfeld konnten nicht mehr
> bewirtschaftet werden. Der kontaminierte Boden war zu belastend für Mensch und
> Tier. Der Ort war nicht mehr lebensfähig, die Zufahrten versperrt, der
> Friedhof zerstört, es wurde evakuiert. Die Eisenbahnlinie musste umverlegt
> werden, neue Straßen und Wege entstanden. Das Tal wurde komplett umgestaltet.
> Das Dorf verschwand unter einer neu entstanden Abraumhalde. Das Gebiet hinter
> Stacheldraht wurde auch für mich zur terra incognita. Später, ab den 1980er
> Jahren haben mich die starken, strukturellen landschaftlichen Veränderungen
> durch die SDAG WISMUT auch künstlerisch beschäftigt.“

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Annerose Kirchner: Spurlos verschwunden. Dörfer in Thüringen – Opfer des
Uranabbaus, Christoph Links Verlag GmbH Berlin, Seite 153/154
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SPRENGUNG TAGEBAU LICHTENBERG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
0:48

Im Bild Sprengung wird eine weitere Gewaltanwendung dargestellt. In der Abfolge
der Bilder und der inneren Logik des Zyklus könnte man es als Gegenreaktion, als
Vergeltungstat des Menschen lesen, der den Haldenrutsch von Gessen, ein Ereignis
mit dem die Natur zurückschlug, mit einer permanenten Wundzufügung an ihr, nun
begleicht.

Für die Erweiterung des Ronneburger Uranabbaugebietes und zum Vordringen in die
unteren Schichten wurden Sprengungen von hartem oder unwegsamen Gelände oder
Erdschichten vorgenommen. Die Sprengungen waren weithin in der Umgebung zu hören
und stehen einerseits für den menschlichen Erfolg in der Bezwingung der Natur
wie auch für die Verwundung dieser durch eine extrem rabiate und gewaltvolle
Methode.

Das Bild stellt die terrassenförmige Gestaltung des Abraumes dar, der durch die
Sprengungen bzw. die temporäre Gestaltung des Geländes entstand. Um die
tonnenschweren Maschinen im Gelände und die Sedimente bewegen zu können, mussten
befahrbare Wege angelegt werden. Der Abbau wurde im Drei-Schichtsystem
durchgeführt, da jeder Stillstand der Maschinen hohe Kosten verursachte und das
In-Fahrt-Kommen der Bagger viel Zeit verschlang.

Die großen Eruptionen, die eine Sprengung auslöste, zeigt die linke Seite des
Bildes, bei der Sedimente in die Luft geschleudert werden. Die schwarzen Töne
stellen dagegen die terrassenförmige Struktur des Geländes dar. Auch hier
begegnen dem Betrachter wieder die gelb-grünlichen Farbflächen der Scheinwerfer,
die die nächtliche Szenerie erleuchteten und das Unerbittliche dieser Arbeit
deutlich machen. Die Fallbewegungen, die die farblichen Strukturen links
anzeigen, verdeutlichen die Dynamik und die Wucht mit der die Erdmassen in die
Höhe geschleudert wurden. Eine vernichtende Kraft, die jedoch alleinig zum Ziel
hatte, den „Schatz“ ans Tageslicht zu bringen.

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STUDIEN ZUM TAGEBAU

Im Tagebau (Studie), 2017, Kreide, Bleistift auf Kopie, 18×21 cm Bild vergrößern
Im Tagebau I (Studie), 2017, Kreide, Faserstift über Kopie, 17,5×25,5 cm Bild
vergrößern Sprengung im Tagebau (Studie), 2017, Kreide über Entwurfskopie,
18,5×25,5 cm Bild vergrößern Sprengung im Tagebau Lichtenberg (Studie) 2017,
Pastell, Farbstift auf Papier, 19×24,5 cm Bild vergrößern Tagebau (Studie),
2017, Faserstift, Kreide über Kopie, 17,7×21 cm Bild vergrößern Tagebau
Lichtenberg (Studie), 2017, Blei, Kreide Collage auf Papier, 19×25 cm Bild
vergrößern
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Annerose Kirchner: Spurlos verschwunden. Dörfer in Thüringen – Opfer des
Uranabbaus, Christoph Links Verlag GmbH Berlin, Seite 157/158
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LICHTENBERG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
0:53

Das Bild Lichtenberg tritt im Gegensatz zu allen bisher betrachteten Werken in
Distanz zu den Ereignissen des Uranabbaus und stellt wie auf einem klassischen
Landschaftsgemälde den Ort des Geschehens, den Tagebau Lichtenberg dar. Die vier
markanten Halden, Wahrzeichen der Region Ronneburg, stehen im Hintergrund. Davor
erstreckt sich die malträtierte Erde, in die eine Schneise gegraben wurde. Am
Rand werden die Restflächen erkennbar, die wie Uferformationen das wasserlose
Erdmeer einfassen.

Im Bild wird ein Gegensatz deutlich, der gleichzeitig als Wahrheit und Utopie,
als Hässlichkeit und Schönheit interpretiert werden kann. Zeigt die durchwühlte
Erde im Vordergrund den Zustand der Landschaft, werden Gewühl, Mischung und
Chaos durch die unterschiedlichen Farbtöne und -aufträge deutlich, so vermittelt
der Hintergrund, d. h. die weniger angetastete Natur, Ruhe, fast Sanftheit. Soll
hier ein Wunsch, eine Vision verdeutlicht werden? Oder ist diese Darstellung
auch als Konzept für die Suche nach einer Schönheit in dieser geschundenen
Landschaft zu lesen? Sollte hier also eher von „geschundenen Land-Stücken“ die
Rede sein, die wie Inseln aus der sonst unberührten Natur herausfallen?

Unbestritten ist, dass das Gelände des Ronneburger Uranabbau eine Adresse war,
zu der nur „die Wismuter“, sozial privilegiert und heroisiert, Zugang hatten und
über deren Vorkommnisse aus dem Arbeitsalltag nicht berichtet werden durfte. Die
Gegend und ihre Menschen waren dadurch jedoch auch ausgegrenzt und auf
gefährlichen Eilanden ‚festgehalten‘.

Interessant wäre zu bestimmen, ob der dargestellte gelbliche Himmel der Himmel
der chemischen Verschmutzung und der radioaktiven Strahlen ist. Oder der der
Sonne, die die Erde wärmt und damit einen doch auch positiven Blick auf diese
verlorene Landschaft wirft.

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SKIZZEN UND STUDIEN DER KEGELHALDEN

Blick vom Reuster Turm aus 2004, 2017, Faserstift, Kreide über Kopie, 24×27 cm
Bild vergrößern Kegelhalden 04 (Skizze), 2017, Kreide auf Papier, 19×25 cm Bild
vergrößern Renaturierung (Studie), 2017, Collage auf Papier, 15,5×21 cm Bild
vergrößern Tagebau Lichtenberg, 2017, Kreide Collage auf Kopie, 20,8×16,5 cm
Bild vergrößern Tagebau Lichtenberg (Studie), 2017, Kopie des ersten Entwurfs,
28×35 cm Bild vergrößern Tagebau mit Kegelhalden (Studie), 2017, Farbstift,
Kopie auf Papier, 26×28,5 cm Bild vergrößern Tagebau mit Kegelhalden (Studie),
2017, Kreide über Kopie, 26×28,5 cm Bild vergrößern
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> ” Die Wismut GmbH – das bundeseigene Unternehmen mit Sitz in Chemnitz übernahm
> 1991 die Aufgabe eines der schwierigsten Umweltprojekte in Europa der
> Gegenwart. Die intensive Sanierung der radioaktiv und kontaminierten
> Betriebsflächen der vormaligen SDAG Wismut, diese war immerhin der viertgrößte
> Uranproduzent aller Zeiten. Es sollte im Auftrag der Bundesregierung eine
> Wiederbelebung dieser Landschaft stattfinden, welche völlig vernichtet
> erschien. Das Tagebaurestloch Lichtenberg wurde das zentrale Objekt aller
> übertägigen Sanierungsmaßnahmen der Wismut im Ronneburger Raum. Bereits 1990
> begann die Umlagerung der Gessenhalde in dieses Tagebaurestloch. Die
> renaturierten Uranerzbergbaulandschaften um Ronneburg und die Parkanlagen der
> ehemals wohlhabenden Industrie- und Residenzstadt Gera bildeten 1995 den
> Ausgangspunkt für erste Planungen, diese Region zur Durchführung der BUGA zu
> nutzen. “


KENNZAHLEN ZUR WISMUT

Unter Führung der sowjetischen Militärverwaltung begann die systematische Suche
nach Uranlagerstätten zunächst im Erzgebirge und ab 1950 im Raum Ronneburg. Die
bekannten radonhaltigen Quellen – Urquelle, Schwefel-, Rasen- und Eulenhofer
Quelle – bildeten den Ausgangspunkt dazu. Das Uran wurde von 1946 bis 1953 von
der UdSSR nicht bezahlt, es galt als Reparationsleistung.

1947
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Bildung der Sowjetischen Aktiengesellschaft SAG WISMUT

1949
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Zündung der ersten sowjetischen Atombombe in Semipalatinsk/Kasachstan

1950ER
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Anfang der 1950er Jahre entstehen im Ronneburger Raum die Bergwerke Lichtenberg,
Schmirchau und Reust.

1953
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Die DDR und die UdSSR unterzeichnen Abkommen über die Umwandlung von SAG Wismut
in SDAG WISMUT.

1958
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Mit der Auffahrung des Uranerzbergbaus Lichtenberg beginnt die Umweltzerstörung
auch Übertage. Durch endogene Brände müssen die heißen Gesteinsmassen abgelöscht
werden, bevor diese mit Kippern zur Halde gefahren und abgedeckt werden.

20.10.1966
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Rutschung der Nordhalde auf Gessen: innerhalb von 20 Minuten rutschen 3 Mio.
Kubikmeter mit einer Länge von 650 m und einer Höhe von 70 m ab. Direkt
betroffen sind die Ortsverbindungstraße Ronneburg–Gessen, mehrere Gebäude und
der Friedhof von Gessen.

Rutschung der Nordhalde, Blick auf Wohnhaus und Scheune: die Haldenmassen sind
um die Gebäude gerutscht und haben einen im Vordergrund liegenden Teich total
verschüttet.
© Wismut Archiv GmbH Bild vergrößern

1976
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Abschluss der Gewinnungsarbeiten im Tagebau: maximale Tiefe ca. 230 m,
Tagebauvolumen ca. 150 Mio. Kubikmeter. Der entstandene Krater bleibt bis 1990
nahezu unberührt und das zentrale Objekt aller übertägigen Sanierungsmaßnahmen
im Raum Ronneburg mit einer verbleibenden Tiefe von 150 m, einer Länge von
1600 m und einer Breite von nahezu 1000 m.

Uranbergbau in der SDAG-Wismut
© dpa/akg Images Purkiss-Archive Bild vergrößern Bohrarbeiten unter Tage
© Wismut GmbH Bild vergrößern

31.12.1990
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Der Uranerzbergbau wird eingestellt und hinterlässt tiefgreifende Schädigungen
der Umwelt. Die DDR belegte bis dahin den vierten Rang der Uran-Weltproduktion
mit 216.000 Tonnen, die seit 1946 in Sachsen und Thüringen produziert und in die
damalige UdSSR geliefert wurden. Der Krater des Tagebaus Lichtenberg, die
umliegenden Halden und die Betriebsanlagen sind nun die offenkundigen Merkmale
und ein Erbe des Uranerzbergbaus. Halden und Tagebau stellen eine noch schwere
Gefahrenquelle durch Rutschungen an den Böschungen dar. Die in den Tagbau
zurückgekippten Steine enthalten noch radioaktive Komponenten. Die Gessenhalde
mit dem höchsten Gefährdungsgrad im Ronneburger Raum und einem Volumen von
7,6 Mio. Kubikmetern wird von 1990 bis 1995 umgelagert.

1991
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Die UdSSR steigt per Staatsvertrag aus dem Unternehmen aus. Die SDAG Wismut geht
in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland über und es wird die Wismut GmbH
mit Sitz in Chemnitz gegründet. Seitdem fallen an den Wismut Standorten im
Rahmen der Sanierung noch 3350 Tonnen Uran an. Im Tagebau Lichtenberg gibt es im
Januar 1991 rund 1400 Kilometer offene Grubenbaue, 311 Mio. Kubikmeter Halden,
160 Mio. Kubikmeter radioaktive Schlämme. Der 84 Mio. Kubikmeter große Stauraum
des Tagebaurestloches reicht nicht aus, um die gesamten 133 Mio. Kubikmeter
Material aus der Halden- und Flächensanierung sowie dem Abbruch der
Betriebsanlagen unterzubringen. Mit dem überschüssigen Material wird eine
Erhebung, die Schmirchauer Höhe, errichtet. Die Arbeit an den industriellen
Absetzanlagen dauert bis 2028 an. Hier lagern die Rückstände aus der
Aufbereitung der Uranerze. Die Ausgaben bis 2020 liegen bei ca. 6,8 Milliarden
Euro, davon 3,6 Milliarden Euro in Thüringen. Das 2020 aktualisierte
Sanierungsprogramm reicht bis ins Jahr 2050 und benötigt nochmals 2,1 Milliarden
Euro vom Bund. Die Bergbaubehörde stimmt einer Tagebauverfüllung zu: über
18 Jahre verfüllt Europas größte Kipperflotte den Tagebau mit Tagesleistung von
40.000 Kubikmetern Material.

Landschaft um Ronneburg, 1991 Bild vergrößern Sanierung des Tagebaus durch die
Wismut GmbH Bild vergrößern

2005
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Die Kegelhalden Paitzdorf werden als die letzten der insgesamt 12 Halden in den
Tagebau umgelagert.

Lichtenberger Kanten, 2005 Bild vergrößern

2007
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In der ehemaligen Sperrzone Tagebau Lichtenberg entsteht ein
Wald-Offenland-Biotop-Mix von mehr als 500 Hektar. Die Gestaltung der Neuen
Landschaft Ronneburg auf dem Gelände des ehemaligen Uranerztagebaus ist
einmalig. Anläßlich der BUGA können über eine Million Besucher diese erleben.

2008
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Die Haldenumlagerung wird abgeschlossen: 135 Millionen Kubikmeter Material
wurden auf dem Gelände des ehemaligen Tagebaus Lichtenberg eingelagert.

2014
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Der Aufschüttkörper Tagebau Lichtenberg besitzt nachweislich eine regionale
Bedeutung als Lebensraum für Avifauna im Biotopverbund von der
Ronneburg-Seelingstätter Hochfläche zum Sprotte-Hügelland.

2020
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Bis jetzt wurden ca. 12,5 Mio. Kubikmeter Wasser gereinigt. Die Wassererfassung
und -behandlung bleibt eine wesentliche Aufgabe.

2021
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In 29 Jahren haben Bohrtrupps 8000 Kilometer textile Dochte in die schluffigen
Schlämme der industriellen bsetzerhalden gedrückt. Im Juni 2021 erfolgt ein
letzter Transport von Natururan aus deutschen Bergwerken. Mit der Ausstellung
Für die Menschen. Für die Umwelt. 30 Jahre Wismut GmbH wird der
gigantischeTransformationsprozess für die Bergbaufolgelandschaft dokumentiert.

Blick zum Lichtenberger Kanten Bild vergrößern Schmirchauer Höhe Bild vergrößern
Blick ins Gessental Bild vergrößern


RONNEBURG.SEMIPALATINSK
LANDSCHAFT UND MENSCH IM WECHSEL IHRER WIRKUNGEN

Essay von Jörg Wunderlich

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VERMESSUNG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
1:13

Das Bild Vermessung bricht mit allen bisherigen Darstellungsmustern. Über die
Natur wird ein Raster der Geraden und der Unterteilungen gelegt. Zeitlich
springt der Künstler nun in die Nachwendezeit als der Uranabbau aufgrund seiner
Umwelt- und Gesundheitsschäden gestoppt und das Land für eine Umnutzung
vorbereitet wird. Das Bild zeigt die planerischen Überlegungen, die
Maßfertigkeit und die Methoden mit denen die Entscheidung, wie mit diesem
Landstrich verfahren werden soll, vorbereitet wurde.

Alle Linien treffen sich in einem Punkt — die Suche nach dem Ziel scheint
unaufhaltsam und nicht schwer. Gab es Diskussionen, wie mit der Gestaltung
dieser völlig verlorenen Landschaft zu verfahren sei? Gab es Ideenvorschläge?
Alternativen? Wurden die ehemaligen Arbeiter*innen gefragt, die anschließend in
dieser Landschaft weiterleben sollen?

Die gewählten Farben versprechen Hoffnung — ein freudiges Rot, lichtes Grün,
hoffnungsvolles Gelb rasen nach einem Muster auf einen Punkt in der Ferne zu.
Davor — wie aufgeklebt wirkend — ein schematisches Abbild der Vergangenheit, die
man überwinden will.

Das Bild vermittelt die Schau neuer Visionen, auf die der Betrachter von seinem
Standpunkt aus hinter dem Geländer im Vordergrund blickt. Wie auf einem Ausguck
mit Blick in die Ferne ist dennoch die Weitsicht durch einen schwarzen Himmel
oder eine schwarze Wand verdeckt. Auch Planungen haben Grenzen und manchmal
werden auch Visionen in Rastern gedacht.

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STUDIEN ZUR NEUEN LANDSCHAFT

Neue Landschaft (Studie), 2017, Acryl, Kreide auf Papier, 50×64,5 cm Bild
vergrößern Neue Landschaft (Studie), 2017, Faserstift, Kreide über Kopie,
20×28,5 cm Bild vergrößern Neue Landschaft Ronneburg (Studie), 2017, Kreide,
Faserstift über Kopie, 16,8×18,3 cm Bild vergrößern Schmirchauer Höhe (Skizze),
2020, Bleistift, 10×14 cm Bild vergrößern Gedächtnisskapelle im Gessental
(Skizze), 2022, Bleistift, 11×13 cm Bild vergrößern
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DER BERGBAUVEREIN RONNEBURG E.V.

Der Bergbauverein Ronneburg e.V. wurde am 1. Juli 1998 gegründet. Neben der
Erhaltung und Pflege der Bergbautraditionen Ostthüringens und der technischen
Zeitzeugnisse der SDAG WISMUT für die Nachwelt wirkt der Verein an der
Popularisierung der Geschichte des Uranerzbergbaues der SDAG WISMUT mit.

Auf einer über 400 m2 großen Ausstellungsfläche im Schaubergwerk des Vereins
werden Wissenswertes über Bergbautechnologien vermittelt und Einblicke in den
untertägigen Bergbau im Ronneburger Revier und die Arbeit der Kumpel in den
ehemaligen Uranerzgruben der SDAG Wismut gezeigt. Weiterhin pflegt der Verein
das technische Denkmal Schacht 407, welches das Maschinenhaus und das
Schachtgebäude als übertägige Anlagen umfasst.

Weitere Informationen zum Verein und die Öffnungszeiten des Museums finden Sie
hier.

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REVITALISIERUNG

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
0:49

Als Erweiterung des Bildes Vermessung kann das Bild Revitalisierung gesehen
werden. Die Pläne sind nun konkret und der Aufriss der neuen Landschaft in
hoffnungsvollen Farben wie Wiesengrün und Flussblau gemalt. In sich
überlagernden Ebenen sind verschiedene Ansichten übereinander gelegt und
verdeutlichen wie an einer Pinnwand das kommende Geschehen. Doch der Planer
schaut durch zwei Stangen auf die Collage seiner Vision. Ist sein Blick
verstellt oder geben sie ihm Halt, weil sie an das Rohrleitungssystem der
Vergangenheit erinnern?

In der linken Bildhälfte wird die Ziellandschaft dargestellt: Statt schwelender
Halden, die für einige Generationen Heimat bedeuteten und Identität stifteten,
wird nun ein romantisches Landschaftsbild aus sanft gestaffelten Hügeln
anvisiert, die ein Konzept von Landschaft verdeutlichen, dass die
westeuropäische Kultur im 19. Jahrhundert kreierte. Die Postkarte ist das
nützlichste Produkt davon. Und ähnlich wie bei der Zerstörung der Landschaft
oder dem Anlegen der nötigen Infrastruktur für den Uranabbau wird die
Topographie wieder am Reißbrett nach menschlichen Wünschen gestaltet und
instrumentalisiert. Nicht mehr als Ressourcenspender soll dieses Land-Stück nun
dienen, sondern als Naherholungsgebiet für den stressgeplagten Städter, der am
Wochenende oder im Urlaub seine Freizeit dort verbringen will. Leider verfolgt
auch dieses Konzept, dass die Landschaft nicht als ihrer selbst Willen versteht,
die Nutzung dieser für wirtschaftliche Zwecke. Statt Uran spendet sie nun eben
Geld für die Kassen der Gemeinde, wenn Urlauber*innen und Tagesausflügler*innen
Gastronomie und Hotelerie nutzen. Warum überlässt man die Natur nicht einfach
mal sich selbst?

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Gessental, 2015, Acryl, Kreide auf Leinwand, 70×100 cm

> ” Anlässlich der BUGA 2007 wurde dann auch die Neue Landschaft im Gebiet
> zwischen Gera und Ronneburg als ein Gebiet für Freizeit und Erholung frei
> gegeben. Dennoch besteht weiterhin eine Sanierungsnotwendigkeit, um
> auftretende Nachfolgeschäden beseitigen und kontrollieren zu können. So sind
> die Flutung der Bergbauschächte bis heute ein andauerndes Betätigungsfeld, das
> möglichst ohne neue Umweltbelastungen ablaufen sollte. Die Landschaft um Gera
> hat in den letzten Jahrzehnten schmerz-hafte Eingriffe und umfassende
> Veränderungen erfahren, welche neue Spuren hinterlassen werden. Für das nun
> entstandene Landschaftsbauwerk ist eine vorwiegend forstwirtschaftliche
> Nutzung vorgesehen. Das aktuelle Sanierungs-programm blickt bis in das Jahr
> 2050. Mit dem Bilderzyklus, möchte ich auf diese Landschaft reagieren, welche
> mich biografisch stark beeinflusst hat und welche ebenso zu einem Stück
> lebenswerter Heimat geworden ist. “

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DEN BODEN BEREITEN

2017, Acryl auf Leinwand, 120×140 cm
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Wolfgang Schwarzentrub
zum Bild
0:59

Im Bild Den Boden bereiten sind Strukturen von Plänen noch leicht zu erkennen,
ist der Eingriff des Menschen nicht gänzlich verdeckt. Doch die bunte
Farbenpracht, die hoffnungsvolle, blumige Weise des Farbauftrages lassen in
diesem Bild ein naturnahes, lebendiges Land-Stück evozieren, dessen
Vergangenheit wirklich vergangen scheint. Nur an wenigen Stellen deuten die
schwarzen Flächen auf die dunklen Zeiten, auf die Wunden und Höhlen, die unter
der rosig bewachsenen Wiese noch immer liegen. Die künstlich angehäufte
Schmierchauer Höhe trägt dazu bei, das Gelände abwechslungsreich und touristisch
interessant zu gestalten, da sie Ausblicke und „Höhenwanderwege“ ermöglicht. Der
Plan ist aufgegangen — das Konzept der Revitalisierung ist geglückt?

Auf den ersten Blick mag dies stimmen, doch Langzeiterfahrungen von
Revitalisierungsprojekten zeigen immer, dass die Natur ertragenes Leid nicht so
schnell vergisst und dass Flora und Fauna nicht auf Kopfdruck und ohne
Rückschläge anzusiedeln sind. Der Klimawandel addiert die Herausforderungen, die
auf solchen Projekten liegen. Es ist auch zu fragen, ob eine Revitalisierung
immer heißen muss, dass alle vergangenen Schandtaten überdeckt und unsichtbar
gemacht werden müssen. Die Spuren ihrer Nutzung sind der Landschaft
eingeschrieben und treten immer wieder hervor — egal wie viele Erdschichten
aufgetragen werden um eine romantische Vorstellung von Natur zu gestalten.

Der Künstler wirft in diesem letztem Bild des Zyklus einen janusköpfigen Blick
in die Zukunft, einen hoffnungsvollen und gleichzeitig fragenden, den nur die
Zukunft selbst beantworten kann.

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Erwachen, 2016, Acryl, Kreide auf Papier, 100×70 cm Erwachen II, 2016, Acryl,
Kreide auf Papier, 100×70 cm

> ” Mein Anliegen war es, kein anschauliches Abbild einer Landschaft im Sinne
> von Früher und Heute zu schaffen. Also ganz bewusst keine konkreten
> landschaftlichen Situationen und Eindrücke wiederzugeben. Die zunächst
> entstandenen farbigen Studienblätter, die Gegenständlichkeit in den Skizzen
> waren Anlass um in eine zunehmende Abstrahierung und in eine neue Bildordnung
> zu gelangen. Schein-topografische Linien, figurative Ahnungen, Licht und
> Schatten bildende Formen fließen in die nun entstehenden Landstücke ein.
> Dieser Zyklus ist eine intensivierte Erweiterung meines malerischen
> Themengebietes Verlorene Landschaft, welches mich seit 2008 beschäftigt. “
> 
> Wolfgang Schwarzentrub
> 1954 geboren, lebt und arbeitet freischaffend in Gera
> 
>  * seit 2008: ATELIER GALERIE UFERLOS
>  * Studienreisen mehrfach Frankreich, Italien
>  * 1992–2000: Mitglied der Künstlergruppe „schistko jedno“ mit
>    Produzentengalerie KUNST RAUM GERA
>  * Diplom-Museologe (FH)
>  * seit 1991: Mitglied Verband Bildender Künstler Thüringen und Bundesverband
>    Bildender Künstler und Künstlerinnen, Arbeitsgebiete: Malerei, Grafik,
>    Objekte, Installation
>  * zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, Arbeiten in öffentlichen und
>    privaten Sammlungen
> 
> www.kuenstler-thueringen.de

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Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

V22-06-07-2
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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RONNEBURG.SEMIPALATINSK
LANDSCHAFT UND MENSCH IM WECHSEL IHRER WIRKUNGEN

Essay von Jörg Wunderlich

Die Landschaft ermöglicht und prägt als geografischer Bezugsraum das Leben der
in ihr lebenden Menschen. Umgekehrt ist sie als Bühne menschlicher Handlungen
aber auch Produkt ihrer Einflüsse und Gestaltungen. Offiziell werden in
Deutschland mehr als zwanzig Landschaftstypen unterschieden, von denen die
allermeisten als Kulturlandschaften, also genutzte Landschaften gelten1. Auch
das Wort Landschaft selbst hatte ursprünglich weniger mit Natur zu tun als mit
ihrer Einhegung und Nutzbarmachung. Erst die jüngere Kunst- und Kulturgeschichte
brachte die Kategorie ‚Landschaft‘ als ästhetisch aufgefassten Erfahrungsraum
hervor.

Der Kulturphilosoph Georg Simmel schrieb 1913, dass Landschaft noch nicht damit
gegeben sei, „dass allerhand Dinge nebeneinander auf einem Stück Erdboden
ausgebreitet sind und unmittelbar angeschaut werden.“2 Das Bewusstsein für
Landschaft müsse vielmehr „ein neues Ganzes, Einheitliches haben, über die
Elemente hinweg, an ihre Sonderbedeutungen nicht gebunden und aus ihnen nicht
mechanisch zusammengesetzt.“ Was wir als Landschaft wahrneh- men und wie wir sie
wahrnehmen, ist demnach abhängig von kulturellen Prägungen, von individuellen
und kollektiven Erfahrungen. Als menschliche Subjekte erzeugen wir die
Landschaft in unseren Köpfen, konstruieren sie aus dem, was wir vorfinden,
bereits wissen und gesehen haben. Simmel nennt diesen Wahrnehmungsvorgang einen
„eigentümlichen geistigen Prozess“3. Neben jeder individuell wahrgenommenen
Landschaft müssen also auch unendlich viele weitere ungesehene existieren.

Wenn wir uns in eine Landschaft begeben, können wir ihre Elemente über die Sinne
erfahren. Sie riecht, tönt, ist begehbar, enthält Formen und Struktur. Es gibt
sogar unmittelbare physiologische und psychische Reaktionen auf ihr Erleben.
Beim Spaziergang in einem Waldgebiet senkt sich nachweislich der Blutdruck, die
Herzfrequenz und die Konzentration von Stresshormonen.4 Terpene als aromatische
Botenstoffe verändern Gehirnvorgänge, wirken immunstimulierend.5 Naturgeräusche,
wie wir sie etwa in Flusslandschaften zu hören bekommen, lassen das
Schmerzempfinden sinken und die kognitive Leistungsfähigkeit ansteigen.6 Ein
weiterer Schlüsselreiz mit vielfältigen Wirkungen ist die Farbe. Der
Farbforscher Axel Buether schreibt, dass es unmöglich ist, Farbe losgelöst von
Gefühlen und Assoziationen wahrzunehmen und begründet das mit der Physiologie
des Sehapparates. Der „Datenstrom der Farbsignale“7 führe direkt durch den
Thalamus, ein Gehirnareal, das als „Tor zum Bewusstsein“ für Emotionen
verantwortlich ist. Noch bevor wir also den Farbton des Meeres, eines
Gewerbegebietes oder einer Nebellandschaft bewusst wahrnehmen, haben wir diesen
schon gefühlt und erleben die psychischen und körperlichen Reaktionen darauf —
bis hin zu Veränderungen der Körpertemperatur.

Die subtileren wechselseitigen Einflüsse zwischen Mensch und Landschaft, mit
denen sich Künstler oder Geomanten beschäftigen, gelten als weniger objektiv.
Vertraut sind uns aber ihre Symboliken, die wir je nach kultureller Prägung
verinnerlicht haben und mit der wir rückwirkend die Landschaft betrachten und
deuten. Landschaft wird so zum Spiegel und kann als offen oder verschlossen,
karg oder üppig, schroff oder sanft, dramatisch oder lyrisch empfunden werden.
Umweltpsychologen und Kulturanthropologen erforschen solche assoziativen
Wechselwirkungen und holen diese zurück in den Raum der objektiven Wissenschaft.
Die weiträumige norddeutsche Landschaft beispielsweise vermittelt den dort
Lebenden laut einer Umfrage ein Gefühl von Freiheit8. Und ein internationales
Forscherteam fand heraus, dass Menschen in Bergregionen im Vergleich zu Personen
aus flacheren Regionen emotional stabiler, aber auch introvertierter sind.9

Natürliche Landschaften unterliegen einer fortwährenden Wandlung durch Erosion
oder die Einflüsse der Biosphäre. Der Mensch hat technologische Kräfte
entfaltet, die in ihrer Dynamik alle anderen Einflüsse übersteigen. Selbst
klimatische Veränderungen oder Naturkatastrophen lassen sich kaum noch als vom
Menschen getrennte Phänomene wahrnehmen. Es gibt nicht wenige Wissenschaftler,
die für die Idee eines Erdzeitalters namens „Anthropozän“ plädieren — einer
ganzen geologischen Epoche benannt nach dem Lebewesen, das die Gestalt der
äußeren Hülle des Planeten prägt. Die Landschaft als einen zu bewahrenden Schatz
zu begreifen, ist eine Haltung die unserer derzeitigen Lebensweise widerspricht.
Kategorien wie ‚heilig‘ oder ‚unantastbar‘ finden keine Anwendung; alles ist im
Widerstreit der Interessen auszuhandeln. Die Belange des Schutzes unterliegen so
in vielen Fällen dem wirtschaftlichen Willen, aus einer Landschaft eine
auszubeutende Ressource zu machen oder Infrastrukturprojekte in ihr zu
realisieren. Autobahnen zerschneiden Flussauen, Bohrer perforieren Grasland,
Hotelbauten bepflastern Küstenstreifen, Sojaplantagen verdrängen Regenwald.

Der noch junge Fachbegriff ‚Solastalgie‘ bezeichnet ein Verlustgefühl, das
Menschen belastet, wenn sie Veränderungen und Zerstörung ihres heimatlichen
Lebensraumes erleben müssen — etwa durch Katastrophen und Krieg, aber auch durch
Rodungen, Bergbau oder Industrialisierung. Als sich die Umgebung der Kurstadt
Ronneburg im Zuge der bergbaulichen Erschließung nach 1949 rasant zu verändern
begann, stand dieses Wort noch nicht zur Verfügung. In der Logik des beginnenden
Kalten Krieges war die Möglichkeit der Förderung von Uran gleichbedeutend mit
der Frage der Existenz. Nur wer genug Uran förderte und zu waffenfähigem
Material aufbereitete, so die Logik der Abschreckung, konnte sicher gehen nicht
angegriffen zu werden. Der mineralische Schatz unter Ronneburg, das größte
Uranvorkommen Europas, bestimmte das Schicksal der Kulturlandschaft nahe der
Stadt. Das Gessental zwischen Gera und Ronneburg ähnelte zuvor den
idealtypischen Sonntagslandschaften des 19.Jahrhundert, die mit Wörtern wie
„lieblich“ und „idyllisch“ umschrieben werden konnten. Das Motiv einer
Wassermühle fand sich gleich mehrfach in ihr, ebenso mäandernde Bachläufe,
Felsvorsprünge und Bauminseln. In dieser Umgebung entstand nun mit dem Tagebau
Lichtenberg eine riesige Vertiefung von bis zu 240 Metern, eine Landschaft des
terrassenförmigen Aushubs und der künstlichen Ausstülpung. Als „Pyramiden von
Ronneburg“ beherrschten vier spitzkeglige schwarzgraue Abraumhalden weithin den
Blick. Mehrere landschaftsprägende bäuerliche Ortschaften mussten dem
heranrückenden Tagebau weichen, für den bis zu 150 Millionen Kubikmeter Erdmasse
bewegt wurden, dem 60-fachen Volumen der Cheopspyramide.

Mythologisch ist der Bergbau mit Erzählungen von schwer zugänglichen
Höhlenlandschaften verbunden, in denen Schätze von Elementargeistern bewacht
werden. Uranerz wurde bei Ronneburg nicht nur im offenen Tagebau, sondern auch
unterirdisch abgebaut. Die von den Wismutkumpeln erlebte Untertagelandschaft
stellte sich vermutlich wie eine Antipode zur Urlaubslandschaft von Zinnowitz
dar. Statt in einer organischen Umwelt bewegten sie sich in schwarzglänzenden
mineralischen Erzschichten, durchzogen von Rohrleitungen und Schienensträngen,
statt lichthafter Weite erlebten sie horizontlose Begrenztheit und Dunkelheit
der Stollengänge, statt sauberer Atemluft inhalierten sie radioaktiven Staub.
Insgesamt nahmen die verzweigten Untertage-Landschaften der WISMUT eine Länge
von mehreren tausend Kilometern ein10. Der aus dem Dunkeln gehobene Schatz, das
Uran, hatte wiederum selbst das Potenzial, Landschaften zu verändern — durch die
atomaren Explosionen, die es ermöglichte. Die Region um Semipalatinsk in
Kasachstan wurde in der Ära der oberirdischen Atomtests übersät mit künstlichen
Kratern und ähnelt heute in Teilen der Mondoberfläche. Die
Landschaftsverwüstungen des Atomzeitalters durchziehen die gesamte
Produktionskette — von der bergbaulichen Förderung und Aufbereitung bis zur
Anwendung in Reaktoren oder Bomben und der anschließenden „Entsorgung“. Ein
apokalyptisches Paradox ist, dass die Sperrzone um Tschernobyl heute ein in
Europa einmaliges Paradies für Pflanzen und Wildtiere darstellt.

„Unzerschnitten“ oder „unverritzt“ — diese Wörter, mit denen in der
Landschaftsökologie naturnah gebliebene Räume bezeichnet werden, sind ein
Vokabular, das auf ein Bewusstsein von Verletzung hinweist. Die
Tagebaulandschaft von Ronneburg war eine offenkundige Verwundung einer über
Jahrtausende gewachsenen Kulturlandschaft. In ihrer sprungartigen Metamorphose
ähnelte sie einer Katastrophe. Die „Folgelandschaft“ kann diese weder heilen
noch ungeschehen machen. Nach erheblichen Anstrengungen und einem langjährigen
Renaturierungsprogramm entstand bei Ronneburg eine weitläufige, wie offenes
Grasland anmutende Freizeit- und Erinnerungslandschaft. In der Wahrnehmung
dieser „Neuen Landschaft“ ist die Episode des Uranbergbaus enthalten. Ein Teil
der unterirdischen Stollenlandschaften ist als Schaubergwerk für die
Öffentlichkeit erlebbar. Als symbolträchtige Nachfolgeindustrie entstand im
Gelände der größte Solarpark Thüringens. Die identitätsstiftenden Kegelhalden,
die während der Wismut-Ära zu neuen Wahrzeichen der Region wurden, sind wieder
abgetragen und verfüllt worden. Dafür erhebt sich ein neuer künstlicher Berg,
der die größte natürliche Erhebung der Gegend um mehrere Meter überragt. Das
Gessental zwischen Ronneburg und Gera konnte biologisch und auch landschaftlich
in einer beachtlichen Vielfalt wieder erblühen.

Die neue Landschaft Ronneburg ist Ausdruck einer gewachsenen Sensibilität der
Gesellschaft für Landschaftsschäden. Sie birgt deshalb eine Hoffnung, dass es
der Menschheit gelingt, die natürliche Umwelt mit der Industriekultur zu
versöhnen. Der naturzerstörerische Uranbergbau findet jetzt außerhalb
Deutschlands statt. Im mitteldeutschen Revier heißt der neue ungehobene Schatz
heute Lithiumsalz und wartet im Osterzgebirge auf seine Erschließung. Die Frage,
wem dieser Schatz gehört und wer ihn hebt ist ein Politikum, aber kaum
Gegenstand gesellschaftlicher Diskussion. Nach wie vor nimmt das Bergbaurecht
mit seinem Zugriff auf Landschaften eine hoheitliche Sonderstellung ein.

 * 1 Bundesamt für Naturschutz
   https://www.bfn.de/themen/biotop-und-landschaftsschutz/schutzwuerdige-landschaften/landschaftstypen.html
 * 2 Georg Simmel: Philosophie der Landschaft, ersch. in: Die Güldenkammer. Eine
   bremische Monatsschrift, herausgegeben von Sophie Dorothea Gallwitz, Gustav
   Friedrich Hartlaub und Hermann Smidt, 3.Jg., 1913, Heft II
 * 3 a.a.O.
 * 4 Quelle: Techniker Krankenkasse
   https://www.tk.de/techniker/magazin/lifestyle/wald-gut-fuer-gesundheit-
   2067166?tkcm=ab
 * 5 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/besuch-bei-dr-wald/
 * 6 Rachel T. Buxton: A synthesis of health benefits of natural sounds and
   their distribution in national parks,
   https://www.pnas.org/content/118/14/e2013097118
 * 7 Axel Buether, Die geheimnisvolle Macht der Farbe, 2020, S.67
 * 8
   https://www.researchgate.net/publication/242738553_Heimat_Umwelt_und_Risiko_an_der_deutschen_Nordseekuste
 * 9 https://www.nature.com/articles/s41562-020-0930-x
 * 10
   https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/wismut-broschuere.pdf?__blob=publicationFile&v=9

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